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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

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Das Gedärme. XXIV. Buch.
das sehr einfache, und durch die Vergrösserungsgläser
wargenommene Thierchen, wofern die Sache ihre Rich-
tigkeit hat(p).

Der Mensch gehört ebenfalls zu dieser Klasse, darin-
nen das dikke Gedärme von dem dünnen wirklich unter-
schieden ist: denn obgleich der Durchmesser der Därme
in der That viel auf die Menge Speise ankömmt, und
daher in den wilden Thieren (q), die sich mit Ueberei-
lung mit Speisen überladen, das Gedärme viel grösser
ist, als in den zahmen Thieren von derselben Art: und
obgleich wirklich in der Menschenfrucht (r) der Grimm-
darm weder fächrig erscheint, noch, wie ich gesehen, viel
breiter ist, als das dünne Gedärm, und sich beinahe so
wie im Luchsen [Spaltenumbruch] (r*) und in der Kazze verhält (s): so sind
doch beiderlei Klassen in dem Bau, in der darinnen stek-
kenden Materie (s*) von einander unterschieden; und
man sieht überhaupt in dem weiten Gedärme mehr lange
Fasern, so wie im dünnen mehr Queerfasern.

Wiederkäuende haben ein grösseres Gedärme (s**)
als die Fleischfräßigen, doch aber die Hirsche ausgenom-
men; sie haben nämlich viel Speise nötig, weil dieselbe
weniger Narung giebt.

§. 2.
Ausmessung des Gedärmes.

Dergleichen Betrachtungen haben in der Phisiologie
hin und wieder ihren Nuzzen. Es ist das Gedärme
bei den Jnsekten mannigfaltig, und bisweilen ungemein
lang (a).

Sehr
(p) [Spaltenumbruch] eine Art von Blinddarm
HILL. Ess. p. 261.
(q) Jn der Kazze RUFFON
T. VI. p
10 hingegen länger im
Wolfe, wenn man es mit dem
Hunde vergleicht. Idem T. VII.
p.
59.
(r) Auch breiter RIOLAN
p.
411.
(r*) PARE L. II. c. 7. PARIS
(s) SEVERIN p. 312.
(s*) ARISTOT. hist. anim.
L. II. c. 7. Comparat anat. p.
17.
(s**) DETHARDING Centur.
Thes.
(a) von fünf Zoll am Wurme
des asili. SWAMMERDAM bibl.
p.
660.

Das Gedaͤrme. XXIV. Buch.
das ſehr einfache, und durch die Vergroͤſſerungsglaͤſer
wargenommene Thierchen, wofern die Sache ihre Rich-
tigkeit hat(p).

Der Menſch gehoͤrt ebenfalls zu dieſer Klaſſe, darin-
nen das dikke Gedaͤrme von dem duͤnnen wirklich unter-
ſchieden iſt: denn obgleich der Durchmeſſer der Daͤrme
in der That viel auf die Menge Speiſe ankoͤmmt, und
daher in den wilden Thieren (q), die ſich mit Ueberei-
lung mit Speiſen uͤberladen, das Gedaͤrme viel groͤſſer
iſt, als in den zahmen Thieren von derſelben Art: und
obgleich wirklich in der Menſchenfrucht (r) der Grimm-
darm weder faͤchrig erſcheint, noch, wie ich geſehen, viel
breiter iſt, als das duͤnne Gedaͤrm, und ſich beinahe ſo
wie im Luchſen [Spaltenumbruch] (r*) und in der Kazze verhaͤlt (s): ſo ſind
doch beiderlei Klaſſen in dem Bau, in der darinnen ſtek-
kenden Materie (s*) von einander unterſchieden; und
man ſieht uͤberhaupt in dem weiten Gedaͤrme mehr lange
Faſern, ſo wie im duͤnnen mehr Queerfaſern.

Wiederkaͤuende haben ein groͤſſeres Gedaͤrme (s**)
als die Fleiſchfraͤßigen, doch aber die Hirſche ausgenom-
men; ſie haben naͤmlich viel Speiſe noͤtig, weil dieſelbe
weniger Narung giebt.

§. 2.
Ausmeſſung des Gedaͤrmes.

Dergleichen Betrachtungen haben in der Phiſiologie
hin und wieder ihren Nuzzen. Es iſt das Gedaͤrme
bei den Jnſekten mannigfaltig, und bisweilen ungemein
lang (a).

Sehr
(p) [Spaltenumbruch] eine Art von Blinddarm
HILL. Eſſ. p. 261.
(q) Jn der Kazze RUFFON
T. VI. p
10 hingegen laͤnger im
Wolfe, wenn man es mit dem
Hunde vergleicht. Idem T. VII.
p.
59.
(r) Auch breiter RIOLAN
p.
411.
(r*) PARE L. II. c. 7. PARIS
(s) SEVERIN p. 312.
(s*) ARISTOT. hiſt. anim.
L. II. c. 7. Comparat anat. p.
17.
(s**) DETHARDING Centur.
Theſ.
(a) von fuͤnf Zoll am Wurme
des aſili. SWAMMERDAM bibl.
p.
660.
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[8/0044] Das Gedaͤrme. XXIV. Buch. das ſehr einfache, und durch die Vergroͤſſerungsglaͤſer wargenommene Thierchen, wofern die Sache ihre Rich- tigkeit hat (p). Der Menſch gehoͤrt ebenfalls zu dieſer Klaſſe, darin- nen das dikke Gedaͤrme von dem duͤnnen wirklich unter- ſchieden iſt: denn obgleich der Durchmeſſer der Daͤrme in der That viel auf die Menge Speiſe ankoͤmmt, und daher in den wilden Thieren (q), die ſich mit Ueberei- lung mit Speiſen uͤberladen, das Gedaͤrme viel groͤſſer iſt, als in den zahmen Thieren von derſelben Art: und obgleich wirklich in der Menſchenfrucht (r) der Grimm- darm weder faͤchrig erſcheint, noch, wie ich geſehen, viel breiter iſt, als das duͤnne Gedaͤrm, und ſich beinahe ſo wie im Luchſen (r*) und in der Kazze verhaͤlt (s): ſo ſind doch beiderlei Klaſſen in dem Bau, in der darinnen ſtek- kenden Materie (s*) von einander unterſchieden; und man ſieht uͤberhaupt in dem weiten Gedaͤrme mehr lange Faſern, ſo wie im duͤnnen mehr Queerfaſern. Wiederkaͤuende haben ein groͤſſeres Gedaͤrme (s**) als die Fleiſchfraͤßigen, doch aber die Hirſche ausgenom- men; ſie haben naͤmlich viel Speiſe noͤtig, weil dieſelbe weniger Narung giebt. §. 2. Ausmeſſung des Gedaͤrmes. Dergleichen Betrachtungen haben in der Phiſiologie hin und wieder ihren Nuzzen. Es iſt das Gedaͤrme bei den Jnſekten mannigfaltig, und bisweilen ungemein lang (a). Sehr (p) eine Art von Blinddarm HILL. Eſſ. p. 261. (q) Jn der Kazze RUFFON T. VI. p 10 hingegen laͤnger im Wolfe, wenn man es mit dem Hunde vergleicht. Idem T. VII. p. 59. (r) Auch breiter RIOLAN p. 411. (r*) PARE L. II. c. 7. PARIS (s) SEVERIN p. 312. (s*) ARISTOT. hiſt. anim. L. II. c. 7. Comparat anat. p. 17. (s**) DETHARDING Centur. Theſ. (a) von fuͤnf Zoll am Wurme des aſili. SWAMMERDAM bibl. p. 660.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/44>, abgerufen am 21.11.2024.