Man sagt, es sei der Bau dieses Ganges veränder- lich, ob ich dieses gleich in ein und zwanzig Menschen- körpern, deren Beschreibungen ich vor mir liegen habe, nicht eben sehr bemerken können. Den Anfang mache ich von demjenigen Bau, welcher mir fast beständig vor- gekommen ist.
Es fängt sich demnach der Sammelkasten des Chi- lus gemeiniglich(c) bei dem ersten, bisweilen auch wohl bei dem zweiten Lendenwirbelbeine an, und er überschreitet nicht das zwölfte Wirbelbein des Rükkens. Von selbi- gem, da es etwas mehr zusammen gezogen ist, steiget der milchführende Gang in die Höhe, welchen Bartholin den Brustgang nennt.
Durchgängig fähret er in einer geraden Linie, als ein Gefehrte, der ungepaarten Blutader und der Aor- te (d) weiter fort; er überschreitet das Zwerchfell, mit seinem gedoppelten Gefolge, und steiget in die Brust hinauf, indem er ein wenig schlangenförmig gewunden ist; indessen steiget er doch beinahe gerade in die Höhe, an dem Körper der Wirbelbeine, etwas rechts (e) oder mitten durch (f), alsdenn läuft er gemeiniglich auf die linke Seite zu, bisweilen aber doch auch vor oder hinter der Aorte(g) nach der linken Seite der ungepaarten Ader (h), und diese drei Gefässe steigen mit ihm einiger maassen parallel in die Höhe. Er lieget in einem Fadenge- webe des Rippenfelles, welches ihn von aussen umgiebt.
(e)HINNINGER. BOHL. n. 73. WEIS. Comm. Nor. 1736. 8.
(f)ALBIN.
(g)[Spaltenumbruch]ALBIN. p. 40. BIDLOO p. 5.
(h) An der rechten Seite der ohngepaarten BLOEMISTEYN. p. 11. 12. et OELSE f. 3. dieses ist was Seltenes.
Die Milchgefaͤſſe. XXV. Buch.
Man ſagt, es ſei der Bau dieſes Ganges veraͤnder- lich, ob ich dieſes gleich in ein und zwanzig Menſchen- koͤrpern, deren Beſchreibungen ich vor mir liegen habe, nicht eben ſehr bemerken koͤnnen. Den Anfang mache ich von demjenigen Bau, welcher mir faſt beſtaͤndig vor- gekommen iſt.
Es faͤngt ſich demnach der Sammelkaſten des Chi- lus gemeiniglich(c) bei dem erſten, bisweilen auch wohl bei dem zweiten Lendenwirbelbeine an, und er uͤberſchreitet nicht das zwoͤlfte Wirbelbein des Ruͤkkens. Von ſelbi- gem, da es etwas mehr zuſammen gezogen iſt, ſteiget der milchfuͤhrende Gang in die Hoͤhe, welchen Bartholin den Bruſtgang nennt.
Durchgaͤngig faͤhret er in einer geraden Linie, als ein Gefehrte, der ungepaarten Blutader und der Aor- te (d) weiter fort; er uͤberſchreitet das Zwerchfell, mit ſeinem gedoppelten Gefolge, und ſteiget in die Bruſt hinauf, indem er ein wenig ſchlangenfoͤrmig gewunden iſt; indeſſen ſteiget er doch beinahe gerade in die Hoͤhe, an dem Koͤrper der Wirbelbeine, etwas rechts (e) oder mitten durch (f), alsdenn laͤuft er gemeiniglich auf die linke Seite zu, bisweilen aber doch auch vor oder hinter der Aorte(g) nach der linken Seite der ungepaarten Ader (h), und dieſe drei Gefaͤſſe ſteigen mit ihm einiger maaſſen parallel in die Hoͤhe. Er lieget in einem Fadenge- webe des Rippenfelles, welches ihn von auſſen umgiebt.
(e)HINNINGER. BOHL. n. 73. WEIS. Comm. Nor. 1736. 8.
(f)ALBIN.
(g)[Spaltenumbruch]ALBIN. p. 40. BIDLOO p. 5.
