und daß dieser Eintritt (f), in einer Breite von den vier- ten Theil der Linie blind sei (g): Bernoulli verglich die- se Stelle mit dem siebenten Theil dis Diameters des Aug- apfels (h).
Folglich erhellet daräus sehr leicht, warum die Seh- achse nicht dem Eintritte des Sehnerven grade gegen über liegt. Denn wenn sich die Sache so verhielte, so wür- den wir alle Objecten durchlöchert sehen, und dieses merk- te bereits Peter Herigonius ehedem, daß es aus der Jnsertion des zu seiner Zeit so genannten Pori, und aus der Blindheit folgen müste. Jch glaube auch eben nicht, daß sich am Meerkalbe (i), oder im Stachelschweine eine Ausnahme von der Regel finden sollte, und daß die Jn- sertion der Sehnerven mit der Sehachse zusammen passen werde.
Es liegt aber der blinde Ort vielmehr nach inwendig zu, als das Ende der Sehachse, als daß es mehr auswärts sollte gesuchet werden, weil wir gemeiniglich, wenn wir eine Sache genau besehen wollen, das Auge einwärts kehren, wenn wir nemlich lesen, feine Geschäfte verrich- ten, und uns beider Augen bedienen wollen. Jn dieser Verwendung des Auges, verlieren wir das Object nie- mals, es sei denn, daß sich eine Verhinderung, welches sich aber selten zuträgt, an der Nase zeigt: Denn in allen andern Fällen, sehen wir wenigstens mit einem Auge doch. Es ermüdet auch ein Sehnerve viel weniger, wenn er an einer Stelle einwärts inserirt ist, als er sich span- nend ermüden würde, wofern er von aussen inserirt, der- jenigen Bewegung folgen müste, wodurch die Sehachsen vereinigt werden (k).
§. 5.
(f)[Spaltenumbruch]HAMBERGER p. 538. 539. PORTERFIELD l. c. p. 224. &c. KRUGER de sensat. p. 21. CAM- PER de visu p. 8.
(g)Le CAT p. 390.
(h)[Spaltenumbruch]pag. 315.
(i)PARISINI, PORTERFIELD l. c. T. II. p. 252.
(k)HAMBERGER p. 544.
Das Sehen. XVI. Buch.
und daß dieſer Eintritt (f), in einer Breite von den vier- ten Theil der Linie blind ſei (g): Bernoulli verglich die- ſe Stelle mit dem ſiebenten Theil dis Diameters des Aug- apfels (h).
Folglich erhellet daraͤus ſehr leicht, warum die Seh- achſe nicht dem Eintritte des Sehnerven grade gegen uͤber liegt. Denn wenn ſich die Sache ſo verhielte, ſo wuͤr- den wir alle Objecten durchloͤchert ſehen, und dieſes merk- te bereits Peter Herigonius ehedem, daß es aus der Jnſertion des zu ſeiner Zeit ſo genannten Pori, und aus der Blindheit folgen muͤſte. Jch glaube auch eben nicht, daß ſich am Meerkalbe (i), oder im Stachelſchweine eine Ausnahme von der Regel finden ſollte, und daß die Jn- ſertion der Sehnerven mit der Sehachſe zuſammen paſſen werde.
Es liegt aber der blinde Ort vielmehr nach inwendig zu, als das Ende der Sehachſe, als daß es mehr auswaͤrts ſollte geſuchet werden, weil wir gemeiniglich, wenn wir eine Sache genau beſehen wollen, das Auge einwaͤrts kehren, wenn wir nemlich leſen, feine Geſchaͤfte verrich- ten, und uns beider Augen bedienen wollen. Jn dieſer Verwendung des Auges, verlieren wir das Object nie- mals, es ſei denn, daß ſich eine Verhinderung, welches ſich aber ſelten zutraͤgt, an der Naſe zeigt: Denn in allen andern Faͤllen, ſehen wir wenigſtens mit einem Auge doch. Es ermuͤdet auch ein Sehnerve viel weniger, wenn er an einer Stelle einwaͤrts inſerirt iſt, als er ſich ſpan- nend ermuͤden wuͤrde, wofern er von auſſen inſerirt, der- jenigen Bewegung folgen muͤſte, wodurch die Sehachſen vereinigt werden (k).
§. 5.
(f)[Spaltenumbruch]HAMBERGER p. 538. 539. PORTERFIELD l. c. p. 224. &c. KRUGER de ſenſat. p. 21. CAM- PER de viſu p. 8.
(g)Le CAT p. 390.
(h)[Spaltenumbruch]pag. 315.
(i)PARISINI, PORTERFIELD l. c. T. II. p. 252.
(k)HAMBERGER p. 544.
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Das Sehen. XVI. Buch.
und daß dieſer Eintritt (f), in einer Breite von den vier-
ten Theil der Linie blind ſei (g): Bernoulli verglich die-
ſe Stelle mit dem ſiebenten Theil dis Diameters des Aug-
apfels (h).
Folglich erhellet daraͤus ſehr leicht, warum die Seh-
achſe nicht dem Eintritte des Sehnerven grade gegen uͤber
liegt. Denn wenn ſich die Sache ſo verhielte, ſo wuͤr-
den wir alle Objecten durchloͤchert ſehen, und dieſes merk-
te bereits Peter Herigonius ehedem, daß es aus der
Jnſertion des zu ſeiner Zeit ſo genannten Pori, und aus
der Blindheit folgen muͤſte. Jch glaube auch eben nicht,
daß ſich am Meerkalbe (i), oder im Stachelſchweine eine
Ausnahme von der Regel finden ſollte, und daß die Jn-
ſertion der Sehnerven mit der Sehachſe zuſammen paſſen
werde.
Es liegt aber der blinde Ort vielmehr nach inwendig
zu, als das Ende der Sehachſe, als daß es mehr auswaͤrts
ſollte geſuchet werden, weil wir gemeiniglich, wenn wir
eine Sache genau beſehen wollen, das Auge einwaͤrts
kehren, wenn wir nemlich leſen, feine Geſchaͤfte verrich-
ten, und uns beider Augen bedienen wollen. Jn dieſer
Verwendung des Auges, verlieren wir das Object nie-
mals, es ſei denn, daß ſich eine Verhinderung, welches
ſich aber ſelten zutraͤgt, an der Naſe zeigt: Denn in allen
andern Faͤllen, ſehen wir wenigſtens mit einem Auge
doch. Es ermuͤdet auch ein Sehnerve viel weniger, wenn
er an einer Stelle einwaͤrts inſerirt iſt, als er ſich ſpan-
nend ermuͤden wuͤrde, wofern er von auſſen inſerirt, der-
jenigen Bewegung folgen muͤſte, wodurch die Sehachſen
vereinigt werden (k).
§. 5.
(f)
HAMBERGER p. 538. 539.
PORTERFIELD l. c. p. 224. &c.
KRUGER de ſenſat. p. 21. CAM-
PER de viſu p. 8.
(g) Le CAT p. 390.
(h)
pag. 315.
(i) PARISINI, PORTERFIELD
l. c. T. II. p. 252.
(k) HAMBERGER p. 544.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 958. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/976>, abgerufen am 22.11.2024.
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