Daß Jnsekten einen Kopf und Nerven ha- ben (g), habe ich so wenig geleugnet, daß ich sol- che vielmehr weitläuftig beschrieben (g*). Es haben aber Würmer, die Klasse der Schaalen Thiere, die mentulae hydrae, und andre Zoophi- ten, welche tausendmal grösser, als eine Raupe sind, keine Nerven, welche ich niemals den so genauen Zergliederungen entziehen können. Daß man an einem grossen Thiere, so von berühmten Männern geöffnet worden, z. E. an dem Viel- fusse des mittelländischen Meeres, den der be- rühmte Koelreuter(h) zerschnitten, kein Ge- hirn, keine Nerven gefunden, dieses erweiset bis zur Demonstration, daß keine vorhanden sind.
Die Poros der Nerven rechne ich unter die Vermuthungen (i), welche nach andern Grün- den wahrscheinlich worden. Dieses widerspricht aber aller Vernunft, daß sich an einem fuslangen
Thiere
genschein widerspreche, erinnert der ber. bonnet Contempl. de la nature II. p. 71.
(g)pag. 264.
(g*)Elem. phys. L. X. p. 5. u. f.
(h)Comm. Petrop. nov. T. VII.
(i)Essays p. 265.
Vorrede.
Daß Jnſekten einen Kopf und Nerven ha- ben (g), habe ich ſo wenig geleugnet, daß ich ſol- che vielmehr weitlaͤuftig beſchrieben (g*). Es haben aber Wuͤrmer, die Klaſſe der Schaalen Thiere, die mentulæ hydræ, und andre Zoophi- ten, welche tauſendmal groͤſſer, als eine Raupe ſind, keine Nerven, welche ich niemals den ſo genauen Zergliederungen entziehen koͤnnen. Daß man an einem groſſen Thiere, ſo von beruͤhmten Maͤnnern geoͤffnet worden, z. E. an dem Viel- fuſſe des mittellaͤndiſchen Meeres, den der be- ruͤhmte Koelreuter(h) zerſchnitten, kein Ge- hirn, keine Nerven gefunden, dieſes erweiſet bis zur Demonſtration, daß keine vorhanden ſind.
Die Poros der Nerven rechne ich unter die Vermuthungen (i), welche nach andern Gruͤn- den wahrſcheinlich worden. Dieſes widerſpricht aber aller Vernunft, daß ſich an einem fuslangen
Thiere
genſchein widerſpreche, erinnert der ber. bonnet Contempl. de la nature II. p. 71.
(g)pag. 264.
(g*)Elem. phyſ. L. X. p. 5. u. f.
(h)Comm. Petrop. nov. T. VII.
(i)Eſſays p. 265.
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[XVI/0020]
Vorrede.
Daß Jnſekten einen Kopf und Nerven ha-
ben (g), habe ich ſo wenig geleugnet, daß ich ſol-
che vielmehr weitlaͤuftig beſchrieben (g*). Es
haben aber Wuͤrmer, die Klaſſe der Schaalen
Thiere, die mentulæ hydræ, und andre Zoophi-
ten, welche tauſendmal groͤſſer, als eine Raupe
ſind, keine Nerven, welche ich niemals den ſo
genauen Zergliederungen entziehen koͤnnen. Daß
man an einem groſſen Thiere, ſo von beruͤhmten
Maͤnnern geoͤffnet worden, z. E. an dem Viel-
fuſſe des mittellaͤndiſchen Meeres, den der be-
ruͤhmte Koelreuter (h) zerſchnitten, kein Ge-
hirn, keine Nerven gefunden, dieſes erweiſet bis
zur Demonſtration, daß keine vorhanden ſind.
Die Poros der Nerven rechne ich unter die
Vermuthungen (i), welche nach andern Gruͤn-
den wahrſcheinlich worden. Dieſes widerſpricht
aber aller Vernunft, daß ſich an einem fuslangen
Thiere
(f)
(g) pag. 264.
(g*) Elem. phyſ. L. X. p. 5. u. f.
(h) Comm. Petrop. nov. T. VII.
(i) Eſſays p. 265.
(f) genſchein widerſpreche, erinnert der ber. bonnet
Contempl. de la nature II. p. 71.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. XVI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/20>, abgerufen am 03.12.2024.
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