Da sich nämlich Franz Silvius ein Mann von weitern Aussichten, einbildete, daß die Lebensgeister, und die Drüsensäfte sauer wären, und daß der Speichel sauer sei, so konnte es nicht anders geschehen, es muste auch der Gekrösdrüsensaft (a) sauer, und mit sauren Geistern angeschwängert sein (b).
Er leitete aus dem sauren Kote, aus der rostartigen Galle, aus den Blähungen und dem Aufstossen (c), Fol- gerungen her, welche seiner Hipotese das Wort redeten. Er machte aber von dieser Säure ein grosses Wesen. Denn er lehrte, sie kämpfe im Gedärme mit der Gal- le (d); dadurch werde der Chilus von dem Kote ge- schieden, ausserdem kämen eben diese Säfte mit ins Blut, sie liessen sich nochmals in der rechten Herzkammer (e) in ein Gefechte ein, und geben hier dem Lebensfeuer die- ses Hauptwerkzeuges, die Narung. Seine Gründe fanden Beifall.
Da Silvius ferner ein angenemer Mann, und auf einer der blühendesten Akademien, fast dreißig Jahre lang, der vornemste Lehrer war, so fanden sich nicht wenig Schüler, welche die Sache ihres Lehrers mit ih- rer Geschikklichkeit unterstüzzten. Schuyl war also (f), der erste (g), welcher den Darm oberhalb dem gemein- schaftlichen Gallengange, und dem Gange der Gekrös- drüse band, solchen unterhalb eben diesem Gange, mit
einem
(a)[Spaltenumbruch]Method. med. c. 8. n. 4. seq. Prax. med. L. I. c. 53. p. 319.
(b)Diss. VIII. n. 44. X. n. 33. 34.
(d)SYLV. loc. cit. BANTE- KOE I. p. 21. nur einiger maas- sen COWARD de ferment. Vol. p. 72. JENTY p. 260. BAGLIV DEMOCRITUS CHRISTIANUS vit. anim p. 46. BAYLE Auch DEIDIER daß er mit der Galle, und sauren Speisen brause. Doch anders de. tum.
(e)[Spaltenumbruch]Diss. VIII. n. 63. Diss. X. n. 55. 56. MAYOW oper. p. 340. SWAMMERD. de respir. daß bei- de Gärung SYLVIUS von seinem Schüler HARTZINGIO her habe, sagt DEUSINGIUS in Sylva cae- dua jacens
(f)De veteri med. p. 88. seq. und solchen Dampf, wie vom Schwefelgeiste mit dem Weinstein- liquor brausend zu enstehen pflegt.
(g)Laborem esse SYLVII wen- det ein VASSEUR SYLV. confut.
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Die Gekroͤsdruͤſe.
Da ſich naͤmlich Franz Silvius ein Mann von weitern Ausſichten, einbildete, daß die Lebensgeiſter, und die Druͤſenſaͤfte ſauer waͤren, und daß der Speichel ſauer ſei, ſo konnte es nicht anders geſchehen, es muſte auch der Gekroͤsdruͤſenſaft (a) ſauer, und mit ſauren Geiſtern angeſchwaͤngert ſein (b).
Er leitete aus dem ſauren Kote, aus der roſtartigen Galle, aus den Blaͤhungen und dem Aufſtoſſen (c), Fol- gerungen her, welche ſeiner Hipoteſe das Wort redeten. Er machte aber von dieſer Saͤure ein groſſes Weſen. Denn er lehrte, ſie kaͤmpfe im Gedaͤrme mit der Gal- le (d); dadurch werde der Chilus von dem Kote ge- ſchieden, auſſerdem kaͤmen eben dieſe Saͤfte mit ins Blut, ſie lieſſen ſich nochmals in der rechten Herzkammer (e) in ein Gefechte ein, und geben hier dem Lebensfeuer die- ſes Hauptwerkzeuges, die Narung. Seine Gruͤnde fanden Beifall.
Da Silvius ferner ein angenemer Mann, und auf einer der bluͤhendeſten Akademien, faſt dreißig Jahre lang, der vornemſte Lehrer war, ſo fanden ſich nicht wenig Schuͤler, welche die Sache ihres Lehrers mit ih- rer Geſchikklichkeit unterſtuͤzzten. Schuyl war alſo (f), der erſte (g), welcher den Darm oberhalb dem gemein- ſchaftlichen Gallengange, und dem Gange der Gekroͤs- druͤſe band, ſolchen unterhalb eben dieſem Gange, mit
einem
(a)[Spaltenumbruch]Method. med. c. 8. n. 4. ſeq. Prax. med. L. I. c. 53. p. 319.
