Dieses dem Magen allein wesentliche Uebel ist eine natürliche Folge. Denn es liegt fast immer die Ursache zum Erbrechen im Magen, und die einfachste Ursache dazu gründet sich auf einen überladenen, und gereizten Magen: und alsdann müssen notwendig entweder Spei- sen ausgeworfen werden, oder wenn er voller Blähungen ist, ein Aufstossen evfolgen. Dieses Erbrechen ist bei Kindern gewönlich, deren kleiner, sehr kurzer, und runder Magen mit den Breispeisen, und mit Milch überladen worden. Dieses ist ein Erbrechen der Schwelger, deren mit Wein überschwemmter Magen sich alsdann umkehrt, wenn dieser Wein bei ihnen schaal und übelschmekkend geworden. Die Römer ahmten dieses Erbrechen nach, wenn sie eine Menge laulich Wasser tranken und sich, so oft sie sich lustig gemacht hatten, dadurch zu neuen Schmausereien anschikkten.
Die nächste und fast eben dieselbe Ursache ist, wenn der Magen am Pförtner verschlossen ist. Diese Ursache ist fast allemal in denjenigen Menschen vorhanden, welche viele Tage oder Jahre die Speisen von sich brechen. Denn bei diesen ist der Magen scirrhöse (a*) disseits des Pförtners zusammen gezogen (a**) durch ein Geschwür geöfnet (a+) der Pförtner enge, knorplig (a), verstopft (b) oder es verstopft ein Pilz den Pförtner, der blättrig,
callö-
(a*)[Spaltenumbruch]
So gros als eine Faust RUYSCH obs. 39. dergleichen hat SIMSON p. 149. BLAS obs. 9. P. IV. GLISSON ventr. intest. LEMERY 1702. hist. I. und am Kasuar PARISINI.
(a**)MORGAGN. Sed. & caus. II. Epist. 30.
(a+)Id. ibid. p. 16. verschlos- sen das Loch des callösen Randes.
(a)[Spaltenumbruch]BARRERE nouv. obs. p. 153. 157. callöse DIONIS mort. sub. p. 125. BARTHOL. Cent. IV. hist. 77.
(b)BARRERE p. 147. nouv. Ed. mit talchigem Wesen verstopft SCHENK exerc. p. 321. gipsartig ZOD. hist. I. m. Febr.
Der Magen. XIX. Buch.
§. 13. Die Urſache zum Erbrechen.
Dieſes dem Magen allein weſentliche Uebel iſt eine natuͤrliche Folge. Denn es liegt faſt immer die Urſache zum Erbrechen im Magen, und die einfachſte Urſache dazu gruͤndet ſich auf einen uͤberladenen, und gereizten Magen: und alsdann muͤſſen notwendig entweder Spei- ſen ausgeworfen werden, oder wenn er voller Blaͤhungen iſt, ein Aufſtoſſen evfolgen. Dieſes Erbrechen iſt bei Kindern gewoͤnlich, deren kleiner, ſehr kurzer, und runder Magen mit den Breiſpeiſen, und mit Milch uͤberladen worden. Dieſes iſt ein Erbrechen der Schwelger, deren mit Wein uͤberſchwemmter Magen ſich alsdann umkehrt, wenn dieſer Wein bei ihnen ſchaal und uͤbelſchmekkend geworden. Die Roͤmer ahmten dieſes Erbrechen nach, wenn ſie eine Menge laulich Waſſer tranken und ſich, ſo oft ſie ſich luſtig gemacht hatten, dadurch zu neuen Schmauſereien anſchikkten.
