Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Abschnitt. im Munde.
Dissertation beschrieben hat (x). Er ist durch so viel
andere Erfindungen berümt geworden, daß man leicht
glauben wird, er habe auch diesen Gang gefunden (y)
Endlich hat er sich noch durch eine bessere Beschreibung
dergestalt verdient gemacht, daß wir ihn in der Eigen-
schaft des Erfinders allerdings erkennen müssen.

Es ist ein weisser, mit einer Menge von Gefässen
bemalter rundlicher zusammengedrükkter Kanal von einer
kleinen etwas derben (z) Höle und aus dem Fadengewe-
be gebildet. Jhn erzeugen unzälige Aestchen, welche aus
den einzeln Drüsenkernchen der Drüse neben dem Ohr
hervorkommen und in grössere Aeste, und in einen Gang
von der untersten Drüse, durch ihren inwendigen Rand,
der hinterwerts längst der Länge der Drüse herabläuft,
sich versammeln. Er geht ferner fast zuöberst aus der
Drüse, doch aber noch unterhalb ihrer Spizze, mit dem
obern Horne heraus, und wandert in Begleitung eini-
ger Nerven vom harten Paare (a) unter dem Jochbeine
fast zuöberst durch den Käumuskel nach einwerts zu (b).
Er streichet mehr nach hinten und unten fort, als die ge-
dachte Drüse, welche sich, wie wir gesagt haben, zu ihm
gesellt. Von dieser Drüse empfängt er einen neuen
Gang (c), der sich in ihn wirft, und welcher sich gegen
den Stenonischen Gang fast auf die Art verhält, wie
sich der Bartholinische zum Gange des Kinnbakkens.
Er ist aber kleiner, inserirt sich indem er einwerts streicht,
unter einem spizzen Winkel, bei dem innern Rande des

Käu-
(x) [Spaltenumbruch] Von den Munddrüsen, und
dem vor kurzem daraus erwiesener-
maaßen herkommenden Gefäßen.
J. v. HORNE vertheidigt zu Lei-
den d. 6. Jul. 1661.
(y) Er rechtfertigt sich de musc.
et gland. p.
30. 31.
(z) STENONIUS n. 17. HOR-
NE de eluit. saliv. I.
13.
(a) [Spaltenumbruch] Mit Nervenfäden durchweht.
STENONIUS n. 14.
(b) Zu tief aus der Drüse her-
geleitet von SANTORIN T. I. Z. et
COURCELLES tab. I. Conf. tab.
art. lab. et PARSONS of physio-
gnomy tab.
7.
(c) Ann. 1728. erfunden und
beschricben Comm. Boerh. T. I.
p.
165.
E 4

II. Abſchnitt. im Munde.
Diſſertation beſchrieben hat (x). Er iſt durch ſo viel
andere Erfindungen beruͤmt geworden, daß man leicht
glauben wird, er habe auch dieſen Gang gefunden (y)
Endlich hat er ſich noch durch eine beſſere Beſchreibung
dergeſtalt verdient gemacht, daß wir ihn in der Eigen-
ſchaft des Erfinders allerdings erkennen muͤſſen.

Es iſt ein weiſſer, mit einer Menge von Gefaͤſſen
bemalter rundlicher zuſammengedruͤkkter Kanal von einer
kleinen etwas derben (z) Hoͤle und aus dem Fadengewe-
be gebildet. Jhn erzeugen unzaͤlige Aeſtchen, welche aus
den einzeln Druͤſenkernchen der Druͤſe neben dem Ohr
hervorkommen und in groͤſſere Aeſte, und in einen Gang
von der unterſten Druͤſe, durch ihren inwendigen Rand,
der hinterwerts laͤngſt der Laͤnge der Druͤſe herablaͤuft,
ſich verſammeln. Er geht ferner faſt zuoͤberſt aus der
Druͤſe, doch aber noch unterhalb ihrer Spizze, mit dem
obern Horne heraus, und wandert in Begleitung eini-
ger Nerven vom harten Paare (a) unter dem Jochbeine
faſt zuoͤberſt durch den Kaͤumuſkel nach einwerts zu (b).
Er ſtreichet mehr nach hinten und unten fort, als die ge-
dachte Druͤſe, welche ſich, wie wir geſagt haben, zu ihm
geſellt. Von dieſer Druͤſe empfaͤngt er einen neuen
Gang (c), der ſich in ihn wirft, und welcher ſich gegen
den Stenoniſchen Gang faſt auf die Art verhaͤlt, wie
ſich der Bartholiniſche zum Gange des Kinnbakkens.
Er iſt aber kleiner, inſerirt ſich indem er einwerts ſtreicht,
unter einem ſpizzen Winkel, bei dem innern Rande des

