Wenn die Harnröhre aus der Blase kömmt, so schei- net sie im Vorsteher eine weisse, gespannte(a), feste Mem- bran zu seyn, wenn sie trokken ist. Sie ist aus der ner- vigen und innersten Haut der Blase (b), oder aus der Oberhaut, die hier ohne ein Zwischenwesen mit einander verbunden sind, zusammen gesezzt. Daß solches die Ober- haut sei, kann man sehr leicht schon aus dem Fortsazze mit der Oberhaut der Eichel erkennen, welche durch ein Loch der Harnröhre herzukömmt. Sie runzelt sich ge- meiniglich in einige Falten, der Länge nach, diese sehen nicht selten als Fleisch aus (c), und es ist keine Selten- heit, daselbst gleichsam Klappen anzutreffen (d). Jm Widder habe ich die ganze Harnröhre voller Beulchen gesehen, die nezzförmig gewebt waren.
Die nervige Haut machet auch an der Harnröhre das vornehmste Grundgewebe des ganzen Kanals aus; sie ist von aussen lose und schwammig, wo sie nach dem schwammigen Körper hin gekehrt ist, damit in selbiger, weil sie schwammiger Art, einige Schleimhölungen ihren Sizz nehmen möchten. Sie ist mit vielen Gefässen be- mahlt.
Sie hat eine genaue Empfindlichkeit, so oft es ihr am Schleime fehlt, und sonderlich, wenn sie von ihrer Oberhaut entblößt ist, und den nahen Eindrukk von der Schärfe des Urins fühlet.
Jn der Eichel verwandelt sie sich in die zarte und fleischige Eichelhaut, welche wir beschreiben werden.
Wenn
(a)[Spaltenumbruch]WINSLOW. n. 531.
(b)WINSLOW. n. 558. DU- VERNEY II. p. 274.
(c)MORGAGN. Sed. et Caus. [Spaltenumbruch]
morb. T. II. p. 176. vielleicht darum für muskulös gehalten SCHLICH- TING. mnemosyn. crit. p. 161.
(d)HEUERMAN. T. IV. p. 157.
Zeugungstheile, XXVII. Buch.
§. 31. Die Haͤute der Harnroͤhre.
Wenn die Harnroͤhre aus der Blaſe koͤmmt, ſo ſchei- net ſie im Vorſteher eine weiſſe, geſpannte(a), feſte Mem- bran zu ſeyn, wenn ſie trokken iſt. Sie iſt aus der ner- vigen und innerſten Haut der Blaſe (b), oder aus der Oberhaut, die hier ohne ein Zwiſchenweſen mit einander verbunden ſind, zuſammen geſezzt. Daß ſolches die Ober- haut ſei, kann man ſehr leicht ſchon aus dem Fortſazze mit der Oberhaut der Eichel erkennen, welche durch ein Loch der Harnroͤhre herzukoͤmmt. Sie runzelt ſich ge- meiniglich in einige Falten, der Laͤnge nach, dieſe ſehen nicht ſelten als Fleiſch aus (c), und es iſt keine Selten- heit, daſelbſt gleichſam Klappen anzutreffen (d). Jm Widder habe ich die ganze Harnroͤhre voller Beulchen geſehen, die nezzfoͤrmig gewebt waren.
Die nervige Haut machet auch an der Harnroͤhre das vornehmſte Grundgewebe des ganzen Kanals aus; ſie iſt von auſſen loſe und ſchwammig, wo ſie nach dem ſchwammigen Koͤrper hin gekehrt iſt, damit in ſelbiger, weil ſie ſchwammiger Art, einige Schleimhoͤlungen ihren Sizz nehmen moͤchten. Sie iſt mit vielen Gefaͤſſen be- mahlt.
Sie hat eine genaue Empfindlichkeit, ſo oft es ihr am Schleime fehlt, und ſonderlich, wenn ſie von ihrer Oberhaut entbloͤßt iſt, und den nahen Eindrukk von der Schaͤrfe des Urins fuͤhlet.
Jn der Eichel verwandelt ſie ſich in die zarte und fleiſchige Eichelhaut, welche wir beſchreiben werden.
Wenn
(a)[Spaltenumbruch]WINSLOW. n. 531.
(b)WINSLOW. n. 558. DU- VERNEY II. p. 274.
(c)MORGAGN. Sed. et Cauſ. [Spaltenumbruch]
morb. T. II. p. 176. vielleicht darum fuͤr muſkuloͤs gehalten SCHLICH- TING. mnemoſyn. crit. p. 161.
