verschlossen ist (c) der träge Magen entweder ruhig sein, oder die Speise wechselsweise hin und zurükke getrieben werden muß. Es dauret aber dieses wechselsweise Fort- wälzen so lange, als der verschlossene Schlund Wider- stand thut, oder der zusammenfallende Pförtner die Spei- se zurükke stöst: und er öfnet sich, wenn entweder der Schlund nachgiebt, oder der nunmehr nachlassende Pfört- ner die Speise fahren läst.
Die Werkzeuge der peristaltischen Bewegung sind so wohl die Queerfasern nach ihren verschiednen Reihen, wie sie sich nach einander runzeln, als auch die schiefe Magenfasern, welche vom Schlunde herabkommen, und sich in beide ebne Flächen des Magens werfen, beide aber gegen den Schlund hinaufziehen. Es werden auch die beide Mündungen gegen einander, von den gereizten empfindenden Fasern gezogen, welche sich zwischen dem gedoppelten Magenmunde befinden. Selbst der Augen- schein bestätigt schon an den Jnsekten, und an allen Klas- sen der Thiere diese Bewegung (d): es verwandelt sich das Wasser im Magen zu Schaum (e): und es ist of- fenbar, daß, wenn nur eine einzige Richtung vorhanden wäre, nach welcher sich der Magen zusammen zöge, es geschehen müste, daß derselbe in sehr kurzer Zeit leer würde, weil der Magen im Menschen eine sehr mäßige Länge hat, und seine lange Darmschleppe, innerhalb vier und zwanzig Stunden von den Speisen durchlau- fen wird.
Doch es ist dieses keine beständige Sache; denn es geht die ganze Speise nach einiger Zeit aus dem Magen fort, und man findet ihn leer (f): folglich scheinet die Richtung dieser Bewegung von der Art zu sein, daß ei-
ne
(c)[Spaltenumbruch]
Jst allezeit, wie er glaubt, wärend des Verdauens verschlos- sen DUVERNEY T. II. p. 184. aber unrecht conf. p. 136.
(d)[Spaltenumbruch]TREMBLEY p. 121. 122. 123. 213. am Polipen.
(e)FOELIX Exp. 9. 10. 11.
(f)p. 264.
Der Magen. XIX. Buch.
verſchloſſen iſt (c) der traͤge Magen entweder ruhig ſein, oder die Speiſe wechſelsweiſe hin und zuruͤkke getrieben werden muß. Es dauret aber dieſes wechſelsweiſe Fort- waͤlzen ſo lange, als der verſchloſſene Schlund Wider- ſtand thut, oder der zuſammenfallende Pfoͤrtner die Spei- ſe zuruͤkke ſtoͤſt: und er oͤfnet ſich, wenn entweder der Schlund nachgiebt, oder der nunmehr nachlaſſende Pfoͤrt- ner die Speiſe fahren laͤſt.
Die Werkzeuge der periſtaltiſchen Bewegung ſind ſo wohl die Queerfaſern nach ihren verſchiednen Reihen, wie ſie ſich nach einander runzeln, als auch die ſchiefe Magenfaſern, welche vom Schlunde herabkommen, und ſich in beide ebne Flaͤchen des Magens werfen, beide aber gegen den Schlund hinaufziehen. Es werden auch die beide Muͤndungen gegen einander, von den gereizten empfindenden Faſern gezogen, welche ſich zwiſchen dem gedoppelten Magenmunde befinden. Selbſt der Augen- ſchein beſtaͤtigt ſchon an den Jnſekten, und an allen Klaſ- ſen der Thiere dieſe Bewegung (d): es verwandelt ſich das Waſſer im Magen zu Schaum (e): und es iſt of- fenbar, daß, wenn nur eine einzige Richtung vorhanden waͤre, nach welcher ſich der Magen zuſammen zoͤge, es geſchehen muͤſte, daß derſelbe in ſehr kurzer Zeit leer wuͤrde, weil der Magen im Menſchen eine ſehr maͤßige Laͤnge hat, und ſeine lange Darmſchleppe, innerhalb vier und zwanzig Stunden von den Speiſen durchlau- fen wird.
Doch es iſt dieſes keine beſtaͤndige Sache; denn es geht die ganze Speiſe nach einiger Zeit aus dem Magen fort, und man findet ihn leer (f): folglich ſcheinet die Richtung dieſer Bewegung von der Art zu ſein, daß ei-
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(c)[Spaltenumbruch]
Jſt allezeit, wie er glaubt, waͤrend des Verdauens verſchloſ- ſen DUVERNEY T. II. p. 184. aber unrecht conf. p. 136.
(d)[Spaltenumbruch]TREMBLEY p. 121. 122. 123. 213. am Polipen.
(e)FOELIX Exp. 9. 10. 11.
(f)p. 264.
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[402[418]/0438]
Der Magen. XIX. Buch.
verſchloſſen iſt (c) der traͤge Magen entweder ruhig ſein,
oder die Speiſe wechſelsweiſe hin und zuruͤkke getrieben
werden muß. Es dauret aber dieſes wechſelsweiſe Fort-
waͤlzen ſo lange, als der verſchloſſene Schlund Wider-
ſtand thut, oder der zuſammenfallende Pfoͤrtner die Spei-
ſe zuruͤkke ſtoͤſt: und er oͤfnet ſich, wenn entweder der
Schlund nachgiebt, oder der nunmehr nachlaſſende Pfoͤrt-
ner die Speiſe fahren laͤſt.
Die Werkzeuge der periſtaltiſchen Bewegung ſind
ſo wohl die Queerfaſern nach ihren verſchiednen Reihen,
wie ſie ſich nach einander runzeln, als auch die ſchiefe
Magenfaſern, welche vom Schlunde herabkommen, und
ſich in beide ebne Flaͤchen des Magens werfen, beide aber
gegen den Schlund hinaufziehen. Es werden auch die
beide Muͤndungen gegen einander, von den gereizten
empfindenden Faſern gezogen, welche ſich zwiſchen dem
gedoppelten Magenmunde befinden. Selbſt der Augen-
ſchein beſtaͤtigt ſchon an den Jnſekten, und an allen Klaſ-
ſen der Thiere dieſe Bewegung (d): es verwandelt ſich
das Waſſer im Magen zu Schaum (e): und es iſt of-
fenbar, daß, wenn nur eine einzige Richtung vorhanden
waͤre, nach welcher ſich der Magen zuſammen zoͤge, es
geſchehen muͤſte, daß derſelbe in ſehr kurzer Zeit leer
wuͤrde, weil der Magen im Menſchen eine ſehr maͤßige
Laͤnge hat, und ſeine lange Darmſchleppe, innerhalb
vier und zwanzig Stunden von den Speiſen durchlau-
fen wird.
Doch es iſt dieſes keine beſtaͤndige Sache; denn es
geht die ganze Speiſe nach einiger Zeit aus dem Magen
fort, und man findet ihn leer (f): folglich ſcheinet die
Richtung dieſer Bewegung von der Art zu ſein, daß ei-
ne
(c)
Jſt allezeit, wie er glaubt,
waͤrend des Verdauens verſchloſ-
ſen DUVERNEY T. II. p. 184.
aber unrecht conf. p. 136.
(d)
TREMBLEY p. 121. 122.
123. 213. am Polipen.
(e) FOELIX Exp. 9. 10. 11.
(f) p. 264.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 402[418]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/438>, abgerufen am 22.11.2024.
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