Die Fäulniß äussert schon eine stärkere Gewalt. Die- se ist es, welche alle thierische und vegetabilische Körper in einen Brei verwandelt (a): nachdem der Leim ihrer Grundstoffe, wie es das Ansehn hat, zerstört worden (b): es mag nun die Luft dieser Leim selbst sein, oder es mag der Leim von der sich loswikkelnden Luft zerstört werden. Jn- dessen haben wir doch auch gezeigt, daß man keine der- gleichen vollständige Ausartung bei der Speisever- dauung (c) zugeben könne.
Von der Ausdehnung der Luft haben wir bereits gehandelt. Diese nehmen andre bei der Verdauung zu Hülfe (d). Viele aber haben sich der Papinianischen Kastrolle (e)(f) oder zweier Gefässe, die aufeinander passen, und genau schliessen, daß keine Luft heraus kann. Jn ihnen werden Knochen im Wasser in kurzer Zeit zu einem Gallert weich gekocht (g), daß man sie zwischen den Fingern zerreiben kann (h) der klebrige Saft wird aus ihnen herausgezogen (i) und Knorpel verwandelt man in diesem Kochgefässe zu Gallert (k). Die Hizze des Wassers ist aber so gros, daß ein Tropfen in vier (l)
oder
(a)[Spaltenumbruch]L. V. p. 89.
(b)Conf. KNIGTH vindic. p. 6. 7. 12. 26.
(c)p. 323.
(d)KNIGTH. DRAKE An- thropol. p. 84. wenigstens zum Theil VARIGNON VERDRIES. LISTER hum. c. 9. p. 96. MOR- GAN. princ. Medic.
(e)DRAKE p. 86.
(f)PAPIN l'art. d'amollir les os toto. 12. & c. 3. BOYLE ek- per. phys. mechan. cont. in art. 19. WOLF Absichten der Theile. p. 32. 33.
(g)[Spaltenumbruch]Cap. II. Exper. 6. 8. 9. Cap. III. Exper. 1. 6. in den Fi- schen Cap. II Exper. 13 14. 15. Cap. III. Exper. 9.
(h)Cap. III. Exper. 3. 5. von Elfenbein, das niemals erweicht worden p. 109. Contin. Exper. 6. von den Knochen.
(l)Cap. II. Exper. 6. 9. 11. Cap. III. Exper. 7. 8. Contin. Exper. 7.
Der Magen. XIX. Buch.
§. 3. Die Faͤulung.
Die Faͤulniß aͤuſſert ſchon eine ſtaͤrkere Gewalt. Die- ſe iſt es, welche alle thieriſche und vegetabiliſche Koͤrper in einen Brei verwandelt (a): nachdem der Leim ihrer Grundſtoffe, wie es das Anſehn hat, zerſtoͤrt worden (b): es mag nun die Luft dieſer Leim ſelbſt ſein, oder es mag der Leim von der ſich loswikkelnden Luft zerſtoͤrt werden. Jn- deſſen haben wir doch auch gezeigt, daß man keine der- gleichen vollſtaͤndige Ausartung bei der Speiſever- dauung (c) zugeben koͤnne.
Von der Ausdehnung der Luft haben wir bereits gehandelt. Dieſe nehmen andre bei der Verdauung zu Huͤlfe (d). Viele aber haben ſich der Papinianiſchen Kaſtrolle (e)(f) oder zweier Gefaͤſſe, die aufeinander paſſen, und genau ſchlieſſen, daß keine Luft heraus kann. Jn ihnen werden Knochen im Waſſer in kurzer Zeit zu einem Gallert weich gekocht (g), daß man ſie zwiſchen den Fingern zerreiben kann (h) der klebrige Saft wird aus ihnen herausgezogen (i) und Knorpel verwandelt man in dieſem Kochgefaͤſſe zu Gallert (k). Die Hizze des Waſſers iſt aber ſo gros, daß ein Tropfen in vier (l)
oder
(a)[Spaltenumbruch]L. V. p. 89.
