Mit diesem grossen Nezze, continuirt, da wo es vor dem Queergrimmdarm mit seinem rechten Ende in die Höhe steigt, ein holes Anhängsel (a), welches kegelför- mig, von verschiedner Länge ist, und welches ich bis zum Blinddarm (b) verlängert gesehen habe. Selbiges ent- steht blos von der innern Membran des Grimmdarms, die aber an zwei einander parallelen Stellen vom Darm in die Höhe geht, so daß zwischen beiden Blättern Luft eingeschlossen ist, und sich im Aufblasen ein, in die Hök- ker eintretender Kegel bildet, dergleichen man auch an dem Bau der übrigen Nezze wahrnimmt. Selten ge- schicht es, daß es blos vom Magen seinen Ursprung her- nimmt, und darum hätte man es nicht auf alle todte Körper anwenden sollen (c).
Ueberhaupt hat der berümte Lieutaud(d) dieses Nezz in den Gedanken gehabt, wenn er sagt, das Nezz entstehe zwei Finger vom wurmförmigen Anhängsel, und es laufe von da zum Queergrimmdarm. Er weicht da- rinnen von mir ab, daß er sagt, das gröste Stükk ent- stehe mit dem einen Blate vom Grimmdarm, mit dem andern vom mesenterio. Er hätte aber die Sache zu einerlei Zeit mit mir sehen können, da die Privilegien über dieses berümten Mannes Buch vom Jahre 1741 datirt sind, ob sein Werk gleich erst im Jahre 1742 her- ausgekommen; ich hingegen habe zu Anfange des Jahres 1742 bereits ein aus mehrern gewältes Kupfer gehabt, welches ich in eben dem Jahre herausgab. Jch finde in
mei-
(a)[Spaltenumbruch]Tab. I. Omenti R. R.
(b)GUNZ de hepate n. 3. I. Jm Affen hängt es da feste BLAS anat. anim. p. 110.
(c)HENRICI deser. oment. p. XVI. XIX. Fig. Q. Unsere [Spaltenumbruch]
Gränzen hilft vertheidigen ILL. LUDWIG de situ viscer. abdom. p. VI. VII. das Nezz bis zum Blinddarme GUNZIUS als Zeuge, de hepate n. 8.
(d)p. 263.
I. Abſchn. Die Membranen.
§. 16. Das Grimmdarmnezz.
Mit dieſem groſſen Nezze, continuirt, da wo es vor dem Queergrimmdarm mit ſeinem rechten Ende in die Hoͤhe ſteigt, ein holes Anhaͤngſel (a), welches kegelfoͤr- mig, von verſchiedner Laͤnge iſt, und welches ich bis zum Blinddarm (b) verlaͤngert geſehen habe. Selbiges ent- ſteht blos von der innern Membran des Grimmdarms, die aber an zwei einander parallelen Stellen vom Darm in die Hoͤhe geht, ſo daß zwiſchen beiden Blaͤttern Luft eingeſchloſſen iſt, und ſich im Aufblaſen ein, in die Hoͤk- ker eintretender Kegel bildet, dergleichen man auch an dem Bau der uͤbrigen Nezze wahrnimmt. Selten ge- ſchicht es, daß es blos vom Magen ſeinen Urſprung her- nimmt, und darum haͤtte man es nicht auf alle todte Koͤrper anwenden ſollen (c).
Ueberhaupt hat der beruͤmte Lieutaud(d) dieſes Nezz in den Gedanken gehabt, wenn er ſagt, das Nezz entſtehe zwei Finger vom wurmfoͤrmigen Anhaͤngſel, und es laufe von da zum Queergrimmdarm. Er weicht da- rinnen von mir ab, daß er ſagt, das groͤſte Stuͤkk ent- ſtehe mit dem einen Blate vom Grimmdarm, mit dem andern vom meſenterio. Er haͤtte aber die Sache zu einerlei Zeit mit mir ſehen koͤnnen, da die Privilegien uͤber dieſes beruͤmten Mannes Buch vom Jahre 1741 datirt ſind, ob ſein Werk gleich erſt im Jahre 1742 her- ausgekommen; ich hingegen habe zu Anfange des Jahres 1742 bereits ein aus mehrern gewaͤltes Kupfer gehabt, welches ich in eben dem Jahre herausgab. Jch finde in
mei-
(a)[Spaltenumbruch]Tab. I. Omenti R. R.
(b)GUNZ de hepate n. 3. I. Jm Affen haͤngt es da feſte BLAS anat. anim. p. 110.
(c)HENRICI deſer. oment. p. XVI. XIX. Fig. Q. Unſere [Spaltenumbruch]
Graͤnzen hilft vertheidigen ILL. LUDWIG de ſitu viſcer. abdom. p. VI. VII. das Nezz bis zum Blinddarme GUNZIUS als Zeuge, de hepate n. 8.
(d)p. 263.
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[539[555]/0575]
I. Abſchn. Die Membranen.
§. 16.
Das Grimmdarmnezz.
Mit dieſem groſſen Nezze, continuirt, da wo es vor
dem Queergrimmdarm mit ſeinem rechten Ende in die
Hoͤhe ſteigt, ein holes Anhaͤngſel (a), welches kegelfoͤr-
mig, von verſchiedner Laͤnge iſt, und welches ich bis zum
Blinddarm (b) verlaͤngert geſehen habe. Selbiges ent-
ſteht blos von der innern Membran des Grimmdarms,
die aber an zwei einander parallelen Stellen vom Darm
in die Hoͤhe geht, ſo daß zwiſchen beiden Blaͤttern Luft
eingeſchloſſen iſt, und ſich im Aufblaſen ein, in die Hoͤk-
ker eintretender Kegel bildet, dergleichen man auch an
dem Bau der uͤbrigen Nezze wahrnimmt. Selten ge-
ſchicht es, daß es blos vom Magen ſeinen Urſprung her-
nimmt, und darum haͤtte man es nicht auf alle todte
Koͤrper anwenden ſollen (c).
Ueberhaupt hat der beruͤmte Lieutaud (d) dieſes
Nezz in den Gedanken gehabt, wenn er ſagt, das Nezz
entſtehe zwei Finger vom wurmfoͤrmigen Anhaͤngſel, und
es laufe von da zum Queergrimmdarm. Er weicht da-
rinnen von mir ab, daß er ſagt, das groͤſte Stuͤkk ent-
ſtehe mit dem einen Blate vom Grimmdarm, mit dem
andern vom meſenterio. Er haͤtte aber die Sache zu
einerlei Zeit mit mir ſehen koͤnnen, da die Privilegien
uͤber dieſes beruͤmten Mannes Buch vom Jahre 1741
datirt ſind, ob ſein Werk gleich erſt im Jahre 1742 her-
ausgekommen; ich hingegen habe zu Anfange des Jahres
1742 bereits ein aus mehrern gewaͤltes Kupfer gehabt,
welches ich in eben dem Jahre herausgab. Jch finde in
mei-
(a)
Tab. I. Omenti R. R.
(b) GUNZ de hepate n. 3. I.
Jm Affen haͤngt es da feſte BLAS
anat. anim. p. 110.
(c) HENRICI deſer. oment.
p. XVI. XIX. Fig. Q. Unſere
Graͤnzen hilft vertheidigen ILL.
LUDWIG de ſitu viſcer. abdom.
p. VI. VII. das Nezz bis zum
Blinddarme GUNZIUS als Zeuge,
de hepate n. 8.
(d) p. 263.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 539[555]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/575>, abgerufen am 22.11.2024.
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