Ruysch(g) redete von länglichen, bald einzelnen, bald verworrnen Wärzchen, die er am Magen, und dem Gedärme gesehen, und er gab aus Höflichkeit für selbige der ganzen Membran den Namen der Flokkenwärz- chenhaut(h) und der Nervenflokkenhaut(i). Hel- vetius fand ebenfalls an dem Namen der Wärzchen ein Leben.
Die folgende Untersucher konnten keine, von den Flok- ken unterschiedene Nervenwärzchen finden, und sie redu- cirten alles, was Ruysch für wärzig ansahe, auf die Flokken.
Selbst Ruysch(l) gestand es in seinen folgenden Schriften, daß man die Wärzchen nicht so deutlich an dem Gedärme der Menschen, als der Schafe sehen könne, ja, daß sie sonsten nicht einmal zum Vorschein kommen wollten.
Es sey damit beschaffen, wie es wolle, so hat das Gedärme in der That eine scharfe Empfindung, und es erfolgt von ihrer Entzündung das schwere Gebrechen (l*) und ein geschwinder Tod (m), so wie noch alle Tage un- verständige Menschen mit Anrathung drastischer Arzeneien, kranke Personen ums Leben bringen, die sie zu heilen über sich genommen (n). Wenn ich indessen doch die Zufälle der Darmkolik mit der Magenkolik vergleiche, so scheint es mir doch, daß das Gedärme weniger, als der Ma- gen empfinde.
Zweiter
(g)[Spaltenumbruch]Thes. VII. n. 40. Thes. IX. n. 62.
(h)Thes. max. n. 84.
(i)Thes. max. n. 85. Adv. III. n. 10.
(l)Adv. II. n. 9. III. n. 10.
(l*)HARDER apiar. obs. 99.
(m)Id. ibid. ACRELL K. Sw. Swetensk. Acad. 1755. Trim. II. [Spaltenumbruch]
in der achtzehnten Stunde Ess. of a Societ. at Edimb Edit. IV. T. III. p. 365. von Arsenik WALTHER Thes. obs. 66. vom colchico STORK colch. p. 21.
(n)ALBERTI med. leg. T. III. c. 128 vom tithymalo in 30 Mi- nuten BUCHODZ plantes de Lorr. II. p. 313.
I. Abſchn. Zergliederung des duͤnnen
Ruyſch(g) redete von laͤnglichen, bald einzelnen, bald verworrnen Waͤrzchen, die er am Magen, und dem Gedaͤrme geſehen, und er gab aus Hoͤflichkeit fuͤr ſelbige der ganzen Membran den Namen der Flokkenwaͤrz- chenhaut(h) und der Nervenflokkenhaut(i). Hel- vetius fand ebenfalls an dem Namen der Waͤrzchen ein Leben.
Die folgende Unterſucher konnten keine, von den Flok- ken unterſchiedene Nervenwaͤrzchen finden, und ſie redu- cirten alles, was Ruyſch fuͤr waͤrzig anſahe, auf die Flokken.
Selbſt Ruyſch(l) geſtand es in ſeinen folgenden Schriften, daß man die Waͤrzchen nicht ſo deutlich an dem Gedaͤrme der Menſchen, als der Schafe ſehen koͤnne, ja, daß ſie ſonſten nicht einmal zum Vorſchein kommen wollten.
Es ſey damit beſchaffen, wie es wolle, ſo hat das Gedaͤrme in der That eine ſcharfe Empfindung, und es erfolgt von ihrer Entzuͤndung das ſchwere Gebrechen (l*) und ein geſchwinder Tod (m), ſo wie noch alle Tage un- verſtaͤndige Menſchen mit Anrathung draſtiſcher Arzeneien, kranke Perſonen ums Leben bringen, die ſie zu heilen uͤber ſich genommen (n). Wenn ich indeſſen doch die Zufaͤlle der Darmkolik mit der Magenkolik vergleiche, ſo ſcheint es mir doch, daß das Gedaͤrme weniger, als der Ma- gen empfinde.
Zweiter
(g)[Spaltenumbruch]Theſ. VII. n. 40. Theſ. IX. n. 62.
(h)Theſ. max. n. 84.
(i)Theſ. max. n. 85. Adv. III. n. 10.
(l)Adv. II. n. 9. III. n. 10.
(l*)HARDER apiar. obſ. 99.
(m)Id. ibid. ACRELL K. Sw. Swetensk. Acad. 1755. Trim. II. [Spaltenumbruch]
in der achtzehnten Stunde Eſſ. of a Societ. at Edimb Edit. IV. T. III. p. 365. von Arſenik WALTHER Theſ. obſ. 66. vom colchico STORK colch. p. 21.
(n)ALBERTI med. leg. T. III. c. 128 vom tithymalo in 30 Mi- nuten BUCHODZ plantes de Lorr. II. p. 313.
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I. Abſchn. Zergliederung des duͤnnen
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Gedaͤrme geſehen, und er gab aus Hoͤflichkeit fuͤr ſelbige
der ganzen Membran den Namen der Flokkenwaͤrz-
chenhaut (h) und der Nervenflokkenhaut (i). Hel-
vetius fand ebenfalls an dem Namen der Waͤrzchen ein
Leben.
Die folgende Unterſucher konnten keine, von den Flok-
ken unterſchiedene Nervenwaͤrzchen finden, und ſie redu-
cirten alles, was Ruyſch fuͤr waͤrzig anſahe, auf die
Flokken.
Selbſt Ruyſch (l) geſtand es in ſeinen folgenden
Schriften, daß man die Waͤrzchen nicht ſo deutlich an
dem Gedaͤrme der Menſchen, als der Schafe ſehen koͤnne,
ja, daß ſie ſonſten nicht einmal zum Vorſchein kommen
wollten.
Es ſey damit beſchaffen, wie es wolle, ſo hat das
Gedaͤrme in der That eine ſcharfe Empfindung, und es
erfolgt von ihrer Entzuͤndung das ſchwere Gebrechen (l*)
und ein geſchwinder Tod (m), ſo wie noch alle Tage un-
verſtaͤndige Menſchen mit Anrathung draſtiſcher Arzeneien,
kranke Perſonen ums Leben bringen, die ſie zu heilen uͤber
ſich genommen (n). Wenn ich indeſſen doch die Zufaͤlle
der Darmkolik mit der Magenkolik vergleiche, ſo ſcheint
es mir doch, daß das Gedaͤrme weniger, als der Ma-
gen empfinde.
Zweiter
(g)
Theſ. VII. n. 40. Theſ. IX.
n. 62.
(h) Theſ. max. n. 84.
(i) Theſ. max. n. 85. Adv. III.
n. 10.
(l) Adv. II. n. 9. III. n. 10.
(l*) HARDER apiar. obſ. 99.
(m) Id. ibid. ACRELL K. Sw.
Swetensk. Acad. 1755. Trim. II.
in der achtzehnten Stunde Eſſ. of
a Societ. at Edimb Edit. IV. T. III.
p. 365. von Arſenik WALTHER
Theſ. obſ. 66. vom colchico
STORK colch. p. 21.
(n) ALBERTI med. leg. T. III.
c. 128 vom tithymalo in 30 Mi-
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/111>, abgerufen am 24.11.2024.
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