Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Milz. XXI. Buch.
ändert sie beständig ihre Masse, nachdem der Magen
voll, oder wieder leer ist (b). Sie kann vom vollen Ma-
gen allerdings zusammen gedrükkt, und gegen die Rip-
pen getrieben werden; und da sie ungemein weich, und
ganz mit Blut angefüllt ist (c), und eine Blutader hat,
die zur Aufname des Blutes sehr weit, und sehr lose ge-
webt ist (d), so kann freilich das Blut aus der Milz ge-
gen die Leber gedrükkt, und die Masse der Milz vermin-
dert werden. Jm Gegenteil, wenn der Magen leer ist,
so verbreitet sich das Blut der Milzschlagadern in diesem
schlaffen Eingeweide um so viel leichter (e), je mehr dassel-
be von dem vorigen Drukke des vollen Magens verliert.
Ein berümter Zergliederer und Arzt (f) sagt noch, man
finde daher in Personen, die eines schnellen Todes ver-
storben, die Milz kleiner, und in denjenigen grösser,
wo eine lange Ermattung vor dem Tode voran gegangen,
worüber auch an Hunden ein Versuch gemacht worden (h).
Schon Hippokrates merkte an (i), daß die Milz in
einem, und eben demselben Tage, groß und wieder klein
werde. Von der Abname des Milzgeschwulstes findet
man ebenfalls Nachrichten (k).

Doch
(b) [Spaltenumbruch] LIEUTAUD hist. de 1738.
Essays p. 311. physiolog. p. 145.
BORDEU sur les glandes p.
432.
bei einem grossen Magen eine sehr
kleine Milz Mem. de 1752. p. 231.
(c) Es wiegt 14 Unzen eine fri-
sche Milz, die trokkene ein Quent-
chen STUKELEY p. 7.
(d) Jhre Stärke verhalte sich
zur Stärke der venae iliacae wie
10. 35. WINTRINGHAM enquiry
Exp.
37. zur Stärke ihrer Neben-
arterie wie 1000 4812 und wie
1000. 4336. Exp 95 da die
Stärke der venae iliacae zur Stär-
ke der Nebenarterie, in so viel
grössern Verhältnisse steht, als
unteri den Milzgefässen, als 836.
grösser ist, als 171.
(e) [Spaltenumbruch] LIEUTAUD physiolog.
p.
145. die Milz empfängt sangui-
nis exundantias DUVERNEY
I. c.
die Milz wird leicht aufge-
blasen La SONE I. c. wenn die
venae comprimirt sind, bläst sie
sich wie ein penis auf Comm.
Acad. Petrop. T. IV. p.
156.
schwillt bald sehr auf ILL. ANON.
de febr. intermitt. p.
130. Jm
Säufer aufschwellend BARTHOL.
Hist. 43 Cent. I.
(f) LIEUTAUD p. 311.
(h) Ibid.
(i) Affect. intern. FORS edit.
p.
110.
(k) BIUMI serutin. p. 217.

Die Milz. XXI. Buch.
aͤndert ſie beſtaͤndig ihre Maſſe, nachdem der Magen
voll, oder wieder leer iſt (b). Sie kann vom vollen Ma-
gen allerdings zuſammen gedruͤkkt, und gegen die Rip-
pen getrieben werden; und da ſie ungemein weich, und
ganz mit Blut angefuͤllt iſt (c), und eine Blutader hat,
die zur Aufname des Blutes ſehr weit, und ſehr loſe ge-
webt iſt (d), ſo kann freilich das Blut aus der Milz ge-
gen die Leber gedruͤkkt, und die Maſſe der Milz vermin-
dert werden. Jm Gegenteil, wenn der Magen leer iſt,
ſo verbreitet ſich das Blut der Milzſchlagadern in dieſem
ſchlaffen Eingeweide um ſo viel leichter (e), je mehr daſſel-
be von dem vorigen Drukke des vollen Magens verliert.
Ein beruͤmter Zergliederer und Arzt (f) ſagt noch, man
finde daher in Perſonen, die eines ſchnellen Todes ver-
ſtorben, die Milz kleiner, und in denjenigen groͤſſer,
wo eine lange Ermattung vor dem Tode voran gegangen,
woruͤber auch an Hunden ein Verſuch gemacht worden (h).
Schon Hippokrates merkte an (i), daß die Milz in
einem, und eben demſelben Tage, groß und wieder klein
werde. Von der Abname des Milzgeſchwulſtes findet
man ebenfalls Nachrichten (k).

Doch
(b) [Spaltenumbruch] LIEUTAUD hiſt. de 1738.
Eſſays p. 311. phyſiolog. p. 145.
BORDEU ſur les glandes p.
432.
bei einem groſſen Magen eine ſehr
kleine Milz Mém. de 1752. p. 231.
(c) Es wiegt 14 Unzen eine fri-
ſche Milz, die trokkene ein Quent-
chen STUKELEY p. 7.
