§. 23. Die Speise wird vom Schlundkopfe auf- genommen.
Eben die Ursachen, die den Luftröhrenkopf in die Höhe heben, müssen zu gleicher Zeit auch den Schlund- kopf (a) aufheben können. Dieser erweitert sich aber, wenn er in die Höhe gezogen wird: und dieses um desto mehr, weil der von den Wirbelbeinen abgezogene, und nach vorne hin gerükkte Luftröhrenkopf (b) denjenigen Raum grösser macht, dessen Maas der Abstand der Hals- wirbelbeine von dem vordern Ende des Schlundkopfes ist. Doch es vergrössert auch zugleich die Zunge, wenn ihre Wurzel ein wenig vorwerts gerükktwird, die Höhlung des Schlundkopfes (c).
Jn diesen erweiterten Schlundkopf wird die Speise von der Zunge hinabgedrükkt, deren gröster Theil an den knochigen Gaumen angeschlossen ist; ihr hinterster aufgehobner Theil (d) presset die Speise, so ihm von den vordern Stellen zugeschoben worden, in den nächsten Raum über, der zu ihrem Empfange bereits offen steht.
Aus diesen Ursachen erhellet, daß die Zunge bei dem Herunterschlukken viel zu thun hat (e), und wenn sie sehr verwundet ist (f), so macht sie uns das Herunterschluk- ken schwer. Eine Frauensperson, der von der ganzen Zunge weiter nichts übrig geblieben war, als ein klein Stükkchen (g), konnte trokkne Sachen nicht anders her-
unter-
(a)[Spaltenumbruch]p. 73. &c. ALBIN. de de- glut. p. 23.
(b)ORIBAS p. 94. FABRICIUS de gula p. 33.
(c)ALBIN.
(d)CICERO de natura deor. L. II. p. 602. PETIT. Mem. de 1715. p. 145. 1716. p. 8. p. 494. ALBIN p. 13.
(e)[Spaltenumbruch]GREW connolog. sacr. p. 26.
(f) Von einer Bleikugel BAUSCH prooem haematol. p. 52.
(g)JUSSIEU Mem. de l'Acad. 1718. p. 8. Conf. ALBIN. de de- glutit. p. 12.
Weg zum Magen. XVIII. Buch.
§. 23. Die Speiſe wird vom Schlundkopfe auf- genommen.
Eben die Urſachen, die den Luftroͤhrenkopf in die Hoͤhe heben, muͤſſen zu gleicher Zeit auch den Schlund- kopf (a) aufheben koͤnnen. Dieſer erweitert ſich aber, wenn er in die Hoͤhe gezogen wird: und dieſes um deſto mehr, weil der von den Wirbelbeinen abgezogene, und nach vorne hin geruͤkkte Luftroͤhrenkopf (b) denjenigen Raum groͤſſer macht, deſſen Maas der Abſtand der Hals- wirbelbeine von dem vordern Ende des Schlundkopfes iſt. Doch es vergroͤſſert auch zugleich die Zunge, wenn ihre Wurzel ein wenig vorwerts geruͤkktwird, die Hoͤhlung des Schlundkopfes (c).
Jn dieſen erweiterten Schlundkopf wird die Speiſe von der Zunge hinabgedruͤkkt, deren groͤſter Theil an den knochigen Gaumen angeſchloſſen iſt; ihr hinterſter aufgehobner Theil (d) preſſet die Speiſe, ſo ihm von den vordern Stellen zugeſchoben worden, in den naͤchſten Raum uͤber, der zu ihrem Empfange bereits offen ſteht.
Aus dieſen Urſachen erhellet, daß die Zunge bei dem Herunterſchlukken viel zu thun hat (e), und wenn ſie ſehr verwundet iſt (f), ſo macht ſie uns das Herunterſchluk- ken ſchwer. Eine Frauensperſon, der von der ganzen Zunge weiter nichts uͤbrig geblieben war, als ein klein Stuͤkkchen (g), konnte trokkne Sachen nicht anders her-
unter-
(a)[Spaltenumbruch]p. 73. &c. ALBIN. de de- glut. p. 23.
(b)ORIBAS p. 94. FABRICIUS de gula p. 33.
(c)ALBIN.
(d)CICERO de natura deor. L. II. p. 602. PETIT. Mém. de 1715. p. 145. 1716. p. 8. p. 494. ALBIN p. 13.
(e)[Spaltenumbruch]GREW connolog. ſacr. p. 26.
(f) Von einer Bleikugel BAUSCH prooem haematol. p. 52.
(g)JUSSIEU Mém. de l’Acad. 1718. p. 8. Conf. ALBIN. de de- glutit. p. 12.
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Weg zum Magen. XVIII. Buch.
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Die Speiſe wird vom Schlundkopfe auf-
genommen.
Eben die Urſachen, die den Luftroͤhrenkopf in die
Hoͤhe heben, muͤſſen zu gleicher Zeit auch den Schlund-
kopf (a) aufheben koͤnnen. Dieſer erweitert ſich aber,
wenn er in die Hoͤhe gezogen wird: und dieſes um deſto
mehr, weil der von den Wirbelbeinen abgezogene, und
nach vorne hin geruͤkkte Luftroͤhrenkopf (b) denjenigen
Raum groͤſſer macht, deſſen Maas der Abſtand der Hals-
wirbelbeine von dem vordern Ende des Schlundkopfes
iſt. Doch es vergroͤſſert auch zugleich die Zunge, wenn
ihre Wurzel ein wenig vorwerts geruͤkktwird, die Hoͤhlung
des Schlundkopfes (c).
Jn dieſen erweiterten Schlundkopf wird die Speiſe
von der Zunge hinabgedruͤkkt, deren groͤſter Theil an
den knochigen Gaumen angeſchloſſen iſt; ihr hinterſter
aufgehobner Theil (d) preſſet die Speiſe, ſo ihm von den
vordern Stellen zugeſchoben worden, in den naͤchſten
Raum uͤber, der zu ihrem Empfange bereits offen ſteht.
Aus dieſen Urſachen erhellet, daß die Zunge bei dem
Herunterſchlukken viel zu thun hat (e), und wenn ſie ſehr
verwundet iſt (f), ſo macht ſie uns das Herunterſchluk-
ken ſchwer. Eine Frauensperſon, der von der ganzen
Zunge weiter nichts uͤbrig geblieben war, als ein klein
Stuͤkkchen (g), konnte trokkne Sachen nicht anders her-
unter-
(a)
p. 73. &c. ALBIN. de de-
glut. p. 23.
(b) ORIBAS p. 94. FABRICIUS
de gula p. 33.
(c) ALBIN.
(d) CICERO de natura deor.
L. II. p. 602. PETIT. Mém. de
1715. p. 145. 1716. p. 8. p. 494.
ALBIN p. 13.
(e)
GREW connolog. ſacr.
p. 26.
(f) Von einer Bleikugel
BAUSCH prooem haematol.
p. 52.
(g) JUSSIEU Mém. de l’Acad.
1718. p. 8. Conf. ALBIN. de de-
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/164>, abgerufen am 21.11.2024.
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