aus Körpern wirklich Strahlen herausfliessen, indem sie einzig und allein von dem strahlenden Punkte oder von irgend einer Schwingung beflügelt, oder auf eine andere Weise zu einer graden Linie gebogen werden.
Da diese Strahlen gerade Linien sind, und aus ei- nem Mittelpunkte herkommen, so siehet man, daß in die- sem Mittelpunkte der Lichtstrom am aller dichtesten sein müsse, und daß daher die Dichtigkeit des Lichtes immer mehr und mehr abnehme, wie die quadrirten Durchmes- ser der Kugeln grösser werden, welche die Strahlen anfül- len (b): und daß sich also die Kraft des Lichts im Fortgehen schwäche, obgleich das Licht selbst überhaupt nicht schwächer wird (c). Man siehet nemlich leicht ein, weil die Strah- len einander gleich sind, und alle auf einerlei Art leuchten (d), daß sich die Kraft des Lichts wie die Anzahl der Strahlen verhalten werde. Dieses ist folglich die Ursa- che, warum auch leuchtende Objecte, welche von uns zu weit entfernet sind, uns entweder nicht mehr leuchtend schei- nen, wie die Milchstrasse und verschiedene Haufen von Ne- belsternen, oder daß sie endlich unserm Gesichte gar ent- gehen. Es läst sich nemlich unser Auge, welches an eine gewisse Stärke des Lichts gewöhnet ist, von einer ge- ringern Menge Lichtstrahlen nicht in Bewegung sezzen. Diese Schwächung des Lichts, wird durch die Undurch- sichtigkeit zwischenliegender Körper, und diese Undurchsich- tigkeit ist so gar in der Luft nicht geringe, sehr befördert. Es nimmt aber das Licht ab, wenn es durch dunkle Plat- ten durchgehet, nicht wie die Dichtigkeiten dieser Plat- ten, sondern wie die Logarithmen der Dichtigkeiten (f).
(e)
Diese
(b)[Spaltenumbruch]MUSSCHENBROECK Instit. n. 1075. PORTERFIELD II. pag. 398. 399. 400. &c. Andere viel stärker, in schneller wachsender Proportion. Wie die achte Dig- nität der Zahl, welche die Distanz angiebt, nach der Hist. de l'Acad. 1735. p. 7.
(c)SMITH n. 93 94.
(d)[Spaltenumbruch]S'GRAVEZANDE n. 3123.
(f)BUGUER Sect. II.
(e)PORTERFIELD I. p. 399. SMITH n. 93. 94. Es würde schon blos an der Luft eine vollkommne Undurchsichtigkeit entstehen, wenn die Atmosphaer 227 Meilen dikker wäre. BOUGUER p. 85.
III. Abſchnitt. Die Farben.
aus Koͤrpern wirklich Strahlen herausflieſſen, indem ſie einzig und allein von dem ſtrahlenden Punkte oder von irgend einer Schwingung befluͤgelt, oder auf eine andere Weiſe zu einer graden Linie gebogen werden.
Da dieſe Strahlen gerade Linien ſind, und aus ei- nem Mittelpunkte herkommen, ſo ſiehet man, daß in die- ſem Mittelpunkte der Lichtſtrom am aller dichteſten ſein muͤſſe, und daß daher die Dichtigkeit des Lichtes immer mehr und mehr abnehme, wie die quadrirten Durchmeſ- ſer der Kugeln groͤſſer werden, welche die Strahlen anfuͤl- len (b): und daß ſich alſo die Kraft des Lichts im Fortgehen ſchwaͤche, obgleich das Licht ſelbſt uͤberhaupt nicht ſchwaͤcher wird (c). Man ſiehet nemlich leicht ein, weil die Strah- len einander gleich ſind, und alle auf einerlei Art leuchten (d), daß ſich die Kraft des Lichts wie die Anzahl der Strahlen verhalten werde. Dieſes iſt folglich die Urſa- che, warum auch leuchtende Objecte, welche von uns zu weit entfernet ſind, uns entweder nicht mehr leuchtend ſchei- nen, wie die Milchſtraſſe und verſchiedene Haufen von Ne- belſternen, oder daß ſie endlich unſerm Geſichte gar ent- gehen. Es laͤſt ſich nemlich unſer Auge, welches an eine gewiſſe Staͤrke des Lichts gewoͤhnet iſt, von einer ge- ringern Menge Lichtſtrahlen nicht in Bewegung ſezzen. Dieſe Schwaͤchung des Lichts, wird durch die Undurch- ſichtigkeit zwiſchenliegender Koͤrper, und dieſe Undurchſich- tigkeit iſt ſo gar in der Luft nicht geringe, ſehr befoͤrdert. Es nimmt aber das Licht ab, wenn es durch dunkle Plat- ten durchgehet, nicht wie die Dichtigkeiten dieſer Plat- ten, ſondern wie die Logarithmen der Dichtigkeiten (f).
