Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

Bild:
<< vorherige Seite

Weibliche Theile. XXVIII. Buch.
einer Jungfer vorgab, als ob sie alle Monate etwas
Fleischiges, so einem Mondkalbe ähnlich gewesen, von
sich gegeben(e).

Es scheint aus Asien die Meinung von dem stinken-
den und giftigen Wesen des monatlichen Bluts zu uns
gekommen, und sonderlich durch die arabischen Aerzte
auf uns Europäer überliefert zu seyn (f). Wenigstens
scheinet es in den heissesten Gegenden, wofern sich noch
zu der brennenden Luft eine Unreinlichkeit gesellet, zu ver-
muthen (g), daß das Blut an einem heissen Orte, und
in der Nachbarschaft der Darmunreinigkeiten scharf wer-
den und stinken müsse.

Es kann auch dasselbe in einzeln Exempeln einen
üblen Geruch von sich gegeben haben (h). Es ist aber
übertrieben, wenn man die Heftigkeit eines Giftes dar-
innen suchet (i), oder wenn man behauptet, daß es die
Stelle der Liebestränke vertreten (k), und Ehemänner
umgebracht habe (l), oder daß endlich der Athem solcher
Frauenspersonen (m), welche ihre monatliche Reinigung
haben, schädlich sey (n), und daß Bäume von diesem
Blute ausgehen müsten (o). Diese Meinung herrscht

noch
(e) [Spaltenumbruch] HOECHSTETTER. Dec.
VI. pag.
697. aus einem andern
SMELLIE cas. p. 90. Alex. BE-
NED. L. XXV. c.
36. doch in ver-
stopfter Zeit. So auch von ihrer
Verhaltung im Blute, durch den
Mund weggebrochen RULEAU
p.
108.
(f) Die Hottentotten stehen die
hizzigste Monatszeit aus, TAVER-
NIER. L. II. c.
27.
(g) Recht MERCATUS morb.
affect. L. I. p.
461.
(h) LISTER. p. 410. Breßl.
Samml. 1723. m. Apr. HOFM.
med. conf. L. VIII. Dec. IV. c.
9.
(i) PLINIUS L. VII. c. 15. Alex.
BENED. L. XXIII. c. 1. FERNEL.
[Spaltenumbruch] L. VII. c.
7. besiehe La MOTTE
p.
57.
(k) STALPAART. v. der WIEL
Cent. II. obs. 19. Eph. Nat. Cur.
Vol. I. BONACCIOLUS p.
39.
(l) CARVIN. de sang. dialog.
III. p.
51.
(m) Den Leichengeruch bemerkte
zu der Monatszeit GOELICKE
obs. med. chir.
8. und ich kenne
auch Exempel.
(n) VERHEYN. p. 98.
(o) Eph. Nat. Cur. Dec. II. ann.
9. obs.
37. Eine Frau die die Mo-
natszeit hat, macht daß junge Gur-
ken verderben COLUMELLA L.
XI. c.
3.

Weibliche Theile. XXVIII. Buch.
einer Jungfer vorgab, als ob ſie alle Monate etwas
Fleiſchiges, ſo einem Mondkalbe aͤhnlich geweſen, von
ſich gegeben(e).

Es ſcheint aus Aſien die Meinung von dem ſtinken-
den und giftigen Weſen des monatlichen Bluts zu uns
gekommen, und ſonderlich durch die arabiſchen Aerzte
auf uns Europaͤer uͤberliefert zu ſeyn (f). Wenigſtens
ſcheinet es in den heiſſeſten Gegenden, wofern ſich noch
zu der brennenden Luft eine Unreinlichkeit geſellet, zu ver-
muthen (g), daß das Blut an einem heiſſen Orte, und
in der Nachbarſchaft der Darmunreinigkeiten ſcharf wer-
den und ſtinken muͤſſe.

Es kann auch daſſelbe in einzeln Exempeln einen
uͤblen Geruch von ſich gegeben haben (h). Es iſt aber
uͤbertrieben, wenn man die Heftigkeit eines Giftes dar-
innen ſuchet (i), oder wenn man behauptet, daß es die
Stelle der Liebestraͤnke vertreten (k), und Ehemaͤnner
umgebracht habe (l), oder daß endlich der Athem ſolcher
Frauensperſonen (m), welche ihre monatliche Reinigung
haben, ſchaͤdlich ſey (n), und daß Baͤume von dieſem
Blute ausgehen muͤſten (o). Dieſe Meinung herrſcht

