Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

Bild:
<< vorherige Seite
III. Abschn. Der Harn.

Es giebt Schriftsteller, welche nicht unberühmt sind:
diese bemerken, daß die linke Niere öfter vom Steine an-
gegriffen werde(g), weil ihre Blutader länger ist, und
ihr Blut über die Aorte hinüber mit grösserer Schwie-
rigkeit zurükke führt (g*). Dahin gehöret auch, daß der
Stein bei Frauenspersonen seltener vorkömmt, weil ihre
Harnröhre weiter ist (g+).

Die zwote Ursache scheinet ein jeder Magnet, das
zähe, welches in der Blase zunimmt (h) zu seyn, weil
es die erdige Theilchen an sich zieht, und feste hält. Die-
ses zähe ist sehr oft ein Eiter (i), um welchen ein kalkar-
tiges Wesen, so wie um die, mit Eiter dedekkte Fäden
in Personen, die den Stein haben, wächst (k). Bis-
weilen und nicht gar zu selten, hat man Blut(l) und auch
mitten in den Steinen gefunden (m). Ein in Blut
eingetauchter Stein bekömmt einen ansehnlichen Zu-
wachs (m*). Eben dieses thut auch ein träger Schleim,
der über die Gewohnheit angewachsen. Daher kömmt
es, daß aus dem Blasenschleime solcher Kranken, die
mit dem Steine behaftet sind, von selbsten Steine wach-
sen (n), und ich ziehe zu dieser Art, unsern gelben Leim,

womit
(g) [Spaltenumbruch] MORGAGN. sed. et caus.
morb. II. p. 141. NICOLAI
vom
Steine p. 142. 143.
(g*) SCHULZE, KIESEWET-
TER &c.
(g+) MORGAGN. sed. et caus.
morb. II. p.
117.
(h) Der Leim ist des Steines
Keim (glaire) CAMUS Mem. p. 201.
(i) ELLER. Misc. Berol. p. 29.
im Kniegeschwüre PAEON. et Py-
thag. exerc. n.
2. im Abces der
tibia BORELL. obs. 4. Cent. I. im
Schulte geschwür Cent. I. obs. 86.
die Materie eines Abcesses zum
Carpus laufend, ward zu Stein.
HILDAN. Epist. II.
(k) RAV. bei dem DENYS. p.
14. PLATNER. calc. adhaer. p.
15.
(l) [Spaltenumbruch] SLAPE Phil. trans. n. 157.
(m) Der Steinkern ist immer
röthlich FERNEL. Pathol. L. IV.
c. 13. p. 176. 186. THIRCER. de
calcu o.
eine blutähnliche Matcrie
im aufgelöstem Steine eines Och-
sen STAEHLLIN. p. 13. Idem p. 75.
Steine, wie Maulbeeren, haben
in der Mitte gemeiniglich einen
Blutklumpen PALUCCI lithol.
perfect. p.
125. Steine, inwendig
voller Blutklümpe HEUERMAN.
Opper. Chirur. T. II. p.
69.
(m*) PALUCCI l. c. p. 130. 131.
(n) SCHURIG. lithol. p. 5.
DESAULT. de la pierre p. 54. De
HAEN rat. med. V. p.
172. So
beim THONER. L. III. obs. 5.
RUYSCH.
III. Abſchn. Der Harn.

Es giebt Schriftſteller, welche nicht unberuͤhmt ſind:
dieſe bemerken, daß die linke Niere oͤfter vom Steine an-
gegriffen werde(g), weil ihre Blutader laͤnger iſt, und
ihr Blut uͤber die Aorte hinuͤber mit groͤſſerer Schwie-
rigkeit zuruͤkke fuͤhrt (g*). Dahin gehoͤret auch, daß der
Stein bei Frauensperſonen ſeltener vorkoͤmmt, weil ihre
Harnroͤhre weiter iſt (g†).