(d) Jhre Staͤrke verhalte ſich
zur Staͤrke der venae iliacae wie
10. 35. WINTRINGHAM enquiry
Exp.
37. zur Staͤrke ihrer Neben-
arterie wie 1000 4812 und wie
1000. 4336. Exp 95 da die
Staͤrke der venae iliacae zur Staͤr-
ke der Nebenarterie, in ſo viel
groͤſſern Verhaͤltniſſe ſteht, als
unteri den Milzgefaͤſſen, als 836.
groͤſſer iſt, als 171.
(e) [Spaltenumbruch] LIEUTAUD phyſiolog.
p.
145. die Milz empfaͤngt ſangui-
nis exundantias DUVERNEY
I. c.
die Milz wird leicht aufge-
blaſen La SONE I. c. wenn die
venae comprimirt ſind, blaͤſt ſie
ſich wie ein penis auf Comm.
Acad. Petrop. T. IV. p.
156.
ſchwillt bald ſehr auf ILL. ANON.
de febr. intermitt. p.
130. Jm
Saͤufer aufſchwellend BARTHOL.
Hiſt. 43 Cent. I.
(f) LIEUTAUD p. 311.
(h) Ibid.
(i) Affect. intern. FORS edit.
p.
110.
(k) BIUMI ſerutin. p. 217.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0610" n="574[590]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Milz. <hi rendition="#aq">XXI.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
a&#x0364;ndert &#x017F;ie be&#x017F;ta&#x0364;ndig ihre Ma&#x017F;&#x017F;e, nachdem der Magen<lb/>
voll, oder wieder leer i&#x017F;t <note place="foot" n="(b)"><cb/><hi rendition="#aq">LIEUTAUD hi&#x017F;t. de 1738.<lb/>
E&#x017F;&#x017F;ays p. 311. phy&#x017F;iolog. p. 145.<lb/>
BORDEU &#x017F;ur les glandes p.</hi> 432.<lb/>
bei einem gro&#x017F;&#x017F;en Magen eine &#x017F;ehr<lb/>
kleine Milz <hi rendition="#aq">Mém. de 1752. p.</hi> 231.</note>. Sie kann vom vollen Ma-<lb/>
gen allerdings zu&#x017F;ammen gedru&#x0364;kkt, und gegen die Rip-<lb/>
pen getrieben werden; und da &#x017F;ie ungemein weich, und<lb/>
ganz mit Blut angefu&#x0364;llt i&#x017F;t <note place="foot" n="(c)">Es wiegt 14 Unzen eine fri-<lb/>
&#x017F;che Milz, die trokkene ein Quent-<lb/>
chen <hi rendition="#aq">STUKELEY p.</hi> 7.</note>, und eine Blutader hat,<lb/>
die zur Aufname des Blutes &#x017F;ehr weit, und &#x017F;ehr lo&#x017F;e ge-<lb/>
webt i&#x017F;t <note place="foot" n="(d)">Jhre Sta&#x0364;rke verhalte &#x017F;ich<lb/>
zur Sta&#x0364;rke der <hi rendition="#aq">venae iliacae</hi> wie<lb/>
10. 35. <hi rendition="#aq">WINTRINGHAM enquiry<lb/>
Exp.</hi> 37. zur Sta&#x0364;rke ihrer Neben-<lb/>
arterie wie 1000 4812 und wie<lb/>
1000. 4336. <hi rendition="#aq">Exp</hi> 95 da die<lb/>
Sta&#x0364;rke der <hi rendition="#aq">venae iliacae</hi> zur Sta&#x0364;r-<lb/>
ke der Nebenarterie, in &#x017F;o viel<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e &#x017F;teht, als<lb/>
unteri den Milzgefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, als 836.<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t, als 171.</note>, &#x017F;o kann freilich das Blut aus der Milz ge-<lb/>
gen die Leber gedru&#x0364;kkt, und die Ma&#x017F;&#x017F;e der Milz vermin-<lb/>
dert werden. Jm Gegenteil, wenn der Magen leer i&#x017F;t,<lb/>
&#x017F;o verbreitet &#x017F;ich das Blut der Milz&#x017F;chlagadern in die&#x017F;em<lb/>
&#x017F;chlaffen Eingeweide um &#x017F;o viel leichter <note place="foot" n="(e)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">LIEUTAUD</hi> phy&#x017F;iolog.<lb/>
p.</hi> 145. die Milz empfa&#x0364;ngt <hi rendition="#aq">&#x017F;angui-<lb/>
nis exundantias <hi rendition="#g">DUVERNEY</hi><lb/>
I. c.</hi> die Milz wird leicht aufge-<lb/>
bla&#x017F;en <hi rendition="#aq">La <hi rendition="#g">SONE</hi> I. c.</hi> wenn die<lb/><hi rendition="#aq">venae</hi> comprimirt &#x017F;ind, bla&#x0364;&#x017F;t &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ich wie ein <hi rendition="#aq">penis</hi> auf <hi rendition="#aq">Comm.<lb/>
Acad. Petrop. T. IV. p.</hi> 156.<lb/>
&#x017F;chwillt bald &#x017F;ehr auf <hi rendition="#aq">ILL. ANON.<lb/>
