Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

Bild:
<< vorherige Seite

III. Abschn. Das dikke Gedärm.
Anfange(q) eine Runzel, weil sein Ausgang aus dem
Blinddarme schief angelegt ist.

Man hat das Anhängselchen im Menschen mangeln
gesehen (r), und es war nur noch ein ganz kleines Hü-
belchen davon übrig geblieben (s).

Zweimal habe ich solches blind gesehen, ohne daß es
hol gewesen wäre. Es könnte einem wunderbar vor-
kommen, daß man es nicht nur bei Hühnern (t), son-
dern auch bei Menschen (u) und bei Hunden selbst (w),
die doch einen sehr grossen Blinddarm haben, ohne Nach-
theil wegschneiden können (w*), und es glaubt ein be-
rühmter Mann durch dieses Argument zeigen zu können,
daß dieses Stükkchen blos in der Frucht einigen Nuzzen
haben könne.

Bei einigen vierfüßigen Thieren, so von Kräutern
leben, ist der Blinddarm groß, und das Anhängsel (x)
enge, und voller Schleimhölen (x*).

Dieses an sich blinde Anhängselchen ist dem Blind-
darme in den Vögeln sehr ähnlich, und bereits vor Zei-
ten von einigen Aerzten (y) mit dem Namen des Blind-
darmes belegt worden, ob es gleich den Alten nicht gar

zu
(q) [Spaltenumbruch] VOSSE n. 24.
(r) MORGAGN Epist. XIV. n.
62. BARTHOLIN Centur. I. hist.
63. SAL. ALBERTI post. orat. p.
167. Phil. trans. n.
459. kein An-
hängselchen DELIUS praef. ad
aecon. Fascic. II. KALTSCHMIDT
de variis pn. in Sect. rep.
(s) SAL. ALBERTI.
(t) BIRCH T. IV. p. 204. Phil.
trans. n. 151. ZAMBECCARI ad
SANCASSANUM FANTON p.
77. MORGAGN. Ep. XIV. n.
62.
(u) Hatte einen Bruch ZAM-
BECCARI apud FANTONUM.
(w) ZAMBECCARI, im An-
[Spaltenumbruch] hängselchen eines Hundes wäre kein
Koth angetroffen worden BIRCH.
(w*) Keiner blieb leben. LIE-
BERKUHN de valv. col. n.
40.
(x) Ein Anhängsel hat das Ka-
ninchen und der Siberische Haase.
(x*) Conf. n. 26.
(y) Tuphloteron; was wir Blind-
darm nennen CAELII Chron. L. II.
c.
1. an einem andern Orte zählete
er, das dünne Gedärme, den Pfört-
ner, nestir, typhlotera; hernach
crassa, color, et lonpaonem. Be-
siehe davon desselben Chron. L. IV.
c.
6.
H. Phisiol. 7. B. M

III. Abſchn. Das dikke Gedaͤrm.
Anfange(q) eine Runzel, weil ſein Ausgang aus dem
Blinddarme ſchief angelegt iſt.

Man hat das Anhaͤngſelchen im Menſchen mangeln
geſehen (r), und es war nur noch ein ganz kleines Huͤ-
belchen davon uͤbrig geblieben (s).

Zweimal habe ich ſolches blind geſehen, ohne daß es
hol geweſen waͤre. Es koͤnnte einem wunderbar vor-
kommen, daß man es nicht nur bei Huͤhnern (t), ſon-
dern auch bei Menſchen (u) und bei Hunden ſelbſt (w),
die doch einen ſehr groſſen Blinddarm haben, ohne Nach-
theil wegſchneiden koͤnnen (w*), und es glaubt ein be-
ruͤhmter Mann durch dieſes Argument zeigen zu koͤnnen,
daß dieſes Stuͤkkchen blos in der Frucht einigen Nuzzen
haben koͤnne.

Bei einigen vierfuͤßigen Thieren, ſo von Kraͤutern
leben, iſt der Blinddarm groß, und das Anhaͤngſel (x)
enge, und voller Schleimhoͤlen (x*).

Dieſes an ſich blinde Anhaͤngſelchen iſt dem Blind-
darme in den Voͤgeln ſehr aͤhnlich, und bereits vor Zei-
ten von einigen Aerzten (y) mit dem Namen des Blind-
darmes belegt worden, ob es gleich den Alten nicht gar

