gebracht, welche den Ursprung des Harngangs in Bewe- gung sezzen(o).
Bisweilen rühret das Harnverhalten blos von der Faserschlaffigkeit gesunder Nieren her (p), und es geben Leute, welche bei grosser Mattigkeit lange Zeit keine Speise zu sich nehmen, auch keinen Urin, so gar in vierzig Ta- gen nicht von sich (q).
Damit auch nicht gar zu dikke Säfte durch die Harn- gefässe gehen möchte, so hat die Natur selbige härter (r), als irgendwo geschaffen, und in dichte Päkke (s) mit da- zwischen liegenden rothen schlagenden Pulsäderchen, so die kleine Röhrchen enge machen, gewikkelt. Es scheinen auch diese Mündungen geschikkt zu seyn, sich bei der Reizbarkeit langsam zusammen zu ziehen, und zu veren- gern (s*).
Die Harnruhr, von der wir so gleich reden werden, ist eine Krankheit, in der eine, zur Ernährung taugli- che Flüßigkeit(t), durch die Wege des Harns abgeht: man heilet selbige durch einen langen Gebrauch der Rha- barber (u), wodurch die festen Theile adstringirt werden; denn es zeiget die Farbe der Rhabarber, die sie dem Urine mittheilt, daß sie auf die Wege des Urins ihre Wirkung thue.
Das Verengern durch die Nerven, bringet eben den Erfolg, als die Dichtigkeit hervor. Wir haben hier
die
(o)[Spaltenumbruch]BERTIN. Mem. de l'Acad. 1744. p 38.
(p)RIOLAN. p. 144.
(q)BIRCH T. I. p 389. sehr wenig, wenn es fror. G. v. SWIE- TEN T. III. p. 264. sehr wenig bei verschiedyen Weibern III. SOMIS. raggionam. p. 74. Conf. p. 338.
(r)p. 252.
(s)p. 284.
(s*) Zusammengezogen an der Niere MORGAGN. sed. caus. II. pag. 140. verschlossen AYEWIN. de nephrit.
(t)[Spaltenumbruch]
Davon Honigsüsse. MOR- TON. CHEYNE diseases of the body. p. 174. Sanit. infirm. p. 149. KEIL. anim. secret. p. 70. HEYDE obs. 28. BLANCHAARD. Jaarre- gist. l. n. 7. WILLIS. pharm. p. 85. 86. GALEN. di Miner. T. V. pag. 203. 204. häufig in Jndien DAALMANS. p. 120.
(u)ALBIN. c. 7. n. 12. BUCH- WALD. de diabete. MORTON. phthisiolog. L L. c. 8 (mit dia- scordio) HARRIG. ad BAGLIV. p. 828.
N n 4
IV. Abſchn. die der Harn nimmt.
gebracht, welche den Urſprung des Harngangs in Bewe- gung ſezzen(o).
Bisweilen ruͤhret das Harnverhalten blos von der Faſerſchlaffigkeit geſunder Nieren her (p), und es geben Leute, welche bei groſſer Mattigkeit lange Zeit keine Speiſe zu ſich nehmen, auch keinen Urin, ſo gar in vierzig Ta- gen nicht von ſich (q).
Damit auch nicht gar zu dikke Saͤfte durch die Harn- gefaͤſſe gehen moͤchte, ſo hat die Natur ſelbige haͤrter (r), als irgendwo geſchaffen, und in dichte Paͤkke (s) mit da- zwiſchen liegenden rothen ſchlagenden Pulsaͤderchen, ſo die kleine Roͤhrchen enge machen, gewikkelt. Es ſcheinen auch dieſe Muͤndungen geſchikkt zu ſeyn, ſich bei der Reizbarkeit langſam zuſammen zu ziehen, und zu veren- gern (s*).
Die Harnruhr, von der wir ſo gleich reden werden, iſt eine Krankheit, in der eine, zur Ernaͤhrung taugli- che Fluͤßigkeit(t), durch die Wege des Harns abgeht: man heilet ſelbige durch einen langen Gebrauch der Rha- barber (u), wodurch die feſten Theile adſtringirt werden; denn es zeiget die Farbe der Rhabarber, die ſie dem Urine mittheilt, daß ſie auf die Wege des Urins ihre Wirkung thue.
