Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite




Vierter Abschnitt.
Beobachtungen am Magen.
§. 1.

Ob es gleich schwer fället, über diesen Punkt eine ge-
hörige Ordnung im Vortrage abzufassen, so glau-
be ich doch von denjenigen Ursachen anfangen zu müssen,
welche concurriren, um Speise und Trank in einem le-
bendigen Menschen in ein anderes Wesen zu verwandeln;
ich werde hiernächst die Veränderungen erzählen, welche
sich an der Speise, die in den Magen gebracht worden,
zuverläßig eräugnen: und endlich wollen wir untersuchen,
was eine jede der erzälten Ursachen, um diese Folge her-
vorzubringen, beitrage.

§. 2.
Der Drukk des Zwerchfells.

Es macht das Darmfell, dessen Historie wir von dem
Gekröse (a) und vom Nezze zu trennen, nicht willens sind,
denjenigen Sakk aus, worinnen der Magen, mit der Le-
ber, Milz und dem meisten Gedärme eingeschlossen ist.
Es ist dieser Sakk so angefüllt, und so zusammen ge-
prest, daß an einem lebendigen Thiere, so bald als man
diesem Sakke eine Wunde beibringt, das Gedärme Le-
ber, Magen, Milz und endlich selbst die Nieren her-
austreten, welches sehr geschwinde und mit äusserster
Gefar geschicht. Da sich an einem vereiterten Pförtner
zeigte, so wurde die Leber mit einer solchen Gewalt in

dieses
(a) L. XX.
B b 4




Vierter Abſchnitt.
Beobachtungen am Magen.
§. 1.

Ob es gleich ſchwer faͤllet, uͤber dieſen Punkt eine ge-
hoͤrige Ordnung im Vortrage abzufaſſen, ſo glau-
be ich doch von denjenigen Urſachen anfangen zu muͤſſen,
welche concurriren, um Speiſe und Trank in einem le-
bendigen Menſchen in ein anderes Weſen zu verwandeln;
ich werde hiernaͤchſt die Veraͤnderungen erzaͤhlen, welche
ſich an der Speiſe, die in den Magen gebracht worden,
zuverlaͤßig eraͤugnen: und endlich wollen wir unterſuchen,
was eine jede der erzaͤlten Urſachen, um dieſe Folge her-
vorzubringen, beitrage.

§. 2.
Der Drukk des Zwerchfells.

Es macht das Darmfell, deſſen Hiſtorie wir von dem
Gekroͤſe (a) und vom Nezze zu trennen, nicht willens ſind,
denjenigen Sakk aus, worinnen der Magen, mit der Le-
ber, Milz und dem meiſten Gedaͤrme eingeſchloſſen iſt.
Es iſt dieſer Sakk ſo angefuͤllt, und ſo zuſammen ge-
preſt, daß an einem lebendigen Thiere, ſo bald als man
dieſem Sakke eine Wunde beibringt, das Gedaͤrme Le-
ber, Magen, Milz und endlich ſelbſt die Nieren her-
austreten, welches ſehr geſchwinde und mit aͤuſſerſter
Gefar geſchicht. Da ſich an einem vereiterten Pfoͤrtner
zeigte, ſo wurde die Leber mit einer ſolchen Gewalt in

