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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

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Der Magen. XIX. Buch.
angefüllt sind, so sehen wir doch deutlich an unsern Salz-
felsen, zwischen den Flüssen Grandeau und Avanzon Ne-
ster von wirklichem Salze, in den Rizzen des harten Ge-
steins, welches keine Figur hat, um es vom Salze zu un-
terscheiden, so man es in Wasser aufgelöft hat, denn dieses
hat entweder einen Würfel zur Figur, oder eine vierseitige
hohle Piramide.

Folglich ist das Salz entweder unförmlich, und wirk-
lich ein Foßile, in Polen, Katalonien, Siebenbirgen:
oder rein und kubisch aus Meerwasser durch die Sonnen-
hizze, auf den Uferfelsen (a) von Portugall, den Jnseln
des grünen Vorgebirges der heissen Amerikanischen Jn-
seln, auf den thonartigen Landseen von Bretagne und
Languedok, ausgekocht; oder durch Menschenhände vom
Meerwasser, Salzqvellen piramidalisch gesotten, wie in
England, Frankreich, Deutschland und der Schweiz;
oder endlich aus Pflanzen herausgezogen (a*). Diese
Salzarten stimmen zwar nicht in allen Kräften, doch aber
in den meisten mit einander überein.

Die Erde des Meersalzes ist laugenhafter Art (b),
mit der allgemeinen Säure angefüllt (c), und von dieser
rührt allein seine Kraft und Thätigkeit zum Einsalzen
her. Zerstört man diese Säure durchs Feuer im decre-
pitirten Salze (d), so färbt das Ueberbleibsel schon den
Violensirup grün, endlich wird nach öfterer Auflösung
das beste Salz unwirksam, und kann nunmehr im Destil-
liren keinen sauren Geist mehr geben (e). Daher ist das

beste
(a) [Spaltenumbruch] Majo & Tortuga DAMPIER
T. III. p.
12.
(a*) GREW hist. plant. VAL-
LERIUS de nitro
aus allen Pflan-
zensalzen kann Meersalz gemacht
werden HILL. mat. med. p. 122.
(b) LEWIS mat. med. p. 388.
Add. HILL. mater med. p.
326.
Jch lasse mich hier in den Streit
[Spaltenumbruch] nicht ein, ob vielmehr ein Niter-
salz, oder eine Laugenerde diese Ba-
sis mache. Wält man das Salz
lieber, so giebt es doch auch der
Erde selbst den Grund her.
(c) L VIII. c. 219.
(d) Mem. des Sav. etrang. T.
II. p.
166.
(e) HIAERNE act. laborat.
p.
65.

Der Magen. XIX. Buch.
angefuͤllt ſind, ſo ſehen wir doch deutlich an unſern Salz-
felſen, zwiſchen den Fluͤſſen Grandeau und Avanzon Ne-
ſter von wirklichem Salze, in den Rizzen des harten Ge-
ſteins, welches keine Figur hat, um es vom Salze zu un-
terſcheiden, ſo man es in Waſſer aufgeloͤft hat, denn dieſes
hat entweder einen Wuͤrfel zur Figur, oder eine vierſeitige
hohle Piramide.

Folglich iſt das Salz entweder unfoͤrmlich, und wirk-
lich ein Foßile, in Polen, Katalonien, Siebenbirgen:
oder rein und kubiſch aus Meerwaſſer durch die Sonnen-
hizze, auf den Uferfelſen (a) von Portugall, den Jnſeln
des gruͤnen Vorgebirges der heiſſen Amerikaniſchen Jn-
ſeln, auf den thonartigen Landſeen von Bretagne und
Languedok, ausgekocht; oder durch Menſchenhaͤnde vom
Meerwaſſer, Salzqvellen piramidaliſch geſotten, wie in
England, Frankreich, Deutſchland und der Schweiz;
oder endlich aus Pflanzen herausgezogen (a*). Dieſe
Salzarten ſtimmen zwar nicht in allen Kraͤften, doch aber
in den meiſten mit einander uͤberein.