zu
(q) [Spaltenumbruch] VOSSE n. 24.
(r) MORGAGN Epiſt. XIV. n.
62. BARTHOLIN Centur. I. hiſt.
63. SAL. ALBERTI poſt. orat. p.
167. Phil. tranſ. n.
459. kein An-
haͤngſelchen DELIUS præf. ad
æcon. Faſcic. II. KALTSCHMIDT
de variis pn. in Sect. rep.
(s) SAL. ALBERTI.
(t) BIRCH T. IV. p. 204. Phil.
tranſ. n. 151. ZAMBECCARI ad
SANCASSANUM FANTON p.
77. MORGAGN. Ep. XIV. n.
62.
(u) Hatte einen Bruch ZAM-
BECCARI apud FANTONUM.
(w) ZAMBECCARI, im An-
[Spaltenumbruch] haͤngſelchen eines Hundes waͤre kein
Koth angetroffen worden BIRCH.
(w*) Keiner blieb leben. LIE-
BERKUHN de valv. col. n.
40.
(x) Ein Anhaͤngſel hat das Ka-
ninchen und der Siberiſche Haaſe.
(x*) Conf. n. 26.
(y) Τυφλοτερον; was wir Blind-
darm nennen CAELII Chron. L. II.
c.
1. an einem andern Orte zaͤhlete
er, das duͤnne Gedaͤrme, den Pfoͤrt-
ner, neſtir, typhlotera; hernach
craſſa, color, et lonpaonem. Be-
ſiehe davon deſſelben Chron. L. IV.
c.
6.
H. Phiſiol. 7. B. M
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0213" n="177"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III.</hi> Ab&#x017F;chn. Das dikke Geda&#x0364;rm.</hi></fw><lb/>
Anfange<note place="foot" n="(q)"><cb/><hi rendition="#aq">VOSSE n.</hi> 24.</note> eine Runzel, weil &#x017F;ein Ausgang aus dem<lb/>
Blinddarme &#x017F;chief angelegt i&#x017F;t.</p><lb/>
              <p>Man hat das Anha&#x0364;ng&#x017F;elchen im Men&#x017F;chen mangeln<lb/>
ge&#x017F;ehen <note place="foot" n="(r)"><hi rendition="#aq">MORGAGN Epi&#x017F;t. XIV. n.<lb/>
62. BARTHOLIN Centur. I. hi&#x017F;t.<lb/>
63. SAL. ALBERTI po&#x017F;t. orat. p.<lb/>
167. Phil. tran&#x017F;. n.</hi> 459. kein An-<lb/>
ha&#x0364;ng&#x017F;elchen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">DELIUS</hi> præf. ad<lb/>
æcon. Fa&#x017F;cic. II. KALTSCHMIDT<lb/>
de variis pn. in Sect. rep.</hi></note>, und es war nur noch ein ganz kleines Hu&#x0364;-<lb/>
belchen davon u&#x0364;brig geblieben <note place="foot" n="(s)"><hi rendition="#aq">SAL. ALBERTI.</hi></note>.</p><lb/>
              <p>Zweimal habe ich &#x017F;olches blind ge&#x017F;ehen, ohne daß es<lb/>
hol gewe&#x017F;en wa&#x0364;re. Es ko&#x0364;nnte einem wunderbar vor-<lb/>
kommen, daß man es nicht nur bei Hu&#x0364;hnern <note place="foot" n="(t)"><hi rendition="#aq">BIRCH T. IV. p. 204. Phil.<lb/>
tran&#x017F;. n. 151. ZAMBECCARI ad<lb/>
SANCASSANUM FANTON p.<lb/>
77. MORGAGN. Ep. XIV. n.</hi> 62.</note>, &#x017F;on-<lb/>
dern auch bei Men&#x017F;chen <note place="foot" n="(u)">Hatte einen Bruch <hi rendition="#aq">ZAM-<lb/>
BECCARI apud FANTONUM.</hi></note> und bei Hunden &#x017F;elb&#x017F;t <note place="foot" n="(w)"><hi rendition="#aq">ZAMBECCARI,</hi> im An-<lb/><cb/>
ha&#x0364;ng&#x017F;elchen eines Hundes wa&#x0364;re kein<lb/>
Koth angetroffen worden <hi rendition="#aq">BIRCH.</hi></note>,<lb/>
die doch einen &#x017F;ehr gro&#x017F;&#x017F;en Blinddarm haben, ohne Nach-<lb/>
theil weg&#x017F;chneiden ko&#x0364;nnen <note place="foot" n="(w*)">Keiner blieb leben. <hi rendition="#aq">LIE-<lb/>
BERKUHN de valv. col. n.</hi> 40.</note>, und es glaubt ein be-<lb/>
ru&#x0364;hmter Mann durch die&#x017F;es Argument zeigen zu ko&#x0364;nnen,<lb/>
daß die&#x017F;es Stu&#x0364;kkchen blos in der Frucht einigen Nuzzen<lb/>
haben ko&#x0364;nne.</p><lb/>
              <p>Bei einigen vierfu&#x0364;ßigen Thieren, &#x017F;o von Kra&#x0364;utern<lb/>
