auf der Scheide(g). Hinter sich hat die Blase bei Manns- personen die vorlezzte Biegung des Mastdarms (h), bei Frauenspersonen die Gebärmutter (i). Die öberste Spizze trägt das aufliegende Darmfell, und Gedärme, die sich gleichsam vorne, und hinten zween blinde Sinus aus- bilden.
Obschon die Blase die Gebärmutter, und den Mast- darm zu berühren scheinet, so wie das Gedärme, so wird sie dennoch wirklich von allen diesen Theilen durch das dazwischen liegende Darmfell abgesondert; denn dieses steiget bei erwachsenen Personen (k), deren Blase nur mittelmäßig gros ist, von den Muskeln des Unterbauches hernieder, und hebet sich von dem Rande des Schaam- knochens ein wenig rükkwärts in die Höhe; es läuft vor- ne zur Blase, etwas früher, als die Blasenschnur, be- giebt sich auf das oberste Gewölbe der Blase (l), bedekkt solches, und es bleibt der übrige Theil dieses Behältnis- ses vorne nakkt und vereinigt sich blos (m) vermittelst ei- nes losen Fadengewebes, nicht ohne Fett bei sich zu ha- ben, mit dem Schaamknochen (n). Wir nehmen näm- lich an, daß die Blase über dem Schaamknochen hervor- ragt (o).
Von diesem Gewölbe (p) steiget das Darmfell rükk- wärts (q) herab, und zwar tiefer, als es in die Höhe gestiegen war, und bekleidet die ganze Hinterfläche der Blase, welche bei Männern nach dem Mastdarme zu
(i)Tab. art. pelv. I. PARSONS. t. 3. 5. daher verzögert eine volle Blase die Geburt Idem. p. 21.
(k)L. XX. p. 348. 349.
(l) Einigermaaßen BEUDT. be- siehe den VESAL. exam. obs. fal- lop p. 126.
(m) Durch Krankheiten ange- [Spaltenumbruch]
wachsen MORGAGN. sed. caus. II. p. 133.
(n)DOUGLAS. n. 20. Le DRAN. parall. p. 18 WINSLOW. ad MORAND. p. 317. Le CAT. Phil trans. n. 460.
(o)SPIGEL. L. VIII. t. 11. 12. VESAL. L V f. 2. b.
(p)ROSSET. hysterotomot.
(q)VESAL. l. c. p. 127. in der Doppelhaut des Darmfells be- findlich.
Die Harnwege. XXVI. Buch.
auf der Scheide(g). Hinter ſich hat die Blaſe bei Manns- perſonen die vorlezzte Biegung des Maſtdarms (h), bei Frauensperſonen die Gebaͤrmutter (i). Die oͤberſte Spizze traͤgt das aufliegende Darmfell, und Gedaͤrme, die ſich gleichſam vorne, und hinten zween blinde Sinus aus- bilden.
Obſchon die Blaſe die Gebaͤrmutter, und den Maſt- darm zu beruͤhren ſcheinet, ſo wie das Gedaͤrme, ſo wird ſie dennoch wirklich von allen dieſen Theilen durch das dazwiſchen liegende Darmfell abgeſondert; denn dieſes ſteiget bei erwachſenen Perſonen (k), deren Blaſe nur mittelmaͤßig gros iſt, von den Muſkeln des Unterbauches hernieder, und hebet ſich von dem Rande des Schaam- knochens ein wenig ruͤkkwaͤrts in die Hoͤhe; es laͤuft vor- ne zur Blaſe, etwas fruͤher, als die Blaſenſchnur, be- giebt ſich auf das oberſte Gewoͤlbe der Blaſe (l), bedekkt ſolches, und es bleibt der uͤbrige Theil dieſes Behaͤltniſ- ſes vorne nakkt und vereinigt ſich blos (m) vermittelſt ei- nes loſen Fadengewebes, nicht ohne Fett bei ſich zu ha- ben, mit dem Schaamknochen (n). Wir nehmen naͤm- lich an, daß die Blaſe uͤber dem Schaamknochen hervor- ragt (o).