Die Erde des Meerſalzes iſt laugenhafter Art (b),
mit der allgemeinen Saͤure angefuͤllt (c), und von dieſer
ruͤhrt allein ſeine Kraft und Thaͤtigkeit zum Einſalzen
her. Zerſtoͤrt man dieſe Saͤure durchs Feuer im decre-
pitirten Salze (d), ſo faͤrbt das Ueberbleibſel ſchon den
Violenſirup gruͤn, endlich wird nach oͤfterer Aufloͤſung
das beſte Salz unwirkſam, und kann nunmehr im Deſtil-
liren keinen ſauren Geiſt mehr geben (e). Daher iſt das

beſte
(a) [Spaltenumbruch] Majo & Tortuga DAMPIER
T. III. p.
12.
(a*) GREW hiſt. plant. VAL-
LERIUS de nitro
aus allen Pflan-
zenſalzen kann Meerſalz gemacht
werden HILL. mat. med. p. 122.
(b) LEWIS mat. med. p. 388.
Add. HILL. mater med. p.
326.
Jch laſſe mich hier in den Streit
[Spaltenumbruch] nicht ein, ob vielmehr ein Niter-
ſalz, oder eine Laugenerde dieſe Ba-
ſis mache. Waͤlt man das Salz
lieber, ſo giebt es doch auch der
Erde ſelbſt den Grund her.
(c) L VIII. c. 219.
(d) Mém. des Sav. etrang. T.
II. p.
166.
(e) HIÆRNE act. laborat.
p.
65.
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[312[328]/0348] Der Magen. XIX. Buch. angefuͤllt ſind, ſo ſehen wir doch deutlich an unſern Salz- felſen, zwiſchen den Fluͤſſen Grandeau und Avanzon Ne- ſter von wirklichem Salze, in den Rizzen des harten Ge- ſteins, welches keine Figur hat, um es vom Salze zu un- terſcheiden, ſo man es in Waſſer aufgeloͤft hat, denn dieſes hat entweder einen Wuͤrfel zur Figur, oder eine vierſeitige hohle Piramide. Folglich iſt das Salz entweder unfoͤrmlich, und wirk- lich ein Foßile, in Polen, Katalonien, Siebenbirgen: oder rein und kubiſch aus Meerwaſſer durch die Sonnen- hizze, auf den Uferfelſen (a) von Portugall, den Jnſeln des gruͤnen Vorgebirges der heiſſen Amerikaniſchen Jn- ſeln, auf den thonartigen Landſeen von Bretagne und Languedok, ausgekocht; oder durch Menſchenhaͤnde vom Meerwaſſer, Salzqvellen piramidaliſch geſotten, wie in England, Frankreich, Deutſchland und der Schweiz; oder endlich aus Pflanzen herausgezogen (a*). Dieſe Salzarten ſtimmen zwar nicht in allen Kraͤften, doch aber in den meiſten mit einander uͤberein. Die Erde des Meerſalzes iſt laugenhafter Art (b), mit der allgemeinen Saͤure angefuͤllt (c), und von dieſer ruͤhrt allein ſeine Kraft und Thaͤtigkeit zum Einſalzen her. Zerſtoͤrt man dieſe Saͤure durchs Feuer im decre- pitirten Salze (d), ſo faͤrbt das Ueberbleibſel ſchon den Violenſirup gruͤn, endlich wird nach oͤfterer Aufloͤſung das beſte Salz unwirkſam, und kann nunmehr im Deſtil- liren keinen ſauren Geiſt mehr geben (e). Daher iſt das beſte (a) Majo & Tortuga DAMPIER T. III. p. 12. (a*) GREW hiſt. plant. VAL- LERIUS de nitro aus allen Pflan- zenſalzen kann Meerſalz gemacht werden HILL. mat. med. p. 122. (b) LEWIS mat. med. p. 388. Add. HILL. mater med. p. 326. Jch laſſe mich hier in den Streit nicht ein, ob vielmehr ein Niter- ſalz, oder eine Laugenerde dieſe Ba- ſis mache. Waͤlt man das Salz lieber, ſo giebt es doch auch der Erde ſelbſt den Grund her. (c) L VIII. c. 219. (d) Mém. des Sav. etrang. T. II. p. 166. (e) HIÆRNE act. laborat. p. 65.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 312[328]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/348>, abgerufen am 22.11.2024.