hat(d): weil ausserdem das Gedärm von den Reizen heftig zusammengezogen wird: allein es kann der Mensch, dessen Gedärm vorgetreten, wenn dessen Queerfasern noch außerdem gereizt werden, dennoch nicht durch die Kraft seines Willens den Darm selbst, weder aus dem Unterleib herausstossen, noch wieder zurükke ziehen, noch zusammenziehen, damit der Koth (e) in demjenigen Stükke des Darms, der gesehen wird, behalten werde, so wie Leute, die einen verstopften Leib haben, dieses Ue- bel durch keinerlei Anstrengungen heben können.
Es ruhen daher die Därme, wenn sie ungereizt da liegen, wie man an geöfneten Thieren sehen kann. Sie ruhen beim Hunger, wie ich selbst nebst dem berühmten Lieberkühn(f) gesehen habe, sowohl als in den schla- fenden Thieren (g), indem sonst (h) der Bär nicht ru- hig schlafen würde, weil ihn der Schmerz im Mast- darme wekken müste, wofern die peristaltische Bewegung bei ihm die Speise während seines Winterlagers weiter fort triebe. So ruhen auch die Därme wenn sie mit Oel bestrichen werden, und dieses scheint die Ursache zu seyn, warum fette Dinge (i) so langsam durchs Gedärme gehen (k). Sie schläfern nämlich das reizbare Wesen des Gedärms ein. Jch glaube auch, daß sie in den hizzigen Fiebern wegen einer besondern Corruption ru- hen, welche in den ersten Wegen vorhanden, und viel- leicht faulartig ist, und die Reizbarkeit des Gedärmes zerstört (l). Folglich erstikken wir, so zu sagen, die
meisten
(d)[Spaltenumbruch]LEIDENFROST, SCHA- CHER sit. int. mut.
(e) ich habe es selbst gesehen, und im Briefe bestätiget es Cl. FENON.
(f)p. 21.
(g)L. XXVII. p. 596.
(h) Sei ohne peristaltische Be- wegung. HILLERSTEOM Iamt- lands diur. faeng. p. 15. add. FIELLSTROM lapparnes biorn- [Spaltenumbruch]
faeng. daher ist im Frühlingsan- fange die erste Arbeit des Bären, das Gedärm auszuteeren.
(i)p. 90.
(k) Fett, erst nach vierzehn Monaten weggegangen. TULF III. c. 18.
(l)Qui tuent l'esprit vital. ist beim SENAC eine Redensart, welche einerlei Bedeutung hat. Zerstört nämlich die Quelle der Bewegung.
II. Abſchn. Verrichtungen des duͤnnen.
hat(d): weil auſſerdem das Gedaͤrm von den Reizen heftig zuſammengezogen wird: allein es kann der Menſch, deſſen Gedaͤrm vorgetreten, wenn deſſen Queerfaſern noch außerdem gereizt werden, dennoch nicht durch die Kraft ſeines Willens den Darm ſelbſt, weder aus dem Unterleib herausſtoſſen, noch wieder zuruͤkke ziehen, noch zuſammenziehen, damit der Koth (e) in demjenigen Stuͤkke des Darms, der geſehen wird, behalten werde, ſo wie Leute, die einen verſtopften Leib haben, dieſes Ue- bel durch keinerlei Anſtrengungen heben koͤnnen.
Es ruhen daher die Daͤrme, wenn ſie ungereizt da liegen, wie man an geoͤfneten Thieren ſehen kann. Sie ruhen beim Hunger, wie ich ſelbſt nebſt dem beruͤhmten Lieberkuͤhn(f) geſehen habe, ſowohl als in den ſchla- fenden Thieren (g), indem ſonſt (h) der Baͤr nicht ru- hig ſchlafen wuͤrde, weil ihn der Schmerz im Maſt- darme wekken muͤſte, wofern die periſtaltiſche Bewegung bei ihm die Speiſe waͤhrend ſeines Winterlagers weiter fort triebe. So ruhen auch die Daͤrme wenn ſie mit Oel beſtrichen werden, und dieſes ſcheint die Urſache zu ſeyn, warum fette Dinge (i) ſo langſam durchs Gedaͤrme gehen (k). Sie ſchlaͤfern naͤmlich das reizbare Weſen des Gedaͤrms ein. Jch glaube auch, daß ſie in den hizzigen Fiebern wegen einer beſondern Corruption ru- hen, welche in den erſten Wegen vorhanden, und viel- leicht faulartig iſt, und die Reizbarkeit des Gedaͤrmes zerſtoͤrt (l). Folglich erſtikken wir, ſo zu ſagen, die
meiſten
(d)[Spaltenumbruch]LEIDENFROST, SCHA- CHER ſit. int. mut.
