Ob schon der Thau leichter ist (m), so ist er doch auch unreiner, wird bald stinkend (n), und enthält an frem- der Materie gegen achtzehntehalb Gran im Pfunde von sechszehn Unzen (o), die er als einen Bodensazz ablegt (p). Doch soll er nicht mit sauren Dingen brausen, hingegen ein dem Meersalze änliches (q) Salz, und einen kalkarti- gen Salpeter in sich haben (r). Der Thau hält die Seife zusammen, folglich macht er sich eben des Vorwur- ses als die harten Wasser schuld (s), welches ich doch dem Thau nicht zugetraut härte.
Das Wasser ist zwar reiner, welches von Schnee, der über Schnee fällt (t), oder aus schmelzendem Ha- gel (u) entsteht, es soll dieses in vielen Jahren nicht fau- len (w), und dennoch gesteht man, daß es nicht gesund sei; doch hierinnen irret man auch (x). Es ist nämlich nichts lieblicher, als der Geschmakk eines Wassers, wel- ches aus dem geschmolznen Alpenschnee, über die nakkte Felsen und reine Erde fliest, und dieses habe ich oft mit gröstem Vergnügen, ohne den geringsten Schaden, in starker Dose, wenn ich auf den Alpenspirren herum irrete, getrunken, und solches geniessen auch ganze Heerden Vieh eben so wohl.
Jch kenne also kein Wasser, welches zu dem menschli- chen Gebrauche tauglicher wäre, als dasienige, welches vom Regen durch ein sandiges (z) qvarziges Land, wel-
ches
(m)[Spaltenumbruch]LUCAS p. 26.
(n)RUTTY p. 45. Jnübel ver- schloßnen Gefässen HENSHAW Phil. trans. n. 3.
(o)RUTTY ibid. & p. 46. EL- LER Mem. de Berlin 1748.
(q) An Salze MUS- SCHENBR. Essays de phys. p. 782.
(r)RUTTY p. 47. 48. Er habe wahren Salpeter daraus gemacht HENSLAW Kalk BERGIUS I. c.
(s)RUTTY p. 45.
(t)WALLERIUS hydrolog. p. [Spaltenumbruch]
11. 21. RUTTY Synops. p. 39. BOERHAAVE Elem. Chem. I. p. 601.
(u) Sei sehr leicht MARSIGLI in der Donau HIPP. peri hydan. n. 20. VALISNERI Oper. T. II. p. 468.
(w)WALLER ibid. mit Recht vertheidigt es LUCAS T. I. p. 29.
(x)RUTTY WALLER.
(z)WALLER p. 23. Ahmt der Natur nach AMY hist. de l'Acad. 1748. p. 121. ob er gleich nachher dem Sande Schwämme substituirt.
Der Magen. XIX. Buch.
Ob ſchon der Thau leichter iſt (m), ſo iſt er doch auch unreiner, wird bald ſtinkend (n), und enthaͤlt an frem- der Materie gegen achtzehntehalb Gran im Pfunde von ſechszehn Unzen (o), die er als einen Bodenſazz ablegt (p). Doch ſoll er nicht mit ſauren Dingen brauſen, hingegen ein dem Meerſalze aͤnliches (q) Salz, und einen kalkarti- gen Salpeter in ſich haben (r). Der Thau haͤlt die Seife zuſammen, folglich macht er ſich eben des Vorwur- ſes als die harten Waſſer ſchuld (s), welches ich doch dem Thau nicht zugetraut haͤrte.
Das Waſſer iſt zwar reiner, welches von Schnee, der uͤber Schnee faͤllt (t), oder aus ſchmelzendem Ha- gel (u) entſteht, es ſoll dieſes in vielen Jahren nicht fau- len (w), und dennoch geſteht man, daß es nicht geſund ſei; doch hierinnen irret man auch (x). Es iſt naͤmlich nichts lieblicher, als der Geſchmakk eines Waſſers, wel- ches aus dem geſchmolznen Alpenſchnee, uͤber die nakkte Felſen und reine Erde flieſt, und dieſes habe ich oft mit groͤſtem Vergnuͤgen, ohne den geringſten Schaden, in ſtarker Doſe, wenn ich auf den Alpenſpirren herum irrete, getrunken, und ſolches genieſſen auch ganze Heerden Vieh eben ſo wohl.
Jch kenne alſo kein Waſſer, welches zu dem menſchli- chen Gebrauche tauglicher waͤre, als dasienige, welches vom Regen durch ein ſandiges (z) qvarziges Land, wel-
ches
(m)[Spaltenumbruch]LUCAS p. 26.
