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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

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II. Abschn. Verrichtungen des dünnen.

Der zweete Reiz, sind die Speisen, entweder wenn
sie mit ihrer Masse das Gedärm ausdehnen, oder weil
sie die Luft von sich lassen, oder es durch ihre Schärfe
reizen. Wenn die Därme mit Speise angefüllt sind,
so werden sie dadurch zur Bewegung desto munterer(s).

Die dritte Stelle hat die Galle (t), sonderlich die
aus der Gallenblase, welche an sich schon scharf, und
das Gedärm zu reizen geschikkt ist.

Beide Reize sind nicht beständig zugegen, und sie
erwekken sonderlich alsdenn die peristaltische Bewegung,
wenn wir eben gespeiset haben.

Die übrigen Darmreize stellen sich blos bei Krank-
heiten ein, und sie gesellen sich unnatürlicher Weise zu
den vorhergehenden.

Jch rechne dahin die Würmer, die oft unsere Gäste
sind, und man kann sich leicht vorstellen, wie heftig sie
am Gedärme nagen müssen (t*), indem ich sie mehr als
einmal durch das zerfressene Gedärm in den holen Bauch
fallen gesehen.

Hieher gehören auch die scharfe Arzeneien, welche,
weil sie Stuhlgang machen, Purganzen, und die ge-
meiniglich durch das zarte Oberhäutchen die entblösten
Nerven der Därme dahin vermögen (u), daß das Ge-
därm gezwungen wird, sich zusammen zu ziehen (w), und
alles, was es enthält, auszuwerfen (x); sie lokken zu-
gleich die ausschwizzende Feuchtigkeiten und den Schleim
herbei, der durch diejenige scharfe Arzeneien, so man
phlegmagoga nennt, ausgeführt wird.

(w*)
Es
(s) [Spaltenumbruch] Experiment. 343. 348.
(t) L. XXIII. p. 610.
(t*) davon epidemische Todes-
fälle. SAUVAGES class. morb.
p.
277.
(u) ZIMMERMANN pag. 52.
die Därme sind zart, denn es ent-
[Spaltenumbruch] zündet sich der Magen, und das
Gedärme von dem Misbrauche des
Brantweins. HENRICI de ab-
cess. mesenter.
(w) Le CAT.
(x) Exper. 378.
(w*) p. 101. 102.
II. Abſchn. Verrichtungen des duͤnnen.

Der zweete Reiz, ſind die Speiſen, entweder wenn
ſie mit ihrer Maſſe das Gedaͤrm ausdehnen, oder weil
ſie die Luft von ſich laſſen, oder es durch ihre Schaͤrfe
reizen. Wenn die Daͤrme mit Speiſe angefuͤllt ſind,
ſo werden ſie dadurch zur Bewegung deſto munterer(s).

Die dritte Stelle hat die Galle (t), ſonderlich die
aus der Gallenblaſe, welche an ſich ſchon ſcharf, und
das Gedaͤrm zu reizen geſchikkt iſt.

Beide Reize ſind nicht beſtaͤndig zugegen, und ſie
erwekken ſonderlich alsdenn die periſtaltiſche Bewegung,
wenn wir eben geſpeiſet haben.

Die uͤbrigen Darmreize ſtellen ſich blos bei Krank-
heiten ein, und ſie geſellen ſich unnatuͤrlicher Weiſe zu
den vorhergehenden.

Jch rechne dahin die Wuͤrmer, die oft unſere Gaͤſte
ſind, und man kann ſich leicht vorſtellen, wie heftig ſie
am Gedaͤrme nagen muͤſſen (t*), indem ich ſie mehr als
einmal durch das zerfreſſene Gedaͤrm in den holen Bauch
fallen geſehen.

Hieher gehoͤren auch die ſcharfe Arzeneien, welche,
weil ſie Stuhlgang machen, Purganzen, und die ge-
meiniglich durch das zarte Oberhaͤutchen die entbloͤſten
Nerven der Daͤrme dahin vermoͤgen (u), daß das Ge-
daͤrm gezwungen wird, ſich zuſammen zu ziehen (w), und
alles, was es enthaͤlt, auszuwerfen (x); ſie lokken zu-
gleich die ausſchwizzende Feuchtigkeiten und den Schleim
herbei, der durch diejenige ſcharfe Arzeneien, ſo man
phlegmagoga nennt, ausgefuͤhrt wird.

(w*)
Es
(s) [Spaltenumbruch] Experiment. 343. 348.
(t) L. XXIII. p. 610.
(t*) davon epidemiſche Todes-
faͤlle. SAUVAGES claſſ. morb.
p.
277.
(u) ZIMMERMANN pag. 52.
die Daͤrme ſind zart, denn es ent-
[Spaltenumbruch] zuͤndet ſich der Magen, und das
Gedaͤrme von dem Misbrauche des
Brantweins. HENRICI de ab-
ceſſ. meſenter.
(w) Le CAT.
(x) Exper. 378.
(w*) p. 101. 102.
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[157/0193] II. Abſchn. Verrichtungen des duͤnnen. Der zweete Reiz, ſind die Speiſen, entweder wenn ſie mit ihrer Maſſe das Gedaͤrm ausdehnen, oder weil ſie die Luft von ſich laſſen, oder es durch ihre Schaͤrfe reizen. Wenn die Daͤrme mit Speiſe angefuͤllt ſind, ſo werden ſie dadurch zur Bewegung deſto munterer (s). Die dritte Stelle hat die Galle (t), ſonderlich die aus der Gallenblaſe, welche an ſich ſchon ſcharf, und das Gedaͤrm zu reizen geſchikkt iſt. Beide Reize ſind nicht beſtaͤndig zugegen, und ſie erwekken ſonderlich alsdenn die periſtaltiſche Bewegung, wenn wir eben geſpeiſet haben. Die uͤbrigen Darmreize ſtellen ſich blos bei Krank- heiten ein, und ſie geſellen ſich unnatuͤrlicher Weiſe zu den vorhergehenden. Jch rechne dahin die Wuͤrmer, die oft unſere Gaͤſte ſind, und man kann ſich leicht vorſtellen, wie heftig ſie am Gedaͤrme nagen muͤſſen (t*), indem ich ſie mehr als einmal durch das zerfreſſene Gedaͤrm in den holen Bauch fallen geſehen. Hieher gehoͤren auch die ſcharfe Arzeneien, welche, weil ſie Stuhlgang machen, Purganzen, und die ge- meiniglich durch das zarte Oberhaͤutchen die entbloͤſten Nerven der Daͤrme dahin vermoͤgen (u), daß das Ge- daͤrm gezwungen wird, ſich zuſammen zu ziehen (w), und alles, was es enthaͤlt, auszuwerfen (x); ſie lokken zu- gleich die ausſchwizzende Feuchtigkeiten und den Schleim herbei, der durch diejenige ſcharfe Arzeneien, ſo man phlegmagoga nennt, ausgefuͤhrt wird. Es (w*) (s) Experiment. 343. 348. (t) L. XXIII. p. 610. (t*) davon epidemiſche Todes- faͤlle. SAUVAGES claſſ. morb. p. 277. (u) ZIMMERMANN pag. 52. die Daͤrme ſind zart, denn es ent- zuͤndet ſich der Magen, und das Gedaͤrme von dem Misbrauche des Brantweins. HENRICI de ab- ceſſ. meſenter. (w) Le CAT. (x) Exper. 378. (w*) p. 101. 102.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/193>, abgerufen am 27.11.2024.