nicht einmal eine Falte hat, woran man ihn absondern könnte: obgleich beide einerlei Bau haben, und welches bei mir eine Hauptsache zu seyn scheinet, auch die Bän- der des Grimmdarmes von dem Anhängselchen selbst durch diesen grössern Blinddarm in den Grimmdarm auslaufen, und die Fächer inwendig einander ähnlich sind. Jch habe aber niemals Anlaß nehmen wollen, über Worte zu streiten.
§. 4. Der weite Blinddarm, welcher des Grimmdar- mes unterste Kugel ist.
Es lieget dieser Darm beständig, wofern nicht alles Gedärme eine verkehrte Lage hat, auf der rechten Seite, und gemeiniglich in der kleinen Hölung, darinnen die Darmknochen, die mit ihren Muskeln bedekkt sind, die Niere tragen, an deren unterm Theile, und dem Darm- felle, so die Seitentheile des Unterleibes bedekkt, dieser Darm, vermöge seines Fadengewebes, angewachsen ist. Er lieget auf dem Darmknochenmuskel auf, und an dem Lendenmuskel an. Morgagni fand ihn zurükk- geschlagen und mit seinem Ende oberwärts liegen(a); und Eustachius geneigt, so daß das blinde Ende rech- ter Hand, und die linke Linie unterwärts lag (a*). Bis- weilen senkt sich derselbe in einen Bruch hinein(b). Jndessen habe ich doch sowohl den mittlern Theil des Blinddarmes, als den ganzen Blinddarm im Bekken gefunden. Er ist etwa anderthalb Zoll lang, und darüber.
Nach der Geburt bildet sich aber der Blinddarm; und überhaupt nach und nach in eine andre Figur um, als er in der Frucht hatte: man könnte glauben, daß nunmehr, bei der gewöhnlichen geraden Stellung des
Kör-
(a)[Spaltenumbruch]Adv. III. p. 26.
(a*)T. X. f. 5.
(b)[Spaltenumbruch]PALFYN Anat. Chir. p. 101.
M 2
III. Abſchn. Das dikke Gedaͤrm.
nicht einmal eine Falte hat, woran man ihn abſondern koͤnnte: obgleich beide einerlei Bau haben, und welches bei mir eine Hauptſache zu ſeyn ſcheinet, auch die Baͤn- der des Grimmdarmes von dem Anhaͤngſelchen ſelbſt durch dieſen groͤſſern Blinddarm in den Grimmdarm auslaufen, und die Faͤcher inwendig einander aͤhnlich ſind. Jch habe aber niemals Anlaß nehmen wollen, uͤber Worte zu ſtreiten.
§. 4. Der weite Blinddarm, welcher des Grimmdar- mes unterſte Kugel iſt.
Es lieget dieſer Darm beſtaͤndig, wofern nicht alles Gedaͤrme eine verkehrte Lage hat, auf der rechten Seite, und gemeiniglich in der kleinen Hoͤlung, darinnen die Darmknochen, die mit ihren Muſkeln bedekkt ſind, die Niere tragen, an deren unterm Theile, und dem Darm- felle, ſo die Seitentheile des Unterleibes bedekkt, dieſer Darm, vermoͤge ſeines Fadengewebes, angewachſen iſt. Er lieget auf dem Darmknochenmuſkel auf, und an dem Lendenmuſkel an. Morgagni fand ihn zuruͤkk- geſchlagen und mit ſeinem Ende oberwaͤrts liegen(a); und Euſtachius geneigt, ſo daß das blinde Ende rech- ter Hand, und die linke Linie unterwaͤrts lag (a*). Bis- weilen ſenkt ſich derſelbe in einen Bruch hinein(b). Jndeſſen habe ich doch ſowohl den mittlern Theil des Blinddarmes, als den ganzen Blinddarm im Bekken gefunden. Er iſt etwa anderthalb Zoll lang, und daruͤber.
Nach der Geburt bildet ſich aber der Blinddarm; und uͤberhaupt nach und nach in eine andre Figur um, als er in der Frucht hatte: man koͤnnte glauben, daß nunmehr, bei der gewoͤhnlichen geraden Stellung des
Koͤr-
(a)[Spaltenumbruch]Adv. III. p. 26.
(a*)T. X. f. 5.
(b)[Spaltenumbruch]PALFYN Anat. Chir. p. 101.
