wendigen dünnern Blatte in dasjenige Thal zurükke läuft, welches die Grenze des vorragenden Eichelrandes aus- macht. und sich wiederum durch Fäden des Fadengewe- bes, an die Bekleidung der schwammigen Körper an- hängt. Den Hals der Eichel bekleidet blos das Faden- gewebe(a).
Zwischen diesen zweien Blättern ist die Haut der Vorhaut cellulöse, so wie sie anderswo unter der Haut ist, sie läßt sich leicht aufblasen, und in ein solches Baum- wollengewebe, wie an der Ruthe verwandeln, nur daß sie loser ist (b), weil sie sich zwischen nichts als einer leicht nachgebenden Haut befindet, und niemals mit Fett an- gefüllt ist. Jch habe gesehen, daß sie mit einem dikken Saft angefüllt gewesen, und eine harte anderthalb Linien dikke Vorhaut ausmachte, welche die Mündung der Harnröhre verstopfte.
Sie öffnet sich, so zu reden, mit einer weitern Mün- dung, als die Harnröhre; ist aber dennoch bei einigen Menschen enger, und den Ausgang der Harnröhre, so genau verwahret, daß sie beschwerlich wird, und die Nothwendigkeit, den Fehler der Natur durch Beschnei- dung zu heben, nach sich zieht (c). Sie soll in Arabien (c*) und Egypten (d) so lang wachsen, daß der Schmuzz, von welchem wir sogleich reden wollen, wenn er sich an- häuft, Beschwerlichkeit verursacht, und die Eichel nicht bedekken läßt; man glaubet, dieses sey die Ursache sowohl von dem Befehle, als der Unterlassung der Beschneidung gewesen, so bald die Religion bei andern, und mehr nach Norden zu wohnenden Völkern bekannt geworden. Viel- leicht lieget auch unter diesem Gebote eine stillschweigende
War-
(a)[Spaltenumbruch]COWPER. gland. urethr. T. I.
(b)WALTHER. Act. erudit. ann. 1725. p. 4 6 497.
(c)PALFYN. Anat. Chir. p. 200.
(c*)La BOULAYE voyag. p. [Spaltenumbruch]
37. THEVENOT. voyag. P. I. T. I. c. 32. beim Euphrat und Tiger- flusse BUFFON. II. p. 480.
(d)BARTHOL anat. ren. p. 239. ex VESLINGIO.
Zeugungstheile, XXVII. Buch.
wendigen duͤnnern Blatte in dasjenige Thal zuruͤkke laͤuft, welches die Grenze des vorragenden Eichelrandes aus- macht. und ſich wiederum durch Faͤden des Fadengewe- bes, an die Bekleidung der ſchwammigen Koͤrper an- haͤngt. Den Hals der Eichel bekleidet blos das Faden- gewebe(a).
Zwiſchen dieſen zweien Blaͤttern iſt die Haut der Vorhaut celluloͤſe, ſo wie ſie anderswo unter der Haut iſt, ſie laͤßt ſich leicht aufblaſen, und in ein ſolches Baum- wollengewebe, wie an der Ruthe verwandeln, nur daß ſie loſer iſt (b), weil ſie ſich zwiſchen nichts als einer leicht nachgebenden Haut befindet, und niemals mit Fett an- gefuͤllt iſt. Jch habe geſehen, daß ſie mit einem dikken Saft angefuͤllt geweſen, und eine harte anderthalb Linien dikke Vorhaut ausmachte, welche die Muͤndung der Harnroͤhre verſtopfte.
