Sein fetter(b), mit der thierischen Limphe, vermisch- ter Theil, welcher dennoch einigermaassen sauer ist (c), begiebt sich seines vorigen Ursprungs aus dem Chilo einge- denk, zum Fette, und wird in die Fetträume abgegeben.
Derjenige Theil, der mit den Eisenelementen verei- nigt (d), und zu Kügelchen verdichtet worden, die wie das Fett, nur fester und roth sind, muß den Verlust des Blutes ersezzen.
Der Theil, der viel Limphe enthält, ersezzet das limphatische Salzwasser des Blutes (e), und die damit verwandte übrige Säfte.
Der zähere kräftigere Theil, hängt sich an die Wände der kleinsten Gefässe an, und man nennt dieses das Er- nähren.
Der schleimige Theil vom Schleime der Speisen(f), und dem Menschenschleime zusammengesetzt, verwandelt sich von neuen in den Hölungen in einem zähen Schleim.
Der wäßrige Theil verdünnt das Geblüte auf eine Zeitlang (g), und dünstet endlich zum Theil durch die Haut aus, zum Theil fällt er durch die Nieren auf die Urinblase.
Der nächste Nuzzen des Chilus ist, die zum faul- werden geneigte Art des Blutes durch Darreichung ei- nes sauren Saftes zu mildern. Es werden nämlich, wie gezeigt worden, alle Säfte des Menschen äusserst scharf, und diese Schärfe entzündet Fieber, die in wenig Tagen tödlich werden müssen (h).
Sein etwas entfernter Nutzen ist, dem Blute eine Materie zuzuführen, von welcher alle Säfte im Körper weiter bearbeitet, und aller Verlust der festen Theile wie- der vergütigt wird, indem das Geschäfte des Chilus ist, den ganzen Körper zu ernähren.
Sechs
(b)[Spaltenumbruch]L. I. p. 35. 36.
(c)p. 31. 32.
(d)L. X. p. 118. &c.
(e)L. VII. p. 364. u. s. f.
(f)[Spaltenumbruch]
Ebendas.
(g)HALES. haemast. p. 115.
(h)L XIX. p. 166. u. s. f.
Die Milchgefaͤſſe. XXV. Buch.
Sein fetter(b), mit der thieriſchen Limphe, vermiſch- ter Theil, welcher dennoch einigermaaſſen ſauer iſt (c), begiebt ſich ſeines vorigen Urſprungs aus dem Chilo einge- denk, zum Fette, und wird in die Fettraͤume abgegeben.
Derjenige Theil, der mit den Eiſenelementen verei- nigt (d), und zu Kuͤgelchen verdichtet worden, die wie das Fett, nur feſter und roth ſind, muß den Verluſt des Blutes erſezzen.
Der Theil, der viel Limphe enthaͤlt, erſezzet das limphatiſche Salzwaſſer des Blutes (e), und die damit verwandte uͤbrige Saͤfte.
Der zaͤhere kraͤftigere Theil, haͤngt ſich an die Waͤnde der kleinſten Gefaͤſſe an, und man nennt dieſes das Er- naͤhren.
Der ſchleimige Theil vom Schleime der Speiſen(f), und dem Menſchenſchleime zuſammengeſetzt, verwandelt ſich von neuen in den Hoͤlungen in einem zaͤhen Schleim.
Der waͤßrige Theil verduͤnnt das Gebluͤte auf eine Zeitlang (g), und duͤnſtet endlich zum Theil durch die Haut aus, zum Theil faͤllt er durch die Nieren auf die Urinblaſe.
Der naͤchſte Nuzzen des Chilus iſt, die zum faul- werden geneigte Art des Blutes durch Darreichung ei- nes ſauren Saftes zu mildern. Es werden naͤmlich, wie gezeigt worden, alle Saͤfte des Menſchen aͤuſſerſt ſcharf, und dieſe Schaͤrfe entzuͤndet Fieber, die in wenig Tagen toͤdlich werden muͤſſen (h).
Sein etwas entfernter Nutzen iſt, dem Blute eine Materie zuzufuͤhren, von welcher alle Saͤfte im Koͤrper weiter bearbeitet, und aller Verluſt der feſten Theile wie- der verguͤtigt wird, indem das Geſchaͤfte des Chilus iſt, den ganzen Koͤrper zu ernaͤhren.
Sechs
(b)[Spaltenumbruch]L. I. p. 35. 36.
(c)p. 31. 32.
(d)L. X. p. 118. &c.
(e)L. VII. p. 364. u. ſ. f.
(f)[Spaltenumbruch]
Ebendaſ.
(g)HALES. hæmaſt. p. 115.
(h)L XIX. p. 166. u. ſ. f.
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[354/0390]
Die Milchgefaͤſſe. XXV. Buch.
Sein fetter (b), mit der thieriſchen Limphe, vermiſch-
ter Theil, welcher dennoch einigermaaſſen ſauer iſt (c),
begiebt ſich ſeines vorigen Urſprungs aus dem Chilo einge-
denk, zum Fette, und wird in die Fettraͤume abgegeben.
Derjenige Theil, der mit den Eiſenelementen verei-
nigt (d), und zu Kuͤgelchen verdichtet worden, die wie
das Fett, nur feſter und roth ſind, muß den Verluſt des
Blutes erſezzen.
Der Theil, der viel Limphe enthaͤlt, erſezzet das
limphatiſche Salzwaſſer des Blutes (e), und die damit
verwandte uͤbrige Saͤfte.
Der zaͤhere kraͤftigere Theil, haͤngt ſich an die Waͤnde
der kleinſten Gefaͤſſe an, und man nennt dieſes das Er-
naͤhren.
Der ſchleimige Theil vom Schleime der Speiſen (f),
und dem Menſchenſchleime zuſammengeſetzt, verwandelt
ſich von neuen in den Hoͤlungen in einem zaͤhen Schleim.
Der waͤßrige Theil verduͤnnt das Gebluͤte auf eine
Zeitlang (g), und duͤnſtet endlich zum Theil durch die Haut
aus, zum Theil faͤllt er durch die Nieren auf die Urinblaſe.
Der naͤchſte Nuzzen des Chilus iſt, die zum faul-
werden geneigte Art des Blutes durch Darreichung ei-
nes ſauren Saftes zu mildern. Es werden naͤmlich, wie
gezeigt worden, alle Saͤfte des Menſchen aͤuſſerſt ſcharf,
und dieſe Schaͤrfe entzuͤndet Fieber, die in wenig Tagen
toͤdlich werden muͤſſen (h).
Sein etwas entfernter Nutzen iſt, dem Blute eine
Materie zuzufuͤhren, von welcher alle Saͤfte im Koͤrper
weiter bearbeitet, und aller Verluſt der feſten Theile wie-
der verguͤtigt wird, indem das Geſchaͤfte des Chilus iſt,
den ganzen Koͤrper zu ernaͤhren.
Sechs
(b)
L. I. p. 35. 36.
(c) p. 31. 32.
(d) L. X. p. 118. &c.
(e) L. VII. p. 364. u. ſ. f.
(f)
Ebendaſ.
(g) HALES. hæmaſt. p. 115.
(h) L XIX. p. 166. u. ſ. f.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/390>, abgerufen am 24.11.2024.
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