noch
(e) [Spaltenumbruch] HOECHSTETTER. Dec.
VI. pag.
697. aus einem andern
SMELLIE caſ. p. 90. Alex. BE-
NED. L. XXV. c.
36. doch in ver-
ſtopfter Zeit. So auch von ihrer
Verhaltung im Blute, durch den
Mund weggebrochen RULEAU
p.
108.
(f) Die Hottentotten ſtehen die
hizzigſte Monatszeit aus, TAVER-
NIER. L. II. c.
27.
(g) Recht MERCATUS morb.
affect. L. I. p.
461.
(h) LISTER. p. 410. Breßl.
Samml. 1723. m. Apr. HOFM.
med. conf. L. VIII. Dec. IV. c.
9.
(i) PLINIUS L. VII. c. 15. Alex.
BENED. L. XXIII. c. 1. FERNEL.
[Spaltenumbruch] L. VII. c.
7. beſiehe La MOTTE
p.
57.
(k) STALPAART. v. der WIEL
Cent. II. obſ. 19. Eph. Nat. Cur.
Vol. I. BONACCIOLUS p.
39.
(l) CARVIN. de ſang. dialog.
III. p.
51.
(m) Den Leichengeruch bemerkte
zu der Monatszeit GOELICKE
obſ. med. chir.
8. und ich kenne
auch Exempel.
(n) VERHEYN. p. 98.
(o) Eph. Nat. Cur. Dec. II. ann.
9. obſ.
37. Eine Frau die die Mo-
natszeit hat, macht daß junge Gur-
ken verderben COLUMELLA L.
XI. c.
3.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f1118" n="1082"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Weibliche Theile. <hi rendition="#aq">XXVIII.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
einer Jungfer vorgab, als ob &#x017F;ie alle Monate etwas<lb/>
Flei&#x017F;chiges, &#x017F;o einem Mondkalbe a&#x0364;hnlich gewe&#x017F;en, von<lb/>
&#x017F;ich gegeben<note place="foot" n="(e)"><cb/><hi rendition="#aq">HOECHSTETTER. Dec.<lb/>
VI. pag.</hi> 697. aus einem andern<lb/><hi rendition="#aq">SMELLIE ca&#x017F;. p. 90. Alex. BE-<lb/>
NED. L. XXV. c.</hi> 36. doch in ver-<lb/>
&#x017F;topfter Zeit. So auch von ihrer<lb/>
Verhaltung im Blute, durch den<lb/>
Mund weggebrochen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">RULEAU</hi><lb/>
p.</hi> 108.</note>.</p><lb/>
              <p>Es &#x017F;cheint aus A&#x017F;ien die Meinung von dem &#x017F;tinken-<lb/>
den und giftigen We&#x017F;en des monatlichen Bluts zu uns<lb/>
gekommen, und &#x017F;onderlich durch die arabi&#x017F;chen Aerzte<lb/>
auf uns Europa&#x0364;er u&#x0364;berliefert zu &#x017F;eyn <note place="foot" n="(f)">Die Hottentotten &#x017F;tehen die<lb/>
hizzig&#x017F;te Monatszeit aus, <hi rendition="#aq">TAVER-<lb/>
NIER. L. II. c.</hi> 27.</note>. Wenig&#x017F;tens<lb/>
&#x017F;cheinet es in den hei&#x017F;&#x017F;e&#x017F;ten Gegenden, wofern &#x017F;ich noch<lb/>
zu der brennenden Luft eine Unreinlichkeit ge&#x017F;ellet, zu ver-<lb/>
muthen <note place="foot" n="(g)">Recht <hi rendition="#aq">MERCATUS morb.<lb/>
affect. L. I. p.</hi> 461.</note>, daß das Blut an einem hei&#x017F;&#x017F;en Orte, und<lb/>
in der Nachbar&#x017F;chaft der Darmunreinigkeiten &#x017F;charf wer-<lb/>
den und &#x017F;tinken mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.</p><lb/>
              <p>Es kann auch da&#x017F;&#x017F;elbe in einzeln Exempeln einen<lb/>
u&#x0364;blen Geruch von &#x017F;ich gegeben haben <note place="foot" n="(h)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">LISTER.</hi> p.</hi> 410. Breßl.<lb/>
Samml. 1723. <hi rendition="#aq">m. Apr. HOFM.<lb/>
med. conf. L. VIII. Dec. IV. c.</hi> 9.</note>. Es i&#x017F;t aber<lb/>
u&#x0364;bertrieben, wenn man die Heftigkeit eines Giftes dar-<lb/>
innen &#x017F;uchet <note place="foot" n="(i)"><hi rendition="#aq">PLINIUS L. VII. c. 15. Alex.<lb/>
BENED. L. XXIII. c. 1. FERNEL.<lb/><cb/>
L. VII. c.</hi> 7. be&#x017F;iehe <hi rendition="#aq">La MOTTE<lb/>
p.</hi> 57.</note>, oder wenn man behauptet, daß es die<lb/>
