Lebensgeister in eben diesen Drüsen dem Chilus zugeführt werden(c).
Um die Wahrheit zu gestehen, so kann ich diese Ver- dünnung des Chilus nicht behaupten; ich habe oft in dem Brustkanale den Chilus etwas wässerig(d), und offenbar mit Limphe vermischt gefunden: Musgrave fand (e) von aufgelöstem Jndigo eine dünnere Flüßigkeit in eben diesem Gange zurückgelassen. Alles dieses eräugnet sich von der, im Sammelkasten beigemischten Limphe, und hat mit den Drüsen nichts zu thun.
Jch habe aber in der zwoten Art der Milchgefässe im Brustkanale, und so gar im Blute selbst den aller- weissesten Chilus gesehen, und ganz weis und schön ist er, wenn er in den milchführenden Gefässen der Brüste seine Niederlage findet.
Und doch scheint nicht daran zu zweifeln, ob man es gleich nicht augenscheinlich zeigen kann, daß dieses dem- ohngeachtet doch der wahre Nuzzen derjenigen Feuchtig- keit sei, welche sich von dem Blute der Schlagadern schei- det, und sich dem Chilus beimischt.
Jch übergehe die Frage von den Nervengeistern. We- nigstens halten sich in den Drüsen keine viele Nerven auf.
Einige schreiben, der Chilus bekomme in diesen Drü- sen einen schnellern Lauf, vielleicht glauben sie, daß diese Werkzeuge muskelartig seyn möchten; allein diese Anla- ge ist nirgends in dem Geschlechte der einfachen Drüsen anzutreffen. Es behalten nämlich, die in Aeste zertheil- te Stämmchen der Milchgefässe eine desto kleinere Ge- schwindigkeit (e*) übrig, je grösser die Summe der Ast- öffnungen gegen die Oeffnung des einführenden Stämm- chens ist. Ob ich gleich annehme, daß diese Geschwin-
digkeit
(c)[Spaltenumbruch]
Jn den Drüsen des Gekrö- ses würden Geisser beigemischt. VIEUSSENS neurolog. p. 202 et WHARTON. adenogr. p. 43. GLISSON. hep. p. 440. u. f.
(d)[Spaltenumbruch]Phil. trans. n. 275. Le NO- BLE p. 28.
(e)p. 62.
(e*)L. VI. p. 176.
Die Milchgefaͤſſe. XXV. Buch.
Lebensgeiſter in eben dieſen Druͤſen dem Chilus zugefuͤhrt werden(c).
Um die Wahrheit zu geſtehen, ſo kann ich dieſe Ver- duͤnnung des Chilus nicht behaupten; ich habe oft in dem Bruſtkanale den Chilus etwas waͤſſerig(d), und offenbar mit Limphe vermiſcht gefunden: Musgrave fand (e) von aufgeloͤſtem Jndigo eine duͤnnere Fluͤßigkeit in eben dieſem Gange zuruͤckgelaſſen. Alles dieſes eraͤugnet ſich von der, im Sammelkaſten beigemiſchten Limphe, und hat mit den Druͤſen nichts zu thun.
Jch habe aber in der zwoten Art der Milchgefaͤſſe im Bruſtkanale, und ſo gar im Blute ſelbſt den aller- weiſſeſten Chilus geſehen, und ganz weis und ſchoͤn iſt er, wenn er in den milchfuͤhrenden Gefaͤſſen der Bruͤſte ſeine Niederlage findet.
Und doch ſcheint nicht daran zu zweifeln, ob man es gleich nicht augenſcheinlich zeigen kann, daß dieſes dem- ohngeachtet doch der wahre Nuzzen derjenigen Feuchtig- keit ſei, welche ſich von dem Blute der Schlagadern ſchei- det, und ſich dem Chilus beimiſcht.
Jch uͤbergehe die Frage von den Nervengeiſtern. We- nigſtens halten ſich in den Druͤſen keine viele Nerven auf.
