Es giebt aber Wasser, die um einige Grade kälter, als die Luft sind, und diese trift man hie und da auf den Alpen an (c), dergleichen werden, wie ich jezzo weis, von den Nachbaren, nicht weit von der Stadt Lucern, zu me- dicinischen Absichten häufig gebraucht. Man könnte die- ses auf die Eiskälte schieben, welche noch in diesem Was- ser übrig ist, wenn es von geschmolznem Schnee herrührt, und durch dergleichen Kanäle fällt, worinnen die ur- sprüngliche Kälte von den Sonnenstralen oder einer lau- lich erwärmten Luft nicht gebrochen wird.
Doch es enthält auch Wasser eine Menge fixer Luft (d), deren Elasticität so lange gleichsam eingeschläfert ist, bis die Wärme des siedenden Wassers sie wieder erwekkt, oder bis das Gefrieren, oder andre von uns bereits er- wänte Bedingungen dieses Geschäfte übernehmen: denn alsdann entwikkelt sich die Luft, welche im Wasser un- sichtbar eingeschlossen lag, und sie äussert ihre Schnell- kraft wieder. Dasjenige, was der berümte Crescen- tius(e) für Geist hielt, war Luft, welche von der Wär- me in Bewegung gesezzt, Gefässe zersprengt, und Schweis erregt. Doch es zeigt sich in den wirksamern Mineral- wassern eine wirkliche und elastische Luft am deutlichsten, sie offenbart sich von selbst schon durch Bläschen und rau- schen, und treibt zu fest verstopfte Gefässe ebenfalls aus- einander (f).
§. 18. Erde. Salze.
Das nächste Element, was sich unter Wasser mischt, ist Erde (a), und diese beträgt den grösten Theil von dem-
jeni-
(c)[Spaltenumbruch]
Dergleichen beschreibt auf dem Berge WEPCHA SIMLER de Alp. p. 316.
(d)L. VIII. p. 181. seqq.
(e)p. 153.
(f)[Spaltenumbruch]HOFMANN meth. enam. aquar. sal. n. 6.
(a)MARGGRAE Mem. de Ber- lin T. XII. LUCAS p. 57. Auch Erde und Oel BOYLE paradox. Chem. p. 29. HOFMANN pe- regr. ob sanit.
Der Magen. XIX. Buch.
Es giebt aber Waſſer, die um einige Grade kaͤlter, als die Luft ſind, und dieſe trift man hie und da auf den Alpen an (c), dergleichen werden, wie ich jezzo weis, von den Nachbaren, nicht weit von der Stadt Lucern, zu me- diciniſchen Abſichten haͤufig gebraucht. Man koͤnnte die- ſes auf die Eiskaͤlte ſchieben, welche noch in dieſem Waſ- ſer uͤbrig iſt, wenn es von geſchmolznem Schnee herruͤhrt, und durch dergleichen Kanaͤle faͤllt, worinnen die ur- ſpruͤngliche Kaͤlte von den Sonnenſtralen oder einer lau- lich erwaͤrmten Luft nicht gebrochen wird.
Doch es enthaͤlt auch Waſſer eine Menge fixer Luft (d), deren Elaſticitaͤt ſo lange gleichſam eingeſchlaͤfert iſt, bis die Waͤrme des ſiedenden Waſſers ſie wieder erwekkt, oder bis das Gefrieren, oder andre von uns bereits er- waͤnte Bedingungen dieſes Geſchaͤfte uͤbernehmen: denn alsdann entwikkelt ſich die Luft, welche im Waſſer un- ſichtbar eingeſchloſſen lag, und ſie aͤuſſert ihre Schnell- kraft wieder. Dasjenige, was der beruͤmte Creſcen- tius(e) fuͤr Geiſt hielt, war Luft, welche von der Waͤr- me in Bewegung geſezzt, Gefaͤſſe zerſprengt, und Schweis erregt. Doch es zeigt ſich in den wirkſamern Mineral- waſſern eine wirkliche und elaſtiſche Luft am deutlichſten, ſie offenbart ſich von ſelbſt ſchon durch Blaͤschen und rau- ſchen, und treibt zu feſt verſtopfte Gefaͤſſe ebenfalls aus- einander (f).
§. 18. Erde. Salze.
Das naͤchſte Element, was ſich unter Waſſer miſcht, iſt Erde (a), und dieſe betraͤgt den groͤſten Theil von dem-
jeni-
(c)[Spaltenumbruch]
Dergleichen beſchreibt auf dem Berge WEPCHA SIMLER de Alp. p. 316.
(d)L. VIII. p. 181. ſeqq.
(e)p. 153.
(f)[Spaltenumbruch]HOFMANN meth. enam. aquar. ſal. n. 6.
