Strausse (a) und Kasuars Kupfergeld und Eisen ver- schlingen, und ob es gleich einige Erfarungen giebt (b), woraus man zu beweisen glaubt, daß sich diese Metalle in ihrem Magen auflösen, so wird man doch zeigen, daß sie von diesen Metallen nicht genährt; sondern hingerichtet werden (c). Und ob wir gleich in der That wissen, daß sich die Eisenerde im Menschenmagen auflösen läst, so wie es sich schon vom blossen Wasser auflöst; und ob dieses Metall gleich gewis ins Blut übergeht (d), und zur Er- zeugung der roten Kügelchen das Seinige mit beiträgt, so stekkt doch in diesem Metall kein solcher angenemer Ge- schmakk, welcher Ursache wäre, es als eine Speise anzu- sehen; die Zähne besizzen keine Kraft, es feilenmäßig zu zermalmen, und es enthält nichts leimartiges, sich anzu- hängen; und dergleichen findet man an festen Theilen fast gar nichts (e) Und doch kömmt dieses Eisen unter Wasser gemischt, und mit Pflanzensäften vermengt, und aufgelöst ins Blut (f).
Das Queksilber geht unverändert durchs Gedärme (g) oder es schleicht sich doch ohne Veränderung ins Blut ein, denn man findet es in den Fächerchen der Knochen flüßig und lebendig wieder (h). Eine mit ganz dünnen silbernen oder goldnen Plättchen gefütterte Henne soll nach der Fabel des Schneiders(i) silberne Eier ge- legt und versilberte und vergoldete Eingeweide gehabt ha- ben, da doch nach andern Versuchen und nach Jahr und Tag, eben diese Vögel, eben diese Metalle, getreulich wie- der durch den Kot von sich gegeben (k).
Das
(a)[Spaltenumbruch]Sect. IV.
(b)Conf. indessen Comm. in Praelect. Boerh. T. I. p. 270. 271.
(c)L. XIX. Se&. IV.
(d)L. V. p. 118. 120.
(e)p. 118.
(f)p. 123.
(g)Jordan de peste p. 575. 576. die Furcht der Aerzte zu belachen [Spaltenumbruch]RORAR. in contradict. GALENI. Am Hunde WEPFER cicut. p. 299.
(h)L. XII. p. 85. 86.
(i)De catharrh. L. III. p. 106. SPERLING physic. instit. p. 973.
(k)CONRING hermet. aeg. sap. p. 248.
Der Magen. XIX. Buch.
Strauſſe (a) und Kaſuars Kupfergeld und Eiſen ver- ſchlingen, und ob es gleich einige Erfarungen giebt (b), woraus man zu beweiſen glaubt, daß ſich dieſe Metalle in ihrem Magen aufloͤſen, ſo wird man doch zeigen, daß ſie von dieſen Metallen nicht genaͤhrt; ſondern hingerichtet werden (c). Und ob wir gleich in der That wiſſen, daß ſich die Eiſenerde im Menſchenmagen aufloͤſen laͤſt, ſo wie es ſich ſchon vom bloſſen Waſſer aufloͤſt; und ob dieſes Metall gleich gewis ins Blut uͤbergeht (d), und zur Er- zeugung der roten Kuͤgelchen das Seinige mit beitraͤgt, ſo ſtekkt doch in dieſem Metall kein ſolcher angenemer Ge- ſchmakk, welcher Urſache waͤre, es als eine Speiſe anzu- ſehen; die Zaͤhne beſizzen keine Kraft, es feilenmaͤßig zu zermalmen, und es enthaͤlt nichts leimartiges, ſich anzu- haͤngen; und dergleichen findet man an feſten Theilen faſt gar nichts (e) Und doch koͤmmt dieſes Eiſen unter Waſſer gemiſcht, und mit Pflanzenſaͤften vermengt, und aufgeloͤſt ins Blut (f).
