nen Zeitabschnitt an einer kleinen Taschenuhr zur Regel annehme, und einer solchen kleinen be- diente sich dieser berühmte Mann. Jch wieder- hole mit Zuverläßigkeit: es lassen sich 150 Pulse nur mit der äusersten Mühe abzählen, und sie kommen nirgends als in dem allerstärksten Fieber vor. Hier macht die Leibeslänge etwas, wiewol nur was weniges aus. Jn einer Taube schlägt das Herz geschwinder als im Menschen.
Dawider bin ich nicht, daß nicht die Kräfte des Herzens nach und nach abnehmen sollten, wenn der Kopf zernichtet worden. Jch sage, nach und nach: denn es lebt ein Frosch noch seine zwölf Stunden hernach, und es beobachtet noch der Umlauf des Blutes im Gedärme seinen Gang: ich habe dieses öfterer, als irgend einer meiner Gegner, mit Augen gesehen. Niemand hat wohl sagen können, ein Thier könne ohne Kopf beständig leben. Um zu sterben, muß noth- wendig das Herz ruhen. Jch habe eine Muth- massung vorgetragen, daß die Nerven das ihrige mit beytrügen, seine Pulsirung zu unterhalten, und in Schuzz zu nehmen.
Daß
** 3
Vorrede.
nen Zeitabſchnitt an einer kleinen Taſchenuhr zur Regel annehme, und einer ſolchen kleinen be- diente ſich dieſer beruͤhmte Mann. Jch wieder- hole mit Zuverlaͤßigkeit: es laſſen ſich 150 Pulſe nur mit der aͤuſerſten Muͤhe abzaͤhlen, und ſie kommen nirgends als in dem allerſtaͤrkſten Fieber vor. Hier macht die Leibeslaͤnge etwas, wiewol nur was weniges aus. Jn einer Taube ſchlaͤgt das Herz geſchwinder als im Menſchen.
Dawider bin ich nicht, daß nicht die Kraͤfte des Herzens nach und nach abnehmen ſollten, wenn der Kopf zernichtet worden. Jch ſage, nach und nach: denn es lebt ein Froſch noch ſeine zwoͤlf Stunden hernach, und es beobachtet noch der Umlauf des Blutes im Gedaͤrme ſeinen Gang: ich habe dieſes oͤfterer, als irgend einer meiner Gegner, mit Augen geſehen. Niemand hat wohl ſagen koͤnnen, ein Thier koͤnne ohne Kopf beſtaͤndig leben. Um zu ſterben, muß noth- wendig das Herz ruhen. Jch habe eine Muth- maſſung vorgetragen, daß die Nerven das ihrige mit beytruͤgen, ſeine Pulſirung zu unterhalten, und in Schuzz zu nehmen.
Daß
** 3
<TEI><text><front><divtype="preface"n="1"><p><pbfacs="#f0025"n="XXI"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#g">Vorrede.</hi></hi></fw><lb/>
nen Zeitabſchnitt an einer kleinen Taſchenuhr zur<lb/>
Regel annehme, und einer ſolchen kleinen be-<lb/>
diente ſich dieſer beruͤhmte Mann. Jch wieder-<lb/>
hole mit Zuverlaͤßigkeit: es laſſen ſich 150 Pulſe<lb/>
nur mit der aͤuſerſten Muͤhe abzaͤhlen, und ſie<lb/>
kommen nirgends als in dem allerſtaͤrkſten Fieber<lb/>
vor. Hier macht die Leibeslaͤnge etwas, wiewol<lb/>
nur was weniges aus. Jn einer Taube ſchlaͤgt<lb/>
das Herz geſchwinder als im Menſchen.</p><lb/><p>Dawider bin ich nicht, daß nicht die Kraͤfte<lb/>
des Herzens nach und nach abnehmen ſollten,<lb/>
wenn der Kopf zernichtet worden. Jch ſage,<lb/>
nach und nach: denn es lebt ein Froſch noch<lb/>ſeine zwoͤlf Stunden hernach, und es beobachtet<lb/>
noch der Umlauf des Blutes im Gedaͤrme ſeinen<lb/>
Gang: ich habe dieſes oͤfterer, als irgend einer<lb/>
meiner Gegner, mit Augen geſehen. Niemand<lb/>
hat wohl ſagen koͤnnen, ein Thier koͤnne ohne<lb/>
Kopf beſtaͤndig leben. Um zu ſterben, muß noth-<lb/>
wendig das Herz ruhen. Jch habe eine Muth-<lb/>
maſſung vorgetragen, daß die Nerven das ihrige<lb/>
mit beytruͤgen, ſeine Pulſirung zu unterhalten,<lb/>
und in Schuzz zu nehmen.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">** 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">Daß</fw><lb/></div></front></text></TEI>
[XXI/0025]
Vorrede.
nen Zeitabſchnitt an einer kleinen Taſchenuhr zur
Regel annehme, und einer ſolchen kleinen be-
diente ſich dieſer beruͤhmte Mann. Jch wieder-
hole mit Zuverlaͤßigkeit: es laſſen ſich 150 Pulſe
nur mit der aͤuſerſten Muͤhe abzaͤhlen, und ſie
kommen nirgends als in dem allerſtaͤrkſten Fieber
vor. Hier macht die Leibeslaͤnge etwas, wiewol
nur was weniges aus. Jn einer Taube ſchlaͤgt
das Herz geſchwinder als im Menſchen.
Dawider bin ich nicht, daß nicht die Kraͤfte
des Herzens nach und nach abnehmen ſollten,
wenn der Kopf zernichtet worden. Jch ſage,
nach und nach: denn es lebt ein Froſch noch
ſeine zwoͤlf Stunden hernach, und es beobachtet
noch der Umlauf des Blutes im Gedaͤrme ſeinen
Gang: ich habe dieſes oͤfterer, als irgend einer
meiner Gegner, mit Augen geſehen. Niemand
hat wohl ſagen koͤnnen, ein Thier koͤnne ohne
Kopf beſtaͤndig leben. Um zu ſterben, muß noth-
wendig das Herz ruhen. Jch habe eine Muth-
maſſung vorgetragen, daß die Nerven das ihrige
mit beytruͤgen, ſeine Pulſirung zu unterhalten,
und in Schuzz zu nehmen.
Daß
** 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. XXI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/25>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.