Kaͤu-
(x) [Spaltenumbruch] Von den Munddruͤſen, und
dem vor kurzem daraus erwieſener-
maaßen herkommenden Gefaͤßen.
J. v. HORNE vertheidigt zu Lei-
den d. 6. Jul. 1661.
(y) Er rechtfertigt ſich de muſc.
et gland. p.
30. 31.
(z) STENONIUS n. 17. HOR-
NE de eluit. ſaliv. I.
13.
(a) [Spaltenumbruch] Mit Nervenfaͤden durchweht.
STENONIUS n. 14.
(b) Zu tief aus der Druͤſe her-
geleitet von SANTORIN T. I. Z. et
COURCELLES tab. I. Conf. tab.
art. lab. et PARSONS of phyſio-
gnomy tab.
7.
(c) Ann. 1728. erfunden und
beſchricben Comm. Boerh. T. I.
p.
165.
E 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0091" n="71"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Ab&#x017F;chnitt. im Munde.</hi></fw><lb/>
Di&#x017F;&#x017F;ertation be&#x017F;chrieben hat <note place="foot" n="(x)"><cb/>
Von den Munddru&#x0364;&#x017F;en, und<lb/>
dem vor kurzem daraus erwie&#x017F;ener-<lb/>
maaßen herkommenden Gefa&#x0364;ßen.<lb/><hi rendition="#aq">J. v. HORNE</hi> vertheidigt zu Lei-<lb/>
den <hi rendition="#aq">d. 6. Jul.</hi> 1661.</note>. Er i&#x017F;t durch &#x017F;o viel<lb/>
andere Erfindungen beru&#x0364;mt geworden, daß man leicht<lb/>
glauben wird, er habe auch die&#x017F;en Gang gefunden <note place="foot" n="(y)">Er rechtfertigt &#x017F;ich <hi rendition="#aq">de mu&#x017F;c.<lb/>
et gland. p.</hi> 30. 31.</note><lb/>
Endlich hat er &#x017F;ich noch durch eine be&#x017F;&#x017F;ere Be&#x017F;chreibung<lb/>
derge&#x017F;talt verdient gemacht, daß wir ihn in der Eigen-<lb/>
&#x017F;chaft des Erfinders allerdings erkennen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
            <p>Es i&#x017F;t ein wei&#x017F;&#x017F;er, mit einer Menge von Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
bemalter rundlicher zu&#x017F;ammengedru&#x0364;kkter Kanal von einer<lb/>
kleinen etwas derben <note place="foot" n="(z)"><hi rendition="#aq">STENONIUS n. 17. HOR-<lb/>
NE de eluit. &#x017F;aliv. I.</hi> 13.</note> Ho&#x0364;le und aus dem Fadengewe-<lb/>
be gebildet. Jhn erzeugen unza&#x0364;lige Ae&#x017F;tchen, welche aus<lb/>
den einzeln Dru&#x0364;&#x017F;enkernchen der Dru&#x0364;&#x017F;e neben dem Ohr<lb/>
hervorkommen und in gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Ae&#x017F;te, und in einen Gang<lb/>
von der unter&#x017F;ten Dru&#x0364;&#x017F;e, durch ihren inwendigen Rand,<lb/>
der hinterwerts la&#x0364;ng&#x017F;t der La&#x0364;nge der Dru&#x0364;&#x017F;e herabla&#x0364;uft,<lb/>
&#x017F;ich ver&#x017F;ammeln. Er geht ferner fa&#x017F;t zuo&#x0364;ber&#x017F;t aus der<lb/>
Dru&#x0364;&#x017F;e, doch aber noch unterhalb ihrer Spizze, mit dem<lb/>
obern Horne heraus, und wandert in Begleitung eini-<lb/>
ger Nerven vom harten Paare <note place="foot" n="(a)"><cb/>
Mit Nervenfa&#x0364;den durchweht.<lb/><hi rendition="#aq">STENONIUS n.</hi> 14.</note> unter dem Jochbeine<lb/>
fa&#x017F;t zuo&#x0364;ber&#x017F;t durch den Ka&#x0364;umu&#x017F;kel nach einwerts zu <note place="foot" n="(b)">Zu tief aus der Dru&#x0364;&#x017F;e her-<lb/>
geleitet von <hi rendition="#aq">SANTORIN T. I. Z. et<lb/>
COURCELLES tab. I. Conf. tab.<lb/>
art. lab. et PARSONS of phy&#x017F;io-<lb/>
gnomy tab.</hi> 7.</note>.<lb/>
