Folglich drängt sich das Blut abwärts hernieder, und zwar so deutlich, daß nunmehr die Schamschlag- ader, oder die Hüftenschlagader zum Stamme der Un- terbauchschlagader wird, welcher sich folglich in das un- terste Bekken ausstrekkt, da er vorher aus dem Bekken über sich hinauf in den Nabel zurück lief(e).
Es dehnt dieses Blut aber das Bekken und die Füsse um desto mehr aus, weil diese Theile als kleinere Theile auch weniger dichte sind, und an dem knochigen Wesen weniger Antheil haben, sondern von der Natur der Frucht mehr an sich behalten. Sie werden aber wegen der schnellern Ankunft des Blutes durch die Schlaga- dern (e) und wegen der langsamern Rükkehr desselben durch die Blutadern (f) auch leichter ausgedehnet. Folg- lich dehnet sich nach und nach das Bekken dergestalt aus, daß sich endlich die Gebärmutter, nebst der Harnblase, die sich oberhalb denselben befand, nunmehr ins Bekken begiebt (g). Es lässet sich diese Entwikkelung der Mut- tergefässe sogar durch die anatomische Erfahrung bestäti- gen. Es hat nemlich bey einem Kinde die Gebärmutter wenige, und zwar solche Gefässe, welche kein Wachs in sich aufnehmen würden; wenn aber der Keim der Mann- barkeit die Schlagadern entwikkelt hat, so schmükkt sich eben diese Gebärmutter mit einer zahlreichen Menge gros- ser Gefässe, vermöge der Ausspritzung, aus.
Es ist um das zwölfte und vierzehnte Jahr des mensch- lichen Alters zwar einigermassen ein Wachsthum zu spü- ren, dieses hat aber bey Mägdchens nicht viel zu sagen(h), es strecken sich ferner die Knochen wenig aus, indem sie nicht anders wachsen, als so lange an dem Knochenan- satze der Knorpel dicke ist, und die Knochen hören über- haupt zu wachsen auf, wenn sich dieser Knorpel nun-
mehr
(e)[Spaltenumbruch]Ibid.
(e)p. 163.
(f)Ibid.
(g)p. 49. 50.
(h)[Spaltenumbruch]SIMON. n. 53. Es ist ein Einwurf EMETTII, daß die men- ses vor dem Ende des Wachsthums anfangen p. 51. & DOBSON. p. 5.
Weibliche Theile. XXVIII. Buch.
Folglich draͤngt ſich das Blut abwaͤrts hernieder, und zwar ſo deutlich, daß nunmehr die Schamſchlag- ader, oder die Huͤftenſchlagader zum Stamme der Un- terbauchſchlagader wird, welcher ſich folglich in das un- terſte Bekken ausſtrekkt, da er vorher aus dem Bekken uͤber ſich hinauf in den Nabel zuruͤck lief(e).
Es dehnt dieſes Blut aber das Bekken und die Fuͤſſe um deſto mehr aus, weil dieſe Theile als kleinere Theile auch weniger dichte ſind, und an dem knochigen Weſen weniger Antheil haben, ſondern von der Natur der Frucht mehr an ſich behalten. Sie werden aber wegen der ſchnellern Ankunft des Blutes durch die Schlaga- dern (e) und wegen der langſamern Ruͤkkehr deſſelben durch die Blutadern (f) auch leichter ausgedehnet. Folg- lich dehnet ſich nach und nach das Bekken dergeſtalt aus, daß ſich endlich die Gebaͤrmutter, nebſt der Harnblaſe, die ſich oberhalb denſelben befand, nunmehr ins Bekken begiebt (g). Es laͤſſet ſich dieſe Entwikkelung der Mut- tergefaͤſſe ſogar durch die anatomiſche Erfahrung beſtaͤti- gen. Es hat nemlich bey einem Kinde die Gebaͤrmutter wenige, und zwar ſolche Gefaͤſſe, welche kein Wachs in ſich aufnehmen wuͤrden; wenn aber der Keim der Mann- barkeit die Schlagadern entwikkelt hat, ſo ſchmuͤkkt ſich eben dieſe Gebaͤrmutter mit einer zahlreichen Menge groſ- ſer Gefaͤſſe, vermoͤge der Ausſpritzung, aus.