Sie oͤffnet ſich, ſo zu reden, mit einer weitern Muͤn- dung, als die Harnroͤhre; iſt aber dennoch bei einigen Menſchen enger, und den Ausgang der Harnroͤhre, ſo genau verwahret, daß ſie beſchwerlich wird, und die Nothwendigkeit, den Fehler der Natur durch Beſchnei- dung zu heben, nach ſich zieht (c). Sie ſoll in Arabien (c*) und Egypten (d) ſo lang wachſen, daß der Schmuzz, von welchem wir ſogleich reden wollen, wenn er ſich an- haͤuft, Beſchwerlichkeit verurſacht, und die Eichel nicht bedekken laͤßt; man glaubet, dieſes ſey die Urſache ſowohl von dem Befehle, als der Unterlaſſung der Beſchneidung geweſen, ſo bald die Religion bei andern, und mehr nach Norden zu wohnenden Voͤlkern bekannt geworden. Viel- leicht lieget auch unter dieſem Gebote eine ſtillſchweigende
War-
(a)[Spaltenumbruch]COWPER. gland. urethr. T. I.
(b)WALTHER. Act. erudit. ann. 1725. p. 4 6 497.
(c)PALFYN. Anat. Chir. p. 200.
(c*)La BOULAYE voyag. p. [Spaltenumbruch]
37. THEVENOT. voyag. P. I. T. I. c. 32. beim Euphrat und Tiger- fluſſe BUFFON. II. p. 480.
(d)BARTHOL anat. ren. p. 239. ex VESLINGIO.
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[710/0746]
Zeugungstheile, XXVII. Buch.
wendigen duͤnnern Blatte in dasjenige Thal zuruͤkke laͤuft,
welches die Grenze des vorragenden Eichelrandes aus-
macht. und ſich wiederum durch Faͤden des Fadengewe-
bes, an die Bekleidung der ſchwammigen Koͤrper an-
haͤngt. Den Hals der Eichel bekleidet blos das Faden-
gewebe (a).
Zwiſchen dieſen zweien Blaͤttern iſt die Haut der
Vorhaut celluloͤſe, ſo wie ſie anderswo unter der Haut
iſt, ſie laͤßt ſich leicht aufblaſen, und in ein ſolches Baum-
wollengewebe, wie an der Ruthe verwandeln, nur daß
ſie loſer iſt (b), weil ſie ſich zwiſchen nichts als einer leicht
nachgebenden Haut befindet, und niemals mit Fett an-
gefuͤllt iſt. Jch habe geſehen, daß ſie mit einem dikken
Saft angefuͤllt geweſen, und eine harte anderthalb Linien
dikke Vorhaut ausmachte, welche die Muͤndung der
Harnroͤhre verſtopfte.
Sie oͤffnet ſich, ſo zu reden, mit einer weitern Muͤn-
dung, als die Harnroͤhre; iſt aber dennoch bei einigen
Menſchen enger, und den Ausgang der Harnroͤhre,
ſo genau verwahret, daß ſie beſchwerlich wird, und die
Nothwendigkeit, den Fehler der Natur durch Beſchnei-
dung zu heben, nach ſich zieht (c). Sie ſoll in Arabien (c*)
und Egypten (d) ſo lang wachſen, daß der Schmuzz,
von welchem wir ſogleich reden wollen, wenn er ſich an-
haͤuft, Beſchwerlichkeit verurſacht, und die Eichel nicht
bedekken laͤßt; man glaubet, dieſes ſey die Urſache ſowohl
von dem Befehle, als der Unterlaſſung der Beſchneidung
geweſen, ſo bald die Religion bei andern, und mehr nach
Norden zu wohnenden Voͤlkern bekannt geworden. Viel-
leicht lieget auch unter dieſem Gebote eine ſtillſchweigende
War-
(a)
COWPER. gland. urethr.
T. I.
(b) WALTHER. Act. erudit.
ann. 1725. p. 4 6 497.
(c) PALFYN. Anat. Chir. p. 200.
(c*) La BOULAYE voyag. p.
37. THEVENOT. voyag. P. I. T.
I. c. 32. beim Euphrat und Tiger-
fluſſe BUFFON. II. p. 480.
(d) BARTHOL anat. ren. p.
239. ex VESLINGIO.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 710. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/746>, abgerufen am 28.09.2024.
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