Wofern also dieser Vortrag auf den Nuzzen der Theile gerichtet ist, und dieser läßt sich schwerlich von dieser Bauanlage absondern, so muß man wohl von die- sen Fächern und Klappen erwarten, daß sie die Speise längere Zeit zum Aufenthalte verstatten. Jch bin auch nicht dawider, daß die von den Bändern angezogene Klappen nicht von eben diesen Bändern erschüttert, und der darinnen befindliche Koth weiter getrieben werden sollte. Es haben berühmte Männer die Sache derge- stalt ausgeschmükkt, daß sie die Fächer zu Schöpfräder(p) machen, welche von den Bändern, so sich zusammen zie- hen können, erhoben würden, und den Koth gleichsam Stelle vor Stelle weiter schaffen, und wenn sie erhoben würden, sich ausleerten, durch ihr Niederdrükken aber veranlaßt würden, den Koth in sich einzunehmen: wenn sich endlich alle drei zugleich in die Höhe bewegen, so sol- len sie die ganze Höhlung des Darms einnehmen, und vernichten. Man hat von dergleichen Geschäften etwas ähnliches an einem Kaninchen gesehen (q). Wenigstens hat ein Verwandter von mir seine Theorie durch hinzu gegossenes Wasser bestätigt(r).
Man muß überhaupt von diesen grossen Fächern, die vorragende Runzeln der zottigen und nervigen Haut, als die viel kleiner, und denjenigen nicht unähnlich sind, die im dünnen Gedärme vorkommen, wie Dachziegel über einander liegen (r*), wellenförmig und ästig sind, dergleichen in einem einzigen Fache mehrere zugegen sind, ebenfalls an dem Orte des Bandes liegen, nur daß sie, daselbst kleiner sind (s), in grosser Menge erscheinen, üb- rigens ebenfalls weich, geneigt, veränderlich, groß, klein,
und
(p)[Spaltenumbruch]I. A. de SEGNER. Vice- kanzler der Universität Halle de valv coli n. 24. 29. HAMBERG. p. 419. LOESEKE physiol. p. 62.
(q)GREW. p. 11.
(r)[Spaltenumbruch]n. 24.
(r*)ALBIN. l. c.
(s)MORGAGN. Epist. XIV. n. 14.
O 4
III. Abſchn. Das dikke Gedaͤrm.
Wofern alſo dieſer Vortrag auf den Nuzzen der Theile gerichtet iſt, und dieſer laͤßt ſich ſchwerlich von dieſer Bauanlage abſondern, ſo muß man wohl von die- ſen Faͤchern und Klappen erwarten, daß ſie die Speiſe laͤngere Zeit zum Aufenthalte verſtatten. Jch bin auch nicht dawider, daß die von den Baͤndern angezogene Klappen nicht von eben dieſen Baͤndern erſchuͤttert, und der darinnen befindliche Koth weiter getrieben werden ſollte. Es haben beruͤhmte Maͤnner die Sache derge- ſtalt ausgeſchmuͤkkt, daß ſie die Faͤcher zu Schoͤpfraͤder(p) machen, welche von den Baͤndern, ſo ſich zuſammen zie- hen koͤnnen, erhoben wuͤrden, und den Koth gleichſam Stelle vor Stelle weiter ſchaffen, und wenn ſie erhoben wuͤrden, ſich ausleerten, durch ihr Niederdruͤkken aber veranlaßt wuͤrden, den Koth in ſich einzunehmen: wenn ſich endlich alle drei zugleich in die Hoͤhe bewegen, ſo ſol- len ſie die ganze Hoͤhlung des Darms einnehmen, und vernichten. Man hat von dergleichen Geſchaͤften etwas aͤhnliches an einem Kaninchen geſehen (q). Wenigſtens hat ein Verwandter von mir ſeine Theorie durch hinzu gegoſſenes Waſſer beſtaͤtigt(r).
