Es haben unter den neuern Franzosen viele (s) für den Mariotti gedacht, und es bedienet sich der berühm- te von S. Yves dieses Grundes, daß der Regenbogen von übermäßigen Lichte, enger würde, der Regenbogen aber sei nicht ein Fortsazz von der Nezzhaut, sondern von der Aderhaut, und es sei offenbar, daß der Eindrukk des Lichts auf eben diejenige Membran geschehe, an welcher von diesem Lichte die Bewegung erfolget. Dieses hat der berühmte Nicolaus le Cat, vermöge seiner Hypothese so weit getrieben, daß die Nezzhaut, als ein Fortsazz dos Gehirns ohne Empfindung sei (t), und als ein durchsich- tiger Körper die Strahlen durchlassen sollen (u): Hinge- gen besizze die Aderhaut eine empfindliche Natur, und sie sei weil sie schwarz ist, geschikkt, Strahlen aufzufangen (x).
Andere haben die Nezzhaut dergestalt heruntergesezzt, daß sie nur ein Oberhäutchen (y) von der Aderhaut seie, und die eingefallene Strahlen des Lichts mäßigen soll.
Es glaubet auch der berühmte S. Yves das Bild in einem künstlichen Auge queer über auf die Aderhaut ge- worfen gesehen zu haben (z), und es hatte schon Sturm erwehnet, daß das Bild queer über diese Wand wegfal- le, wofern die Wand durchsichtig ist, auf der sich das Bild der Camera obscura mahlt (a).
Hierauf haben verschiedene verschiedenes geantwortet (b): Es sei die Nezzhaut in verschiedenen Thieren halb opac (c), oder wenigstens halb durchsichtig (d): Es ver-
längere
(s)[Spaltenumbruch]S. YVES c. 8. le CAT pag. 397. Auch TAYLOR c. 26. tot. pag. 210.
(t)pag. 392.
(u)pag. 394.
(x)p. 296. GRANDCLAS E. Chorioides visus organum imme- diatum.
(y)Le CAT p. 399. RIBE om ögonen p. 9. TAYLOR pag. 263. SIMSON obs. p. 254.
(z)[Spaltenumbruch]p. 38. Doch der Versuch ist nicht an einem finstern Ort gemacht.
(a)De camer. obscur. p. 9.
(b)P. dr la HIRE beim du HAMEL p. 73. Mem. de l'Acad. 1709. BAYLE p. 468. MORGAG- NI Epist. XVII. n. 35. Ange CHERUBIN optique BOERHAA- VIUS, PORTERFIELD &c.
(c) Am böwen du HAMFL corp. anim. L. II. c. 5.
(d)HAMBERGER p. 523. daß sie nicht verbrannt werde.
Das Sehen. XVI. Buch.
Es haben unter den neuern Franzoſen viele (s) fuͤr den Mariotti gedacht, und es bedienet ſich der beruͤhm- te von S. Yves dieſes Grundes, daß der Regenbogen von uͤbermaͤßigen Lichte, enger wuͤrde, der Regenbogen aber ſei nicht ein Fortſazz von der Nezzhaut, ſondern von der Aderhaut, und es ſei offenbar, daß der Eindrukk des Lichts auf eben diejenige Membran geſchehe, an welcher von dieſem Lichte die Bewegung erfolget. Dieſes hat der beruͤhmte Nicolaus le Cat, vermoͤge ſeiner Hypotheſe ſo weit getrieben, daß die Nezzhaut, als ein Fortſazz dos Gehirns ohne Empfindung ſei (t), und als ein durchſich- tiger Koͤrper die Strahlen durchlaſſen ſollen (u): Hinge- gen beſizze die Aderhaut eine empfindliche Natur, und ſie ſei weil ſie ſchwarz iſt, geſchikkt, Strahlen aufzufangen (x).
Andere haben die Nezzhaut dergeſtalt heruntergeſezzt, daß ſie nur ein Oberhaͤutchen (y) von der Aderhaut ſeie, und die eingefallene Strahlen des Lichts maͤßigen ſoll.
Es glaubet auch der beruͤhmte S. Yves das Bild in einem kuͤnſtlichen Auge queer uͤber auf die Aderhaut ge- worfen geſehen zu haben (z), und es hatte ſchon Sturm erwehnet, daß das Bild queer uͤber dieſe Wand wegfal- le, wofern die Wand durchſichtig iſt, auf der ſich das Bild der Camera obſcura mahlt (a).