Von dieſem Gewoͤlbe (p) ſteiget das Darmfell ruͤkk- waͤrts (q) herab, und zwar tiefer, als es in die Hoͤhe geſtiegen war, und bekleidet die ganze Hinterflaͤche der Blaſe, welche bei Maͤnnern nach dem Maſtdarme zu
(i)Tab. art. pelv. I. PARSONS. t. 3. 5. daher verzoͤgert eine volle Blaſe die Geburt Idem. p. 21.
(k)L. XX. p. 348. 349.
(l) Einigermaaßen BEUDT. be- ſiehe den VESAL. exam. obſ. fal- lop p. 126.
(m) Durch Krankheiten ange- [Spaltenumbruch]
wachſen MORGAGN. ſed. cauſ. II. p. 133.
(n)DOUGLAS. n. 20. Le DRAN. parall. p. 18 WINSLOW. ad MORAND. p. 317. Le CAT. Phil tranſ. n. 460.
(o)SPIGEL. L. VIII. t. 11. 12. VESAL. L V f. 2. b.
(p)ROSSET. hyſterotomot.
(q)VESAL. l. c. p. 127. in der Doppelhaut des Darmfells be- findlich.
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Die Harnwege. XXVI. Buch.
auf der Scheide (g). Hinter ſich hat die Blaſe bei Manns-
perſonen die vorlezzte Biegung des Maſtdarms (h), bei
Frauensperſonen die Gebaͤrmutter (i). Die oͤberſte Spizze
traͤgt das aufliegende Darmfell, und Gedaͤrme, die ſich
gleichſam vorne, und hinten zween blinde Sinus aus-
bilden.
Obſchon die Blaſe die Gebaͤrmutter, und den Maſt-
darm zu beruͤhren ſcheinet, ſo wie das Gedaͤrme, ſo wird
ſie dennoch wirklich von allen dieſen Theilen durch das
dazwiſchen liegende Darmfell abgeſondert; denn dieſes
ſteiget bei erwachſenen Perſonen (k), deren Blaſe nur
mittelmaͤßig gros iſt, von den Muſkeln des Unterbauches
hernieder, und hebet ſich von dem Rande des Schaam-
knochens ein wenig ruͤkkwaͤrts in die Hoͤhe; es laͤuft vor-
ne zur Blaſe, etwas fruͤher, als die Blaſenſchnur, be-
giebt ſich auf das oberſte Gewoͤlbe der Blaſe (l), bedekkt
ſolches, und es bleibt der uͤbrige Theil dieſes Behaͤltniſ-
ſes vorne nakkt und vereinigt ſich blos (m) vermittelſt ei-
nes loſen Fadengewebes, nicht ohne Fett bei ſich zu ha-
ben, mit dem Schaamknochen (n). Wir nehmen naͤm-
lich an, daß die Blaſe uͤber dem Schaamknochen hervor-
ragt (o).
Von dieſem Gewoͤlbe (p) ſteiget das Darmfell ruͤkk-
waͤrts (q) herab, und zwar tiefer, als es in die Hoͤhe
geſtiegen war, und bekleidet die ganze Hinterflaͤche der
Blaſe, welche bei Maͤnnern nach dem Maſtdarme zu
gekehrt
(g)
Tab. art. pelv. WEIT-
BRECHT ib.
(h) Tab. art. pelv. Le DRAU.
t. 4. BEUDT.
(i) Tab. art. pelv. I. PARSONS.
t. 3. 5. daher verzoͤgert eine volle
Blaſe die Geburt Idem. p. 21.
(k) L. XX. p. 348. 349.
(l) Einigermaaßen BEUDT. be-
ſiehe den VESAL. exam. obſ. fal-
lop p. 126.
(m) Durch Krankheiten ange-
wachſen MORGAGN. ſed. cauſ.
II. p. 133.
(n) DOUGLAS. n. 20. Le
DRAN. parall. p. 18 WINSLOW.
ad MORAND. p. 317. Le CAT.
Phil tranſ. n. 460.
(o) SPIGEL. L. VIII. t. 11. 12.
VESAL. L V f. 2. b.
(p) ROSSET. hyſterotomot.
(q) VESAL. l. c. p. 127. in der
Doppelhaut des Darmfells be-
findlich.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/480>, abgerufen am 22.11.2024.
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