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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

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III. Abschnitt. Speise und Trank.
des Wassers etwas näher kennen. Wir wollen hier aber
nur die erste Grundzüge zeichnen.

Es wird das ganze Wasser im Froste zu einer Art
von Glase (b), welches Eis heist, wofern die Wärme den
32sten Fahrenheitschen Grad nicht übersteigt. Unterhalb
diesem Grade gefriert es, und fast eben so in grössrer
Kälte, denn es macht die Langwierigkeit des Frostes in
dem flüßigen Zustande desselben keine Veränderung, ob
man dieses gleich behaupten wollen. So schmilzt das
ewige Eis der Alpen im Thauwetter ebenfalls, ob man
dieses gleich anders erzält.

Ueber dem Grade 32 bleibt das Wasser flüßig, und
es übertrift alle andre flüßige Säfte an Flüßigkeit; es
läst sich in so fern nicht zusammendrükken (c), daß es durch
goldne Kugeln unter der Gestalt eines Schweisses drin-
gen soll (d); ob der berümte Hartmann gleich die Er-
farung gemacht, daß es vielmehr durch die Rizzen aus-
tröpfle (e). Folglich sieht man daraus, daß seine kleinste
Theilchen sehr hart sind (f), und man hat geglaubt, daß
sie ungemein klein sind, weil sie so eindringen, und daß
sie aus Kügelchen bestehen (g). Wenigstens sind sie der
Vermutung nach sehr glatt, weil sie eine verwundete
Haut und entblösten Nerven gar keine Schmerzen ver-
ursachen.

Das Wasser zieht sich von selbst, und sammelt sich
mit ziemlicher Kraft in Tropfen, und dieser Kraft wegen
wird es zu Eis, wenn die Wärme abgenommen, welche
es flüßig erhielt. Es hängt sich an die meiste Körper

an,
(b) [Spaltenumbruch] BOERHAAVE p. 614.
(c) MUSCHENBROECK in Ci-
ment. II. p. 63. 65 Instit. n.
911.
(d) GIMENTINI und NOL-
LETT. I. n. 119. MUSSCHENBR.
ibid.
(e) [Spaltenumbruch] Auch beinahe BOERHAAVE
Elem. Chem. T. I. p.
560.
(f) Dennoch von stärkerer
Kraft, zusammen zu drükken NOL-
LET Mem. 1743 p
221.
(g) MUSSCHENBROECK In-
stit. n.
916.

III. Abſchnitt. Speiſe und Trank.
des Waſſers etwas naͤher kennen. Wir wollen hier aber
nur die erſte Grundzuͤge zeichnen.

Es wird das ganze Waſſer im Froſte zu einer Art
von Glaſe (b), welches Eis heiſt, wofern die Waͤrme den
32ſten Fahrenheitſchen Grad nicht uͤberſteigt. Unterhalb
dieſem Grade gefriert es, und faſt eben ſo in groͤſſrer
Kaͤlte, denn es macht die Langwierigkeit des Froſtes in
dem fluͤßigen Zuſtande deſſelben keine Veraͤnderung, ob
man dieſes gleich behaupten wollen. So ſchmilzt das
ewige Eis der Alpen im Thauwetter ebenfalls, ob man
dieſes gleich anders erzaͤlt.

Ueber dem Grade 32 bleibt das Waſſer fluͤßig, und
es uͤbertrift alle andre fluͤßige Saͤfte an Fluͤßigkeit; es
laͤſt ſich in ſo fern nicht zuſammendruͤkken (c), daß es durch
goldne Kugeln unter der Geſtalt eines Schweiſſes drin-
gen ſoll (d); ob der beruͤmte Hartmann gleich die Er-
farung gemacht, daß es vielmehr durch die Rizzen aus-
troͤpfle (e). Folglich ſieht man daraus, daß ſeine kleinſte
Theilchen ſehr hart ſind (f), und man hat geglaubt, daß
ſie ungemein klein ſind, weil ſie ſo eindringen, und daß
ſie aus Kuͤgelchen beſtehen (g). Wenigſtens ſind ſie der
Vermutung nach ſehr glatt, weil ſie eine verwundete
Haut und entbloͤſten Nerven gar keine Schmerzen ver-
urſachen.