Man muß uͤberhaupt von dieſen groſſen Faͤchern, die vorragende Runzeln der zottigen und nervigen Haut, als die viel kleiner, und denjenigen nicht unaͤhnlich ſind, die im duͤnnen Gedaͤrme vorkommen, wie Dachziegel uͤber einander liegen (r*), wellenfoͤrmig und aͤſtig ſind, dergleichen in einem einzigen Fache mehrere zugegen ſind, ebenfalls an dem Orte des Bandes liegen, nur daß ſie, daſelbſt kleiner ſind (s), in groſſer Menge erſcheinen, uͤb- rigens ebenfalls weich, geneigt, veraͤnderlich, groß, klein,
und
(p)[Spaltenumbruch]I. A. de SEGNER. Vice- kanzler der Univerſitaͤt Halle de valv coli n. 24. 29. HAMBERG. p. 419. LOESEKE phyſiol. p. 62.
(q)GREW. p. 11.
(r)[Spaltenumbruch]n. 24.
(r*)ALBIN. l. c.
(s)MORGAGN. Epiſt. XIV. n. 14.
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III. Abſchn. Das dikke Gedaͤrm.
Wofern alſo dieſer Vortrag auf den Nuzzen der
Theile gerichtet iſt, und dieſer laͤßt ſich ſchwerlich von
dieſer Bauanlage abſondern, ſo muß man wohl von die-
ſen Faͤchern und Klappen erwarten, daß ſie die Speiſe
laͤngere Zeit zum Aufenthalte verſtatten. Jch bin auch
nicht dawider, daß die von den Baͤndern angezogene
Klappen nicht von eben dieſen Baͤndern erſchuͤttert, und
der darinnen befindliche Koth weiter getrieben werden
ſollte. Es haben beruͤhmte Maͤnner die Sache derge-
ſtalt ausgeſchmuͤkkt, daß ſie die Faͤcher zu Schoͤpfraͤder (p)
machen, welche von den Baͤndern, ſo ſich zuſammen zie-
hen koͤnnen, erhoben wuͤrden, und den Koth gleichſam
Stelle vor Stelle weiter ſchaffen, und wenn ſie erhoben
wuͤrden, ſich ausleerten, durch ihr Niederdruͤkken aber
veranlaßt wuͤrden, den Koth in ſich einzunehmen: wenn
ſich endlich alle drei zugleich in die Hoͤhe bewegen, ſo ſol-
len ſie die ganze Hoͤhlung des Darms einnehmen, und
vernichten. Man hat von dergleichen Geſchaͤften etwas
aͤhnliches an einem Kaninchen geſehen (q). Wenigſtens
hat ein Verwandter von mir ſeine Theorie durch hinzu
gegoſſenes Waſſer beſtaͤtigt (r).
Man muß uͤberhaupt von dieſen groſſen Faͤchern,
die vorragende Runzeln der zottigen und nervigen Haut,
als die viel kleiner, und denjenigen nicht unaͤhnlich ſind,
die im duͤnnen Gedaͤrme vorkommen, wie Dachziegel
uͤber einander liegen (r*), wellenfoͤrmig und aͤſtig ſind,
dergleichen in einem einzigen Fache mehrere zugegen ſind,
ebenfalls an dem Orte des Bandes liegen, nur daß ſie,
daſelbſt kleiner ſind (s), in groſſer Menge erſcheinen, uͤb-
rigens ebenfalls weich, geneigt, veraͤnderlich, groß, klein,
und
(p)
I. A. de SEGNER. Vice-
kanzler der Univerſitaͤt Halle de
valv coli n. 24. 29. HAMBERG.
p. 419. LOESEKE phyſiol. p. 62.
(q) GREW. p. 11.
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n. 24.
(r*) ALBIN. l. c.
(s) MORGAGN. Epiſt. XIV.
n. 14.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/251>, abgerufen am 22.11.2024.
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