Das Verengern durch die Nerven, bringet eben den Erfolg, als die Dichtigkeit hervor. Wir haben hier
die
(o)[Spaltenumbruch]BERTIN. Mém. de l’Acad. 1744. p 38.
(p)RIOLAN. p. 144.
(q)BIRCH T. I. p 389. ſehr wenig, wenn es fror. G. v. SWIE- TEN T. III. p. 264. ſehr wenig bei verſchiedyen Weibern III. SOMIS. raggionam. p. 74. Conf. p. 338.
(r)p. 252.
(s)p. 284.
(s*) Zuſammengezogen an der Niere MORGAGN. ſed. cauſ. II. pag. 140. verſchloſſen AYEWIN. de nephrit.
(t)[Spaltenumbruch]
Davon Honigſuͤſſe. MOR- TON. CHEYNE diſeaſes of the body. p. 174. Sanit. infirm. p. 149. KEIL. anim. ſecret. p. 70. HEYDE obſ. 28. BLANCHAARD. Jaarre- giſt. l. n. 7. WILLIS. pharm. p. 85. 86. GALEN. di Miner. T. V. pag. 203. 204. haͤufig in Jndien DAALMANS. p. 120.
(u)ALBIN. c. 7. n. 12. BUCH- WALD. de diabete. MORTON. phthiſiolog. L L. c. 8 (mit dia- ſcordio) HARRIG. ad BAGLIV. p. 828.
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IV. Abſchn. die der Harn nimmt.
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gung ſezzen (o).
Bisweilen ruͤhret das Harnverhalten blos von der
Faſerſchlaffigkeit geſunder Nieren her (p), und es geben
Leute, welche bei groſſer Mattigkeit lange Zeit keine Speiſe
zu ſich nehmen, auch keinen Urin, ſo gar in vierzig Ta-
gen nicht von ſich (q).
Damit auch nicht gar zu dikke Saͤfte durch die Harn-
gefaͤſſe gehen moͤchte, ſo hat die Natur ſelbige haͤrter (r),
als irgendwo geſchaffen, und in dichte Paͤkke (s) mit da-
zwiſchen liegenden rothen ſchlagenden Pulsaͤderchen, ſo
die kleine Roͤhrchen enge machen, gewikkelt. Es ſcheinen
auch dieſe Muͤndungen geſchikkt zu ſeyn, ſich bei der
Reizbarkeit langſam zuſammen zu ziehen, und zu veren-
gern (s*).
Die Harnruhr, von der wir ſo gleich reden werden,
iſt eine Krankheit, in der eine, zur Ernaͤhrung taugli-
che Fluͤßigkeit (t), durch die Wege des Harns abgeht:
man heilet ſelbige durch einen langen Gebrauch der Rha-
barber (u), wodurch die feſten Theile adſtringirt werden;
denn es zeiget die Farbe der Rhabarber, die ſie dem
Urine mittheilt, daß ſie auf die Wege des Urins ihre
Wirkung thue.
Das Verengern durch die Nerven, bringet eben den
Erfolg, als die Dichtigkeit hervor. Wir haben hier
die
(o)
BERTIN. Mém. de l’Acad.
1744. p 38.
(p) RIOLAN. p. 144.
(q) BIRCH T. I. p 389. ſehr
wenig, wenn es fror. G. v. SWIE-
TEN T. III. p. 264. ſehr wenig bei
verſchiedyen Weibern III. SOMIS.
raggionam. p. 74. Conf. p. 338.
(r) p. 252.
(s) p. 284.
(s*) Zuſammengezogen an der
Niere MORGAGN. ſed. cauſ. II.
pag. 140. verſchloſſen AYEWIN.
de nephrit.
(t)
Davon Honigſuͤſſe. MOR-
TON. CHEYNE diſeaſes of the
body. p. 174. Sanit. infirm. p. 149.
KEIL. anim. ſecret. p. 70. HEYDE
obſ. 28. BLANCHAARD. Jaarre-
giſt. l. n. 7. WILLIS. pharm. p.
85. 86. GALEN. di Miner. T. V.
pag. 203. 204. haͤufig in Jndien
DAALMANS. p. 120.
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WALD. de diabete. MORTON.
phthiſiolog. L L. c. 8 (mit dia-
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p. 828.
N n 4
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 567. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/603>, abgerufen am 22.11.2024.
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