(n)RUTTY p. 45. Jnuͤbel ver- ſchloßnen Gefaͤſſen HENSHAW Phil. tranſ. n. 3.
(o)RUTTY ibid. & p. 46. EL- LER Mém. de Berlin 1748.
(q) An Salze MUS- SCHENBR. Eſſays de phyſ. p. 782.
(r)RUTTY p. 47. 48. Er habe wahren Salpeter daraus gemacht HENSLAW Kalk BERGIUS I. c.
(s)RUTTY p. 45.
(t)WALLERIUS hydrolog. p. [Spaltenumbruch]
11. 21. RUTTY Synopſ. p. 39. BOERHAAVE Elem. Chem. I. p. 601.
(u) Sei ſehr leicht MARSIGLI in der Donau HIPP. peri hydan. n. 20. VALISNERI Oper. T. II. p. 468.
(w)WALLER ibid. mit Recht vertheidigt es LUCAS T. I. p. 29.
(x)RUTTY WALLER.
(z)WALLER p. 23. Ahmt der Natur nach AMY hiſt. de l’Acad. 1748. p. 121. ob er gleich nachher dem Sande Schwaͤmme ſubſtituirt.
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[328[344]/0364]
Der Magen. XIX. Buch.
Ob ſchon der Thau leichter iſt (m), ſo iſt er doch auch
unreiner, wird bald ſtinkend (n), und enthaͤlt an frem-
der Materie gegen achtzehntehalb Gran im Pfunde von
ſechszehn Unzen (o), die er als einen Bodenſazz ablegt (p).
Doch ſoll er nicht mit ſauren Dingen brauſen, hingegen
ein dem Meerſalze aͤnliches (q) Salz, und einen kalkarti-
gen Salpeter in ſich haben (r). Der Thau haͤlt die
Seife zuſammen, folglich macht er ſich eben des Vorwur-
ſes als die harten Waſſer ſchuld (s), welches ich doch
dem Thau nicht zugetraut haͤrte.
Das Waſſer iſt zwar reiner, welches von Schnee,
der uͤber Schnee faͤllt (t), oder aus ſchmelzendem Ha-
gel (u) entſteht, es ſoll dieſes in vielen Jahren nicht fau-
len (w), und dennoch geſteht man, daß es nicht geſund
ſei; doch hierinnen irret man auch (x). Es iſt naͤmlich
nichts lieblicher, als der Geſchmakk eines Waſſers, wel-
ches aus dem geſchmolznen Alpenſchnee, uͤber die nakkte
Felſen und reine Erde flieſt, und dieſes habe ich oft mit
groͤſtem Vergnuͤgen, ohne den geringſten Schaden, in
ſtarker Doſe, wenn ich auf den Alpenſpirren herum irrete,
getrunken, und ſolches genieſſen auch ganze Heerden Vieh
eben ſo wohl.
Jch kenne alſo kein Waſſer, welches zu dem menſchli-
chen Gebrauche tauglicher waͤre, als dasienige, welches
vom Regen durch ein ſandiges (z) qvarziges Land, wel-
ches
(m)
LUCAS p. 26.
(n) RUTTY p. 45. Jnuͤbel ver-
ſchloßnen Gefaͤſſen HENSHAW
Phil. tranſ. n. 3.
(o) RUTTY ibid. & p. 46. EL-
LER Mém. de Berlin 1748.
(q) An Salze [FORMEL] MUS-
SCHENBR. Eſſays de phyſ. p. 782.
(r) RUTTY p. 47. 48. Er habe
wahren Salpeter daraus gemacht
HENSLAW Kalk BERGIUS I. c.
(s) RUTTY p. 45.
(t) WALLERIUS hydrolog. p.
11. 21. RUTTY Synopſ. p. 39.
BOERHAAVE Elem. Chem. I.
p. 601.
(u) Sei ſehr leicht MARSIGLI
in der Donau HIPP. peri hydan.
n. 20. VALISNERI Oper. T. II.
p. 468.
(w) WALLER ibid. mit Recht
vertheidigt es LUCAS T. I. p. 29.
(x) RUTTY WALLER.
(z) WALLER p. 23. Ahmt der
Natur nach AMY hiſt. de l’Acad.
1748. p. 121. ob er gleich nachher
dem Sande Schwaͤmme ſubſtituirt.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 328[344]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/364>, abgerufen am 22.11.2024.
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