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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

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II. Abschnitt. Erscheinungen.
Schwere seines Körpers nebst 150 Pfunden blos an den
zween Biegemuskeln eines einzigen Fingers hängen hatte.

Man mus dieses so verstehen, daß einer oder etliche
wenige Muskeln ihre gewisse Kräfte haben, und es thut
bei unsrer Rechnung keinen Eintrag, daß einige berümte
Männer (k) die beständigen willkürlichen Kräfte im
Menschen 70 Pfunden gleich schäzzen, welche, innerhalb
einer Sekunde einen Fus hoch aufgehoben worden. Sie
reden nämlich von der Last, welche diese Kräfte lange Zeit
und mit Bestand aufzuheben vermögend wären, da ich
hingegen von denjenigen Kräften schreibe, welche diese
Muskeln ohngefehr auszuüben tüchtig sind.

Endlich so übersteigen die Kräfte der Jnsekten unsre
Maaße um ein Ausserordentliches, so wie sie an der Reiz-
barkeit die grossen Thiere selbst übertreffen; indem ein
Floh eine Last, die 70 bis 80 mal schwerer als er selbst
wiegt, fortschleppt (k*), da ein Pferd schwerlich über
2000 Pfunde (k**), das ist, ohngefehr eine dreimal
schwerere Last, als es selbst wiegt, zu ziehen vermag.

§. 27.
Die Muskeln können sich nicht mit ihrer ge-
sammten Kraft offenbaren.
1. Weil sie dem Ruhepunkte zu nahe liegen.

Wir haben bisher nur den allerkleinsten Theil von
derjenigen Gewalt betrachtet, welche in den Muskeln
liegt. Diesen haben wir dergestalt mit angehängten Ge-
wichtern verglichen, daß wir annahmen, wie sich die
ganze Kraft eines Muskels mit Nuzzen anstrenge, um

das
(k) [Spaltenumbruch] BOISSIER de l'inflam-
mat. p.
229.
(k*) VALISNER
Oper. T. III. p. 445. ROBERT.
HOOCKE p.
210. von der schnel-
len Bewegung der Käsemilbe, in-
[Spaltenumbruch] dem sie den Kopf am Schwanze
abstöst. Davon besiehe die Abbil-
dung bei dem GRIENDEL
F. 3. t. 3. pag.
31.
(k**) DESAGUL p. 283.

II. Abſchnitt. Erſcheinungen.
Schwere ſeines Koͤrpers nebſt 150 Pfunden blos an den
zween Biegemuſkeln eines einzigen Fingers haͤngen hatte.

Man mus dieſes ſo verſtehen, daß einer oder etliche
wenige Muſkeln ihre gewiſſe Kraͤfte haben, und es thut
bei unſrer Rechnung keinen Eintrag, daß einige beruͤmte
Maͤnner (k) die beſtaͤndigen willkuͤrlichen Kraͤfte im
Menſchen 70 Pfunden gleich ſchaͤzzen, welche, innerhalb
einer Sekunde einen Fus hoch aufgehoben worden. Sie
reden naͤmlich von der Laſt, welche dieſe Kraͤfte lange Zeit
und mit Beſtand aufzuheben vermoͤgend waͤren, da ich
hingegen von denjenigen Kraͤften ſchreibe, welche dieſe
Muſkeln ohngefehr auszuuͤben tuͤchtig ſind.

Endlich ſo uͤberſteigen die Kraͤfte der Jnſekten unſre
Maaße um ein Auſſerordentliches, ſo wie ſie an der Reiz-
barkeit die groſſen Thiere ſelbſt uͤbertreffen; indem ein
Floh eine Laſt, die 70 bis 80 mal ſchwerer als er ſelbſt
wiegt, fortſchleppt (k*), da ein Pferd ſchwerlich uͤber
2000 Pfunde (k**), das iſt, ohngefehr eine dreimal
ſchwerere Laſt, als es ſelbſt wiegt, zu ziehen vermag.

§. 27.
Die Muſkeln koͤnnen ſich nicht mit ihrer ge-
ſammten Kraft offenbaren.
1. Weil ſie dem Ruhepunkte zu nahe liegen.

Wir haben bisher nur den allerkleinſten Theil von
derjenigen Gewalt betrachtet, welche in den Muſkeln
liegt. Dieſen haben wir dergeſtalt mit angehaͤngten Ge-
wichtern verglichen, daß wir annahmen, wie ſich die
ganze Kraft eines Muſkels mit Nuzzen anſtrenge, um

das
(k) [Spaltenumbruch] BOISSIER de l’inflam-
mat. p.
229.
(k*) VALISNER
Oper. T. III. p. 445. ROBERT.
HOOCKE p.
210. von der ſchnel-
len Bewegung der Kaͤſemilbe, in-
[Spaltenumbruch] dem ſie den Kopf am Schwanze
abſtoͤſt. Davon beſiehe die Abbil-
dung bei dem GRIENDEL
F. 3. t. 3. pag.
31.
(k**) DESAGUL p. 283.
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[79/0097] II. Abſchnitt. Erſcheinungen. Schwere ſeines Koͤrpers nebſt 150 Pfunden blos an den zween Biegemuſkeln eines einzigen Fingers haͤngen hatte. Man mus dieſes ſo verſtehen, daß einer oder etliche wenige Muſkeln ihre gewiſſe Kraͤfte haben, und es thut bei unſrer Rechnung keinen Eintrag, daß einige beruͤmte Maͤnner (k) die beſtaͤndigen willkuͤrlichen Kraͤfte im Menſchen 70 Pfunden gleich ſchaͤzzen, welche, innerhalb einer Sekunde einen Fus hoch aufgehoben worden. Sie reden naͤmlich von der Laſt, welche dieſe Kraͤfte lange Zeit und mit Beſtand aufzuheben vermoͤgend waͤren, da ich hingegen von denjenigen Kraͤften ſchreibe, welche dieſe Muſkeln ohngefehr auszuuͤben tuͤchtig ſind. Endlich ſo uͤberſteigen die Kraͤfte der Jnſekten unſre Maaße um ein Auſſerordentliches, ſo wie ſie an der Reiz- barkeit die groſſen Thiere ſelbſt uͤbertreffen; indem ein Floh eine Laſt, die 70 bis 80 mal ſchwerer als er ſelbſt wiegt, fortſchleppt (k*), da ein Pferd ſchwerlich uͤber 2000 Pfunde (k**), das iſt, ohngefehr eine dreimal ſchwerere Laſt, als es ſelbſt wiegt, zu ziehen vermag. §. 27. Die Muſkeln koͤnnen ſich nicht mit ihrer ge- ſammten Kraft offenbaren. 1. Weil ſie dem Ruhepunkte zu nahe liegen. Wir haben bisher nur den allerkleinſten Theil von derjenigen Gewalt betrachtet, welche in den Muſkeln liegt. Dieſen haben wir dergeſtalt mit angehaͤngten Ge- wichtern verglichen, daß wir annahmen, wie ſich die ganze Kraft eines Muſkels mit Nuzzen anſtrenge, um das (k) BOISSIER de l’inflam- mat. p. 229. (k*) VALISNER Oper. T. III. p. 445. ROBERT. HOOCKE p. 210. von der ſchnel- len Bewegung der Kaͤſemilbe, in- dem ſie den Kopf am Schwanze abſtoͤſt. Davon beſiehe die Abbil- dung bei dem GRIENDEL F. 3. t. 3. pag. 31. (k**) DESAGUL p. 283.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/97>, abgerufen am 21.11.2024.