de febr. intermitt. p.</hi> 130. Jm<lb/>
Sa&#x0364;ufer auf&#x017F;chwellend <hi rendition="#aq">BARTHOL.<lb/>
Hi&#x017F;t. 43 Cent. I.</hi></note>, je mehr da&#x017F;&#x017F;el-<lb/>
be von dem vorigen Drukke des vollen Magens verliert.<lb/>
Ein beru&#x0364;mter Zergliederer und Arzt <note place="foot" n="(f)"><hi rendition="#aq">LIEUTAUD p.</hi> 311.</note> &#x017F;agt noch, man<lb/>
finde daher in Per&#x017F;onen, die eines &#x017F;chnellen Todes ver-<lb/>
&#x017F;torben, die Milz kleiner, und in denjenigen gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er,<lb/>
wo eine lange Ermattung vor dem Tode voran gegangen,<lb/>
woru&#x0364;ber auch an Hunden ein Ver&#x017F;uch gemacht worden <note place="foot" n="(h)"><hi rendition="#aq">Ibid.</hi></note>.<lb/>
Schon <hi rendition="#fr">Hippokrates</hi> merkte an <note place="foot" n="(i)"><hi rendition="#aq">Affect. intern. FORS edit.<lb/>
p.</hi> 110.</note>, daß die Milz in<lb/>
einem, und eben dem&#x017F;elben Tage, groß und wieder klein<lb/>
werde. Von der Abname des Milzge&#x017F;chwul&#x017F;tes findet<lb/>
man ebenfalls Nachrichten <note place="foot" n="(k)"><hi rendition="#aq">BIUMI &#x017F;erutin. p.</hi> 217.</note>.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Doch</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[574[590]/0610] Die Milz. XXI. Buch. aͤndert ſie beſtaͤndig ihre Maſſe, nachdem der Magen voll, oder wieder leer iſt (b). Sie kann vom vollen Ma- gen allerdings zuſammen gedruͤkkt, und gegen die Rip- pen getrieben werden; und da ſie ungemein weich, und ganz mit Blut angefuͤllt iſt (c), und eine Blutader hat, die zur Aufname des Blutes ſehr weit, und ſehr loſe ge- webt iſt (d), ſo kann freilich das Blut aus der Milz ge- gen die Leber gedruͤkkt, und die Maſſe der Milz vermin- dert werden. Jm Gegenteil, wenn der Magen leer iſt, ſo verbreitet ſich das Blut der Milzſchlagadern in dieſem ſchlaffen Eingeweide um ſo viel leichter (e), je mehr daſſel- be von dem vorigen Drukke des vollen Magens verliert. Ein beruͤmter Zergliederer und Arzt (f) ſagt noch, man finde daher in Perſonen, die eines ſchnellen Todes ver- ſtorben, die Milz kleiner, und in denjenigen groͤſſer, wo eine lange Ermattung vor dem Tode voran gegangen, woruͤber auch an Hunden ein Verſuch gemacht worden (h). Schon Hippokrates merkte an (i), daß die Milz in einem, und eben demſelben Tage, groß und wieder klein werde. Von der Abname des Milzgeſchwulſtes findet man ebenfalls Nachrichten (k). Doch (b) LIEUTAUD hiſt. de 1738. Eſſays p. 311. phyſiolog. p. 145. BORDEU ſur les glandes p. 432. bei einem groſſen Magen eine ſehr kleine Milz Mém. de 1752. p. 231. (c) Es wiegt 14 Unzen eine fri- ſche Milz, die trokkene ein Quent- chen STUKELEY p. 7. (d) Jhre Staͤrke verhalte ſich zur Staͤrke der venae iliacae wie 10. 35. WINTRINGHAM enquiry Exp. 37. zur Staͤrke ihrer Neben- arterie wie 1000 4812 und wie 1000. 4336. Exp 95 da die Staͤrke der venae iliacae zur Staͤr- ke der Nebenarterie, in ſo viel groͤſſern Verhaͤltniſſe ſteht, als unteri den Milzgefaͤſſen, als 836. groͤſſer iſt, als 171. (e) LIEUTAUD phyſiolog. p. 145. die Milz empfaͤngt ſangui- nis exundantias DUVERNEY I. c. die Milz wird leicht aufge- blaſen La SONE I. c. wenn die venae comprimirt ſind, blaͤſt ſie ſich wie ein penis auf Comm. Acad. Petrop. T. IV. p. 156. ſchwillt bald ſehr auf ILL. ANON. de febr. intermitt. p. 130. Jm Saͤufer aufſchwellend BARTHOL. Hiſt. 43 Cent. I. (f) LIEUTAUD p. 311. (h) Ibid. (i) Affect. intern. FORS edit. p. 110. (k) BIUMI ſerutin. p. 217.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/610
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 574[590]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/610>, abgerufen am 22.11.2024.