(e) ich habe es ſelbſt geſehen, und im Briefe beſtaͤtiget es Cl. FENON.
(f)p. 21.
(g)L. XXVII. p. 596.
(h) Sei ohne periſtaltiſche Be- wegung. HILLERSTEOM Iamt- lands diur. fæng. p. 15. add. FIELLSTROM lapparnes biorn- [Spaltenumbruch]
fæng. daher iſt im Fruͤhlingsan- fange die erſte Arbeit des Baͤren, das Gedaͤrm auszuteeren.
(i)p. 90.
(k) Fett, erſt nach vierzehn Monaten weggegangen. TULF III. c. 18.
(l)Qui tuent l’eſprit vital. iſt beim SENAC eine Redensart, welche einerlei Bedeutung hat. Zerſtoͤrt naͤmlich die Quelle der Bewegung.
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II. Abſchn. Verrichtungen des duͤnnen.
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deſſen Gedaͤrm vorgetreten, wenn deſſen Queerfaſern
noch außerdem gereizt werden, dennoch nicht durch die
Kraft ſeines Willens den Darm ſelbſt, weder aus dem
Unterleib herausſtoſſen, noch wieder zuruͤkke ziehen, noch
zuſammenziehen, damit der Koth (e) in demjenigen
Stuͤkke des Darms, der geſehen wird, behalten werde,
ſo wie Leute, die einen verſtopften Leib haben, dieſes Ue-
bel durch keinerlei Anſtrengungen heben koͤnnen.
Es ruhen daher die Daͤrme, wenn ſie ungereizt da
liegen, wie man an geoͤfneten Thieren ſehen kann. Sie
ruhen beim Hunger, wie ich ſelbſt nebſt dem beruͤhmten
Lieberkuͤhn (f) geſehen habe, ſowohl als in den ſchla-
fenden Thieren (g), indem ſonſt (h) der Baͤr nicht ru-
hig ſchlafen wuͤrde, weil ihn der Schmerz im Maſt-
darme wekken muͤſte, wofern die periſtaltiſche Bewegung
bei ihm die Speiſe waͤhrend ſeines Winterlagers weiter
fort triebe. So ruhen auch die Daͤrme wenn ſie mit
Oel beſtrichen werden, und dieſes ſcheint die Urſache zu
ſeyn, warum fette Dinge (i) ſo langſam durchs Gedaͤrme
gehen (k). Sie ſchlaͤfern naͤmlich das reizbare Weſen
des Gedaͤrms ein. Jch glaube auch, daß ſie in den
hizzigen Fiebern wegen einer beſondern Corruption ru-
hen, welche in den erſten Wegen vorhanden, und viel-
leicht faulartig iſt, und die Reizbarkeit des Gedaͤrmes
zerſtoͤrt (l). Folglich erſtikken wir, ſo zu ſagen, die
meiſten
(d)
LEIDENFROST, SCHA-
CHER ſit. int. mut.
(e) ich habe es ſelbſt geſehen,
und im Briefe beſtaͤtiget es Cl.
FENON.
(f) p. 21.
(g) L. XXVII. p. 596.
(h) Sei ohne periſtaltiſche Be-
wegung. HILLERSTEOM Iamt-
lands diur. fæng. p. 15. add.
FIELLSTROM lapparnes biorn-
fæng. daher iſt im Fruͤhlingsan-
fange die erſte Arbeit des Baͤren,
das Gedaͤrm auszuteeren.
(i) p. 90.
(k) Fett, erſt nach vierzehn
Monaten weggegangen. TULF
III. c. 18.
(l) Qui tuent l’eſprit vital. iſt beim
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einerlei Bedeutung hat. Zerſtoͤrt
naͤmlich die Quelle der Bewegung.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/191>, abgerufen am 23.11.2024.
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