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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

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Die Galle. XXIII. Buch.
dem Laugensalze gleich viel beträgt, in der Galle häufi-
ger zugegen. Denn dieses verhält sich zum Geiste, wie
7 zu 10 (o). Doch ist der gröste Theil des Geistes Was-
ser, und es läst sich diejenige Portion kaum abwägen,
welche zu dem Salze gehört.

Da eine concentrirte Säure die Gallensteine auflö-
set, so läst sich wohl nicht glauben, daß sie von der Säu-
re ihren Ursprung bekommen haben. Jch lese, daß sol-
che, wegen der sauren Weine an gewissen Orten über-
flüßig vorkommen (p), und den Trinkern gerne eigen
seyn sollen. Jch habe aber gezeigt (q), daß sie in Län-
dern am gemeinsten sind, die fast nichts, als Bier trin-
ken, so wie unsre Frauenspersonen dieses Uebel kennen,
ob sie gleich meistens nichts, als Wasser zu sich nehmen.

§. 21.
Die Bewegung der Galle. 1. Durch den ge-
meinschaftlichen Gallengang in den Zwölf-
fingerdarm.

Da von dieser Bewegung der Galle, beinahe von
den ersten Zeiten der Arzneigelarheit an, in den Schu-
len höchst verschiedne Meinungen im Schwange gegan-
gen sind, so müste man bei diesem Gezänke bedachtsame
Schritte machen, und nichts zugestehen, als was un-
widersprechlich zu seyn schien.

So fliest also die Galle erstlich aus der Leber, durch
den Lebergang, in den gemeinschaftlichen Gallengang,
und von da in den Zwölffingerdarm ab.

Wie wohl nun dieses augenscheinlich richtig zu seyn
scheint, so mus man, da man sowohl vormals (a), als
vor kurzem die Vermutung geäussert, daß die Galle aus

der
(o) [Spaltenumbruch] In GAUBIANIS.
(p) Journ. de medec. T. III.
n.
5.
(q) [Spaltenumbruch] Obs. pathalog.
(a) GALEN us. part. L. I.
c. 3. Facult. nat. L. II. c.
5.

Die Galle. XXIII. Buch.
dem Laugenſalze gleich viel betraͤgt, in der Galle haͤufi-
ger zugegen. Denn dieſes verhaͤlt ſich zum Geiſte, wie
7 zu 10 (o). Doch iſt der groͤſte Theil des Geiſtes Waſ-
ſer, und es laͤſt ſich diejenige Portion kaum abwaͤgen,
welche zu dem Salze gehoͤrt.

Da eine concentrirte Saͤure die Gallenſteine aufloͤ-
ſet, ſo laͤſt ſich wohl nicht glauben, daß ſie von der Saͤu-
re ihren Urſprung bekommen haben. Jch leſe, daß ſol-
che, wegen der ſauren Weine an gewiſſen Orten uͤber-
fluͤßig vorkommen (p), und den Trinkern gerne eigen
ſeyn ſollen. Jch habe aber gezeigt (q), daß ſie in Laͤn-
dern am gemeinſten ſind, die faſt nichts, als Bier trin-
ken, ſo wie unſre Frauensperſonen dieſes Uebel kennen,
ob ſie gleich meiſtens nichts, als Waſſer zu ſich nehmen.

§. 21.
Die Bewegung der Galle. 1. Durch den ge-
meinſchaftlichen Gallengang in den Zwoͤlf-
fingerdarm.

Da von dieſer Bewegung der Galle, beinahe von
den erſten Zeiten der Arzneigelarheit an, in den Schu-
len hoͤchſt verſchiedne Meinungen im Schwange gegan-
gen ſind, ſo muͤſte man bei dieſem Gezaͤnke bedachtſame
Schritte machen, und nichts zugeſtehen, als was un-
widerſprechlich zu ſeyn ſchien.

So flieſt alſo die Galle erſtlich aus der Leber, durch
den Lebergang, in den gemeinſchaftlichen Gallengang,
und von da in den Zwoͤlffingerdarm ab.

Wie wohl nun dieſes augenſcheinlich richtig zu ſeyn
ſcheint, ſo mus man, da man ſowohl vormals (a), als
vor kurzem die Vermutung geaͤuſſert, daß die Galle aus

der
(o) [Spaltenumbruch] In GAUBIANIS.
(p) Journ. de medec. T. III.
n.
5.
(q) [Spaltenumbruch] Obſ. pathalog.
(a) GALEN uſ. part. L. I.
c. 3. Facult. nat. L. II. c.
5.
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[850/0870] Die Galle. XXIII. Buch. dem Laugenſalze gleich viel betraͤgt, in der Galle haͤufi- ger zugegen. Denn dieſes verhaͤlt ſich zum Geiſte, wie 7 zu 10 (o). Doch iſt der groͤſte Theil des Geiſtes Waſ- ſer, und es laͤſt ſich diejenige Portion kaum abwaͤgen, welche zu dem Salze gehoͤrt. Da eine concentrirte Saͤure die Gallenſteine aufloͤ- ſet, ſo laͤſt ſich wohl nicht glauben, daß ſie von der Saͤu- re ihren Urſprung bekommen haben. Jch leſe, daß ſol- che, wegen der ſauren Weine an gewiſſen Orten uͤber- fluͤßig vorkommen (p), und den Trinkern gerne eigen ſeyn ſollen. Jch habe aber gezeigt (q), daß ſie in Laͤn- dern am gemeinſten ſind, die faſt nichts, als Bier trin- ken, ſo wie unſre Frauensperſonen dieſes Uebel kennen, ob ſie gleich meiſtens nichts, als Waſſer zu ſich nehmen. §. 21. Die Bewegung der Galle. 1. Durch den ge- meinſchaftlichen Gallengang in den Zwoͤlf- fingerdarm. Da von dieſer Bewegung der Galle, beinahe von den erſten Zeiten der Arzneigelarheit an, in den Schu- len hoͤchſt verſchiedne Meinungen im Schwange gegan- gen ſind, ſo muͤſte man bei dieſem Gezaͤnke bedachtſame Schritte machen, und nichts zugeſtehen, als was un- widerſprechlich zu ſeyn ſchien. So flieſt alſo die Galle erſtlich aus der Leber, durch den Lebergang, in den gemeinſchaftlichen Gallengang, und von da in den Zwoͤlffingerdarm ab. Wie wohl nun dieſes augenſcheinlich richtig zu ſeyn ſcheint, ſo mus man, da man ſowohl vormals (a), als vor kurzem die Vermutung geaͤuſſert, daß die Galle aus der (o) In GAUBIANIS. (p) Journ. de medec. T. III. n. 5. (q) Obſ. pathalog. (a) GALEN uſ. part. L. I. c. 3. Facult. nat. L. II. c. 5.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 850. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/870>, abgerufen am 27.11.2024.