Zeiten von Gedärme verengert wird, und dieses wollen wir so gleich bejahen, so wird doch darum nicht alle Gal- le und allezeit in die Blase abfliessen. Geschähe dieses, so würde sowohl die Lebergalle, als die Blasengalle keine Strasse haben, dadurch dieses Behältnis ausgeleert wer- den könnte, und dieses ist eine Sache, welche wider die Warheit anstöst. Wenn es also einige Zeit giebt, da die Blasengalle in den Zwölffingerdarm frei ausfliest, so ist es auch billig, daß die Lebergalle zu eben dieser Zeit einen leichten Weg in den Darm haben müsse.
Dieser Vermuthung sind auch die Versuche nicht zuwider. Denn so oft als der gemeinschaftliche Gallen- gang an seinem Ende zusammengezogen war (k); oder von einer seirrhösen (l) Gekrösdrüse verstopft, und von irgend einer andern Ursache enger gemacht, oder endlich von dem Zergliederer durch ein Band verschnürt wur- de (m)(n), oder man die ganze Blase herausgeschnit- ten (o), und sich selbige sonst auf andre Weise unnüzze gemacht hatte (p): so oft schwoll auch nicht nur der Le- bergang, sondern auch alles dasjenige auf, was vom gemeinschaftlichen Gallengang oberhalb dem Bande be- findlich war. Eben so geht diejenige Luft, welche man in den Leberporus bläst, leichter in den gemeinschaftli- chen Gang über (r). Wenn endlich der gemeinschaftli- che Gallengang von einem Steine verstopft worden, so hat sich selbiger unterhalb dieser Stelle in eine Schnur verwandelt (t).
Man
(k)[Spaltenumbruch]Mem. de l'Acad. 1704 p. 157.
(l)CHESELDEN p. 166.
(m)CABROL. obs. p. 16.
(n)BOHN p 232. MALPIGH. de liene p. 120. SEGER p. 21.
(o)VERHEYEN II. p. 80. FI- ZES de liene p. 145. GEUDER de ferment. p. 211. EYSEL de morb. reg. BOHN p. 232. und son- [Spaltenumbruch]
derlich EWALD de somno wo viel Galle war.
(p)LUDWIG.
(r)GIERING p. 360. 361. 362.
(t)ALBIN beim SAVASTO specim. lithogenes.
Die Galle. XXIII. Buch.
Zeiten von Gedaͤrme verengert wird, und dieſes wollen wir ſo gleich bejahen, ſo wird doch darum nicht alle Gal- le und allezeit in die Blaſe abflieſſen. Geſchaͤhe dieſes, ſo wuͤrde ſowohl die Lebergalle, als die Blaſengalle keine Straſſe haben, dadurch dieſes Behaͤltnis ausgeleert wer- den koͤnnte, und dieſes iſt eine Sache, welche wider die Warheit anſtoͤſt. Wenn es alſo einige Zeit giebt, da die Blaſengalle in den Zwoͤlffingerdarm frei ausflieſt, ſo iſt es auch billig, daß die Lebergalle zu eben dieſer Zeit einen leichten Weg in den Darm haben muͤſſe.
Dieſer Vermuthung ſind auch die Verſuche nicht zuwider. Denn ſo oft als der gemeinſchaftliche Gallen- gang an ſeinem Ende zuſammengezogen war (k); oder von einer ſeirrhoͤſen (l) Gekroͤsdruͤſe verſtopft, und von irgend einer andern Urſache enger gemacht, oder endlich von dem Zergliederer durch ein Band verſchnuͤrt wur- de (m)(n), oder man die ganze Blaſe herausgeſchnit- ten (o), und ſich ſelbige ſonſt auf andre Weiſe unnuͤzze gemacht hatte (p): ſo oft ſchwoll auch nicht nur der Le- bergang, ſondern auch alles dasjenige auf, was vom gemeinſchaftlichen Gallengang oberhalb dem Bande be- findlich war. Eben ſo geht diejenige Luft, welche man in den Leberporus blaͤſt, leichter in den gemeinſchaftli- chen Gang uͤber (r). Wenn endlich der gemeinſchaftli- che Gallengang von einem Steine verſtopft worden, ſo hat ſich ſelbiger unterhalb dieſer Stelle in eine Schnur verwandelt (t).
