Butter mischt, je langsamer verlassen sie den Magen, und zwar so gar bis in den dritten Tag (b). Ein Stükk vom Nezze gieng erst nach vierzig Tagen von unten ab (c), und Fett erst nach vierzehn Monaten (d).
Bisweilen wirft man Fettigkeiten, wie geronnen Talg durch Erbrechen aus (e), weil, wie ich mir vorstelle, die herrschende Säure dasselbe gehärtet hatte. Man lieset, daß Jemand eine braune entzündliche Materie von ver- dorbner Chokolate (f) ausgeworffen.
Gemeiniglich aber zerfliesset doch das Fett allmälich zu einem Safte von höchst unangenemen (g) Geschmak- ke (h) und Geruche, welches Flammen fangen könnte (i): und dahin gehören die brennende Speichel (k), das ent- zündbare Erbrechen (l), welches die Alten weggebrochne Galle nannten. Helmontius zeigt (m), daß es ver- dorbne Speisen sind, die man gemeiniglich auf solche Art von sich wegbricht. Jch habe mich daher niemals un- terfangen, dem Beispiele sonst berümter Männer, son- derlich ausser den Alpen nachzufolgen, welche in hizzigen Krankheiten reichlich Oele den Kranken geben, oder Wallrat in den Brustverstopfungen verordnen, weil ich mehr, als zu viel erfaren habe, daß auch natürliche Bal- same, die doch offenbar säurer sind, ranzig werden, und sich auf die Luftröhre anhängen, woran sie eine würgen- de Schärfe hervorbringen. Mit uns hegt der berümte und erfarne Tissot(n) einerlei Gedanken. Uebrigens
(e)Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann. 3. obs. 253. HOFMANN de remed-benign. abus.
(f)HOFMANN Med. Cons. Cent. II. Dec. II. c. 4.
(g) Bittersalzig ist der Gallert, in den sich Knochen durch die Kraft des Magens fleischfressender [Spaltenumbruch]
Thiere verwandien REAUMUR p. 480.
(h)In buteone REAUMUR p. 480.
(i)BOERHAV. T. I. p. 254. Elem. Chem. T. II. p. 113.
(k)p. 120.
(l)Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann. 3. obs. 154.
(m)Sylor. reitor. n. 23. 25.
(n)Febr. bilios. Lausann. p. 54.
Der Magen. XIX. Buch.
Butter miſcht, je langſamer verlaſſen ſie den Magen, und zwar ſo gar bis in den dritten Tag (b). Ein Stuͤkk vom Nezze gieng erſt nach vierzig Tagen von unten ab (c), und Fett erſt nach vierzehn Monaten (d).
Bisweilen wirft man Fettigkeiten, wie geronnen Talg durch Erbrechen aus (e), weil, wie ich mir vorſtelle, die herrſchende Saͤure daſſelbe gehaͤrtet hatte. Man lieſet, daß Jemand eine braune entzuͤndliche Materie von ver- dorbner Chokolate (f) ausgeworffen.
Gemeiniglich aber zerflieſſet doch das Fett allmaͤlich zu einem Safte von hoͤchſt unangenemen (g) Geſchmak- ke (h) und Geruche, welches Flammen fangen koͤnnte (i): und dahin gehoͤren die brennende Speichel (k), das ent- zuͤndbare Erbrechen (l), welches die Alten weggebrochne Galle nannten. Helmontius zeigt (m), daß es ver- dorbne Speiſen ſind, die man gemeiniglich auf ſolche Art von ſich wegbricht. Jch habe mich daher niemals un- terfangen, dem Beiſpiele ſonſt beruͤmter Maͤnner, ſon- derlich auſſer den Alpen nachzufolgen, welche in hizzigen Krankheiten reichlich Oele den Kranken geben, oder Wallrat in den Bruſtverſtopfungen verordnen, weil ich mehr, als zu viel erfaren habe, daß auch natuͤrliche Bal- ſame, die doch offenbar ſaͤurer ſind, ranzig werden, und ſich auf die Luftroͤhre anhaͤngen, woran ſie eine wuͤrgen- de Schaͤrfe hervorbringen. Mit uns hegt der beruͤmte und erfarne Tiſſot(n) einerlei Gedanken. Uebrigens
(e)Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann. 3. obſ. 253. HOFMANN de remed-benign. abuſ.
