vermert sich die Schrekklichkeit des Durstes, wenn eine Menge Wasser aus dem Blute eines Menschen abgeson- dert wird, wie an den Wassersüchtigen, an dem Men- schen, bei dem das Getränke, durch eine Schlundwunde in die hohle Brust auslief (c) und in der Harnruhr (c*) wahrgenommen wird. Er ist gros an Verwundeten, oder an lebendig geräderten (d), überhaupt in den Ent- zündungen derer Eingeweide (e), wie auch in solchen Personen, die faule Säfte im Magen haben. Ein Mensch, in dessen Leber ein Eitergeschwür war, konnte seinen Durst kaum mit zwölf Pfund Wasser stillen (f).
Endlich gesellet sich zu einer Magenentzündung (g), und wenn die Galle in den Magen zurükke tritt, ein hef- tiger Durst (h).
Unter den äusserlichen Ursachen nimmt der Durst zu vom Salze, sonderlich von der Salzlake des Meersalzes, dessen Basis ein Alkali ist (i): von hizzigen Gewürzen, von scharfen Alkalien (i*); von den Oelen, die den Aus- fluß des Speichels verstopfen; von allem denjenigen, was durch den Schweis (k) die unmerkliche Ausdünstung, den Urin, Stulgang, die Säfte des Menschen zerstreut (l), und davon, was unsere Säfte scharf oder zähe macht.
Hieraus erhellet, daß der Endzwekk, Getränke zu nehmen, darauf ankömmt, daß wir theils die verlorne
Flüßig-
(c)[Spaltenumbruch]Verhand. van de holl. maatsch T. II.
(c*)RUYSCH obs XIII. PISSI- NIUS de diabet. p. 7.
(d)HUNAULD de la rage p. 19.
(e)Conf. BONNETTI sepulcr.
(f)BOERHAAVE prax. I. p. 180. Add. BONNET p. 25. und ILL. ANON. de Febr. interm. p. 29.
(g)BONNET sepulcr. T. II. p. 22. 23.
(h)[Spaltenumbruch]BONNET p. 22. 27.
(i)COLBATCH opusc. p. 551.
(i*) Von einer Jnjection Spani- nischer Fliegen in die Blutadern BAGLIV. vesicant Exp. 2.
(k) Davon rührt, wie ich glau- be, der heftige Durst im Quartan- fteber her, da ein Kind bis sechs Würtemberglische Maasse in vier und zwanzig Stunden ausleerte Stutgard. Samml. n. 3.
(l) Wie an der Schlundwunde.
Der Magen. XIX. Buch.
vermert ſich die Schrekklichkeit des Durſtes, wenn eine Menge Waſſer aus dem Blute eines Menſchen abgeſon- dert wird, wie an den Waſſerſuͤchtigen, an dem Men- ſchen, bei dem das Getraͤnke, durch eine Schlundwunde in die hohle Bruſt auslief (c) und in der Harnruhr (c*) wahrgenommen wird. Er iſt gros an Verwundeten, oder an lebendig geraͤderten (d), uͤberhaupt in den Ent- zuͤndungen derer Eingeweide (e), wie auch in ſolchen Perſonen, die faule Saͤfte im Magen haben. Ein Menſch, in deſſen Leber ein Eitergeſchwuͤr war, konnte ſeinen Durſt kaum mit zwoͤlf Pfund Waſſer ſtillen (f).
Endlich geſellet ſich zu einer Magenentzuͤndung (g), und wenn die Galle in den Magen zuruͤkke tritt, ein hef- tiger Durſt (h).
Unter den aͤuſſerlichen Urſachen nimmt der Durſt zu vom Salze, ſonderlich von der Salzlake des Meerſalzes, deſſen Baſis ein Alkali iſt (i): von hizzigen Gewuͤrzen, von ſcharfen Alkalien (i*); von den Oelen, die den Aus- fluß des Speichels verſtopfen; von allem denjenigen, was durch den Schweis (k) die unmerkliche Ausduͤnſtung, den Urin, Stulgang, die Saͤfte des Menſchen zerſtreut (l), und davon, was unſere Saͤfte ſcharf oder zaͤhe macht.