Man
(k)[Spaltenumbruch]Mém. de l’Acad. 1704 p. 157.
(l)CHESELDEN p. 166.
(m)CABROL. obſ. p. 16.
(n)BOHN p 232. MALPIGH. de liene p. 120. SEGER p. 21.
(o)VERHEYEN II. p. 80. FI- ZES de liene p. 145. GEUDER de ferment. p. 211. EYSEL de morb. reg. BOHN p. 232. und ſon- [Spaltenumbruch]
derlich EWALD de ſomno wo viel Galle war.
(p)LUDWIG.
(r)GIERING p. 360. 361. 362.
(t)ALBIN beim SAVASTO ſpecim. lithogenes.
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[852/0872]
Die Galle. XXIII. Buch.
Zeiten von Gedaͤrme verengert wird, und dieſes wollen
wir ſo gleich bejahen, ſo wird doch darum nicht alle Gal-
le und allezeit in die Blaſe abflieſſen. Geſchaͤhe dieſes,
ſo wuͤrde ſowohl die Lebergalle, als die Blaſengalle keine
Straſſe haben, dadurch dieſes Behaͤltnis ausgeleert wer-
den koͤnnte, und dieſes iſt eine Sache, welche wider
die Warheit anſtoͤſt. Wenn es alſo einige Zeit giebt,
da die Blaſengalle in den Zwoͤlffingerdarm frei ausflieſt,
ſo iſt es auch billig, daß die Lebergalle zu eben dieſer Zeit
einen leichten Weg in den Darm haben muͤſſe.
Dieſer Vermuthung ſind auch die Verſuche nicht
zuwider. Denn ſo oft als der gemeinſchaftliche Gallen-
gang an ſeinem Ende zuſammengezogen war (k); oder
von einer ſeirrhoͤſen (l) Gekroͤsdruͤſe verſtopft, und von
irgend einer andern Urſache enger gemacht, oder endlich
von dem Zergliederer durch ein Band verſchnuͤrt wur-
de (m) (n), oder man die ganze Blaſe herausgeſchnit-
ten (o), und ſich ſelbige ſonſt auf andre Weiſe unnuͤzze
gemacht hatte (p): ſo oft ſchwoll auch nicht nur der Le-
bergang, ſondern auch alles dasjenige auf, was vom
gemeinſchaftlichen Gallengang oberhalb dem Bande be-
findlich war. Eben ſo geht diejenige Luft, welche man
in den Leberporus blaͤſt, leichter in den gemeinſchaftli-
chen Gang uͤber (r). Wenn endlich der gemeinſchaftli-
che Gallengang von einem Steine verſtopft worden, ſo
hat ſich ſelbiger unterhalb dieſer Stelle in eine Schnur
verwandelt (t).
Man
(k)
Mém. de l’Acad. 1704 p. 157.
(l) CHESELDEN p. 166.
(m) CABROL. obſ. p. 16.
(n) BOHN p 232. MALPIGH.
de liene p. 120. SEGER p. 21.
(o) VERHEYEN II. p. 80. FI-
ZES de liene p. 145. GEUDER
de ferment. p. 211. EYSEL de
morb. reg. BOHN p. 232. und ſon-
derlich EWALD de ſomno wo viel
Galle war.
(p) LUDWIG.
(r) GIERING p. 360. 361. 362.
(t) ALBIN beim SAVASTO
ſpecim. lithogenes.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 852. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/872>, abgerufen am 27.11.2024.
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