(b)Conf. KNIGTH vindic. p. 6. 7. 12. 26.
(c)p. 323.
(d)KNIGTH. DRAKE An- thropol. p. 84. wenigſtens zum Theil VARIGNON VERDRIES. LISTER hum. c. 9. p. 96. MOR- GAN. princ. Medic.
(e)DRAKE p. 86.
(f)PAPIN l’art. d’amollir les os toto. 12. & c. 3. BOYLE ek- per. phyſ. mechan. cont. in art. 19. WOLF Abſichten der Theile. p. 32. 33.
(g)[Spaltenumbruch]Cap. II. Exper. 6. 8. 9. Cap. III. Exper. 1. 6. in den Fi- ſchen Cap. II Exper. 13 14. 15. Cap. III. Exper. 9.
(h)Cap. III. Exper. 3. 5. von Elfenbein, das niemals erweicht worden p. 109. Contin. Exper. 6. von den Knochen.
(l)Cap. II. Exper. 6. 9. 11. Cap. III. Exper. 7. 8. Contin. Exper. 7.
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[480[496]/0516]
Der Magen. XIX. Buch.
§. 3.
Die Faͤulung.
Die Faͤulniß aͤuſſert ſchon eine ſtaͤrkere Gewalt. Die-
ſe iſt es, welche alle thieriſche und vegetabiliſche Koͤrper
in einen Brei verwandelt (a): nachdem der Leim ihrer
Grundſtoffe, wie es das Anſehn hat, zerſtoͤrt worden (b):
es mag nun die Luft dieſer Leim ſelbſt ſein, oder es mag der
Leim von der ſich loswikkelnden Luft zerſtoͤrt werden. Jn-
deſſen haben wir doch auch gezeigt, daß man keine der-
gleichen vollſtaͤndige Ausartung bei der Speiſever-
dauung (c) zugeben koͤnne.
Von der Ausdehnung der Luft haben wir bereits
gehandelt. Dieſe nehmen andre bei der Verdauung
zu Huͤlfe (d). Viele aber haben ſich der Papinianiſchen
Kaſtrolle (e) (f) oder zweier Gefaͤſſe, die aufeinander
paſſen, und genau ſchlieſſen, daß keine Luft heraus kann.
Jn ihnen werden Knochen im Waſſer in kurzer Zeit zu
einem Gallert weich gekocht (g), daß man ſie zwiſchen den
Fingern zerreiben kann (h) der klebrige Saft wird
aus ihnen herausgezogen (i) und Knorpel verwandelt
man in dieſem Kochgefaͤſſe zu Gallert (k). Die Hizze
des Waſſers iſt aber ſo gros, daß ein Tropfen in vier (l)
oder
(a)
L. V. p. 89.
(b) Conf. KNIGTH vindic.
p. 6. 7. 12. 26.
(c) p. 323.
(d) KNIGTH. DRAKE An-
thropol. p. 84. wenigſtens zum
Theil VARIGNON VERDRIES.
LISTER hum. c. 9. p. 96. MOR-
GAN. princ. Medic.
(e) DRAKE p. 86.
(f) PAPIN l’art. d’amollir les
os toto. 12. & c. 3. BOYLE ek-
per. phyſ. mechan. cont. in art. 19.
WOLF Abſichten der Theile.
p. 32. 33.
(g)
Cap. II. Exper. 6. 8. 9.
Cap. III. Exper. 1. 6. in den Fi-
ſchen Cap. II Exper. 13 14. 15.
Cap. III. Exper. 9.
(h) Cap. III. Exper. 3. 5. von
Elfenbein, das niemals erweicht
worden p. 109. Contin. Exper. 6.
von den Knochen.
(i) Cap. III. Exper. 1. 2. 3. 4.
5. 6. 7. 8. Contin. Exper. 5. 6. 7.
(k) Cap III. Exper. 3.
(l) Cap. II. Exper. 6. 9. 11.
Cap. III. Exper. 7. 8. Contin.
Exper. 7.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 480[496]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/516>, abgerufen am 22.11.2024.
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