Die zwote Urſache ſcheinet ein jeder Magnet, das
zaͤhe, welches in der Blaſe zunimmt (h) zu ſeyn, weil
es die erdige Theilchen an ſich zieht, und feſte haͤlt. Die-
ſes zaͤhe iſt ſehr oft ein Eiter (i), um welchen ein kalkar-
tiges Weſen, ſo wie um die, mit Eiter dedekkte Faͤden
in Perſonen, die den Stein haben, waͤchſt (k). Bis-
weilen und nicht gar zu ſelten, hat man Blut(l) und auch
mitten in den Steinen gefunden (m). Ein in Blut
eingetauchter Stein bekoͤmmt einen anſehnlichen Zu-
wachs (m*). Eben dieſes thut auch ein traͤger Schleim,
der uͤber die Gewohnheit angewachſen. Daher koͤmmt
es, daß aus dem Blaſenſchleime ſolcher Kranken, die
mit dem Steine behaftet ſind, von ſelbſten Steine wach-
ſen (n), und ich ziehe zu dieſer Art, unſern gelben Leim,

womit
(g) [Spaltenumbruch] MORGAGN. ſed. et cauſ.
morb. II. p. 141. NICOLAI
vom
Steine p. 142. 143.
(g*) SCHULZE, KIESEWET-
TER &c.
(g†) MORGAGN. ſed. et cauſ.
morb. II. p.
117.
(h) Der Leim iſt des Steines
Keim (glaire) CAMUS Mém. p. 201.
(i) ELLER. Miſc. Berol. p. 29.
im Kniegeſchwuͤre PAEON. et Py-
thag. exerc. n.
2. im Abces der
tibia BORELL. obſ. 4. Cent. I. im
Schulte geſchwuͤr Cent. I. obſ. 86.
die Materie eines Abceſſes zum
Carpus laufend, ward zu Stein.
HILDAN. Epiſt. II.
(k) RAV. bei dem DENYS. p.
14. PLATNER. calc. adhær. p.
15.
(l) [Spaltenumbruch] SLAPE Phil. tranſ. n. 157.
(m) Der Steinkern iſt immer
roͤthlich FERNEL. Pathol. L. IV.
c. 13. p. 176. 186. THIRCER. de
calcu o.
eine blutaͤhnliche Matcrie
im aufgeloͤſtem Steine eines Och-
ſen STAEHLLIN. p. 13. Idem p. 75.
Steine, wie Maulbeeren, haben
in der Mitte gemeiniglich einen
Blutklumpen PALUCCI lithol.
perfect. p.
125. Steine, inwendig
voller Blutkluͤmpe HEUERMAN.
Opper. Chirur. T. II. p.
69.
(m*) PALUCCI l. c. p. 130. 131.
(n) SCHURIG. lithol. p. 5.
DESAULT. de la pierre p. 54. De
HAEN rat. med. V. p.
172. So
beim THONER. L. III. obſ. 5.
RUYSCH.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0575" n="539"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III.</hi> Ab&#x017F;chn. Der Harn.</hi> </fw><lb/>
              <p>Es giebt Schrift&#x017F;teller, welche nicht unberu&#x0364;hmt &#x017F;ind:<lb/>
die&#x017F;e bemerken, daß die linke Niere o&#x0364;fter vom Steine an-<lb/>
gegriffen werde<note place="foot" n="(g)"><cb/><hi rendition="#aq">MORGAGN. &#x017F;ed. et cau&#x017F;.<lb/>
morb. II. p. 141. NICOLAI</hi> vom<lb/>
Steine <hi rendition="#aq">p.</hi> 142. 143.</note>, weil ihre Blutader la&#x0364;nger i&#x017F;t, und<lb/>
ihr Blut u&#x0364;ber die Aorte hinu&#x0364;ber mit gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erer Schwie-<lb/>
rigkeit zuru&#x0364;kke fu&#x0364;hrt <note place="foot" n="(g*)"><hi rendition="#aq">SCHULZE, KIESEWET-<lb/>
TER &amp;c.</hi></note>. Dahin geho&#x0364;ret auch, daß der<lb/>
Stein bei Frauensper&#x017F;onen &#x017F;eltener vorko&#x0364;mmt, weil ihre<lb/>
