Noch andre machen sie zur Ursache der Krankheiten, und sie leiten von der Galle den Ursprung der hizzigen Krankheiten (c) des Podagra (d), der Steine (e), und das verdorbne Geblüte (f) her.
Ganz und gar unwahrscheinlich scheint es eben nicht zu sein, daß das Blut vermittelst der Gallengefäs- se, einige, zur Fäulnis ausartende Theilchen auswer- fen sollte.
Jch wage es aber dennoch nicht, auch diese Anklage anzunehmen. Es wird nämlich das Blut, bei verhalt- ner Galle, wie wir gesehen haben, darum noch nicht faul, oder alkalisch: sondern es folgen erst lange Krank- heiten, dergleichen sich von Gerinnungen, von der Zä- higkeit, und zunehmender Säure erwarten lassen (g).
Nur dasjenige wird mit Recht ein Auswurf geheis- sen, was ausgeworfen wird. Wollte die Natur die Gal- le vom Blute ausfegen, so hätte sie solche nahe bei dem Mastdarme ausgeleert (h), damit sie den Chilus nicht verderben möchte. So wird aber in allen Thieren die Galle in dem Anfang der Gedärme geleitet, so daß fast nicht die mindeste Narung ins Blut gebracht wird, wel- ches sich nicht mit der Galle vermengt haben sollte. Jn der Natter ist sie nicht vergiftend (i).
(h*)
Vierter
(c)[Spaltenumbruch]ARISTOTELES. I. c.
(d)PINELLI de podagr. p. 54.
(e)Idem ibid.
(f)BERINGER in disp. Hei- delb. desensa 1740.
(g)p 612 &c.
(h)PERRAULT Ess. 111. p. 220. BOERHAAVE.
(i)VESLING Epist. IV. HO- DIERNA ad SEVERIN viper p. 358. SEVERIN durch einen Versuch p. 288.
(h*)[Spaltenumbruch]
für giftig ALDROVAN- DUS Dracon. &. serpent. p. 118.
Die Galle. XXIII. Buch.
Noch andre machen ſie zur Urſache der Krankheiten, und ſie leiten von der Galle den Urſprung der hizzigen Krankheiten (c) des Podagra (d), der Steine (e), und das verdorbne Gebluͤte (f) her.
Ganz und gar unwahrſcheinlich ſcheint es eben nicht zu ſein, daß das Blut vermittelſt der Gallengefaͤſ- ſe, einige, zur Faͤulnis ausartende Theilchen auswer- fen ſollte.
Jch wage es aber dennoch nicht, auch dieſe Anklage anzunehmen. Es wird naͤmlich das Blut, bei verhalt- ner Galle, wie wir geſehen haben, darum noch nicht faul, oder alkaliſch: ſondern es folgen erſt lange Krank- heiten, dergleichen ſich von Gerinnungen, von der Zaͤ- higkeit, und zunehmender Saͤure erwarten laſſen (g).
Nur dasjenige wird mit Recht ein Auswurf geheiſ- ſen, was ausgeworfen wird. Wollte die Natur die Gal- le vom Blute ausfegen, ſo haͤtte ſie ſolche nahe bei dem Maſtdarme ausgeleert (h), damit ſie den Chilus nicht verderben moͤchte. So wird aber in allen Thieren die Galle in dem Anfang der Gedaͤrme geleitet, ſo daß faſt nicht die mindeſte Narung ins Blut gebracht wird, wel- ches ſich nicht mit der Galle vermengt haben ſollte. Jn der Natter iſt ſie nicht vergiftend (i).
(h*)
Vierter
(c)[Spaltenumbruch]ARISTOTELES. I. c.
(d)PINELLI de podagr. p. 54.
(e)Idem ibid.
(f)BERINGER in diſp. Hei- delb. deſenſa 1740.
(g)p 612 &c.
(h)PERRAULT Eſſ. 111. p. 220. BOERHAAVE.
(i)VESLING Epiſt. IV. HO- DIERNA ad SEVERIN viper p. 358. SEVERIN durch einen Verſuch p. 288.
(h*)[Spaltenumbruch]
fuͤr giftig ALDROVAN- DUS Dracon. &. ſerpent. p. 118.
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Die Galle. XXIII. Buch.
Noch andre machen ſie zur Urſache der Krankheiten,
und ſie leiten von der Galle den Urſprung der hizzigen
Krankheiten (c) des Podagra (d), der Steine (e), und
das verdorbne Gebluͤte (f) her.
Ganz und gar unwahrſcheinlich ſcheint es eben
nicht zu ſein, daß das Blut vermittelſt der Gallengefaͤſ-
ſe, einige, zur Faͤulnis ausartende Theilchen auswer-
fen ſollte.
Jch wage es aber dennoch nicht, auch dieſe Anklage
anzunehmen. Es wird naͤmlich das Blut, bei verhalt-
ner Galle, wie wir geſehen haben, darum noch nicht
faul, oder alkaliſch: ſondern es folgen erſt lange Krank-
heiten, dergleichen ſich von Gerinnungen, von der Zaͤ-
higkeit, und zunehmender Saͤure erwarten laſſen (g).
Nur dasjenige wird mit Recht ein Auswurf geheiſ-
ſen, was ausgeworfen wird. Wollte die Natur die Gal-
le vom Blute ausfegen, ſo haͤtte ſie ſolche nahe bei dem
Maſtdarme ausgeleert (h), damit ſie den Chilus nicht
verderben moͤchte. So wird aber in allen Thieren die
Galle in dem Anfang der Gedaͤrme geleitet, ſo daß faſt
nicht die mindeſte Narung ins Blut gebracht wird, wel-
ches ſich nicht mit der Galle vermengt haben ſollte. Jn
der Natter iſt ſie nicht vergiftend (i).
Vierter
(h*)
(c)
ARISTOTELES. I. c.
(d) PINELLI de podagr. p. 54.
(e) Idem ibid.
(f) BERINGER in diſp. Hei-
delb. deſenſa 1740.
(g) p 612 &c.
(h) PERRAULT Eſſ. 111. p. 220.
BOERHAAVE.
(i) VESLING Epiſt. IV. HO-
DIERNA ad SEVERIN viper
p. 358. SEVERIN durch einen
Verſuch p. 288.
(h*)
fuͤr giftig ALDROVAN-
DUS Dracon. &. ſerpent. p. 118.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 904. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/924>, abgerufen am 24.11.2024.
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