Wenn ich nun die Zergliederung vor mich nehmen woll- te, so würde ich, der Natur zu Folge(k) und nach der Ein- sicht solcher Schriftsteller (l) die gewis allen Glauben ver- dienen, ein einziges dünnes Gedärme festsezzen, nicht nur, weil dasselbe fast überall einerlei Bau hat, sondern weil es auch im Durchmesser wenig von einander abweicht, und die Natur dasjenige Merkmal von Unterscheidung, welches bei den Menschen die besondere Lage des mesocoli transversi anbietet, bei vierfüßigen Thieren nicht angebracht hat.
Weil ich aber keine Lust habe, durch neue Wortein- führung berühmt zu werden, so will ich wenigstens den eignen Namen des Zwölffingerdams(l*) beibehalten, der ein vom Pförtner bis zum Gekröse des dikken Gedär- mes (m) verlängerter Theil des dünnen Gedärmes ist, und fast ganz und gar zwischen den beiden Blättern des Gekröses am dikken Gedärme enthalten ist; von dem andern Theile des dünnen Gedärmes, der unterhalb dem mesocolon transversum ist, und von keiner Be- kleidung bedekkt, weitläuftig im Unterleibe herumirrt, werden wir an einem andern Orte handeln. Es ist un- recht, den Zwölffingerdarm nach Queerfingern abzumes- sen (n), oder nach der Jnsertion des gemeinschaftlichen Gallenganges zu bestimmen (o), die an und für sich selbst
schon
(k)[Spaltenumbruch]
Solches gesteht COLUM- BUS p. 228 WINSLOW IV. n. 102. TYSON pygmy p. 33.
(l) ein einziger dünner Darm nach dem Autor HIPPOCRATI- CUS peri anatomes. es ist besser dünnen Darm, als dünnes Ge- därme zu sagen SCHELHAMMER physiolog. P. CXXVII. wie auch BONTEKOE oper. T. I. p 79. und vorher. RIOLANUS enchirid. p. 102.
(l*)Pylorum nennen es hie und da die Alten. CAELIUS Chron. L. VI. c. 6. POLLUX p. 214
(m)VESAL. L. V. p. 668. [Spaltenumbruch]
unvollkommner, und besser SAN- TORIN obs. c. 9. n. 7. WINS- LOW IV. n. 105. CLAUSEN de duoden. p. 16.
(n) Er sei zwölf Finger lang, doch die Fingerspizze zum Maas- stabe genommen. WINSLOW I. c. hat daher dem Namen vom HEROPHILO beim GALEN ad- min. anat. L. VI. c. 9. daher RU- FUS apell. II. p. 61.
(o)GLISSON p. 180. daher giebt er ihm 4 Zoll im Menschen zur Länge. Doch giebt nur vier Queerfinger demselben LOESEL
de
I. Abſchn. Zergliederung des duͤnnen
Wenn ich nun die Zergliederung vor mich nehmen woll- te, ſo wuͤrde ich, der Natur zu Folge(k) und nach der Ein- ſicht ſolcher Schriftſteller (l) die gewis allen Glauben ver- dienen, ein einziges duͤnnes Gedaͤrme feſtſezzen, nicht nur, weil daſſelbe faſt uͤberall einerlei Bau hat, ſondern weil es auch im Durchmeſſer wenig von einander abweicht, und die Natur dasjenige Merkmal von Unterſcheidung, welches bei den Menſchen die beſondere Lage des meſocoli transverſi anbietet, bei vierfuͤßigen Thieren nicht angebracht hat.
Weil ich aber keine Luſt habe, durch neue Wortein- fuͤhrung beruͤhmt zu werden, ſo will ich wenigſtens den eignen Namen des Zwoͤlffingerdams(l*) beibehalten, der ein vom Pfoͤrtner bis zum Gekroͤſe des dikken Gedaͤr- mes (m) verlaͤngerter Theil des duͤnnen Gedaͤrmes iſt, und faſt ganz und gar zwiſchen den beiden Blaͤttern des Gekroͤſes am dikken Gedaͤrme enthalten iſt; von dem andern Theile des duͤnnen Gedaͤrmes, der unterhalb dem meſocolon transverſum iſt, und von keiner Be- kleidung bedekkt, weitlaͤuftig im Unterleibe herumirrt, werden wir an einem andern Orte handeln. Es iſt un- recht, den Zwoͤlffingerdarm nach Queerfingern abzumeſ- ſen (n), oder nach der Jnſertion des gemeinſchaftlichen Gallenganges zu beſtimmen (o), die an und fuͤr ſich ſelbſt
ſchon
(k)[Spaltenumbruch]
Solches geſteht COLUM- BUS p. 228 WINSLOW IV. n. 102. TYSON pygmy p. 33.