(h) An der rechten Seite der ohngepaarten BLOEMISTEYN. p. 11. 12. et OELSE f. 3. dieſes iſt was Seltenes.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0360"n="324"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die Milchgefaͤſſe. <hirendition="#aq">XXV.</hi> Buch.</hi></fw><lb/><p>Man ſagt, es ſei der Bau dieſes Ganges veraͤnder-<lb/>
lich, ob ich dieſes gleich in ein und zwanzig Menſchen-<lb/>
koͤrpern, deren Beſchreibungen ich vor mir liegen habe,<lb/>
nicht eben ſehr bemerken koͤnnen. Den Anfang mache<lb/>
ich von demjenigen Bau, welcher mir faſt beſtaͤndig vor-<lb/>
gekommen iſt.</p><lb/><p>Es faͤngt ſich demnach der Sammelkaſten des Chi-<lb/>
lus gemeiniglich<noteplace="foot"n="(c)"><cb/>
Hoͤher <hirendition="#aq">GARENGEOT.</hi></note> bei dem erſten, bisweilen auch wohl<lb/>
bei dem zweiten Lendenwirbelbeine an, und er uͤberſchreitet<lb/>
nicht das zwoͤlfte Wirbelbein des Ruͤkkens. Von ſelbi-<lb/>
gem, da es etwas mehr zuſammen gezogen iſt, ſteiget der<lb/>
milchfuͤhrende Gang in die Hoͤhe, welchen <hirendition="#fr">Bartholin</hi><lb/>
den <hirendition="#fr">Bruſtgang</hi> nennt.</p><lb/><p>Durchgaͤngig faͤhret er in einer geraden Linie, als<lb/>
ein Gefehrte, der ungepaarten Blutader und der Aor-<lb/>
te <noteplace="foot"n="(d)">Vergleiche <hirendition="#aq">ALBIN. SALZ-<lb/>
MAN. DUVERNOI. CHESELD.<lb/>
HINNINGER.</hi></note> weiter fort; er uͤberſchreitet das Zwerchfell, mit<lb/>ſeinem gedoppelten Gefolge, und ſteiget in die Bruſt<lb/>
hinauf, indem er ein wenig ſchlangenfoͤrmig gewunden<lb/>
iſt; indeſſen ſteiget er doch beinahe gerade in die Hoͤhe,<lb/>
an dem Koͤrper der Wirbelbeine, etwas rechts <noteplace="foot"n="(e)"><hirendition="#aq">HINNINGER. BOHL. n.<lb/>
73. WEIS. Comm. Nor.</hi> 1736. 8.</note> oder<lb/>
mitten durch <noteplace="foot"n="(f)"><hirendition="#aq">ALBIN.</hi></note>, alsdenn laͤuft er gemeiniglich auf die<lb/>
linke Seite zu, bisweilen aber doch auch vor oder hinter<lb/>
der Aorte<noteplace="foot"n="(g)"><cb/><hirendition="#aq">ALBIN. p. 40. BIDLOO<lb/>
p.</hi> 5.</note> nach der linken Seite der ungepaarten<lb/>
Ader <noteplace="foot"n="(h)">An der rechten Seite der<lb/>
ohngepaarten <hirendition="#aq">BLOEMISTEYN. p.<lb/>
11. 12. et OELSE f.</hi> 3. dieſes iſt<lb/>
was Seltenes.</note>, und dieſe drei Gefaͤſſe ſteigen mit ihm einiger<lb/>
maaſſen parallel in die Hoͤhe. Er lieget in einem Fadenge-<lb/>
webe des Rippenfelles, welches ihn von auſſen umgiebt.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Die</fw><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[324/0360]
Die Milchgefaͤſſe. XXV. Buch.
Man ſagt, es ſei der Bau dieſes Ganges veraͤnder-
lich, ob ich dieſes gleich in ein und zwanzig Menſchen-
koͤrpern, deren Beſchreibungen ich vor mir liegen habe,
nicht eben ſehr bemerken koͤnnen. Den Anfang mache
ich von demjenigen Bau, welcher mir faſt beſtaͤndig vor-
gekommen iſt.
Es faͤngt ſich demnach der Sammelkaſten des Chi-
lus gemeiniglich (c) bei dem erſten, bisweilen auch wohl
bei dem zweiten Lendenwirbelbeine an, und er uͤberſchreitet
nicht das zwoͤlfte Wirbelbein des Ruͤkkens. Von ſelbi-
gem, da es etwas mehr zuſammen gezogen iſt, ſteiget der
milchfuͤhrende Gang in die Hoͤhe, welchen Bartholin
den Bruſtgang nennt.
Durchgaͤngig faͤhret er in einer geraden Linie, als
ein Gefehrte, der ungepaarten Blutader und der Aor-
te (d) weiter fort; er uͤberſchreitet das Zwerchfell, mit
ſeinem gedoppelten Gefolge, und ſteiget in die Bruſt
hinauf, indem er ein wenig ſchlangenfoͤrmig gewunden
iſt; indeſſen ſteiget er doch beinahe gerade in die Hoͤhe,
an dem Koͤrper der Wirbelbeine, etwas rechts (e) oder
mitten durch (f), alsdenn laͤuft er gemeiniglich auf die
linke Seite zu, bisweilen aber doch auch vor oder hinter
der Aorte (g) nach der linken Seite der ungepaarten
Ader (h), und dieſe drei Gefaͤſſe ſteigen mit ihm einiger
maaſſen parallel in die Hoͤhe. Er lieget in einem Fadenge-
webe des Rippenfelles, welches ihn von auſſen umgiebt.
Die
(c)
Hoͤher GARENGEOT.
(d) Vergleiche ALBIN. SALZ-
MAN. DUVERNOI. CHESELD.
HINNINGER.
(e) HINNINGER. BOHL. n.
73. WEIS. Comm. Nor. 1736. 8.
(f) ALBIN.
(g)
ALBIN. p. 40. BIDLOO
p. 5.
(h) An der rechten Seite der
ohngepaarten BLOEMISTEYN. p.
11. 12. et OELSE f. 3. dieſes iſt
was Seltenes.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/360>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.