Die naͤchſte und faſt eben dieſelbe Urſache iſt, wenn der Magen am Pfoͤrtner verſchloſſen iſt. Dieſe Urſache iſt faſt allemal in denjenigen Menſchen vorhanden, welche viele Tage oder Jahre die Speiſen von ſich brechen. Denn bei dieſen iſt der Magen ſcirrhoͤſe (a*) diſſeits des Pfoͤrtners zuſammen gezogen (a**) durch ein Geſchwuͤr geoͤfnet (a†) der Pfoͤrtner enge, knorplig (a), verſtopft (b) oder es verſtopft ein Pilz den Pfoͤrtner, der blaͤttrig,
calloͤ-
(a*)[Spaltenumbruch]
So gros als eine Fauſt RUYSCH obſ. 39. dergleichen hat SIMSON p. 149. BLAS obſ. 9. P. IV. GLISSON ventr. inteſt. LEMERY 1702. hiſt. I. und am Kaſuar PARISINI.
(a**)MORGAGN. Sed. & cauſ. II. Epiſt. 30.
(a†)Id. ibid. p. 16. verſchloſ- ſen das Loch des calloͤſen Randes.
(a)[Spaltenumbruch]BARRERE nouv. obſ. p. 153. 157. calloͤſe DIONIS mort. ſub. p. 125. BARTHOL. Cent. IV. hiſt. 77.
(b)BARRERE p. 147. nouv. Ed. mit talchigem Weſen verſtopft SCHENK exerc. p. 321. gipsartig ZOD. hiſt. I. m. Febr.
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Der Magen. XIX. Buch.
§. 13.
Die Urſache zum Erbrechen.
Dieſes dem Magen allein weſentliche Uebel iſt eine
natuͤrliche Folge. Denn es liegt faſt immer die Urſache
zum Erbrechen im Magen, und die einfachſte Urſache
dazu gruͤndet ſich auf einen uͤberladenen, und gereizten
Magen: und alsdann muͤſſen notwendig entweder Spei-
ſen ausgeworfen werden, oder wenn er voller Blaͤhungen
iſt, ein Aufſtoſſen evfolgen. Dieſes Erbrechen iſt bei
Kindern gewoͤnlich, deren kleiner, ſehr kurzer, und runder
Magen mit den Breiſpeiſen, und mit Milch uͤberladen
worden. Dieſes iſt ein Erbrechen der Schwelger, deren
mit Wein uͤberſchwemmter Magen ſich alsdann umkehrt,
wenn dieſer Wein bei ihnen ſchaal und uͤbelſchmekkend
geworden. Die Roͤmer ahmten dieſes Erbrechen nach,
wenn ſie eine Menge laulich Waſſer tranken und ſich,
ſo oft ſie ſich luſtig gemacht hatten, dadurch zu neuen
Schmauſereien anſchikkten.
Die naͤchſte und faſt eben dieſelbe Urſache iſt, wenn
der Magen am Pfoͤrtner verſchloſſen iſt. Dieſe Urſache
iſt faſt allemal in denjenigen Menſchen vorhanden, welche
viele Tage oder Jahre die Speiſen von ſich brechen.
Denn bei dieſen iſt der Magen ſcirrhoͤſe (a*) diſſeits des
Pfoͤrtners zuſammen gezogen (a**) durch ein Geſchwuͤr
geoͤfnet (a†) der Pfoͤrtner enge, knorplig (a), verſtopft (b)
oder es verſtopft ein Pilz den Pfoͤrtner, der blaͤttrig,
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(a*)
So gros als eine Fauſt
RUYSCH obſ. 39. dergleichen hat
SIMSON p. 149. BLAS obſ. 9.
P. IV. GLISSON ventr. inteſt.
LEMERY 1702. hiſt. I. und am
Kaſuar PARISINI.
(a**) MORGAGN. Sed. &
cauſ. II. Epiſt. 30.
(a†) Id. ibid. p. 16. verſchloſ-
ſen das Loch des calloͤſen Randes.
(a)
BARRERE nouv. obſ. p. 153.
157. calloͤſe DIONIS mort. ſub.
p. 125. BARTHOL. Cent. IV.
hiſt. 77.
(b) BARRERE p. 147. nouv. Ed.
mit talchigem Weſen verſtopft
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 412[428]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/448>, abgerufen am 21.11.2024.
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