(f)HOFMANN Med. Conſ. Cent. II. Dec. II. c. 4.
(g) Bitterſalzig iſt der Gallert, in den ſich Knochen durch die Kraft des Magens fleiſchfreſſender [Spaltenumbruch]
Thiere verwandien REAUMUR p. 480.
(h)In buteone REAUMUR p. 480.
(i)BOERHAV. T. I. p. 254. Elem. Chem. T. II. p. 113.
(k)p. 120.
(l)Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann. 3. obſ. 154.
(m)Sylor. reitor. n. 23. 25.
(n)Febr. bilioſ. Lauſann. p. 54.
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[470[486]/0506]
Der Magen. XIX. Buch.
Butter miſcht, je langſamer verlaſſen ſie den Magen,
und zwar ſo gar bis in den dritten Tag (b). Ein Stuͤkk
vom Nezze gieng erſt nach vierzig Tagen von unten ab (c),
und Fett erſt nach vierzehn Monaten (d).
Bisweilen wirft man Fettigkeiten, wie geronnen Talg
durch Erbrechen aus (e), weil, wie ich mir vorſtelle, die
herrſchende Saͤure daſſelbe gehaͤrtet hatte. Man lieſet,
daß Jemand eine braune entzuͤndliche Materie von ver-
dorbner Chokolate (f) ausgeworffen.
Gemeiniglich aber zerflieſſet doch das Fett allmaͤlich
zu einem Safte von hoͤchſt unangenemen (g) Geſchmak-
ke (h) und Geruche, welches Flammen fangen koͤnnte (i):
und dahin gehoͤren die brennende Speichel (k), das ent-
zuͤndbare Erbrechen (l), welches die Alten weggebrochne
Galle nannten. Helmontius zeigt (m), daß es ver-
dorbne Speiſen ſind, die man gemeiniglich auf ſolche Art
von ſich wegbricht. Jch habe mich daher niemals un-
terfangen, dem Beiſpiele ſonſt beruͤmter Maͤnner, ſon-
derlich auſſer den Alpen nachzufolgen, welche in hizzigen
Krankheiten reichlich Oele den Kranken geben, oder
Wallrat in den Bruſtverſtopfungen verordnen, weil ich
mehr, als zu viel erfaren habe, daß auch natuͤrliche Bal-
ſame, die doch offenbar ſaͤurer ſind, ranzig werden, und
ſich auf die Luftroͤhre anhaͤngen, woran ſie eine wuͤrgen-
de Schaͤrfe hervorbringen. Mit uns hegt der beruͤmte
und erfarne Tiſſot (n) einerlei Gedanken. Uebrigens
macht
(b)
Eph. Nat. Cur. Vol. 10.
obſ. 4.
(c) Alex. BENED. L. XIX. c. 5.
(d) TULP. L. III. c. 18.
(e) Eph. Nat. Cur. Dec. I.
ann. 3. obſ. 253. HOFMANN de
remed-benign. abuſ.
(f) HOFMANN Med. Conſ.
Cent. II. Dec. II. c. 4.
(g) Bitterſalzig iſt der Gallert,
in den ſich Knochen durch die
Kraft des Magens fleiſchfreſſender
Thiere verwandien REAUMUR
p. 480.
(h) In buteone REAUMUR
p. 480.
(i) BOERHAV. T. I. p. 254.
Elem. Chem. T. II. p. 113.
(k) p. 120.
(l) Eph. Nat. Cur. Dec. I.
ann. 3. obſ. 154.
(m) Sylor. reitor. n. 23. 25.
(n) Febr. bilioſ. Lauſann. p. 54.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 470[486]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/506>, abgerufen am 22.11.2024.
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