Einige ſchreiben, der Chilus bekomme in dieſen Druͤ- ſen einen ſchnellern Lauf, vielleicht glauben ſie, daß dieſe Werkzeuge muſkelartig ſeyn moͤchten; allein dieſe Anla- ge iſt nirgends in dem Geſchlechte der einfachen Druͤſen anzutreffen. Es behalten naͤmlich, die in Aeſte zertheil- te Staͤmmchen der Milchgefaͤſſe eine deſto kleinere Ge- ſchwindigkeit (e*) uͤbrig, je groͤſſer die Summe der Aſt- oͤffnungen gegen die Oeffnung des einfuͤhrenden Staͤmm- chens iſt. Ob ich gleich annehme, daß dieſe Geſchwin-
digkeit
(c)[Spaltenumbruch]
Jn den Druͤſen des Gekroͤ- ſes wuͤrden Geiſſer beigemiſcht. VIEUSSENS neurolog. p. 202 et WHARTON. adenogr. p. 43. GLISSON. hep. p. 440. u. f.
(d)[Spaltenumbruch]Phil. tranſ. n. 275. Le NO- BLE p. 28.
(e)p. 62.
(e*)L. VI. p. 176.
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[352/0388]
Die Milchgefaͤſſe. XXV. Buch.
Lebensgeiſter in eben dieſen Druͤſen dem Chilus zugefuͤhrt
werden (c).
Um die Wahrheit zu geſtehen, ſo kann ich dieſe Ver-
duͤnnung des Chilus nicht behaupten; ich habe oft in dem
Bruſtkanale den Chilus etwas waͤſſerig (d), und offenbar
mit Limphe vermiſcht gefunden: Musgrave fand (e)
von aufgeloͤſtem Jndigo eine duͤnnere Fluͤßigkeit in eben
dieſem Gange zuruͤckgelaſſen. Alles dieſes eraͤugnet ſich
von der, im Sammelkaſten beigemiſchten Limphe, und
hat mit den Druͤſen nichts zu thun.
Jch habe aber in der zwoten Art der Milchgefaͤſſe
im Bruſtkanale, und ſo gar im Blute ſelbſt den aller-
weiſſeſten Chilus geſehen, und ganz weis und ſchoͤn iſt
er, wenn er in den milchfuͤhrenden Gefaͤſſen der Bruͤſte
ſeine Niederlage findet.
Und doch ſcheint nicht daran zu zweifeln, ob man
es gleich nicht augenſcheinlich zeigen kann, daß dieſes dem-
ohngeachtet doch der wahre Nuzzen derjenigen Feuchtig-
keit ſei, welche ſich von dem Blute der Schlagadern ſchei-
det, und ſich dem Chilus beimiſcht.
Jch uͤbergehe die Frage von den Nervengeiſtern. We-
nigſtens halten ſich in den Druͤſen keine viele Nerven auf.
Einige ſchreiben, der Chilus bekomme in dieſen Druͤ-
ſen einen ſchnellern Lauf, vielleicht glauben ſie, daß dieſe
Werkzeuge muſkelartig ſeyn moͤchten; allein dieſe Anla-
ge iſt nirgends in dem Geſchlechte der einfachen Druͤſen
anzutreffen. Es behalten naͤmlich, die in Aeſte zertheil-
te Staͤmmchen der Milchgefaͤſſe eine deſto kleinere Ge-
ſchwindigkeit (e*) uͤbrig, je groͤſſer die Summe der Aſt-
oͤffnungen gegen die Oeffnung des einfuͤhrenden Staͤmm-
chens iſt. Ob ich gleich annehme, daß dieſe Geſchwin-
digkeit
(c)
Jn den Druͤſen des Gekroͤ-
ſes wuͤrden Geiſſer beigemiſcht.
VIEUSSENS neurolog. p. 202 et
WHARTON. adenogr. p. 43.
GLISSON. hep. p. 440. u. f.
(d)
Phil. tranſ. n. 275. Le NO-
BLE p. 28.
(e) p. 62.
(e*) L. VI. p. 176.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/388>, abgerufen am 24.11.2024.
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