Hieraus erhellet, daß der Endzwekk, Getraͤnke zu nehmen, darauf ankoͤmmt, daß wir theils die verlorne
Fluͤßig-
(c)[Spaltenumbruch]Verhand. van de holl. maatſch T. II.
(c*)RUYSCH obſ XIII. PISSI- NIUS de diabet. p. 7.
(d)HUNAULD de la rage p. 19.
(e)Conf. BONNETTI ſepulcr.
(f)BOERHAAVE prax. I. p. 180. Add. BONNET p. 25. und ILL. ANON. de Febr. interm. p. 29.
(g)BONNET ſepulcr. T. II. p. 22. 23.
(h)[Spaltenumbruch]BONNET p. 22. 27.
(i)COLBATCH opuſc. p. 551.
(i*) Von einer Jnjection Spani- niſcher Fliegen in die Blutadern BAGLIV. veſicant Exp. 2.
(k) Davon ruͤhrt, wie ich glau- be, der heftige Durſt im Quartan- fteber her, da ein Kind bis ſechs Wuͤrtembergliſche Maaſſe in vier und zwanzig Stunden ausleerte Stutgard. Samml. n. 3.
(l) Wie an der Schlundwunde.
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[256[272]/0292]
Der Magen. XIX. Buch.
vermert ſich die Schrekklichkeit des Durſtes, wenn eine
Menge Waſſer aus dem Blute eines Menſchen abgeſon-
dert wird, wie an den Waſſerſuͤchtigen, an dem Men-
ſchen, bei dem das Getraͤnke, durch eine Schlundwunde
in die hohle Bruſt auslief (c) und in der Harnruhr (c*)
wahrgenommen wird. Er iſt gros an Verwundeten,
oder an lebendig geraͤderten (d), uͤberhaupt in den Ent-
zuͤndungen derer Eingeweide (e), wie auch in ſolchen
Perſonen, die faule Saͤfte im Magen haben. Ein Menſch,
in deſſen Leber ein Eitergeſchwuͤr war, konnte ſeinen Durſt
kaum mit zwoͤlf Pfund Waſſer ſtillen (f).
Endlich geſellet ſich zu einer Magenentzuͤndung (g),
und wenn die Galle in den Magen zuruͤkke tritt, ein hef-
tiger Durſt (h).
Unter den aͤuſſerlichen Urſachen nimmt der Durſt zu
vom Salze, ſonderlich von der Salzlake des Meerſalzes,
deſſen Baſis ein Alkali iſt (i): von hizzigen Gewuͤrzen,
von ſcharfen Alkalien (i*); von den Oelen, die den Aus-
fluß des Speichels verſtopfen; von allem denjenigen, was
durch den Schweis (k) die unmerkliche Ausduͤnſtung,
den Urin, Stulgang, die Saͤfte des Menſchen zerſtreut
(l), und davon, was unſere Saͤfte ſcharf oder zaͤhe
macht.
Hieraus erhellet, daß der Endzwekk, Getraͤnke zu
nehmen, darauf ankoͤmmt, daß wir theils die verlorne
Fluͤßig-
(c)
Verhand. van de holl.
maatſch T. II.
(c*) RUYSCH obſ XIII. PISSI-
NIUS de diabet. p. 7.
(d) HUNAULD de la rage
p. 19.
(e) Conf. BONNETTI ſepulcr.
(f) BOERHAAVE prax. I. p.
180. Add. BONNET p. 25. und
ILL. ANON. de Febr. interm.
p. 29.
(g) BONNET ſepulcr. T. II.
p. 22. 23.
(h)
BONNET p. 22. 27.
(i) COLBATCH opuſc. p. 551.
(i*) Von einer Jnjection Spani-
niſcher Fliegen in die Blutadern
BAGLIV. veſicant Exp. 2.
(k) Davon ruͤhrt, wie ich glau-
be, der heftige Durſt im Quartan-
fteber her, da ein Kind bis ſechs
Wuͤrtembergliſche Maaſſe in vier
und zwanzig Stunden ausleerte
Stutgard. Samml. n. 3.
(l) Wie an der Schlundwunde.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 256[272]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/292>, abgerufen am 25.11.2024.
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