den (t) so oft vereinigt, daß ein berümter Mann ver- sichert (u), es sei was seltenes, und hingegen findet man Milzverhärtungen, ohne dieses Uebel in Verdacht ziehen zu können (w).
Ueberhaupt haben wir noch zur Zeit nicht aus den Jncisionen kranker Körper einen vollständigen Nuzzen ziehen können; theils weil man die ganze Sache gemei- niglich in aller Eil endigt; und folglich das ware Ver- derben im Bau der Eingeweide nicht recht bekannt wird: theils weil Krankheiten von diesen Verderbnissen Ursa- che oder Folgen sein können (x). Wir wollen bei un- serm Exempel stehen bleiben. Es kann eine scirrhöse Milz das ihrige zur Wassersucht beitragen, weil durch dieses Uebel eine Galle erzeugt wird, die nicht scharf ge- nung ist; folglich die Verdauung der Speisen ermattet, und rohe, und wäßrige Säfte daraus entstehen: gegen- theils wird das Ausdünsten der Eingeweide, welches auch eine Sache der Milz ist, von derjenigen gallertartigen Zähigkeit gehindert, welche von dem Wasser der Was- sersucht entsteht, und alle Eingeweide des Unterleibes überkleistert. Wie von diesem Uebel die Haut hart wird, so kann sich in der Milz das Flieswasser verweilen, stok- ken, und verhärten. Und dennoch würde ich mich über- reden, wenn Männer, welche Freunde von der War- heit sind, bei der guten Gelegenheit, die sie in Kran- kenhäusern dazu finden, die Ausartungen der Leber mit den Felern der Milz verbunden, langsam erforschen woll- ten, daß uns mit der Zeit ein neues Licht über diesen Punkt aufgehen würde.
§. 5.
(t)[Spaltenumbruch]BECKER I. de morte sub- mers. sine aq. obs. 2. ALBIN. fam. canin. n. XI. SYLV. diss. V. n. 7. 8. GLISSON ventr. int. p. 548. ed. bat. und PEYER mery- col. p. 248. SCHEID de liene n. 27.
(u)SCMIEDEL de pericard. &c. p. 24.
(w)[Spaltenumbruch]LITTRE Hist. de l'Acad. 1700. hist. 7. Journ. de Trev. 1717. m. Janv. STORK ann. I. p. 132.
(x) die Scirrhi der Leber und Milz wären nicht die Ursachen, sondern Folgen von der Wassersucht DIONIS Cours d'Operat. p. 96.
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II. Abſchn. Jhr Nuzzen.
den (t) ſo oft vereinigt, daß ein beruͤmter Mann ver- ſichert (u), es ſei was ſeltenes, und hingegen findet man Milzverhaͤrtungen, ohne dieſes Uebel in Verdacht ziehen zu koͤnnen (w).
Ueberhaupt haben wir noch zur Zeit nicht aus den Jnciſionen kranker Koͤrper einen vollſtaͤndigen Nuzzen ziehen koͤnnen; theils weil man die ganze Sache gemei- niglich in aller Eil endigt; und folglich das ware Ver- derben im Bau der Eingeweide nicht recht bekannt wird: theils weil Krankheiten von dieſen Verderbniſſen Urſa- che oder Folgen ſein koͤnnen (x). Wir wollen bei un- ſerm Exempel ſtehen bleiben. Es kann eine ſcirrhoͤſe Milz das ihrige zur Waſſerſucht beitragen, weil durch dieſes Uebel eine Galle erzeugt wird, die nicht ſcharf ge- nung iſt; folglich die Verdauung der Speiſen ermattet, und rohe, und waͤßrige Saͤfte daraus entſtehen: gegen- theils wird das Ausduͤnſten der Eingeweide, welches auch eine Sache der Milz iſt, von derjenigen gallertartigen Zaͤhigkeit gehindert, welche von dem Waſſer der Waſ- ſerſucht entſteht, und alle Eingeweide des Unterleibes uͤberkleiſtert. Wie von dieſem Uebel die Haut hart wird, ſo kann ſich in der Milz das Flieswaſſer verweilen, ſtok- ken, und verhaͤrten. Und dennoch wuͤrde ich mich uͤber- reden, wenn Maͤnner, welche Freunde von der War- heit ſind, bei der guten Gelegenheit, die ſie in Kran- kenhaͤuſern dazu finden, die Ausartungen der Leber mit den Felern der Milz verbunden, langſam erforſchen woll- ten, daß uns mit der Zeit ein neues Licht uͤber dieſen Punkt aufgehen wuͤrde.