(l) ein einziger duͤnner Darm nach dem Autor HIPPOCRATI- CUS ϖεϱι ανατομῆς. es iſt beſſer duͤnnen Darm, als duͤnnes Ge- daͤrme zu ſagen SCHELHAMMER phyſiolog. P. CXXVII. wie auch BONTEKOE oper. T. I. p 79. und vorher. RIOLANUS enchirid. p. 102.
(l*)Pylorum nennen es hie und da die Alten. CÆLIUS Chron. L. VI. c. 6. POLLUX p. 214
(m)VESAL. L. V. p. 668. [Spaltenumbruch]
unvollkommner, und beſſer SAN- TORIN obſ. c. 9. n. 7. WINS- LOW IV. n. 105. CLAUSEN de duoden. p. 16.
(n) Er ſei zwoͤlf Finger lang, doch die Fingerſpizze zum Maas- ſtabe genommen. WINSLOW I. c. hat daher dem Namen vom HEROPHILO beim GALEN ad- min. anat. L. VI. c. 9. daher RU- FUS apell. II. p. 61.
(o)GLISSON p. 180. daher giebt er ihm 4 Zoll im Menſchen zur Laͤnge. Doch giebt nur vier Queerfinger demſelben LOESEL
de
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I. Abſchn. Zergliederung des duͤnnen
Wenn ich nun die Zergliederung vor mich nehmen woll-
te, ſo wuͤrde ich, der Natur zu Folge (k) und nach der Ein-
ſicht ſolcher Schriftſteller (l) die gewis allen Glauben ver-
dienen, ein einziges duͤnnes Gedaͤrme feſtſezzen, nicht nur,
weil daſſelbe faſt uͤberall einerlei Bau hat, ſondern weil es
auch im Durchmeſſer wenig von einander abweicht, und die
Natur dasjenige Merkmal von Unterſcheidung, welches bei
den Menſchen die beſondere Lage des meſocoli transverſi
anbietet, bei vierfuͤßigen Thieren nicht angebracht hat.
Weil ich aber keine Luſt habe, durch neue Wortein-
fuͤhrung beruͤhmt zu werden, ſo will ich wenigſtens den
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der ein vom Pfoͤrtner bis zum Gekroͤſe des dikken Gedaͤr-
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kleidung bedekkt, weitlaͤuftig im Unterleibe herumirrt,
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recht, den Zwoͤlffingerdarm nach Queerfingern abzumeſ-
ſen (n), oder nach der Jnſertion des gemeinſchaftlichen
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ſchon
(k)
Solches geſteht COLUM-
BUS p. 228 WINSLOW IV.
n. 102. TYSON pygmy p. 33.
(l) ein einziger duͤnner Darm
nach dem Autor HIPPOCRATI-
CUS ϖεϱι ανατομῆς. es iſt beſſer
duͤnnen Darm, als duͤnnes Ge-
daͤrme zu ſagen SCHELHAMMER
phyſiolog. P. CXXVII. wie auch
BONTEKOE oper. T. I. p 79.
und vorher. RIOLANUS enchirid.
p. 102.
(l*) Pylorum nennen es hie
und da die Alten. CÆLIUS Chron.
L. VI. c. 6. POLLUX p. 214
(m) VESAL. L. V. p. 668.
unvollkommner, und beſſer SAN-
TORIN obſ. c. 9. n. 7. WINS-
LOW IV. n. 105. CLAUSEN de
duoden. p. 16.
(n) Er ſei zwoͤlf Finger lang,
doch die Fingerſpizze zum Maas-
ſtabe genommen. WINSLOW
I. c. hat daher dem Namen vom
HEROPHILO beim GALEN ad-
min. anat. L. VI. c. 9. daher RU-
FUS apell. II. p. 61.
(o) GLISSON p. 180. daher
giebt er ihm 4 Zoll im Menſchen
zur Laͤnge. Doch giebt nur vier
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/51>, abgerufen am 21.11.2024.
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