(d)HEUERMAN. T. IV. p. 157.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0724"n="688"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Zeugungstheile, <hirendition="#aq">XXVII.</hi> Buch.</hi></fw><lb/><divn="4"><head>§. 31.<lb/><hirendition="#b">Die Haͤute der Harnroͤhre.</hi></head><lb/><p>Wenn die Harnroͤhre aus der Blaſe koͤmmt, ſo ſchei-<lb/>
net ſie im Vorſteher eine weiſſe, geſpannte<noteplace="foot"n="(a)"><cb/><hirendition="#aq">WINSLOW. n.</hi> 531.</note>, feſte Mem-<lb/>
bran zu ſeyn, wenn ſie trokken iſt. Sie iſt aus der ner-<lb/>
vigen und innerſten Haut der Blaſe <noteplace="foot"n="(b)"><hirendition="#aq">WINSLOW. n. 558. DU-<lb/>
VERNEY II. p.</hi> 274.</note>, oder aus der<lb/>
Oberhaut, die hier ohne ein Zwiſchenweſen mit einander<lb/>
verbunden ſind, zuſammen geſezzt. Daß ſolches die Ober-<lb/>
haut ſei, kann man ſehr leicht ſchon aus dem Fortſazze<lb/>
mit der Oberhaut der Eichel erkennen, welche durch ein<lb/>
Loch der Harnroͤhre herzukoͤmmt. Sie runzelt ſich ge-<lb/>
meiniglich in einige Falten, der Laͤnge nach, dieſe ſehen<lb/>
nicht ſelten als Fleiſch aus <noteplace="foot"n="(c)"><hirendition="#aq">MORGAGN. Sed. et Cauſ.<lb/><cb/>
morb. T. II. p.</hi> 176. vielleicht darum<lb/>
fuͤr muſkuloͤs gehalten <hirendition="#aq">SCHLICH-<lb/>
TING. mnemoſyn. crit. p.</hi> 161.</note>, und es iſt keine Selten-<lb/>
heit, daſelbſt gleichſam Klappen anzutreffen <noteplace="foot"n="(d)"><hirendition="#aq">HEUERMAN. T. IV. p.</hi> 157.</note>. Jm<lb/>
Widder habe ich die ganze Harnroͤhre voller Beulchen<lb/>
geſehen, die nezzfoͤrmig gewebt waren.</p><lb/><p>Die nervige Haut machet auch an der Harnroͤhre<lb/>
das vornehmſte Grundgewebe des ganzen Kanals aus;<lb/>ſie iſt von auſſen loſe und ſchwammig, wo ſie nach dem<lb/>ſchwammigen Koͤrper hin gekehrt iſt, damit in ſelbiger,<lb/>
weil ſie ſchwammiger Art, einige Schleimhoͤlungen ihren<lb/>
Sizz nehmen moͤchten. Sie iſt mit vielen Gefaͤſſen be-<lb/>
mahlt.</p><lb/><p>Sie hat eine genaue Empfindlichkeit, ſo oft es ihr<lb/>
am Schleime fehlt, und ſonderlich, wenn ſie von ihrer<lb/>
Oberhaut entbloͤßt iſt, und den nahen Eindrukk von der<lb/>
Schaͤrfe des Urins fuͤhlet.</p><lb/><p>Jn der Eichel verwandelt ſie ſich in die zarte und<lb/>
fleiſchige Eichelhaut, welche wir beſchreiben werden.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Wenn</fw><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[688/0724]
Zeugungstheile, XXVII. Buch.
§. 31.
Die Haͤute der Harnroͤhre.
Wenn die Harnroͤhre aus der Blaſe koͤmmt, ſo ſchei-
net ſie im Vorſteher eine weiſſe, geſpannte (a), feſte Mem-
bran zu ſeyn, wenn ſie trokken iſt. Sie iſt aus der ner-
vigen und innerſten Haut der Blaſe (b), oder aus der
Oberhaut, die hier ohne ein Zwiſchenweſen mit einander
verbunden ſind, zuſammen geſezzt. Daß ſolches die Ober-
haut ſei, kann man ſehr leicht ſchon aus dem Fortſazze
mit der Oberhaut der Eichel erkennen, welche durch ein
Loch der Harnroͤhre herzukoͤmmt. Sie runzelt ſich ge-
meiniglich in einige Falten, der Laͤnge nach, dieſe ſehen
nicht ſelten als Fleiſch aus (c), und es iſt keine Selten-
heit, daſelbſt gleichſam Klappen anzutreffen (d). Jm
Widder habe ich die ganze Harnroͤhre voller Beulchen
geſehen, die nezzfoͤrmig gewebt waren.
Die nervige Haut machet auch an der Harnroͤhre
das vornehmſte Grundgewebe des ganzen Kanals aus;
ſie iſt von auſſen loſe und ſchwammig, wo ſie nach dem
ſchwammigen Koͤrper hin gekehrt iſt, damit in ſelbiger,
weil ſie ſchwammiger Art, einige Schleimhoͤlungen ihren
Sizz nehmen moͤchten. Sie iſt mit vielen Gefaͤſſen be-
mahlt.
Sie hat eine genaue Empfindlichkeit, ſo oft es ihr
am Schleime fehlt, und ſonderlich, wenn ſie von ihrer
Oberhaut entbloͤßt iſt, und den nahen Eindrukk von der
Schaͤrfe des Urins fuͤhlet.
Jn der Eichel verwandelt ſie ſich in die zarte und
fleiſchige Eichelhaut, welche wir beſchreiben werden.
Wenn
(a)
WINSLOW. n. 531.
(b) WINSLOW. n. 558. DU-
VERNEY II. p. 274.
(c) MORGAGN. Sed. et Cauſ.
morb. T. II. p. 176. vielleicht darum
fuͤr muſkuloͤs gehalten SCHLICH-
TING. mnemoſyn. crit. p. 161.
(d) HEUERMAN. T. IV. p. 157.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 688. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/724>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.