(e)
Dieſe
(b)[Spaltenumbruch]MUSSCHENBROECK Inſtit. n. 1075. PORTERFIELD II. pag. 398. 399. 400. &c. Andere viel ſtaͤrker, in ſchneller wachſender Proportion. Wie die achte Dig- nitaͤt der Zahl, welche die Diſtanz angiebt, nach der Hiſt. de l’Acad. 1735. p. 7.
(c)SMITH n. 93 94.
(d)[Spaltenumbruch]S’GRAVEZANDE n. 3123.
(f)BUGUER Sect. II.
(e)PORTERFIELD I. p. 399. SMITH n. 93. 94. Es wuͤrde ſchon blos an der Luft eine vollkommne Undurchſichtigkeit entſtehen, wenn die Atmoſphaer 227 Meilen dikker waͤre. BOUGUER p. 85.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0941"n="923"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">III.</hi> Abſchnitt. Die Farben.</hi></fw><lb/>
aus Koͤrpern wirklich Strahlen herausflieſſen, indem ſie<lb/>
einzig und allein von dem ſtrahlenden Punkte oder von<lb/>
irgend einer Schwingung befluͤgelt, oder auf eine andere<lb/>
Weiſe zu einer graden Linie gebogen werden.</p><lb/><p>Da dieſe Strahlen gerade Linien ſind, und aus ei-<lb/>
nem Mittelpunkte herkommen, ſo ſiehet man, daß in die-<lb/>ſem Mittelpunkte der Lichtſtrom am aller dichteſten ſein<lb/>
muͤſſe, und daß daher die Dichtigkeit des Lichtes immer<lb/>
mehr und mehr abnehme, wie die quadrirten Durchmeſ-<lb/>ſer der Kugeln groͤſſer werden, welche die Strahlen anfuͤl-<lb/>
len <noteplace="foot"n="(b)"><cb/><hirendition="#aq">MUSSCHENBROECK Inſtit.<lb/>
n. 1075. PORTERFIELD II. pag.<lb/>
398. 399. 400. &c.</hi> Andere viel<lb/>ſtaͤrker, in ſchneller wachſender<lb/>
Proportion. Wie die achte Dig-<lb/>
nitaͤt der Zahl, welche die Diſtanz<lb/>
angiebt, nach der <hirendition="#aq">Hiſt. de l’Acad.<lb/>
1735. p.</hi> 7.</note>: und daß ſich alſo die Kraft des Lichts im Fortgehen<lb/>ſchwaͤche, obgleich das Licht ſelbſt uͤberhaupt nicht ſchwaͤcher<lb/>
wird <noteplace="foot"n="(c)"><hirendition="#aq">SMITH n.</hi> 93 94.</note>. Man ſiehet nemlich leicht ein, weil die Strah-<lb/>
len einander gleich ſind, und alle auf einerlei Art leuchten<lb/><noteplace="foot"n="(d)"><cb/><hirendition="#aq">S’GRAVEZANDE n.</hi> 3123.</note>, daß ſich die Kraft des Lichts wie die Anzahl der<lb/>
Strahlen verhalten werde. Dieſes iſt folglich die Urſa-<lb/>
che, warum auch leuchtende Objecte, welche von uns zu<lb/>
weit entfernet ſind, uns entweder nicht mehr leuchtend ſchei-<lb/>
nen, wie die Milchſtraſſe und verſchiedene Haufen von Ne-<lb/>
belſternen, oder daß ſie endlich unſerm Geſichte gar ent-<lb/>
gehen. Es laͤſt ſich nemlich unſer Auge, welches an<lb/>
eine gewiſſe Staͤrke des Lichts gewoͤhnet iſt, von einer ge-<lb/>
ringern Menge Lichtſtrahlen nicht in Bewegung ſezzen.<lb/>
Dieſe Schwaͤchung des Lichts, wird durch die Undurch-<lb/>ſichtigkeit zwiſchenliegender Koͤrper, und dieſe Undurchſich-<lb/>
tigkeit iſt ſo gar in der Luft nicht geringe, ſehr befoͤrdert.<lb/>
Es nimmt aber das Licht ab, wenn es durch dunkle Plat-<lb/>
ten durchgehet, nicht wie die Dichtigkeiten dieſer Plat-<lb/>
ten, ſondern wie die Logarithmen der Dichtigkeiten <noteplace="foot"n="(f)"><hirendition="#aq">BUGUER Sect. II.</hi></note>.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Dieſe</fw><lb/><noteplace="foot"n="(e)"><hirendition="#aq">PORTERFIELD I. p. 399.<lb/>
SMITH n.</hi> 93. 94. Es wuͤrde ſchon<lb/>
blos an der Luft eine vollkommne<lb/>
Undurchſichtigkeit entſtehen, wenn<lb/>
die Atmoſphaer 227 Meilen dikker<lb/>
waͤre. <hirendition="#aq">BOUGUER p.</hi> 85.</note><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[923/0941]