(b)Diſſ. VIII. n. 44. X. n. 33. 34.
(d)SYLV. loc. cit. BANTE- KOE I. p. 21. nur einiger maaſ- ſen COWARD de ferment. Vol. p. 72. JENTY p. 260. BAGLIV DEMOCRITUS CHRISTIANUS vit. anim p. 46. BAYLE Auch DEIDIER daß er mit der Galle, und ſauren Speiſen brauſe. Doch anders de. tum.
(e)[Spaltenumbruch]Diſſ. VIII. n. 63. Diſſ. X. n. 55. 56. MAYOW oper. p. 340. SWAMMERD. de reſpir. daß bei- de Gaͤrung SYLVIUS von ſeinem Schuͤler HARTZINGIO her habe, ſagt DEUSINGIUS in Sylva cae- dua jacens
(f)De veteri med. p. 88. ſeq. und ſolchen Dampf, wie vom Schwefelgeiſte mit dem Weinſtein- liquor brauſend zu enſtehen pflegt.
(g)Laborem eſſe SYLVII wen- det ein VASSEUR SYLV. confut.
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[649[665]/0685]
Die Gekroͤsdruͤſe.
Da ſich naͤmlich Franz Silvius ein Mann von
weitern Ausſichten, einbildete, daß die Lebensgeiſter,
und die Druͤſenſaͤfte ſauer waͤren, und daß der Speichel
ſauer ſei, ſo konnte es nicht anders geſchehen, es muſte
auch der Gekroͤsdruͤſenſaft (a) ſauer, und mit ſauren
Geiſtern angeſchwaͤngert ſein (b).
Er leitete aus dem ſauren Kote, aus der roſtartigen
Galle, aus den Blaͤhungen und dem Aufſtoſſen (c), Fol-
gerungen her, welche ſeiner Hipoteſe das Wort redeten.
Er machte aber von dieſer Saͤure ein groſſes Weſen.
Denn er lehrte, ſie kaͤmpfe im Gedaͤrme mit der Gal-
le (d); dadurch werde der Chilus von dem Kote ge-
ſchieden, auſſerdem kaͤmen eben dieſe Saͤfte mit ins Blut,
ſie lieſſen ſich nochmals in der rechten Herzkammer (e)
in ein Gefechte ein, und geben hier dem Lebensfeuer die-
ſes Hauptwerkzeuges, die Narung. Seine Gruͤnde
fanden Beifall.
Da Silvius ferner ein angenemer Mann, und
auf einer der bluͤhendeſten Akademien, faſt dreißig Jahre
lang, der vornemſte Lehrer war, ſo fanden ſich nicht
wenig Schuͤler, welche die Sache ihres Lehrers mit ih-
rer Geſchikklichkeit unterſtuͤzzten. Schuyl war alſo (f),
der erſte (g), welcher den Darm oberhalb dem gemein-
ſchaftlichen Gallengange, und dem Gange der Gekroͤs-
druͤſe band, ſolchen unterhalb eben dieſem Gange, mit
einem
(a)
Method. med. c. 8. n. 4.
ſeq. Prax. med. L. I. c. 53. p. 319.
(b) Diſſ. VIII. n. 44. X. n.
33. 34.
(d) SYLV. loc. cit. BANTE-
KOE I. p. 21. nur einiger maaſ-
ſen COWARD de ferment. Vol.
p. 72. JENTY p. 260. BAGLIV
DEMOCRITUS CHRISTIANUS
vit. anim p. 46. BAYLE Auch
DEIDIER daß er mit der Galle,
und ſauren Speiſen brauſe. Doch
anders de. tum.
(e)
Diſſ. VIII. n. 63. Diſſ. X.
n. 55. 56. MAYOW oper. p. 340.
SWAMMERD. de reſpir. daß bei-
de Gaͤrung SYLVIUS von ſeinem
Schuͤler HARTZINGIO her habe,
ſagt DEUSINGIUS in Sylva cae-
dua jacens
(f) De veteri med. p. 88. ſeq.
und ſolchen Dampf, wie vom
Schwefelgeiſte mit dem Weinſtein-
liquor brauſend zu enſtehen pflegt.
(g) Laborem eſſe SYLVII wen-
det ein VASSEUR SYLV. confut.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 649[665]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/685>, abgerufen am 22.11.2024.
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