M 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0215"n="179"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">III.</hi> Abſchn. Das dikke Gedaͤrm.</hi></fw><lb/>
nicht einmal eine Falte hat, woran man ihn abſondern<lb/>
koͤnnte: obgleich beide einerlei Bau haben, und welches<lb/>
bei mir eine Hauptſache zu ſeyn ſcheinet, auch die Baͤn-<lb/>
der des Grimmdarmes von dem Anhaͤngſelchen ſelbſt<lb/>
durch dieſen groͤſſern Blinddarm in den Grimmdarm<lb/>
auslaufen, und die Faͤcher inwendig einander aͤhnlich<lb/>ſind. Jch habe aber niemals Anlaß nehmen wollen,<lb/>
uͤber Worte zu ſtreiten.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 4.<lb/><hirendition="#b">Der weite Blinddarm, welcher des Grimmdar-<lb/>
mes unterſte Kugel iſt.</hi></head><lb/><p>Es lieget dieſer Darm beſtaͤndig, wofern nicht alles<lb/>
Gedaͤrme eine verkehrte Lage hat, auf der rechten Seite,<lb/>
und gemeiniglich in der kleinen Hoͤlung, darinnen die<lb/>
Darmknochen, die mit ihren Muſkeln bedekkt ſind, die<lb/>
Niere tragen, an deren unterm Theile, und dem Darm-<lb/>
felle, ſo die Seitentheile des Unterleibes bedekkt, dieſer<lb/>
Darm, vermoͤge ſeines Fadengewebes, angewachſen iſt.<lb/>
Er lieget auf dem Darmknochenmuſkel auf, und an<lb/>
dem Lendenmuſkel an. <hirendition="#fr">Morgagni</hi> fand ihn zuruͤkk-<lb/>
geſchlagen und mit ſeinem Ende oberwaͤrts liegen<noteplace="foot"n="(a)"><cb/><hirendition="#aq">Adv. III. p.</hi> 26.</note>;<lb/>
und <hirendition="#fr">Euſtachius</hi> geneigt, ſo daß das blinde Ende rech-<lb/>
ter Hand, und die linke Linie unterwaͤrts lag <noteplace="foot"n="(a*)"><hirendition="#aq">T. X. f.</hi> 5.</note>. Bis-<lb/>
weilen ſenkt ſich derſelbe in einen Bruch hinein<noteplace="foot"n="(b)"><cb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g">PALFYN</hi> Anat. Chir.<lb/>
p.</hi> 101.</note>.<lb/>
Jndeſſen habe ich doch ſowohl den mittlern Theil des<lb/>
Blinddarmes, als den ganzen Blinddarm im Bekken<lb/>
gefunden. Er iſt etwa anderthalb Zoll lang, und daruͤber.</p><lb/><p>Nach der Geburt bildet ſich aber der Blinddarm;<lb/>
und uͤberhaupt nach und nach in eine andre Figur um,<lb/>
als er in der Frucht hatte: man koͤnnte glauben, daß<lb/>
nunmehr, bei der gewoͤhnlichen geraden Stellung des<lb/><fwplace="bottom"type="sig">M 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">Koͤr-</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[179/0215]
III. Abſchn. Das dikke Gedaͤrm.
nicht einmal eine Falte hat, woran man ihn abſondern
koͤnnte: obgleich beide einerlei Bau haben, und welches
bei mir eine Hauptſache zu ſeyn ſcheinet, auch die Baͤn-
der des Grimmdarmes von dem Anhaͤngſelchen ſelbſt
durch dieſen groͤſſern Blinddarm in den Grimmdarm
auslaufen, und die Faͤcher inwendig einander aͤhnlich
ſind. Jch habe aber niemals Anlaß nehmen wollen,
uͤber Worte zu ſtreiten.
§. 4.
Der weite Blinddarm, welcher des Grimmdar-
mes unterſte Kugel iſt.
Es lieget dieſer Darm beſtaͤndig, wofern nicht alles
Gedaͤrme eine verkehrte Lage hat, auf der rechten Seite,
und gemeiniglich in der kleinen Hoͤlung, darinnen die
Darmknochen, die mit ihren Muſkeln bedekkt ſind, die
Niere tragen, an deren unterm Theile, und dem Darm-
felle, ſo die Seitentheile des Unterleibes bedekkt, dieſer
Darm, vermoͤge ſeines Fadengewebes, angewachſen iſt.
Er lieget auf dem Darmknochenmuſkel auf, und an
dem Lendenmuſkel an. Morgagni fand ihn zuruͤkk-
geſchlagen und mit ſeinem Ende oberwaͤrts liegen (a);
und Euſtachius geneigt, ſo daß das blinde Ende rech-
ter Hand, und die linke Linie unterwaͤrts lag (a*). Bis-
weilen ſenkt ſich derſelbe in einen Bruch hinein (b).
Jndeſſen habe ich doch ſowohl den mittlern Theil des
Blinddarmes, als den ganzen Blinddarm im Bekken
gefunden. Er iſt etwa anderthalb Zoll lang, und daruͤber.
Nach der Geburt bildet ſich aber der Blinddarm;
und uͤberhaupt nach und nach in eine andre Figur um,
als er in der Frucht hatte: man koͤnnte glauben, daß
nunmehr, bei der gewoͤhnlichen geraden Stellung des
Koͤr-
(a)
Adv. III. p. 26.
(a*) T. X. f. 5.
(b)
PALFYN Anat. Chir.
p. 101.
M 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/215>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.