leben, i&#x017F;t der Blinddarm groß, und das Anha&#x0364;ng&#x017F;el <note place="foot" n="(x)">Ein Anha&#x0364;ng&#x017F;el hat das Ka-<lb/>
ninchen und der Siberi&#x017F;che Haa&#x017F;e.</note><lb/>
enge, und voller Schleimho&#x0364;len <note place="foot" n="(x*)"><hi rendition="#aq">Conf. n.</hi> 26.</note>.</p><lb/>
              <p>Die&#x017F;es an &#x017F;ich blinde Anha&#x0364;ng&#x017F;elchen i&#x017F;t dem Blind-<lb/>
darme in den Vo&#x0364;geln &#x017F;ehr a&#x0364;hnlich, und bereits vor Zei-<lb/>
ten von einigen Aerzten <note place="foot" n="(y)">&#x03A4;&#x03C5;&#x03C6;&#x03BB;&#x03BF;&#x03C4;&#x03B5;&#x03C1;&#x03BF;&#x03BD;; was wir Blind-<lb/>
darm nennen <hi rendition="#aq">CAELII Chron. L. II.<lb/>
c.</hi> 1. an einem andern Orte za&#x0364;hlete<lb/>
er, das du&#x0364;nne Geda&#x0364;rme, den Pfo&#x0364;rt-<lb/>
ner, <hi rendition="#aq">ne&#x017F;tir, typhlotera;</hi> hernach<lb/><hi rendition="#aq">cra&#x017F;&#x017F;a, color, et lonpaonem.</hi> Be-<lb/>
&#x017F;iehe davon de&#x017F;&#x017F;elben <hi rendition="#aq">Chron. L. IV.<lb/>
c.</hi> 6.</note> mit dem Namen des Blind-<lb/>
darmes belegt worden, ob es gleich den Alten nicht gar<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zu</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">H. Phi&#x017F;iol. 7. B.</hi> M</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[177/0213] III. Abſchn. Das dikke Gedaͤrm. Anfange (q) eine Runzel, weil ſein Ausgang aus dem Blinddarme ſchief angelegt iſt. Man hat das Anhaͤngſelchen im Menſchen mangeln geſehen (r), und es war nur noch ein ganz kleines Huͤ- belchen davon uͤbrig geblieben (s). Zweimal habe ich ſolches blind geſehen, ohne daß es hol geweſen waͤre. Es koͤnnte einem wunderbar vor- kommen, daß man es nicht nur bei Huͤhnern (t), ſon- dern auch bei Menſchen (u) und bei Hunden ſelbſt (w), die doch einen ſehr groſſen Blinddarm haben, ohne Nach- theil wegſchneiden koͤnnen (w*), und es glaubt ein be- ruͤhmter Mann durch dieſes Argument zeigen zu koͤnnen, daß dieſes Stuͤkkchen blos in der Frucht einigen Nuzzen haben koͤnne. Bei einigen vierfuͤßigen Thieren, ſo von Kraͤutern leben, iſt der Blinddarm groß, und das Anhaͤngſel (x) enge, und voller Schleimhoͤlen (x*). Dieſes an ſich blinde Anhaͤngſelchen iſt dem Blind- darme in den Voͤgeln ſehr aͤhnlich, und bereits vor Zei- ten von einigen Aerzten (y) mit dem Namen des Blind- darmes belegt worden, ob es gleich den Alten nicht gar zu (q) VOSSE n. 24. (r) MORGAGN Epiſt. XIV. n. 62. BARTHOLIN Centur. I. hiſt. 63. SAL. ALBERTI poſt. orat. p. 167. Phil. tranſ. n. 459. kein An- haͤngſelchen DELIUS præf. ad æcon. Faſcic. II. KALTSCHMIDT de variis pn. in Sect. rep. (s) SAL. ALBERTI. (t) BIRCH T. IV. p. 204. Phil. tranſ. n. 151. ZAMBECCARI ad SANCASSANUM FANTON p. 77. MORGAGN. Ep. XIV. n. 62. (u) Hatte einen Bruch ZAM- BECCARI apud FANTONUM. (w) ZAMBECCARI, im An- haͤngſelchen eines Hundes waͤre kein Koth angetroffen worden BIRCH. (w*) Keiner blieb leben. LIE- BERKUHN de valv. col. n. 40. (x) Ein Anhaͤngſel hat das Ka- ninchen und der Siberiſche Haaſe. (x*) Conf. n. 26. (y) Τυφλοτερον; was wir Blind- darm nennen CAELII Chron. L. II. c. 1. an einem andern Orte zaͤhlete er, das duͤnne Gedaͤrme, den Pfoͤrt- ner, neſtir, typhlotera; hernach craſſa, color, et lonpaonem. Be- ſiehe davon deſſelben Chron. L. IV. c. 6. H. Phiſiol. 7. B. M

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/213
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/213>, abgerufen am 21.11.2024.