dieſes
(a) L. XX.
B b 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0411" n="375[391]"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Vierter Ab&#x017F;chnitt.</hi><lb/>
Beobachtungen am Magen.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 1.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">O</hi>b es gleich &#x017F;chwer fa&#x0364;llet, u&#x0364;ber die&#x017F;en Punkt eine ge-<lb/>
ho&#x0364;rige Ordnung im Vortrage abzufa&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o glau-<lb/>
be ich doch von denjenigen Ur&#x017F;achen anfangen zu mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
welche concurriren, um Spei&#x017F;e und Trank in einem le-<lb/>
bendigen Men&#x017F;chen in ein anderes We&#x017F;en zu verwandeln;<lb/>
ich werde hierna&#x0364;ch&#x017F;t die Vera&#x0364;nderungen erza&#x0364;hlen, welche<lb/>
&#x017F;ich an der Spei&#x017F;e, die in den Magen gebracht worden,<lb/>
zuverla&#x0364;ßig era&#x0364;ugnen: und endlich wollen wir unter&#x017F;uchen,<lb/>
was eine jede der erza&#x0364;lten Ur&#x017F;achen, um die&#x017F;e Folge her-<lb/>
vorzubringen, beitrage.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 2.<lb/><hi rendition="#b">Der Drukk des Zwerchfells.</hi></head><lb/>
            <p>Es macht das Darmfell, de&#x017F;&#x017F;en Hi&#x017F;torie wir von dem<lb/>
Gekro&#x0364;&#x017F;e <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">L. XX.</hi></note> und vom Nezze zu trennen, nicht willens &#x017F;ind,<lb/>
denjenigen Sakk aus, worinnen der Magen, mit der Le-<lb/>
ber, Milz und dem mei&#x017F;ten Geda&#x0364;rme einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t.<lb/>
Es i&#x017F;t die&#x017F;er Sakk &#x017F;o angefu&#x0364;llt, und &#x017F;o zu&#x017F;ammen ge-<lb/>
pre&#x017F;t, daß an einem lebendigen Thiere, &#x017F;o bald als man<lb/>
die&#x017F;em Sakke eine Wunde beibringt, das Geda&#x0364;rme Le-<lb/>
ber, Magen, Milz und endlich &#x017F;elb&#x017F;t die Nieren her-<lb/>
austreten, welches &#x017F;ehr ge&#x017F;chwinde und mit a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ter<lb/>
Gefar ge&#x017F;chicht. Da &#x017F;ich an einem vereiterten Pfo&#x0364;rtner<lb/>
zeigte, &#x017F;o wurde die Leber mit einer &#x017F;olchen Gewalt in<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B b 4</fw><fw place="bottom" type="catch">die&#x017F;es</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[375[391]/0411] Vierter Abſchnitt. Beobachtungen am Magen. §. 1. Ob es gleich ſchwer faͤllet, uͤber dieſen Punkt eine ge- hoͤrige Ordnung im Vortrage abzufaſſen, ſo glau- be ich doch von denjenigen Urſachen anfangen zu muͤſſen, welche concurriren, um Speiſe und Trank in einem le- bendigen Menſchen in ein anderes Weſen zu verwandeln; ich werde hiernaͤchſt die Veraͤnderungen erzaͤhlen, welche ſich an der Speiſe, die in den Magen gebracht worden, zuverlaͤßig eraͤugnen: und endlich wollen wir unterſuchen, was eine jede der erzaͤlten Urſachen, um dieſe Folge her- vorzubringen, beitrage. §. 2. Der Drukk des Zwerchfells. Es macht das Darmfell, deſſen Hiſtorie wir von dem Gekroͤſe (a) und vom Nezze zu trennen, nicht willens ſind, denjenigen Sakk aus, worinnen der Magen, mit der Le- ber, Milz und dem meiſten Gedaͤrme eingeſchloſſen iſt. Es iſt dieſer Sakk ſo angefuͤllt, und ſo zuſammen ge- preſt, daß an einem lebendigen Thiere, ſo bald als man dieſem Sakke eine Wunde beibringt, das Gedaͤrme Le- ber, Magen, Milz und endlich ſelbſt die Nieren her- austreten, welches ſehr geſchwinde und mit aͤuſſerſter Gefar geſchicht. Da ſich an einem vereiterten Pfoͤrtner zeigte, ſo wurde die Leber mit einer ſolchen Gewalt in dieſes (a) L. XX. B b 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/411
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 375[391]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/411>, abgerufen am 22.11.2024.