Es haben dieses bereits die alten Bildhauer, wenn sie nakkte Körper nachschnizzten, genau in Acht genom- men, so wie solches die Schriftsteller beobachten, welche von den Verhältnissen des menschlichen Körpers geschrie- ben haben. Sie machen es daher zur Regel, daß bei Männern die oberste Brust, und bei den Frauensperso- nen die Gegend der Dünnungen breiter sei. Es gilt diese Regel nicht blos von Bildsäulen, und lebendigen Menschen, wo man die Schuld auf das Fleischige des Deltamuskels bei Mannspersonen, und auf das Fett bei Frauenspersonen werfen könnte. Jch finde an dem Knochengeribbe selbst die öberste Breite der Brust 261/2 Theile bei Frauenspersonen, die Breite der Dünnung 321/2: hingegen ist der Durchmesser der obern Brust bei Männern 311/2, der untern Dünnung gegen die obere Brust bei Frauenspersonen, wie bei Männern, ver- hält sich 1053 zu 813, und wie 5 zu 4; hiervon ist das Durerianische(h) Maas, so von lebendigen Men- schen hergenommen worden, wenig unterschieden, in- dem es die Breite einer Weiberbrust zwischen den Schul- tern mit 24, und die Breite der untersten Dünnung et- was grösser angiebt; es sezzet zur Breite der männlichen Schultern 31, der Hüfte nur 26 an.
Jn den Frauenspersonen stehen nicht nur die Dün- nungen, sondern auch die Hüften (i), weiter von einander. Jch finde diesen Abstand an der Vesalianischen Ve- nus 421/2 Theil gros, da die Schulterblätter(k) 481/4 eben solcher Theile haben. An Männern, jedoch nur von Herkuls zu verstehen, stehen die Hüften 48, die Schulterblätter 57, folglich in kleinern Verhältnisse von einander ab. Cowper sezzt dieses Verhältniß für Män- ner wie 2, in Frauens wie 3/4, indem er die Gesichts-
breite
(h)[Spaltenumbruch]L. II. p. 29.
(i)MONRO, BEURLIN. Iuxat. fem. n. 8.
(k)[Spaltenumbruch]
Schmale Schultern beim RNAZES. ad MANGER. c. 11. c. 56.
Die Harnwege. XXVI. Buch.
Es haben dieſes bereits die alten Bildhauer, wenn ſie nakkte Koͤrper nachſchnizzten, genau in Acht genom- men, ſo wie ſolches die Schriftſteller beobachten, welche von den Verhaͤltniſſen des menſchlichen Koͤrpers geſchrie- ben haben. Sie machen es daher zur Regel, daß bei Maͤnnern die oberſte Bruſt, und bei den Frauensperſo- nen die Gegend der Duͤnnungen breiter ſei. Es gilt dieſe Regel nicht blos von Bildſaͤulen, und lebendigen Menſchen, wo man die Schuld auf das Fleiſchige des Deltamuſkels bei Mannsperſonen, und auf das Fett bei Frauensperſonen werfen koͤnnte. Jch finde an dem Knochengeribbe ſelbſt die oͤberſte Breite der Bruſt 26½ Theile bei Frauensperſonen, die Breite der Duͤnnung 32½: hingegen iſt der Durchmeſſer der obern Bruſt bei Maͤnnern 31½, der untern Duͤnnung gegen die obere Bruſt bei Frauensperſonen, wie bei Maͤnnern, ver- haͤlt ſich 1053 zu 813, und wie 5 zu 4; hiervon iſt das Durerianiſche(h) Maas, ſo von lebendigen Men- ſchen hergenommen worden, wenig unterſchieden, in- dem es die Breite einer Weiberbruſt zwiſchen den Schul- tern mit 24, und die Breite der unterſten Duͤnnung et- was groͤſſer angiebt; es ſezzet zur Breite der maͤnnlichen Schultern 31, der Huͤfte nur 26 an.
Jn den Frauensperſonen ſtehen nicht nur die Duͤn- nungen, ſondern auch die Huͤften (i), weiter von einander. Jch finde dieſen Abſtand an der Veſalianiſchen Ve- nus 42½ Theil gros, da die Schulterblaͤtter(k) 48¼ eben ſolcher Theile haben. An Maͤnnern, jedoch nur von Herkuls zu verſtehen, ſtehen die Huͤften 48, die Schulterblaͤtter 57, folglich in kleinern Verhaͤltniſſe von einander ab. Cowper ſezzt dieſes Verhaͤltniß fuͤr Maͤn- ner wie 2, in Frauens wie ¾, indem er die Geſichts-
breite
(h)[Spaltenumbruch]L. II. p. 29.
(i)MONRO, BEURLIN. Iuxat. fem. n. 8.
(k)[Spaltenumbruch]
Schmale Schultern beim RNAZES. ad MANGER. c. 11. c. 56.
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Die Harnwege. XXVI. Buch.
Es haben dieſes bereits die alten Bildhauer, wenn
ſie nakkte Koͤrper nachſchnizzten, genau in Acht genom-
men, ſo wie ſolches die Schriftſteller beobachten, welche
von den Verhaͤltniſſen des menſchlichen Koͤrpers geſchrie-
ben haben. Sie machen es daher zur Regel, daß bei
Maͤnnern die oberſte Bruſt, und bei den Frauensperſo-
nen die Gegend der Duͤnnungen breiter ſei. Es gilt
dieſe Regel nicht blos von Bildſaͤulen, und lebendigen
Menſchen, wo man die Schuld auf das Fleiſchige des
Deltamuſkels bei Mannsperſonen, und auf das Fett
bei Frauensperſonen werfen koͤnnte. Jch finde an dem
Knochengeribbe ſelbſt die oͤberſte Breite der Bruſt 26½
Theile bei Frauensperſonen, die Breite der Duͤnnung
32½: hingegen iſt der Durchmeſſer der obern Bruſt bei
Maͤnnern 31½, der untern Duͤnnung gegen die obere
Bruſt bei Frauensperſonen, wie bei Maͤnnern, ver-
haͤlt ſich 1053 zu 813, und wie 5 zu 4; hiervon iſt das
Durerianiſche (h) Maas, ſo von lebendigen Men-
ſchen hergenommen worden, wenig unterſchieden, in-
dem es die Breite einer Weiberbruſt zwiſchen den Schul-
tern mit 24, und die Breite der unterſten Duͤnnung et-
was groͤſſer angiebt; es ſezzet zur Breite der maͤnnlichen
Schultern 31, der Huͤfte nur 26 an.
Jn den Frauensperſonen ſtehen nicht nur die Duͤn-
nungen, ſondern auch die Huͤften (i), weiter von einander.
Jch finde dieſen Abſtand an der Veſalianiſchen Ve-
nus 42½ Theil gros, da die Schulterblaͤtter (k) 48¼
eben ſolcher Theile haben. An Maͤnnern, jedoch nur
von Herkuls zu verſtehen, ſtehen die Huͤften 48, die
Schulterblaͤtter 57, folglich in kleinern Verhaͤltniſſe von
einander ab. Cowper ſezzt dieſes Verhaͤltniß fuͤr Maͤn-
ner wie 2, in Frauens wie ¾, indem er die Geſichts-
breite
(h)
L. II. p. 29.
(i) MONRO, BEURLIN. Iuxat.
fem. n. 8.
(k)
Schmale Schultern beim
RNAZES. ad MANGER. c. 11.
c. 56.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 440. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/476>, abgerufen am 22.11.2024.
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