Harnro&#x0364;hre weiter i&#x017F;t <note place="foot" n="(g&#x2020;)"><hi rendition="#aq">MORGAGN. &#x017F;ed. et cau&#x017F;.<lb/>
morb. II. p.</hi> 117.</note>.</p><lb/>
              <p>Die zwote Ur&#x017F;ache &#x017F;cheinet ein jeder Magnet, das<lb/>
za&#x0364;he, welches in der Bla&#x017F;e zunimmt <note place="foot" n="(h)">Der Leim i&#x017F;t des Steines<lb/>
Keim <hi rendition="#aq">(glaire) CAMUS Mém. p.</hi> 201.</note> zu &#x017F;eyn, weil<lb/>
es die erdige Theilchen an &#x017F;ich zieht, und fe&#x017F;te ha&#x0364;lt. Die-<lb/>
&#x017F;es za&#x0364;he i&#x017F;t &#x017F;ehr oft ein Eiter <note place="foot" n="(i)"><hi rendition="#aq">ELLER. Mi&#x017F;c. Berol. p.</hi> 29.<lb/>
im Kniege&#x017F;chwu&#x0364;re <hi rendition="#aq">PAEON. et Py-<lb/>
thag. exerc. n.</hi> 2. im Abces der<lb/><hi rendition="#aq">tibia BORELL. ob&#x017F;. 4. Cent. I.</hi> im<lb/>
Schulte ge&#x017F;chwu&#x0364;r <hi rendition="#aq">Cent. I. ob&#x017F;.</hi> 86.<lb/>
die Materie eines Abce&#x017F;&#x017F;es zum<lb/><hi rendition="#aq">Carpus</hi> laufend, ward zu Stein.<lb/><hi rendition="#aq">HILDAN. Epi&#x017F;t. II.</hi></note>, um welchen ein kalkar-<lb/>
tiges We&#x017F;en, &#x017F;o wie um die, mit Eiter dedekkte Fa&#x0364;den<lb/>
in Per&#x017F;onen, die den Stein haben, wa&#x0364;ch&#x017F;t <note place="foot" n="(k)"><hi rendition="#aq">RAV.</hi> bei dem <hi rendition="#aq">DENYS. p.<lb/>
14. PLATNER. calc. adhær. p.</hi> 15.</note>. Bis-<lb/>
weilen und nicht gar zu &#x017F;elten, hat man Blut<note place="foot" n="(l)"><cb/><hi rendition="#aq">SLAPE Phil. tran&#x017F;. n.</hi> 157.</note> und auch<lb/>
mitten in den Steinen gefunden <note place="foot" n="(m)">Der Steinkern i&#x017F;t immer<lb/>
ro&#x0364;thlich <hi rendition="#aq">FERNEL. Pathol. L. IV.<lb/>
c. 13. p. 176. 186. THIRCER. de<lb/>
calcu o.</hi> eine bluta&#x0364;hnliche Matcrie<lb/>
im aufgelo&#x0364;&#x017F;tem Steine eines Och-<lb/>
&#x017F;en <hi rendition="#aq">STAEHLLIN. p. 13. <hi rendition="#i">Idem</hi> p.</hi> 75.<lb/>
Steine, wie Maulbeeren, haben<lb/>
in der Mitte gemeiniglich einen<lb/>
Blutklumpen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">PALUCCI</hi> lithol.<lb/>
perfect. p.</hi> 125. Steine, inwendig<lb/>
voller Blutklu&#x0364;mpe <hi rendition="#aq">HEUERMAN.<lb/>
Opper. Chirur. T. II. p.</hi> 69.</note>. Ein in Blut<lb/>
eingetauchter Stein beko&#x0364;mmt einen an&#x017F;ehnlichen Zu-<lb/>
wachs <note place="foot" n="(m*)"><hi rendition="#aq">PALUCCI l. c. p.</hi> 130. 131.</note>. Eben die&#x017F;es thut auch ein tra&#x0364;ger Schleim,<lb/>
der u&#x0364;ber die Gewohnheit angewach&#x017F;en. Daher ko&#x0364;mmt<lb/>
es, daß aus dem Bla&#x017F;en&#x017F;chleime &#x017F;olcher Kranken, die<lb/>
mit dem Steine behaftet &#x017F;ind, von &#x017F;elb&#x017F;ten Steine wach-<lb/>
&#x017F;en <note xml:id="f39" next="#f40" place="foot" n="(n)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SCHURIG.</hi> lithol. p. 5.<lb/>