Hierauf haben verſchiedene verſchiedenes geantwortet (b): Es ſei die Nezzhaut in verſchiedenen Thieren halb opac (c), oder wenigſtens halb durchſichtig (d): Es ver-
laͤngere
(s)[Spaltenumbruch]S. YVES c. 8. le CAT pag. 397. Auch TAYLOR c. 26. tot. pag. 210.
(t)pag. 392.
(u)pag. 394.
(x)p. 296. GRANDCLAS E. Chorioides viſus organum imme- diatum.
(y)Le CAT p. 399. RIBE om ögonen p. 9. TAYLOR pag. 263. SIMSON obſ. p. 254.
(z)[Spaltenumbruch]p. 38. Doch der Verſuch iſt nicht an einem finſtern Ort gemacht.
(a)De camer. obſcur. p. 9.
(b)P. dr la HIRE beim du HAMEL p. 73. Mém. de l’Acad. 1709. BAYLE p. 468. MORGAG- NI Epiſt. XVII. n. 35. Ange CHERUBIN optique BOERHAA- VIUS, PORTERFIELD &c.
(c) Am boͤwen du HAMFL corp. anim. L. II. c. 5.
(d)HAMBERGER p. 523. daß ſie nicht verbrannt werde.
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Das Sehen. XVI. Buch.
Es haben unter den neuern Franzoſen viele (s) fuͤr
den Mariotti gedacht, und es bedienet ſich der beruͤhm-
te von S. Yves dieſes Grundes, daß der Regenbogen
von uͤbermaͤßigen Lichte, enger wuͤrde, der Regenbogen
aber ſei nicht ein Fortſazz von der Nezzhaut, ſondern von
der Aderhaut, und es ſei offenbar, daß der Eindrukk des
Lichts auf eben diejenige Membran geſchehe, an welcher
von dieſem Lichte die Bewegung erfolget. Dieſes hat der
beruͤhmte Nicolaus le Cat, vermoͤge ſeiner Hypotheſe ſo
weit getrieben, daß die Nezzhaut, als ein Fortſazz dos
Gehirns ohne Empfindung ſei (t), und als ein durchſich-
tiger Koͤrper die Strahlen durchlaſſen ſollen (u): Hinge-
gen beſizze die Aderhaut eine empfindliche Natur, und ſie
ſei weil ſie ſchwarz iſt, geſchikkt, Strahlen aufzufangen (x).
Andere haben die Nezzhaut dergeſtalt heruntergeſezzt,
daß ſie nur ein Oberhaͤutchen (y) von der Aderhaut ſeie,
und die eingefallene Strahlen des Lichts maͤßigen ſoll.
Es glaubet auch der beruͤhmte S. Yves das Bild in
einem kuͤnſtlichen Auge queer uͤber auf die Aderhaut ge-
worfen geſehen zu haben (z), und es hatte ſchon Sturm
erwehnet, daß das Bild queer uͤber dieſe Wand wegfal-
le, wofern die Wand durchſichtig iſt, auf der ſich das
Bild der Camera obſcura mahlt (a).
Hierauf haben verſchiedene verſchiedenes geantwortet
(b): Es ſei die Nezzhaut in verſchiedenen Thieren halb
opac (c), oder wenigſtens halb durchſichtig (d): Es ver-
laͤngere
(s)
S. YVES c. 8. le CAT pag.
397. Auch TAYLOR c. 26. tot.
pag. 210.
(t) pag. 392.
(u) pag. 394.
(x) p. 296. GRANDCLAS E.
Chorioides viſus organum imme-
diatum.
(y) Le CAT p. 399. RIBE om
ögonen p. 9. TAYLOR pag. 263.
SIMSON obſ. p. 254.
(z)
p. 38. Doch der Verſuch iſt
nicht an einem finſtern Ort gemacht.
(a) De camer. obſcur. p. 9.
(b) P. dr la HIRE beim du
HAMEL p. 73. Mém. de l’Acad.
1709. BAYLE p. 468. MORGAG-
NI Epiſt. XVII. n. 35. Ange
CHERUBIN optique BOERHAA-
VIUS, PORTERFIELD &c.
(c) Am boͤwen du HAMFL corp.
anim. L. II. c. 5.
(d) HAMBERGER p. 523. daß
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 960. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/978>, abgerufen am 22.11.2024.
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