III. Abſchnitt. Die Farben.
aus Koͤrpern wirklich Strahlen herausflieſſen, indem ſie
einzig und allein von dem ſtrahlenden Punkte oder von
irgend einer Schwingung befluͤgelt, oder auf eine andere
Weiſe zu einer graden Linie gebogen werden.
Da dieſe Strahlen gerade Linien ſind, und aus ei-
nem Mittelpunkte herkommen, ſo ſiehet man, daß in die-
ſem Mittelpunkte der Lichtſtrom am aller dichteſten ſein
muͤſſe, und daß daher die Dichtigkeit des Lichtes immer
mehr und mehr abnehme, wie die quadrirten Durchmeſ-
ſer der Kugeln groͤſſer werden, welche die Strahlen anfuͤl-
len (b): und daß ſich alſo die Kraft des Lichts im Fortgehen
ſchwaͤche, obgleich das Licht ſelbſt uͤberhaupt nicht ſchwaͤcher
wird (c). Man ſiehet nemlich leicht ein, weil die Strah-
len einander gleich ſind, und alle auf einerlei Art leuchten
(d), daß ſich die Kraft des Lichts wie die Anzahl der
Strahlen verhalten werde. Dieſes iſt folglich die Urſa-
che, warum auch leuchtende Objecte, welche von uns zu
weit entfernet ſind, uns entweder nicht mehr leuchtend ſchei-
nen, wie die Milchſtraſſe und verſchiedene Haufen von Ne-
belſternen, oder daß ſie endlich unſerm Geſichte gar ent-
gehen. Es laͤſt ſich nemlich unſer Auge, welches an
eine gewiſſe Staͤrke des Lichts gewoͤhnet iſt, von einer ge-
ringern Menge Lichtſtrahlen nicht in Bewegung ſezzen.
Dieſe Schwaͤchung des Lichts, wird durch die Undurch-
ſichtigkeit zwiſchenliegender Koͤrper, und dieſe Undurchſich-
tigkeit iſt ſo gar in der Luft nicht geringe, ſehr befoͤrdert.
Es nimmt aber das Licht ab, wenn es durch dunkle Plat-
ten durchgehet, nicht wie die Dichtigkeiten dieſer Plat-
ten, ſondern wie die Logarithmen der Dichtigkeiten (f).
Dieſe
(e)
(b)
MUSSCHENBROECK Inſtit.
n. 1075. PORTERFIELD II. pag.
398. 399. 400. &c. Andere viel
ſtaͤrker, in ſchneller wachſender
Proportion. Wie die achte Dig-
nitaͤt der Zahl, welche die Diſtanz
angiebt, nach der Hiſt. de l’Acad.
1735. p. 7.
(c) SMITH n. 93 94.
(d)
S’GRAVEZANDE n. 3123.
(f) BUGUER Sect. II.
(e) PORTERFIELD I. p. 399.
SMITH n. 93. 94. Es wuͤrde ſchon
blos an der Luft eine vollkommne
Undurchſichtigkeit entſtehen, wenn
die Atmoſphaer 227 Meilen dikker
waͤre. BOUGUER p. 85.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 923. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/941>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.