§. 5.
(t)[Spaltenumbruch]BECKER I. de morte ſub- merſ. ſine aq. obſ. 2. ALBIN. fam. canin. n. XI. SYLV. diſſ. V. n. 7. 8. GLISSON ventr. int. p. 548. ed. bat. und PEYER mery- col. p. 248. SCHEID de liene n. 27.
(u)SCMIEDEL de pericard. &c. p. 24.
(w)[Spaltenumbruch]LITTRE Hiſt. de l’Acad. 1700. hiſt. 7. Journ. de Trev. 1717. m. Janv. STORK ann. I. p. 132.
(x) die Scirrhi der Leber und Milz waͤren nicht die Urſachen, ſondern Folgen von der Waſſerſucht DIONIS Cours d’Operat. p. 96.
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[613[629]/0649]
II. Abſchn. Jhr Nuzzen.
den (t) ſo oft vereinigt, daß ein beruͤmter Mann ver-
ſichert (u), es ſei was ſeltenes, und hingegen findet man
Milzverhaͤrtungen, ohne dieſes Uebel in Verdacht ziehen
zu koͤnnen (w).
Ueberhaupt haben wir noch zur Zeit nicht aus den
Jnciſionen kranker Koͤrper einen vollſtaͤndigen Nuzzen
ziehen koͤnnen; theils weil man die ganze Sache gemei-
niglich in aller Eil endigt; und folglich das ware Ver-
derben im Bau der Eingeweide nicht recht bekannt wird:
theils weil Krankheiten von dieſen Verderbniſſen Urſa-
che oder Folgen ſein koͤnnen (x). Wir wollen bei un-
ſerm Exempel ſtehen bleiben. Es kann eine ſcirrhoͤſe
Milz das ihrige zur Waſſerſucht beitragen, weil durch
dieſes Uebel eine Galle erzeugt wird, die nicht ſcharf ge-
nung iſt; folglich die Verdauung der Speiſen ermattet,
und rohe, und waͤßrige Saͤfte daraus entſtehen: gegen-
theils wird das Ausduͤnſten der Eingeweide, welches auch
eine Sache der Milz iſt, von derjenigen gallertartigen
Zaͤhigkeit gehindert, welche von dem Waſſer der Waſ-
ſerſucht entſteht, und alle Eingeweide des Unterleibes
uͤberkleiſtert. Wie von dieſem Uebel die Haut hart wird,
ſo kann ſich in der Milz das Flieswaſſer verweilen, ſtok-
ken, und verhaͤrten. Und dennoch wuͤrde ich mich uͤber-
reden, wenn Maͤnner, welche Freunde von der War-
heit ſind, bei der guten Gelegenheit, die ſie in Kran-
kenhaͤuſern dazu finden, die Ausartungen der Leber mit
den Felern der Milz verbunden, langſam erforſchen woll-
ten, daß uns mit der Zeit ein neues Licht uͤber dieſen
Punkt aufgehen wuͤrde.
§. 5.
(t)
BECKER I. de morte ſub-
merſ. ſine aq. obſ. 2. ALBIN.
fam. canin. n. XI. SYLV. diſſ.
V. n. 7. 8. GLISSON ventr. int.
p. 548. ed. bat. und PEYER mery-
col. p. 248. SCHEID de liene n. 27.
(u) SCMIEDEL de pericard.
&c. p. 24.
(w)
LITTRE Hiſt. de l’Acad.
1700. hiſt. 7. Journ. de Trev. 1717.
m. Janv. STORK ann. I. p. 132.
(x) die Scirrhi der Leber und
Milz waͤren nicht die Urſachen,
ſondern Folgen von der Waſſerſucht
DIONIS Cours d’Operat. p. 96.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 613[629]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/649>, abgerufen am 22.11.2024.
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