Das Waſſer zieht ſich von ſelbſt, und ſammelt ſich
mit ziemlicher Kraft in Tropfen, und dieſer Kraft wegen
wird es zu Eis, wenn die Waͤrme abgenommen, welche
es fluͤßig erhielt. Es haͤngt ſich an die meiſte Koͤrper

an,
(b) [Spaltenumbruch] BOERHAAVE p. 614.
(c) MUSCHENBROECK in Ci-
ment. II. p. 63. 65 Inſtit. n.
911.
(d) GIMENTINI und NOL-
LETT. I. n. 119. MUSSCHENBR.
ibid.
(e) [Spaltenumbruch] Auch beinahe BOERHAAVE
Elem. Chem. T. I. p.
560.
(f) Dennoch von ſtaͤrkerer
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LET Mém. 1743 p
221.
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ſtit. n.
916.
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[333[349]/0369] III. Abſchnitt. Speiſe und Trank. des Waſſers etwas naͤher kennen. Wir wollen hier aber nur die erſte Grundzuͤge zeichnen. Es wird das ganze Waſſer im Froſte zu einer Art von Glaſe (b), welches Eis heiſt, wofern die Waͤrme den 32ſten Fahrenheitſchen Grad nicht uͤberſteigt. Unterhalb dieſem Grade gefriert es, und faſt eben ſo in groͤſſrer Kaͤlte, denn es macht die Langwierigkeit des Froſtes in dem fluͤßigen Zuſtande deſſelben keine Veraͤnderung, ob man dieſes gleich behaupten wollen. So ſchmilzt das ewige Eis der Alpen im Thauwetter ebenfalls, ob man dieſes gleich anders erzaͤlt. Ueber dem Grade 32 bleibt das Waſſer fluͤßig, und es uͤbertrift alle andre fluͤßige Saͤfte an Fluͤßigkeit; es laͤſt ſich in ſo fern nicht zuſammendruͤkken (c), daß es durch goldne Kugeln unter der Geſtalt eines Schweiſſes drin- gen ſoll (d); ob der beruͤmte Hartmann gleich die Er- farung gemacht, daß es vielmehr durch die Rizzen aus- troͤpfle (e). Folglich ſieht man daraus, daß ſeine kleinſte Theilchen ſehr hart ſind (f), und man hat geglaubt, daß ſie ungemein klein ſind, weil ſie ſo eindringen, und daß ſie aus Kuͤgelchen beſtehen (g). Wenigſtens ſind ſie der Vermutung nach ſehr glatt, weil ſie eine verwundete Haut und entbloͤſten Nerven gar keine Schmerzen ver- urſachen. Das Waſſer zieht ſich von ſelbſt, und ſammelt ſich mit ziemlicher Kraft in Tropfen, und dieſer Kraft wegen wird es zu Eis, wenn die Waͤrme abgenommen, welche es fluͤßig erhielt. Es haͤngt ſich an die meiſte Koͤrper an, (b) BOERHAAVE p. 614. (c) MUSCHENBROECK in Ci- ment. II. p. 63. 65 Inſtit. n. 911. (d) GIMENTINI und NOL- LETT. I. n. 119. MUSSCHENBR. ibid. (e) Auch beinahe BOERHAAVE Elem. Chem. T. I. p. 560. (f) Dennoch von ſtaͤrkerer Kraft, zuſammen zu druͤkken NOL- LET Mém. 1743 p 221. (g) MUSSCHENBROECK In- ſtit. n. 916.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 333[349]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/369>, abgerufen am 22.11.2024.