Es iſt um das zwoͤlfte und vierzehnte Jahr des menſch- lichen Alters zwar einigermaſſen ein Wachsthum zu ſpuͤ- ren, dieſes hat aber bey Maͤgdchens nicht viel zu ſagen(h), es ſtrecken ſich ferner die Knochen wenig aus, indem ſie nicht anders wachſen, als ſo lange an dem Knochenan- ſatze der Knorpel dicke iſt, und die Knochen hoͤren uͤber- haupt zu wachſen auf, wenn ſich dieſer Knorpel nun-
mehr
(e)[Spaltenumbruch]Ibid.
(e)p. 163.
(f)Ibid.
(g)p. 49. 50.
(h)[Spaltenumbruch]SIMON. n. 53. Es iſt ein Einwurf EMETTII, daß die men- ſes vor dem Ende des Wachsthums anfangen p. 51. & DOBSON. p. 5.
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Weibliche Theile. XXVIII. Buch.
Folglich draͤngt ſich das Blut abwaͤrts hernieder,
und zwar ſo deutlich, daß nunmehr die Schamſchlag-
ader, oder die Huͤftenſchlagader zum Stamme der Un-
terbauchſchlagader wird, welcher ſich folglich in das un-
terſte Bekken ausſtrekkt, da er vorher aus dem Bekken
uͤber ſich hinauf in den Nabel zuruͤck lief (e).
Es dehnt dieſes Blut aber das Bekken und die Fuͤſſe
um deſto mehr aus, weil dieſe Theile als kleinere Theile
auch weniger dichte ſind, und an dem knochigen Weſen
weniger Antheil haben, ſondern von der Natur der
Frucht mehr an ſich behalten. Sie werden aber wegen
der ſchnellern Ankunft des Blutes durch die Schlaga-
dern (e) und wegen der langſamern Ruͤkkehr deſſelben
durch die Blutadern (f) auch leichter ausgedehnet. Folg-
lich dehnet ſich nach und nach das Bekken dergeſtalt aus,
daß ſich endlich die Gebaͤrmutter, nebſt der Harnblaſe,
die ſich oberhalb denſelben befand, nunmehr ins Bekken
begiebt (g). Es laͤſſet ſich dieſe Entwikkelung der Mut-
tergefaͤſſe ſogar durch die anatomiſche Erfahrung beſtaͤti-
gen. Es hat nemlich bey einem Kinde die Gebaͤrmutter
wenige, und zwar ſolche Gefaͤſſe, welche kein Wachs in
ſich aufnehmen wuͤrden; wenn aber der Keim der Mann-
barkeit die Schlagadern entwikkelt hat, ſo ſchmuͤkkt ſich
eben dieſe Gebaͤrmutter mit einer zahlreichen Menge groſ-
ſer Gefaͤſſe, vermoͤge der Ausſpritzung, aus.
Es iſt um das zwoͤlfte und vierzehnte Jahr des menſch-
lichen Alters zwar einigermaſſen ein Wachsthum zu ſpuͤ-
ren, dieſes hat aber bey Maͤgdchens nicht viel zu ſagen (h),
es ſtrecken ſich ferner die Knochen wenig aus, indem ſie
nicht anders wachſen, als ſo lange an dem Knochenan-
ſatze der Knorpel dicke iſt, und die Knochen hoͤren uͤber-
haupt zu wachſen auf, wenn ſich dieſer Knorpel nun-
mehr
(e)
Ibid.
(e) p. 163.
(f) Ibid.
(g) p. 49. 50.
(h)
SIMON. n. 53. Es iſt ein
Einwurf EMETTII, daß die men-
ſes vor dem Ende des Wachsthums
anfangen p. 51. & DOBSON. p. 5.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 1112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/1148>, abgerufen am 22.11.2024.
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