pfindlichkeit (g), die noch schärfer, als im Gedärme ist (h). Jch habe einige male Magenkoliken ausgestanden, die von Blähungen herrührten, und ich fand mich erleich- tert, sobald die Ursache des Uebels in das Gedärme über- gieng. Von den Steinen entstehet ein unerträglicher Schmerz (i). Der Magen hat noch viele schärfere Em- pfindlichkeit, als die entblöste Haut selbst, oder die Zunge: Wasser von Lorbeerkirschblättern greift das Auge gar nicht an, wenn man es eintröpfelt, und doch tödtet es einen Hund, der es säuft, in einer Stunde (k). Arzeneien von Spiesglase gemacht, trokknen Hautwunden aus, und den- noch erregen sie Erbrechen (l). Der Arsenik, der doch der Zunge keinen Geschmakk von Empfindung mitteilt, veranlasset den Magen zu schrekklichen Krämfen, und entzündet ihn (m). Glas vom Antimonio ist im Ge- schmakke nicht scharf, und dennoch erwekkt es bis zum Tödten (n) ein Erbrechen. Die geschmakklose Jnfusion des Antimonii reizt doch, sich zu übergeben (o), die Brech- nüsse von der dritten Art des Wunderbaums (ricinus) sind so süsse, als Mandeln, und purgiren dennoch hef- tig (o*).
Wenn ausserdem, um ein Erbrechen zu erregen, ein schärfer Arzeneimittel, als zum Stulgange erfordert wird, so sieht man daraus, daß dazu eine grössere Gewaltsam- keit gehört, die natürliche Bewegung des Magens um-
zukeh-
(g)[Spaltenumbruch]
Schmerz vom Magenge- schwur HILDAN L. III. obs. 20. vom Scirrhus BOSCUS facult. p. p. 21. G. v. SWIETEN III. p. 151. BARRERE nouv. obs. p. 213. 214. im Erbrechen Mem. de l'Acad. 1752. p. 230. von verrüktem Nezze POTT rupt. p. 64.
(h) Solches gesteht WHYTT physiol. ess. p. 155. das Gefühl wird schwächer, so wie es sich von [Spaltenumbruch]
der Zunge entfernt HARTLEY p. 151.
(i)CARDAN. contrad. L. II. tr. 5. p. 175.
(k)CANGEISH Exper.
(l)WEPFER cicut. p. 83.
(m)PECHLIN purg. p. 151.
(n)MEIBOM de ulcerib.
(o)HARVEI Exerc. 53. de gener. anim.
(o*)LEWIS mator med. p. 469.
I. Abſchnitt. Bau des Magens.
pfindlichkeit (g), die noch ſchaͤrfer, als im Gedaͤrme iſt (h). Jch habe einige male Magenkoliken ausgeſtanden, die von Blaͤhungen herruͤhrten, und ich fand mich erleich- tert, ſobald die Urſache des Uebels in das Gedaͤrme uͤber- gieng. Von den Steinen entſtehet ein unertraͤglicher Schmerz (i). Der Magen hat noch viele ſchaͤrfere Em- pfindlichkeit, als die entbloͤſte Haut ſelbſt, oder die Zunge: Waſſer von Lorbeerkirſchblaͤttern greift das Auge gar nicht an, wenn man es eintroͤpfelt, und doch toͤdtet es einen Hund, der es ſaͤuft, in einer Stunde (k). Arzeneien von Spiesglaſe gemacht, trokknen Hautwunden aus, und den- noch erregen ſie Erbrechen (l). Der Arſenik, der doch der Zunge keinen Geſchmakk von Empfindung mitteilt, veranlaſſet den Magen zu ſchrekklichen Kraͤmfen, und entzuͤndet ihn (m). Glas vom Antimonio iſt im Ge- ſchmakke nicht ſcharf, und dennoch erwekkt es bis zum Toͤdten (n) ein Erbrechen. Die geſchmakkloſe Jnfuſion des Antimonii reizt doch, ſich zu uͤbergeben (o), die Brech- nuͤſſe von der dritten Art des Wunderbaums (ricinus) ſind ſo ſuͤſſe, als Mandeln, und purgiren dennoch hef- tig (o*).