DESAULT. de la pierre p. 54. De<lb/>
HAEN rat. med. V. p.</hi> 172. So<lb/>
beim <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">THONER.</hi> L. III. ob&#x017F;. 5.</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">RUYSCH.</hi></fw></note>, und ich ziehe zu die&#x017F;er Art, un&#x017F;ern gelben Leim,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">womit</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[539/0575] III. Abſchn. Der Harn. Es giebt Schriftſteller, welche nicht unberuͤhmt ſind: dieſe bemerken, daß die linke Niere oͤfter vom Steine an- gegriffen werde (g), weil ihre Blutader laͤnger iſt, und ihr Blut uͤber die Aorte hinuͤber mit groͤſſerer Schwie- rigkeit zuruͤkke fuͤhrt (g*). Dahin gehoͤret auch, daß der Stein bei Frauensperſonen ſeltener vorkoͤmmt, weil ihre Harnroͤhre weiter iſt (g†). Die zwote Urſache ſcheinet ein jeder Magnet, das zaͤhe, welches in der Blaſe zunimmt (h) zu ſeyn, weil es die erdige Theilchen an ſich zieht, und feſte haͤlt. Die- ſes zaͤhe iſt ſehr oft ein Eiter (i), um welchen ein kalkar- tiges Weſen, ſo wie um die, mit Eiter dedekkte Faͤden in Perſonen, die den Stein haben, waͤchſt (k). Bis- weilen und nicht gar zu ſelten, hat man Blut (l) und auch mitten in den Steinen gefunden (m). Ein in Blut eingetauchter Stein bekoͤmmt einen anſehnlichen Zu- wachs (m*). Eben dieſes thut auch ein traͤger Schleim, der uͤber die Gewohnheit angewachſen. Daher koͤmmt es, daß aus dem Blaſenſchleime ſolcher Kranken, die mit dem Steine behaftet ſind, von ſelbſten Steine wach- ſen (n), und ich ziehe zu dieſer Art, unſern gelben Leim, womit (g) MORGAGN. ſed. et cauſ. morb. II. p. 141. NICOLAI vom Steine p. 142. 143. (g*) SCHULZE, KIESEWET- TER &c. (g†) MORGAGN. ſed. et cauſ. morb. II. p. 117. (h) Der Leim iſt des Steines Keim (glaire) CAMUS Mém. p. 201. (i) ELLER. Miſc. Berol. p. 29. im Kniegeſchwuͤre PAEON. et Py- thag. exerc. n. 2. im Abces der tibia BORELL. obſ. 4. Cent. I. im Schulte geſchwuͤr Cent. I. obſ. 86. die Materie eines Abceſſes zum Carpus laufend, ward zu Stein. HILDAN. Epiſt. II. (k) RAV. bei dem DENYS. p. 14. PLATNER. calc. adhær. p. 15. (l) SLAPE Phil. tranſ. n. 157. (m) Der Steinkern iſt immer roͤthlich FERNEL. Pathol. L. IV. c. 13. p. 176. 186. THIRCER. de calcu o. eine blutaͤhnliche Matcrie im aufgeloͤſtem Steine eines Och- ſen STAEHLLIN. p. 13. Idem p. 75. Steine, wie Maulbeeren, haben in der Mitte gemeiniglich einen Blutklumpen PALUCCI lithol. perfect. p. 125. Steine, inwendig voller Blutkluͤmpe HEUERMAN. Opper. Chirur. T. II. p. 69. (m*) PALUCCI l. c. p. 130. 131. (n) SCHURIG. lithol. p. 5. DESAULT. de la pierre p. 54. De HAEN rat. med. V. p. 172. So beim THONER. L. III. obſ. 5. RUYSCH.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/575
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 539. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/575>, abgerufen am 22.11.2024.