schen, ganz aus Blutgefässen (l). Sie hat kein zuge- mischtes Fett, noch Wurzeln von Ausführungsgängen, noch eine solche Menge von fächrigen Wesen, welches andre Eingeweide haben, noch Muskelfasern, noch Drü- senkerner.
Wenn nun hier das Verhältnis der Oeffnung der Schlagaderäste im Lichten, zusammen genommen, zu dem gesammten Eingeweide grösser, als anderswo ist, so wird es langsamer fliessen (m). Es wird sich aber sonderlich in den Blutadern der Milz aufhalten, welche ganz ungewönlicher Weise loser, als die Schlagadern sind (n), und also das Blut sehr leicht aufnehmen, und mühsamer von sich lassen.
Es nehmen aber alle menschliche Säfte, wenn sie stokken, eine laugenhafte Schärfe an sich (o); und um so viel mehr, da dieses Milzblut in einem heissen Orte träge gemacht wird; da die Milz ausserdem nahe am Grimmdarm anliegt (p), dessen faule Dünste sie durch die unorganische Schweislöcher, nicht in sich nehmen kann. Wie aber dieses Blut scharf wird (q), so legt es aus än- lichen Ursachen seine gerinnbare Eigenschaft ab (r); es wird flüßiger werden, aber keine so lebhafte Farbe mehr behalten, indem ein faulartiges Blut von freien Stükken in eine braune finstre Farbe übergeht.
Es trägt auch etwas zu einer grössern Flüßigkeit mit bei, daß in der Milz kein Ausführungsgang ist, die Feuchtigkeit weg zu leiten, welche allezeit, und notwen- diger Weise dünner, als das Blut ist. Viele Schrift-
steller
(l)[Spaltenumbruch]p. 410.
(m)L. VI. I. c. &c. die Milz sei bestimmt, das Blut zu retar- diren KEILIUS I. c. und abridgm. p. 80.
(n)p. 403.
(o)L. VII. p. 453. 454.
(p)[Spaltenumbruch]Prim. lin. phys. n. 666. ROLOF p. 60.
(q)DREW n. 36. VELTHUY- SEN c. 3.
(r)L. VI. p. 310. GABER Mi- seell. Taurin p. 70.
II. Abſchn. Jhr Nuzzen.
ſchen, ganz aus Blutgefaͤſſen (l). Sie hat kein zuge- miſchtes Fett, noch Wurzeln von Ausfuͤhrungsgaͤngen, noch eine ſolche Menge von faͤchrigen Weſen, welches andre Eingeweide haben, noch Muſkelfaſern, noch Druͤ- ſenkerner.
Wenn nun hier das Verhaͤltnis der Oeffnung der Schlagaderaͤſte im Lichten, zuſammen genommen, zu dem geſammten Eingeweide groͤſſer, als anderswo iſt, ſo wird es langſamer flieſſen (m). Es wird ſich aber ſonderlich in den Blutadern der Milz aufhalten, welche ganz ungewoͤnlicher Weiſe loſer, als die Schlagadern ſind (n), und alſo das Blut ſehr leicht aufnehmen, und muͤhſamer von ſich laſſen.
Es nehmen aber alle menſchliche Saͤfte, wenn ſie ſtokken, eine laugenhafte Schaͤrfe an ſich (o); und um ſo viel mehr, da dieſes Milzblut in einem heiſſen Orte traͤge gemacht wird; da die Milz auſſerdem nahe am Grimmdarm anliegt (p), deſſen faule Duͤnſte ſie durch die unorganiſche Schweisloͤcher, nicht in ſich nehmen kann. Wie aber dieſes Blut ſcharf wird (q), ſo legt es aus aͤn- lichen Urſachen ſeine gerinnbare Eigenſchaft ab (r); es wird fluͤßiger werden, aber keine ſo lebhafte Farbe mehr behalten, indem ein faulartiges Blut von freien Stuͤkken in eine braune finſtre Farbe uͤbergeht.
Es traͤgt auch etwas zu einer groͤſſern Fluͤßigkeit mit bei, daß in der Milz kein Ausfuͤhrungsgang iſt, die Feuchtigkeit weg zu leiten, welche allezeit, und notwen- diger Weiſe duͤnner, als das Blut iſt. Viele Schrift-
ſteller
(l)[Spaltenumbruch]p. 410.
(m)L. VI. I. c. &c. die Milz ſei beſtimmt, das Blut zu retar- diren KEILIUS I. c. und abridgm. p. 80.
(n)p. 403.
(o)L. VII. p. 453. 454.
(p)[Spaltenumbruch]Prim. lin. phyſ. n. 666. ROLOF p. 60.
(q)DREW n. 36. VELTHUY- SEN c. 3.
(r)L. VI. p. 310. GABER Mi- ſeell. Taurin p. 70.
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[607[623]/0643]
II. Abſchn. Jhr Nuzzen.
ſchen, ganz aus Blutgefaͤſſen (l). Sie hat kein zuge-
miſchtes Fett, noch Wurzeln von Ausfuͤhrungsgaͤngen,
noch eine ſolche Menge von faͤchrigen Weſen, welches
andre Eingeweide haben, noch Muſkelfaſern, noch Druͤ-
ſenkerner.
Wenn nun hier das Verhaͤltnis der Oeffnung der
Schlagaderaͤſte im Lichten, zuſammen genommen, zu
dem geſammten Eingeweide groͤſſer, als anderswo iſt,
ſo wird es langſamer flieſſen (m). Es wird ſich aber
ſonderlich in den Blutadern der Milz aufhalten, welche
ganz ungewoͤnlicher Weiſe loſer, als die Schlagadern
ſind (n), und alſo das Blut ſehr leicht aufnehmen, und
muͤhſamer von ſich laſſen.
Es nehmen aber alle menſchliche Saͤfte, wenn ſie
ſtokken, eine laugenhafte Schaͤrfe an ſich (o); und um
ſo viel mehr, da dieſes Milzblut in einem heiſſen Orte
traͤge gemacht wird; da die Milz auſſerdem nahe am
Grimmdarm anliegt (p), deſſen faule Duͤnſte ſie durch
die unorganiſche Schweisloͤcher, nicht in ſich nehmen kann.
Wie aber dieſes Blut ſcharf wird (q), ſo legt es aus aͤn-
lichen Urſachen ſeine gerinnbare Eigenſchaft ab (r); es
wird fluͤßiger werden, aber keine ſo lebhafte Farbe mehr
behalten, indem ein faulartiges Blut von freien Stuͤkken
in eine braune finſtre Farbe uͤbergeht.
Es traͤgt auch etwas zu einer groͤſſern Fluͤßigkeit mit
bei, daß in der Milz kein Ausfuͤhrungsgang iſt, die
Feuchtigkeit weg zu leiten, welche allezeit, und notwen-
diger Weiſe duͤnner, als das Blut iſt. Viele Schrift-
ſteller
(l)
p. 410.
(m) L. VI. I. c. &c. die Milz
ſei beſtimmt, das Blut zu retar-
diren KEILIUS I. c. und abridgm.
p. 80.
(n) p. 403.
(o) L. VII. p. 453. 454.
(p)
Prim. lin. phyſ. n. 666.
ROLOF p. 60.
(q) DREW n. 36. VELTHUY-
SEN c. 3.
(r) L. VI. p. 310. GABER Mi-
ſeell. Taurin p. 70.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 607[623]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/643>, abgerufen am 22.11.2024.
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