Stelle der Liebestra&#x0364;nke vertreten <note place="foot" n="(k)"><hi rendition="#aq">STALPAART. v. der WIEL<lb/>
Cent. II. ob&#x017F;. 19. Eph. Nat. Cur.<lb/>
Vol. I. BONACCIOLUS p.</hi> 39.</note>, und Ehema&#x0364;nner<lb/>
umgebracht habe <note place="foot" n="(l)"><hi rendition="#aq">CARVIN. de &#x017F;ang. dialog.<lb/>
III. p.</hi> 51.</note>, oder daß endlich der Athem &#x017F;olcher<lb/>
Frauensper&#x017F;onen <note place="foot" n="(m)">Den Leichengeruch bemerkte<lb/>
zu der Monatszeit <hi rendition="#aq">GOELICKE<lb/>
ob&#x017F;. med. chir.</hi> 8. und ich kenne<lb/>
auch Exempel.</note>, welche ihre monatliche Reinigung<lb/>
haben, &#x017F;cha&#x0364;dlich &#x017F;ey <note place="foot" n="(n)"><hi rendition="#aq">VERHEYN. p.</hi> 98.</note>, und daß Ba&#x0364;ume von die&#x017F;em<lb/>
Blute ausgehen mu&#x0364;&#x017F;ten <note place="foot" n="(o)"><hi rendition="#aq">Eph. Nat. Cur. Dec. II. ann.<lb/>
9. ob&#x017F;.</hi> 37. Eine Frau die die Mo-<lb/>
natszeit hat, macht daß junge Gur-<lb/>
ken verderben <hi rendition="#aq">COLUMELLA L.<lb/>
XI. c.</hi> 3.</note>. Die&#x017F;e Meinung herr&#x017F;cht<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">noch</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1082/1118] Weibliche Theile. XXVIII. Buch. einer Jungfer vorgab, als ob ſie alle Monate etwas Fleiſchiges, ſo einem Mondkalbe aͤhnlich geweſen, von ſich gegeben (e). Es ſcheint aus Aſien die Meinung von dem ſtinken- den und giftigen Weſen des monatlichen Bluts zu uns gekommen, und ſonderlich durch die arabiſchen Aerzte auf uns Europaͤer uͤberliefert zu ſeyn (f). Wenigſtens ſcheinet es in den heiſſeſten Gegenden, wofern ſich noch zu der brennenden Luft eine Unreinlichkeit geſellet, zu ver- muthen (g), daß das Blut an einem heiſſen Orte, und in der Nachbarſchaft der Darmunreinigkeiten ſcharf wer- den und ſtinken muͤſſe. Es kann auch daſſelbe in einzeln Exempeln einen uͤblen Geruch von ſich gegeben haben (h). Es iſt aber uͤbertrieben, wenn man die Heftigkeit eines Giftes dar- innen ſuchet (i), oder wenn man behauptet, daß es die Stelle der Liebestraͤnke vertreten (k), und Ehemaͤnner umgebracht habe (l), oder daß endlich der Athem ſolcher Frauensperſonen (m), welche ihre monatliche Reinigung haben, ſchaͤdlich ſey (n), und daß Baͤume von dieſem Blute ausgehen muͤſten (o). Dieſe Meinung herrſcht noch (e) HOECHSTETTER. Dec. VI. pag. 697. aus einem andern SMELLIE caſ. p. 90. Alex. BE- NED. L. XXV. c. 36. doch in ver- ſtopfter Zeit. So auch von ihrer Verhaltung im Blute, durch den Mund weggebrochen RULEAU p. 108. (f) Die Hottentotten ſtehen die hizzigſte Monatszeit aus, TAVER- NIER. L. II. c. 27. (g) Recht MERCATUS morb. affect. L. I. p. 461. (h) LISTER. p. 410. Breßl. Samml. 1723. m. Apr. HOFM. med. conf. L. VIII. Dec. IV. c. 9. (i) PLINIUS L. VII. c. 15. Alex. BENED. L. XXIII. c. 1. FERNEL. L. VII. c. 7. beſiehe La MOTTE p. 57. (k) STALPAART. v. der WIEL Cent. II. obſ. 19. Eph. Nat. Cur. Vol. I. BONACCIOLUS p. 39. (l) CARVIN. de ſang. dialog. III. p. 51. (m) Den Leichengeruch bemerkte zu der Monatszeit GOELICKE obſ. med. chir. 8. und ich kenne auch Exempel. (n) VERHEYN. p. 98. (o) Eph. Nat. Cur. Dec. II. ann. 9. obſ. 37. Eine Frau die die Mo- natszeit hat, macht daß junge Gur- ken verderben COLUMELLA L. XI. c. 3.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/1118
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 1082. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/1118>, abgerufen am 22.11.2024.