Das Quekſilber geht unveraͤndert durchs Gedaͤrme (g) oder es ſchleicht ſich doch ohne Veraͤnderung ins Blut ein, denn man findet es in den Faͤcherchen der Knochen fluͤßig und lebendig wieder (h). Eine mit ganz duͤnnen ſilbernen oder goldnen Plaͤttchen gefuͤtterte Henne ſoll nach der Fabel des Schneiders(i) ſilberne Eier ge- legt und verſilberte und vergoldete Eingeweide gehabt ha- ben, da doch nach andern Verſuchen und nach Jahr und Tag, eben dieſe Voͤgel, eben dieſe Metalle, getreulich wie- der durch den Kot von ſich gegeben (k).
Das
(a)[Spaltenumbruch]Sect. IV.
(b)Conf. indeſſen Comm. in Praelect. Boerh. T. I. p. 270. 271.
(c)L. XIX. Se&. IV.
(d)L. V. p. 118. 120.
(e)p. 118.
(f)p. 123.
(g)Jordan de peſte p. 575. 576. die Furcht der Aerzte zu belachen [Spaltenumbruch]RORAR. in contradict. GALENI. Am Hunde WEPFER cicut. p. 299.
(h)L. XII. p. 85. 86.
(i)De catharrh. L. III. p. 106. SPERLING phyſic. inſtit. p. 973.
(k)CONRING hermet. æg. ſap. p. 248.
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[310[326]/0346]
Der Magen. XIX. Buch.
Strauſſe (a) und Kaſuars Kupfergeld und Eiſen ver-
ſchlingen, und ob es gleich einige Erfarungen giebt (b),
woraus man zu beweiſen glaubt, daß ſich dieſe Metalle in
ihrem Magen aufloͤſen, ſo wird man doch zeigen, daß ſie
von dieſen Metallen nicht genaͤhrt; ſondern hingerichtet
werden (c). Und ob wir gleich in der That wiſſen, daß
ſich die Eiſenerde im Menſchenmagen aufloͤſen laͤſt, ſo wie
es ſich ſchon vom bloſſen Waſſer aufloͤſt; und ob dieſes
Metall gleich gewis ins Blut uͤbergeht (d), und zur Er-
zeugung der roten Kuͤgelchen das Seinige mit beitraͤgt,
ſo ſtekkt doch in dieſem Metall kein ſolcher angenemer Ge-
ſchmakk, welcher Urſache waͤre, es als eine Speiſe anzu-
ſehen; die Zaͤhne beſizzen keine Kraft, es feilenmaͤßig zu
zermalmen, und es enthaͤlt nichts leimartiges, ſich anzu-
haͤngen; und dergleichen findet man an feſten Theilen
faſt gar nichts (e) Und doch koͤmmt dieſes Eiſen unter
Waſſer gemiſcht, und mit Pflanzenſaͤften vermengt, und
aufgeloͤſt ins Blut (f).
Das Quekſilber geht unveraͤndert durchs Gedaͤrme (g)
oder es ſchleicht ſich doch ohne Veraͤnderung ins Blut
ein, denn man findet es in den Faͤcherchen der Knochen
fluͤßig und lebendig wieder (h). Eine mit ganz duͤnnen
ſilbernen oder goldnen Plaͤttchen gefuͤtterte Henne ſoll
nach der Fabel des Schneiders (i) ſilberne Eier ge-
legt und verſilberte und vergoldete Eingeweide gehabt ha-
ben, da doch nach andern Verſuchen und nach Jahr und
Tag, eben dieſe Voͤgel, eben dieſe Metalle, getreulich wie-
der durch den Kot von ſich gegeben (k).
Das
(a)
Sect. IV.
(b) Conf. indeſſen Comm. in
Praelect. Boerh. T. I. p. 270. 271.
(c) L. XIX. Se&. IV.
(d) L. V. p. 118. 120.
(e) p. 118.
(f) p. 123.
(g) Jordan de peſte p. 575. 576.
die Furcht der Aerzte zu belachen
RORAR. in contradict. GALENI.
Am Hunde WEPFER cicut.
p. 299.
(h) L. XII. p. 85. 86.
(i) De catharrh. L. III. p. 106.
SPERLING phyſic. inſtit. p. 973.
(k) CONRING hermet. æg.
ſap. p. 248.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 310[326]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/346>, abgerufen am 23.11.2024.
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