Wenn auſſerdem, um ein Erbrechen zu erregen, ein ſchaͤrfer Arzeneimittel, als zum Stulgange erfordert wird, ſo ſieht man daraus, daß dazu eine groͤſſere Gewaltſam- keit gehoͤrt, die natuͤrliche Bewegung des Magens um-
zukeh-
(g)[Spaltenumbruch]
Schmerz vom Magenge- ſchwur HILDAN L. III. obſ. 20. vom Scirrhus BOSCUS facult. p. p. 21. G. v. SWIETEN III. p. 151. BARRERE nouv. obſ. p. 213. 214. im Erbrechen Mém. de l’Acad. 1752. p. 230. von verruͤktem Nezze POTT rupt. p. 64.
(h) Solches geſteht WHYTT phyſiol. eſſ. p. 155. das Gefuͤhl wird ſchwaͤcher, ſo wie es ſich von [Spaltenumbruch]
der Zunge entfernt HARTLEY p. 151.
(i)CARDAN. contrad. L. II. tr. 5. p. 175.
(k)CANGEISH Exper.
(l)WEPFER cicut. p. 83.
(m)PECHLIN purg. p. 151.
(n)MEIBOM de ulcerib.
(o)HARVEI Exerc. 53. de gener. anim.
(o*)LEWIS mator med. p. 469.
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I. Abſchnitt. Bau des Magens.
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Jch habe einige male Magenkoliken ausgeſtanden, die
von Blaͤhungen herruͤhrten, und ich fand mich erleich-
tert, ſobald die Urſache des Uebels in das Gedaͤrme uͤber-
gieng. Von den Steinen entſtehet ein unertraͤglicher
Schmerz (i). Der Magen hat noch viele ſchaͤrfere Em-
pfindlichkeit, als die entbloͤſte Haut ſelbſt, oder die Zunge:
Waſſer von Lorbeerkirſchblaͤttern greift das Auge gar nicht
an, wenn man es eintroͤpfelt, und doch toͤdtet es einen
Hund, der es ſaͤuft, in einer Stunde (k). Arzeneien von
Spiesglaſe gemacht, trokknen Hautwunden aus, und den-
noch erregen ſie Erbrechen (l). Der Arſenik, der doch
der Zunge keinen Geſchmakk von Empfindung mitteilt,
veranlaſſet den Magen zu ſchrekklichen Kraͤmfen, und
entzuͤndet ihn (m). Glas vom Antimonio iſt im Ge-
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Toͤdten (n) ein Erbrechen. Die geſchmakkloſe Jnfuſion
des Antimonii reizt doch, ſich zu uͤbergeben (o), die Brech-
nuͤſſe von der dritten Art des Wunderbaums (ricinus)
ſind ſo ſuͤſſe, als Mandeln, und purgiren dennoch hef-
tig (o*).
Wenn auſſerdem, um ein Erbrechen zu erregen, ein
ſchaͤrfer Arzeneimittel, als zum Stulgange erfordert wird,
ſo ſieht man daraus, daß dazu eine groͤſſere Gewaltſam-
keit gehoͤrt, die natuͤrliche Bewegung des Magens um-
zukeh-
(g)
Schmerz vom Magenge-
ſchwur HILDAN L. III. obſ. 20.
vom Scirrhus BOSCUS facult. p.
p. 21. G. v. SWIETEN III. p. 151.
BARRERE nouv. obſ. p. 213. 214.
im Erbrechen Mém. de l’Acad.
1752. p. 230. von verruͤktem Nezze
POTT rupt. p. 64.
(h) Solches geſteht WHYTT
phyſiol. eſſ. p. 155. das Gefuͤhl
wird ſchwaͤcher, ſo wie es ſich von
der Zunge entfernt HARTLEY
p. 151.
(i) CARDAN. contrad. L. II.
tr. 5. p. 175.
(k) CANGEISH Exper.
(l) WEPFER cicut. p. 83.
(m) PECHLIN purg. p. 151.
(n) MEIBOM de ulcerib.
(o) HARVEI Exerc. 53. de
gener. anim.
(o*) LEWIS mator med.
p. 469.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/259>, abgerufen am 23.11.2024.
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