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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

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IV. Abschn. die der Harn nimmt.
Kanal zu kommen, welcher unter allen der weiteste ist.
Bei einem so kleinen Wege ist die Gefahr für eine Ge-
rinnung nur sehr geringe.

Auf die Ableitungstheorie kann man antworten, wenn
es nöthig gewesen, das Blut von der Niere wegzuleiten,
so wäre es leichter gewesen, die Niere mit ihren Schlag-
adern kleiner zu machen, da diese doch in der Frucht grös-
ser ist: so wie die Natur das Blut sehr leicht von den
Hoden und von der Gebärmutter, ohne besondre Her-
bergen, wegleitet, indem sie solche klein gemacht.

Die das Wesen der nebenniere limphatisch angeben,
haben einen gerinnbaren Saft, der für diese Hipothese
spricht, und das gemeinschaftliche Verhältniß des Jn-
haltes der einfachen Drüsen mit den Nebennieren in der
Frucht, so grösser, als bei Erwachsenen ist, zum Augen-
merke(l). Und dennoch unterscheidet sich der Saft dieser
Nebenniere von dem weissen milchartigen Drüsensafte(m)
und von der Limphe der Frucht. Ja man hat bisher
noch nicht zu zeigen vermocht, daß limphatische Gefässe
diesen Saft aus der Höhlung der Nebennieren wieder
aufnehmen.

Wenn man also alles mit Gedult überlegt, so läßt
sich von diesen Nebennieren weiter nichts mit Gewißheit
versichern, als daß in ihnen ein Saft abgesondert wird,
welcher zum Leben der Frucht ohnentbehrlicher, als zum
Leben erwachsener Personen ist.

Daß sie mit den Jahren kleiner werden, kann man
wie dergleichen Abnahme an der Leber und Niere, dem
Drukke der sich ausdehnenden Lunge, und der Muskeln
zuschreiben, welche das Atemholen zu bedienen haben.

Jn
(l) [Spaltenumbruch] p. 286.
(m) [Spaltenumbruch] p. 289.
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IV. Abſchn. die der Harn nimmt.
Kanal zu kommen, welcher unter allen der weiteſte iſt.
Bei einem ſo kleinen Wege iſt die Gefahr fuͤr eine Ge-
rinnung nur ſehr geringe.

Auf die Ableitungstheorie kann man antworten, wenn
es noͤthig geweſen, das Blut von der Niere wegzuleiten,
ſo waͤre es leichter geweſen, die Niere mit ihren Schlag-
adern kleiner zu machen, da dieſe doch in der Frucht groͤſ-
ſer iſt: ſo wie die Natur das Blut ſehr leicht von den
Hoden und von der Gebaͤrmutter, ohne beſondre Her-
bergen, wegleitet, indem ſie ſolche klein gemacht.

Die das Weſen der nebenniere limphatiſch angeben,
haben einen gerinnbaren Saft, der fuͤr dieſe Hipotheſe
ſpricht, und das gemeinſchaftliche Verhaͤltniß des Jn-
haltes der einfachen Druͤſen mit den Nebennieren in der
Frucht, ſo groͤſſer, als bei Erwachſenen iſt, zum Augen-
merke(l). Und dennoch unterſcheidet ſich der Saft dieſer
Nebenniere von dem weiſſen milchartigen Druͤſenſafte(m)
und von der Limphe der Frucht. Ja man hat bisher
noch nicht zu zeigen vermocht, daß limphatiſche Gefaͤſſe
dieſen Saft aus der Hoͤhlung der Nebennieren wieder
aufnehmen.

Wenn man alſo alles mit Gedult uͤberlegt, ſo laͤßt
ſich von dieſen Nebennieren weiter nichts mit Gewißheit
verſichern, als daß in ihnen ein Saft abgeſondert wird,
welcher zum Leben der Frucht ohnentbehrlicher, als zum
Leben erwachſener Perſonen iſt.

Daß ſie mit den Jahren kleiner werden, kann man
wie dergleichen Abnahme an der Leber und Niere, dem
Drukke der ſich ausdehnenden Lunge, und der Muſkeln
zuſchreiben, welche das Atemholen zu bedienen haben.

Jn
(l) [Spaltenumbruch] p. 286.
(m) [Spaltenumbruch] p. 289.
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[599/0635] IV. Abſchn. die der Harn nimmt. Kanal zu kommen, welcher unter allen der weiteſte iſt. Bei einem ſo kleinen Wege iſt die Gefahr fuͤr eine Ge- rinnung nur ſehr geringe. Auf die Ableitungstheorie kann man antworten, wenn es noͤthig geweſen, das Blut von der Niere wegzuleiten, ſo waͤre es leichter geweſen, die Niere mit ihren Schlag- adern kleiner zu machen, da dieſe doch in der Frucht groͤſ- ſer iſt: ſo wie die Natur das Blut ſehr leicht von den Hoden und von der Gebaͤrmutter, ohne beſondre Her- bergen, wegleitet, indem ſie ſolche klein gemacht. Die das Weſen der nebenniere limphatiſch angeben, haben einen gerinnbaren Saft, der fuͤr dieſe Hipotheſe ſpricht, und das gemeinſchaftliche Verhaͤltniß des Jn- haltes der einfachen Druͤſen mit den Nebennieren in der Frucht, ſo groͤſſer, als bei Erwachſenen iſt, zum Augen- merke (l). Und dennoch unterſcheidet ſich der Saft dieſer Nebenniere von dem weiſſen milchartigen Druͤſenſafte (m) und von der Limphe der Frucht. Ja man hat bisher noch nicht zu zeigen vermocht, daß limphatiſche Gefaͤſſe dieſen Saft aus der Hoͤhlung der Nebennieren wieder aufnehmen. Wenn man alſo alles mit Gedult uͤberlegt, ſo laͤßt ſich von dieſen Nebennieren weiter nichts mit Gewißheit verſichern, als daß in ihnen ein Saft abgeſondert wird, welcher zum Leben der Frucht ohnentbehrlicher, als zum Leben erwachſener Perſonen iſt. Daß ſie mit den Jahren kleiner werden, kann man wie dergleichen Abnahme an der Leber und Niere, dem Drukke der ſich ausdehnenden Lunge, und der Muſkeln zuſchreiben, welche das Atemholen zu bedienen haben. Jn (l) p. 286. (m) p. 289. P p 4

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 599. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/635>, abgerufen am 22.11.2024.