Er &#x017F;treichet mehr nach hinten und unten fort, als die ge-<lb/>
dachte Dru&#x0364;&#x017F;e, welche &#x017F;ich, wie wir ge&#x017F;agt haben, zu ihm<lb/>
ge&#x017F;ellt. Von die&#x017F;er Dru&#x0364;&#x017F;e empfa&#x0364;ngt er einen neuen<lb/>
Gang <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq">Ann.</hi> 1728. erfunden und<lb/>
be&#x017F;chricben <hi rendition="#aq">Comm. Boerh. T. I.<lb/>
p.</hi> 165.</note>, der &#x017F;ich in ihn wirft, und welcher &#x017F;ich gegen<lb/>
den <hi rendition="#fr">Stenoni&#x017F;chen</hi> Gang fa&#x017F;t auf die Art verha&#x0364;lt, wie<lb/>
&#x017F;ich der <hi rendition="#fr">Bartholini&#x017F;che</hi> zum Gange des Kinnbakkens.<lb/>
Er i&#x017F;t aber kleiner, in&#x017F;erirt &#x017F;ich indem er einwerts &#x017F;treicht,<lb/>
unter einem &#x017F;pizzen Winkel, bei dem innern Rande des<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E 4</fw><fw place="bottom" type="catch">Ka&#x0364;u-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[71/0091] II. Abſchnitt. im Munde. Diſſertation beſchrieben hat (x). Er iſt durch ſo viel andere Erfindungen beruͤmt geworden, daß man leicht glauben wird, er habe auch dieſen Gang gefunden (y) Endlich hat er ſich noch durch eine beſſere Beſchreibung dergeſtalt verdient gemacht, daß wir ihn in der Eigen- ſchaft des Erfinders allerdings erkennen muͤſſen. Es iſt ein weiſſer, mit einer Menge von Gefaͤſſen bemalter rundlicher zuſammengedruͤkkter Kanal von einer kleinen etwas derben (z) Hoͤle und aus dem Fadengewe- be gebildet. Jhn erzeugen unzaͤlige Aeſtchen, welche aus den einzeln Druͤſenkernchen der Druͤſe neben dem Ohr hervorkommen und in groͤſſere Aeſte, und in einen Gang von der unterſten Druͤſe, durch ihren inwendigen Rand, der hinterwerts laͤngſt der Laͤnge der Druͤſe herablaͤuft, ſich verſammeln. Er geht ferner faſt zuoͤberſt aus der Druͤſe, doch aber noch unterhalb ihrer Spizze, mit dem obern Horne heraus, und wandert in Begleitung eini- ger Nerven vom harten Paare (a) unter dem Jochbeine faſt zuoͤberſt durch den Kaͤumuſkel nach einwerts zu (b). Er ſtreichet mehr nach hinten und unten fort, als die ge- dachte Druͤſe, welche ſich, wie wir geſagt haben, zu ihm geſellt. Von dieſer Druͤſe empfaͤngt er einen neuen Gang (c), der ſich in ihn wirft, und welcher ſich gegen den Stenoniſchen Gang faſt auf die Art verhaͤlt, wie ſich der Bartholiniſche zum Gange des Kinnbakkens. Er iſt aber kleiner, inſerirt ſich indem er einwerts ſtreicht, unter einem ſpizzen Winkel, bei dem innern Rande des Kaͤu- (x) Von den Munddruͤſen, und dem vor kurzem daraus erwieſener- maaßen herkommenden Gefaͤßen. J. v. HORNE vertheidigt zu Lei- den d. 6. Jul. 1661. (y) Er rechtfertigt ſich de muſc. et gland. p. 30. 31. (z) STENONIUS n. 17. HOR- NE de eluit. ſaliv. I. 13. (a) Mit Nervenfaͤden durchweht. STENONIUS n. 14. (b) Zu tief aus der Druͤſe her- geleitet von SANTORIN T. I. Z. et COURCELLES tab. I. Conf. tab. art. lab. et PARSONS of phyſio- gnomy tab. 7. (c) Ann. 1728. erfunden und beſchricben Comm. Boerh. T. I. p. 165. E 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/91
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/91>, abgerufen am 26.11.2024.