Gedärm mit Koth erfüllt ist, nichts gewinnen, wenn man ihn berührt, weil nämlich die peristaltische Bewe- gung des Gedärms dem Fortpressen nicht zu Hülfe kömmt.
Der Hebemuskel des Hintern(r) ziehet zugleich den Darm gegen den Koth herbei, und eben diese Bewegung findet auch in andern Gegenden des Gedärms statt (s), er erhebt ihn, damit derselbe mit desto stärkerm Nach- drukke gepresset werden möge.
Es begiebt sich, wie ich davor halte, bei dem Men- schen, wegen eben dieses Hebemuskels, und wegen der engern Oeffnung des Hintern, die innere Membran des Mastdarms, seltener durch den Hintern hervor; dieses geschicht in grossen Thieren stärker, und an den Pferden am stärksten.
Kurze Zeit darauf, da wir nunmehr von der Be- schwerlichkeit frei sind, lassen wir die Anstrengung wie- der nach, und der Koth verrichtet seine übrige Reife blos durch die Kraft der peristaltischen Bewegung.
Wenn nun so viel Koth, als zur Hebung der Be- schwerlichkeit hinlänglich ist, fortgetrieben worden, so schliesset sich der Schliesmuskel, und wenn etwas vom Darm vorgedrükkt worden, so ziehet sich solches vermöge der langen Fasern wieder in sein voriges Lager zurükke.
Wenn eine Menge Koth vorhanden ist, und derselbe hart geworden, so leeret sich der Leib mit wiederholten Anstrengungen nach und nach aus.
Der Erweiterung des Mastdarms kömmt ein häufi- ges Fett, welches sogar zween Zoll dikke ist, und zwischen dem Gesäsmuskel und Steisbeine liegt. Es ergiesset sich zugleich zur Ausleerung etwas Schleim aus den Drüsen und Fächern des Darmes, von der heftigen Pressung (t).
§. 12.
(r)[Spaltenumbruch]p. 150.
(s)p. 151.
(t) Aus dem Hintern, da der Darm verwundet war, kam blos [Spaltenumbruch]
Schleim heraus. Eph. Nat. Cur. Vol. X. obs. 4. So, nach einer lan- gen Verstopfung, da selbige geho- den wurde PLANQUE III. p. 499.
IV. Abſchn. Verrichtung des dikken.
Gedaͤrm mit Koth erfuͤllt iſt, nichts gewinnen, wenn man ihn beruͤhrt, weil naͤmlich die periſtaltiſche Bewe- gung des Gedaͤrms dem Fortpreſſen nicht zu Huͤlfe koͤmmt.
Der Hebemuſkel des Hintern(r) ziehet zugleich den Darm gegen den Koth herbei, und eben dieſe Bewegung findet auch in andern Gegenden des Gedaͤrms ſtatt (s), er erhebt ihn, damit derſelbe mit deſto ſtaͤrkerm Nach- drukke gepreſſet werden moͤge.
Es begiebt ſich, wie ich davor halte, bei dem Men- ſchen, wegen eben dieſes Hebemuſkels, und wegen der engern Oeffnung des Hintern, die innere Membran des Maſtdarms, ſeltener durch den Hintern hervor; dieſes geſchicht in groſſen Thieren ſtaͤrker, und an den Pferden am ſtaͤrkſten.
Kurze Zeit darauf, da wir nunmehr von der Be- ſchwerlichkeit frei ſind, laſſen wir die Anſtrengung wie- der nach, und der Koth verrichtet ſeine uͤbrige Reife blos durch die Kraft der periſtaltiſchen Bewegung.
Wenn nun ſo viel Koth, als zur Hebung der Be- ſchwerlichkeit hinlaͤnglich iſt, fortgetrieben worden, ſo ſchlieſſet ſich der Schliesmuſkel, und wenn etwas vom Darm vorgedruͤkkt worden, ſo ziehet ſich ſolches vermoͤge der langen Faſern wieder in ſein voriges Lager zuruͤkke.
Wenn eine Menge Koth vorhanden iſt, und derſelbe hart geworden, ſo leeret ſich der Leib mit wiederholten Anſtrengungen nach und nach aus.
Der Erweiterung des Maſtdarms koͤmmt ein haͤufi- ges Fett, welches ſogar zween Zoll dikke iſt, und zwiſchen dem Geſaͤsmuſkel und Steisbeine liegt. Es ergieſſet ſich zugleich zur Ausleerung etwas Schleim aus den Druͤſen und Faͤchern des Darmes, von der heftigen Preſſung (t).
§. 12.
(r)[Spaltenumbruch]p. 150.
(s)p. 151.
(t) Aus dem Hintern, da der Darm verwundet war, kam blos [Spaltenumbruch]
Schleim heraus. Eph. Nat. Cur. Vol. X. obſ. 4. So, nach einer lan- gen Verſtopfung, da ſelbige geho- den wurde PLANQUE III. p. 499.
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IV. Abſchn. Verrichtung des dikken.
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man ihn beruͤhrt, weil naͤmlich die periſtaltiſche Bewe-
gung des Gedaͤrms dem Fortpreſſen nicht zu Huͤlfe koͤmmt.
Der Hebemuſkel des Hintern (r) ziehet zugleich den
Darm gegen den Koth herbei, und eben dieſe Bewegung
findet auch in andern Gegenden des Gedaͤrms ſtatt (s),
er erhebt ihn, damit derſelbe mit deſto ſtaͤrkerm Nach-
drukke gepreſſet werden moͤge.
Es begiebt ſich, wie ich davor halte, bei dem Men-
ſchen, wegen eben dieſes Hebemuſkels, und wegen der
engern Oeffnung des Hintern, die innere Membran des
Maſtdarms, ſeltener durch den Hintern hervor; dieſes
geſchicht in groſſen Thieren ſtaͤrker, und an den Pferden
am ſtaͤrkſten.
Kurze Zeit darauf, da wir nunmehr von der Be-
ſchwerlichkeit frei ſind, laſſen wir die Anſtrengung wie-
der nach, und der Koth verrichtet ſeine uͤbrige Reife blos
durch die Kraft der periſtaltiſchen Bewegung.
Wenn nun ſo viel Koth, als zur Hebung der Be-
ſchwerlichkeit hinlaͤnglich iſt, fortgetrieben worden, ſo
ſchlieſſet ſich der Schliesmuſkel, und wenn etwas vom
Darm vorgedruͤkkt worden, ſo ziehet ſich ſolches vermoͤge
der langen Faſern wieder in ſein voriges Lager zuruͤkke.
Wenn eine Menge Koth vorhanden iſt, und derſelbe
hart geworden, ſo leeret ſich der Leib mit wiederholten
Anſtrengungen nach und nach aus.
Der Erweiterung des Maſtdarms koͤmmt ein haͤufi-
ges Fett, welches ſogar zween Zoll dikke iſt, und zwiſchen
dem Geſaͤsmuſkel und Steisbeine liegt. Es ergieſſet ſich
zugleich zur Ausleerung etwas Schleim aus den Druͤſen
und Faͤchern des Darmes, von der heftigen Preſſung (t).
§. 12.
(r)
p. 150.
(s) p. 151.
(t) Aus dem Hintern, da der
Darm verwundet war, kam blos
Schleim heraus. Eph. Nat. Cur.
Vol. X. obſ. 4. So, nach einer lan-
gen Verſtopfung, da ſelbige geho-
den wurde PLANQUE III. p. 499.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/323>, abgerufen am 21.11.2024.
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