eine einzige Empfindung und eine einfache Vorstellung dieses Körpers entstehe.
Die Alten bedienten sich (e) um diese Erscheinung zu erklären der beiden Sehnerven.
Andere meinen, daß ein einziges entstehe, weil wir überhaupt nur mit einem Auge sehen (f), und alles dop- pelt sehen würden, wofern wir beide Augen brauchten. Andere sagen, weil die Seele das Object sehe, in dem Zwischendurchschnitte der Achse (f*) beider Augen.
Andere, weil die Fasern der Nezzhaut auf verschiede- ne Weise gespannt, und die äussersten Fasern des rechten Auges mit der äussersten des linken, so wie die innersten mit den innersten, und die übrigen mit ihren gleicharti- gen gespannt sind. Wenn daher an dem rechten und linken Auge, harmonische Seiten (g) von den Strahlen des sichtbaren Objects getroffen werden, so entstehet nur eine einzige Empfindung: Hingegen werden alle Dinge doppelt, wenn am rechten Auge andere, und am linken wieder andere Fasern getroffen werden. Die Neuern wißen dieses so zu deuten, daß sie die Fasern weglassen, und correspondirende Punkte an der Nezzhaut annehmen (h), welche in beiden Augen von gefärbten Strahlen ge- troffen werden, und sie glauben, daß sie Dinge doppelt sehen, wenn sich das Bild nicht in gleichartigen Punkte beider Augen abmahlet (i).
Andere läugnen überhaupt, daß man im Auge das Sehen verrichten könne, oder ausser den Augen, sondern
es
(e)[Spaltenumbruch]GALENUS de us. part. L. X. c. 14. Zu unsrer Zeit TAY- LOR mecan p. 106. 107. Wieder- legts PORTERFIELD I. p. 195.
(f)Le CLERC systeme art. 2. point de vue p. 42.
(f*)MUSSCHENBROECK, PORTERFIELD Essays of. Edimb. T. III. p. 233. on the Eye I. p. 195.
(h)La HIRF accidens de la vue p. 623. SMITH n. 137. BUFFON T. III. p. 310. KLAUHOLD vis. dupl. S' GRAVEZANDE n. 3105. HARTLEY p. 265. PORTERFIELD II. p. 309. Durch einen Versuch le CAT p. 427
(i)De la HIRE p. 540. &c.
Das Sehen. XVI. Buch.
eine einzige Empfindung und eine einfache Vorſtellung dieſes Koͤrpers entſtehe.
Die Alten bedienten ſich (e) um dieſe Erſcheinung zu erklaͤren der beiden Sehnerven.
Andere meinen, daß ein einziges entſtehe, weil wir uͤberhaupt nur mit einem Auge ſehen (f), und alles dop- pelt ſehen wuͤrden, wofern wir beide Augen brauchten. Andere ſagen, weil die Seele das Object ſehe, in dem Zwiſchendurchſchnitte der Achſe (f*) beider Augen.
Andere, weil die Faſern der Nezzhaut auf verſchiede- ne Weiſe geſpannt, und die aͤuſſerſten Faſern des rechten Auges mit der aͤuſſerſten des linken, ſo wie die innerſten mit den innerſten, und die uͤbrigen mit ihren gleicharti- gen geſpannt ſind. Wenn daher an dem rechten und linken Auge, harmoniſche Seiten (g) von den Strahlen des ſichtbaren Objects getroffen werden, ſo entſtehet nur eine einzige Empfindung: Hingegen werden alle Dinge doppelt, wenn am rechten Auge andere, und am linken wieder andere Faſern getroffen werden. Die Neuern wißen dieſes ſo zu deuten, daß ſie die Faſern weglaſſen, und correſpondirende Punkte an der Nezzhaut annehmen (h), welche in beiden Augen von gefaͤrbten Strahlen ge- troffen werden, und ſie glauben, daß ſie Dinge doppelt ſehen, wenn ſich das Bild nicht in gleichartigen Punkte beider Augen abmahlet (i).
Andere laͤugnen uͤberhaupt, daß man im Auge das Sehen verrichten koͤnne, oder auſſer den Augen, ſondern
es
(e)[Spaltenumbruch]GALENUS de uſ. part. L. X. c. 14. Zu unſrer Zeit TAY- LOR mecan p. 106. 107. Wieder- legts PORTERFIELD I. p. 195.
(f)Le CLERC ſyſteme art. 2. point de vue p. 42.
(f*)MUSSCHENBROECK, PORTERFIELD Eſſays of. Edimb. T. III. p. 233. on the Eye I. p. 195.
(h)La HIRF accidens de la vue p. 623. SMITH n. 137. BUFFON T. III. p. 310. KLAUHOLD viſ. dupl. S’ GRAVEZANDE n. 3105. HARTLEY p. 265. PORTERFIELD II. p. 309. Durch einen Verſuch le CAT p. 427
(i)De la HIRE p. 540. &c.
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Das Sehen. XVI. Buch.
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dieſes Koͤrpers entſtehe.
Die Alten bedienten ſich (e) um dieſe Erſcheinung zu
erklaͤren der beiden Sehnerven.
Andere meinen, daß ein einziges entſtehe, weil wir
uͤberhaupt nur mit einem Auge ſehen (f), und alles dop-
pelt ſehen wuͤrden, wofern wir beide Augen brauchten.
Andere ſagen, weil die Seele das Object ſehe, in dem
Zwiſchendurchſchnitte der Achſe (f*) beider Augen.
Andere, weil die Faſern der Nezzhaut auf verſchiede-
ne Weiſe geſpannt, und die aͤuſſerſten Faſern des rechten
Auges mit der aͤuſſerſten des linken, ſo wie die innerſten
mit den innerſten, und die uͤbrigen mit ihren gleicharti-
gen geſpannt ſind. Wenn daher an dem rechten und
linken Auge, harmoniſche Seiten (g) von den Strahlen
des ſichtbaren Objects getroffen werden, ſo entſtehet nur
eine einzige Empfindung: Hingegen werden alle Dinge
doppelt, wenn am rechten Auge andere, und am linken
wieder andere Faſern getroffen werden. Die Neuern
wißen dieſes ſo zu deuten, daß ſie die Faſern weglaſſen,
und correſpondirende Punkte an der Nezzhaut annehmen
(h), welche in beiden Augen von gefaͤrbten Strahlen ge-
troffen werden, und ſie glauben, daß ſie Dinge doppelt
ſehen, wenn ſich das Bild nicht in gleichartigen Punkte
beider Augen abmahlet (i).
Andere laͤugnen uͤberhaupt, daß man im Auge das
Sehen verrichten koͤnne, oder auſſer den Augen, ſondern
es
(e)
GALENUS de uſ. part. L.
X. c. 14. Zu unſrer Zeit TAY-
LOR mecan p. 106. 107. Wieder-
legts PORTERFIELD I. p. 195.
(f) Le CLERC ſyſteme art. 2.
point de vue p. 42.
(f*) MUSSCHENBROECK,
PORTERFIELD Eſſays of. Edimb.
T. III. p. 233. on the Eye I. p.
195.
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BRIGGS nouv. viſion theor.
RIGIS, ROUHAULT.
(h) La HIRF accidens de la vue
p. 623. SMITH n. 137. BUFFON
T. III. p. 310. KLAUHOLD viſ.
dupl. S’ GRAVEZANDE n. 3105.
HARTLEY p. 265. PORTERFIELD
II. p. 309. Durch einen Verſuch
le CAT p. 427
(i) De la HIRE p. 540. &c.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 976. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/994>, abgerufen am 22.11.2024.
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