(a)MARGGRÆ Mém. de Ber- lin T. XII. LUCAS p. 57. Auch Erde und Oel BOYLE paradox. Chem. p. 29. HOFMANN pe- regr. ob ſanit.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0372"n="336[352]"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Der Magen. <hirendition="#aq">XIX.</hi> Buch.</hi></fw><lb/><p>Es giebt aber Waſſer, die um einige Grade kaͤlter,<lb/>
als die Luft ſind, und dieſe trift man hie und da auf den<lb/>
Alpen an <noteplace="foot"n="(c)"><cb/>
Dergleichen beſchreibt auf<lb/>
dem Berge <hirendition="#aq">WEPCHA SIMLER de<lb/>
Alp. p.</hi> 316.</note>, dergleichen werden, wie ich jezzo weis, von<lb/>
den Nachbaren, nicht weit von der Stadt Lucern, zu me-<lb/>
diciniſchen Abſichten haͤufig gebraucht. Man koͤnnte die-<lb/>ſes auf die Eiskaͤlte ſchieben, welche noch in dieſem Waſ-<lb/>ſer uͤbrig iſt, wenn es von geſchmolznem Schnee herruͤhrt,<lb/>
und durch dergleichen Kanaͤle faͤllt, worinnen die ur-<lb/>ſpruͤngliche Kaͤlte von den Sonnenſtralen oder einer lau-<lb/>
lich erwaͤrmten Luft nicht gebrochen wird.</p><lb/><p>Doch es enthaͤlt auch Waſſer eine Menge fixer Luft<lb/><noteplace="foot"n="(d)"><hirendition="#aq">L. VIII. p. 181. ſeqq.</hi></note>, deren Elaſticitaͤt ſo lange gleichſam eingeſchlaͤfert iſt,<lb/>
bis die Waͤrme des ſiedenden Waſſers ſie wieder erwekkt,<lb/>
oder bis das Gefrieren, oder andre von uns bereits er-<lb/>
waͤnte Bedingungen dieſes Geſchaͤfte uͤbernehmen: denn<lb/>
alsdann entwikkelt ſich die Luft, welche im Waſſer un-<lb/>ſichtbar eingeſchloſſen lag, und ſie aͤuſſert ihre Schnell-<lb/>
kraft wieder. Dasjenige, was der beruͤmte <hirendition="#fr">Creſcen-<lb/>
tius</hi><noteplace="foot"n="(e)"><hirendition="#aq">p.</hi> 153.</note> fuͤr Geiſt hielt, war Luft, welche von der Waͤr-<lb/>
me in Bewegung geſezzt, Gefaͤſſe zerſprengt, und Schweis<lb/>
erregt. Doch es zeigt ſich in den wirkſamern Mineral-<lb/>
waſſern eine wirkliche und elaſtiſche Luft am deutlichſten,<lb/>ſie offenbart ſich von ſelbſt ſchon durch Blaͤschen und rau-<lb/>ſchen, und treibt zu feſt verſtopfte Gefaͤſſe ebenfalls aus-<lb/>
einander <noteplace="foot"n="(f)"><cb/><hirendition="#aq">HOFMANN meth. enam.<lb/>
aquar. ſal. n.</hi> 6.</note>.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">§. 18.<lb/><hirendition="#g">Erde. Salze.</hi></hi></head><lb/><p>Das naͤchſte Element, was ſich unter Waſſer miſcht,<lb/>
iſt Erde <noteplace="foot"n="(a)"><hirendition="#aq">MARGGRÆ Mém. de Ber-<lb/>
lin T. XII. LUCAS p.</hi> 57. Auch<lb/>
Erde und Oel <hirendition="#aq">BOYLE paradox.<lb/>
Chem. p. 29. HOFMANN pe-<lb/>
regr. ob ſanit.</hi></note>, und dieſe betraͤgt den groͤſten Theil von dem-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">jeni-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[336[352]/0372]
Der Magen. XIX. Buch.
Es giebt aber Waſſer, die um einige Grade kaͤlter,
als die Luft ſind, und dieſe trift man hie und da auf den
Alpen an (c), dergleichen werden, wie ich jezzo weis, von
den Nachbaren, nicht weit von der Stadt Lucern, zu me-
diciniſchen Abſichten haͤufig gebraucht. Man koͤnnte die-
ſes auf die Eiskaͤlte ſchieben, welche noch in dieſem Waſ-
ſer uͤbrig iſt, wenn es von geſchmolznem Schnee herruͤhrt,
und durch dergleichen Kanaͤle faͤllt, worinnen die ur-
ſpruͤngliche Kaͤlte von den Sonnenſtralen oder einer lau-
lich erwaͤrmten Luft nicht gebrochen wird.
Doch es enthaͤlt auch Waſſer eine Menge fixer Luft
(d), deren Elaſticitaͤt ſo lange gleichſam eingeſchlaͤfert iſt,
bis die Waͤrme des ſiedenden Waſſers ſie wieder erwekkt,
oder bis das Gefrieren, oder andre von uns bereits er-
waͤnte Bedingungen dieſes Geſchaͤfte uͤbernehmen: denn
alsdann entwikkelt ſich die Luft, welche im Waſſer un-
ſichtbar eingeſchloſſen lag, und ſie aͤuſſert ihre Schnell-
kraft wieder. Dasjenige, was der beruͤmte Creſcen-
tius (e) fuͤr Geiſt hielt, war Luft, welche von der Waͤr-
me in Bewegung geſezzt, Gefaͤſſe zerſprengt, und Schweis
erregt. Doch es zeigt ſich in den wirkſamern Mineral-
waſſern eine wirkliche und elaſtiſche Luft am deutlichſten,
ſie offenbart ſich von ſelbſt ſchon durch Blaͤschen und rau-
ſchen, und treibt zu feſt verſtopfte Gefaͤſſe ebenfalls aus-
einander (f).
§. 18.
Erde. Salze.
Das naͤchſte Element, was ſich unter Waſſer miſcht,
iſt Erde (a), und dieſe betraͤgt den groͤſten Theil von dem-
jeni-
(c)
Dergleichen beſchreibt auf
dem Berge WEPCHA SIMLER de
Alp. p. 316.
(d) L. VIII. p. 181. ſeqq.
(e) p. 153.
(f)
HOFMANN meth. enam.
aquar. ſal. n. 6.
(a) MARGGRÆ Mém. de Ber-
lin T. XII. LUCAS p. 57. Auch
Erde und Oel BOYLE paradox.
Chem. p. 29. HOFMANN pe-
regr. ob ſanit.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 336[352]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/372>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.